58. Etappe von Livinhac le Haut nach Figeac

DSCF2967_bearbeitet-1Heute frühstückten wir etwas später, Edgar kochte in der Küche Milch und wir stärkten uns für den Tag. Auch die anderen Pilger, Meiner, Noel und Veronique waren schon da und frühstückten. Heute mussten wir uns von Noel verabschieden, er wollte noch bis Figeac gehen und von dort nach Hause zurückfahren. Schade, er war wie viele andere Pilger zu einem richtigen Freund geworden, wer weiß, vielleicht trifft man sich irgendwann, so Gott will, wieder. Das Wetter hatte sich wieder etwas gebessert und die Sonne schien wieder, aber man musste aufgrund des Wetterberichtes trotzdem auf Regen gefasst sein. Die Steigungen waren mittlerweile nicht mehr ganz so extrem wie in den vergangenen Tagen und so kamen wir relativ gut voran. In Saint Felix machten wir eine etwas längere Rast und tranken gemütlich einen Kaffee. Die Bar war recht nett eingerichtet und alles war auf die Verpflegung der Pilger ausgerichtet. Nach und nach kamen dort viele Pilger um sich zu stärken. Unter anderen trafen wir zwei deutsche Ehepaare die von Le Puy bis an die Pyrinäen gehen wollten. Diese hatten wir bereits schon auf dem Campingplatz in Golinhac getroffen. Wir hatten eine ganz nette und schöne Unterhaltung. Manchmal ist es auch ganz schön in der Muttersprache sich zu unterhalten. Die meisten Unterhaltungen führte man in diesem Jahr meist auf Englisch und etwas auf Französisch. Später in einer Kirche trafen wir auch Marius wieder, den jungen Mann aus Konstanz, er hatte ungefähr unser Pilgertempo und wollte an diesem Tag wie wir auch die Strecke von 23 km bis nach Figeac gehen. Nach einer Rast am Wegesrand erreichten wir den Stadtrand von Figeac am Nachmittag. Figeac ist eine größere Stadt und wir brauchten eine ganze Zeit um ins Zentrum zu gelangen. Dort lag in der Nähe der Kirche Saint Sauveur unsere heutige Herberge die Gite Le Soleilho. Wir mussten ein paar mal nach dem Weg fragen um an unsrer Ziel gelangen. Ein freundlicher älterer Mann, der auch schon den Jakobsweg gegangen war, hatte die Herberge in seiner Obhut. Leider sprach er nur Französisch und nur einige Worte Englisch, aber wir unterhielten uns eine ganze Weile mit ihm. Es war eine große geräumige Herberge mit einer Küche und großzügigen Betten. Wir waren an diesem Tag nur zu dritt in der Herberge. Der dritte Pilger sollte erst in der Nacht kommen, so der Herbergsvater. Zunächst machten wir uns auf den Weg in die Stadt um dort die Tourist Info zu suchen, dort wollten wir eine Auskunft einholen ab wo Busverbindungen nach Cahors bestehen, denn von dort ging unser Zug zurück nach Deutschland. Leider schafften wir es aus Zeitgründen nicht zu Fuß nach Cahors wie ursprünglich vorgesehen. So mussten wir etwas umdisponieren, aber auch das macht den Weg so interessant, wenn nicht alles so nach Plan läuft. Die Damen dort sprachen alle Englisch, und so konnten wir alle Informationen bekommen für unsere Rückreise. Das Wetter war mittlerweile wieder richtig sonnig, und so nutzten wir die Gelegenheit uns im Ortszentrum in eine Bar zu setzen, die Leute zu beobachten und ein zwei Bier zu trinken. Wir hatten ja heute genügend Zeit. Nach dem Duschen gingen wir wieder ins Zentrum, dort trafen wir zu unserer Überraschung Annie und Pascal, auch sie freuten sich uns wieder zu sehen. Ihr Weg für dieses Jahr endetet hier in Figeac. Es war immer wieder schön sie zu treffen uns sich mit Ihnen zu unterhalten. Später trafen wir wieder auf unseren Pilgerfreund Marius. Da an diesem Abend das Champions League Endspiel anstand, Marius war auch ein großer Fußballfan, verabredeten wir uns zum Fußballschauen in einer Bar. Vorher gingen wir noch Pizza Essen, hier in Figeac gab es genügend Möglichkeiten fürs Abendessen. Für das Endspiel interessierte man sich hier in Frankreich recht wenig, und so waren recht wenige Leute in der Bar. Zu allem Überfluss gab es nach einem schlechten Spiel auch noch Verlängerung. Hier lernten wir auch noch Jean Luc, einen Franzosen, kennen und hatten während des Spiels eine nette Unterhaltung. Wir verabschiedeten uns von Jean Luc und Marius, wünschten ihnen alles Gute für ihren restlichen Weg nach Santiago und gingen in unsere Herberge. Heute wurde es schon relativ spät. In der Herberge war mittlerweile auch der dritte Pilger angekommen. Müde fielen wir in unsere Betten.

Bonjour uns Buen Camino

57. Etappe von Conques nach Livinhac le Haut

DSCF3034_bearbeitet-1Nach dem es in der Herberge kein Frühstück gab, beschlossen wir früh aufzustehen und auf den Weg zu machen. In der Küche der Herberge aßen wir die Reste vom Vortag. Auch andere Pilger waren schon zu so früher Stunde aufgestanden. Es hatte die ganze Nacht geregnet und war ganz schön nebelig geworden in diesem Kessel in dem Conques lag. Wir wollten noch einen Abstecher in die Kathedrale machen, aber leider war diese zu so früher Stunde noch geschlossen, genau wie die Bars und Bäckereien. Ab Conques gab es zwei Möglichkeiten den Weg zu gehen. Einen über die Straße den Berg hoch, die kürzer und nicht so anstrengend war und den klassischen Weg auf steilen Pfaden den Berg hoch. Wir entschieden uns für die klassische Variante. Sie war zwar wahnsinnig anstrengend aber jede Anstrengung hat ihren Reiz. Auf halber Strecke stand am Berg eine kleine Kapelle, dort machten wir Rast und sangen den Engel des Herrn. Ein erhebendes Gefühl nach der Anstrengung und an dieser Stelle hoch über Conques. In der Kapelle klang das Lied richtig gut, trotz unserer gesanglichen Mängel. Leider konnte man von dort die Kathedrale bei dem Nebel nicht erkennen. Nach dem weiteren Anstieg zog mit schnellen Tempo unser Pilgerfreund aus Hamburg an uns vorbei. Eben ein junger Kerl mit einer gigantischen Ausdauer. Wir verabschiedeten uns von ihm, den bei diesem Tempo glaubten wir ihn nicht wieder zu sehen, zumal wir eine Strecke von 22 km vor uns hatten und er an diesem Tag 40 km gehen wollte. Oben auf der Höhe angekommen schien die Sonne herrlich warm und man sah von oben das Tal in Nebel getaucht. Nach und nach tauchten wieder Pilger auf, die alle die Straße genommen hatten und deshalb uns einholten. Gegen Mittag erreichten wir Noahilhac und machten dort wieder eine Rast. Am frühen Nachmittag zogen dicke schwarze Regenwolken auf und es sah nach Regen aus. Auf dem Weg lag noch die Ortschaft Viviez mit einer schönen Kirche. Dort kam zu unserer Überraschung der junge Pilger aus Hamburg auch in die Kirche und wir freuten uns ihn wiederzusehen. Heute früh glaubten wir ihn bei diesem Tempo, das er vorlegte, nicht mehr wiederzusehen. Aber auch so ist der Camino, er hat immer Überraschungen für einen parat. Er hatte sich komplett verlaufen und lief einen Umweg von über 25  km um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Als wir die Kirche verließen, begann es schon zu regnen und wir mussten die Regenkleidung auspacken. Heute hatten wir nicht das Glück wie gestern in Conques und vor Beginn des Regens am Ziel zu sein. Aber der Weg war nicht mehr allzu weit, aber es reichte um Nass zu werden. Die Herberge in Livinhac de Haut fanden wir schnell und wir waren neben dem Pilger aus Hamburg heute die ersten dort. Wir quartierten uns ein, das Zimmer war schon draußen auf einer Tafel mit unseren Namen angeschrieben. Heute hatten wir sogar ein Zweibettzimmer, und so hatten wir genügend Platz um die Sachen zu trocknen. Leider war aber die Witterung nicht zum trocknen geeignet und keinen warmen Trockenraum gab es auch nicht. Es hatte sich so richtig ein geregnet, so das wir eine ganze Weile warten mussten um einkaufen zu gehen. Beim Einkaufen trafen wir wieder viele Pilger, die nach und nach eintrafen. Die meisten blieben aufgrund des Regens in Livinhac de Haut und einige, wie unser Pilgerfreund aus der Schweiz machten kurz Rast und gingen weiter, da sie ihre Unterkunft in den Orten nach Livinhac gebucht hatten. Wir shoppten heute recht ausgiebig, hatten wir doch so gut wie keine Vorräte mehr. Wir beschlossen heute in der Herberge zu essen, dort gab es einen schönen Speisesaal und eine Küche. Meiner, der Pilgerfreund aus Holland kochte für einige Pilger, und auch wir bekamen von seinem Menü etwas ab. So ist das eben auf dem Weg, wer etwas übrig hat gibt es den anderen Pilgern. Wir gaben dafür von unserem Rotwein an die anderen Pilger ab und es wurde ein schöner Abend. Veronique aus Holland und Noel waren auch in der Herberge und es wurde ein schöner Abend. Noel hatte dankenswerterweise am Nachmittag bereits schon für uns die nächste Herberge reserviert. Nach schönen Unterhaltungen gingen wir früh schlafen.

Bonjour und Buen Camino

56. Etappe von Golinhac nach Conques

DSCN1421_bearbeitet-1Nach einer ruhigen Nacht packten wir recht früh und machten uns auf dem Weg zum Campingplatz, wo wir frühstücken konnten. Ab dort machten sich nach und nach die Pilger auf den Weg. Da vergangene Nacht relativ viele Pilger auf dem Campingplatz und rund um Golinac übernachteten, machte sich eine richtige Wallfahrt auf den Weg nach Conques. Conques ist neben Rocomandur der große Zielpunkt für die Franzosen auf dem Jakobsweg. Hier beenden viele ihren Weg, den sie in Le Puy begonnen hatten. Ab hier sollte es dann ruhiger werden, und die Herbergssituation sollte sich entspannen. Am Vormittag war das Wetter herrlich sonnig entgegen unserer Erwartung. Die Strecke über 22 km war heute nicht ganz so schwierig von den Anstiegen und ließ sich relativ problemlos bewältigen. In Senergue, einer etwas größeren Ortschaft, legten wir eine kleine Pause ein um uns zu stärken. Dort lernten wir Marius, einen jungen deutschen Pilger aus Konstanz kennen. Er war gerade mit seinem Studium fertig und hatte sich den Jakobsweg für die Zeit bis zum Beginn seines Berufslebens vorgenommen. Er war ein angenehmer Pilger mit dem man sich richtig gut unterhalten konnte. Mit ihm kamen wir zusammen in Conques an und machten uns gleich auf den Weg in die Gemeindeherberge. Leider hatten wir im Kloster keinen Platz mehr bekommen, aber auch die Gemeindeherberge war in Ordnung. Hier gab es einen großen Schlafsaal, die Dusche und die Toiletten waren über dem Hof. Eine Küche gab es ebenfalls, die lag im oberen Stock über den Duschen. An unseren Betten hing schon der Zettel mit unseren Namen und so quartierten wir uns ein. Nach und nach trafen Pilger ein, es waren wieder viele bekannte Gesichter darunter. Veronique aus Holland, Noel aus Frankreich, Viktoria aus Österreich und Hugues unser alter Pilgerfreund war da. Nach dem Duschen machten wir noch einen kurzen Rundgang durch Conques. Dieser Wallfahrtsort hatte mit seinen vielen kleinen Gassen eine Ähnlichkeit mit Rothenburg ob der Tauber. Wir sahen uns die imposante Kathedrale an und hielten dort innen. Danach gingen wir im Anschluss in eine Bar um ein Bier zu trinken. Nach dem ersten Bier ging plötzlich ein Unwetter los und es goss Hagelkörner wie aus Kübeln. Zum Glück saßen wir schon im trocknen. Heute hatten wir mal kein großes Abendessen geplant und verpflegten uns in der Küche der Herberge. Am Abend gab es dann in der Kathedrale ein Abendgebet und einen Pilgersegen durch die dortigen Pater. Es waren viele Pilger gekommen um an diesem eindrucksvollen Ereignis teilzunehmen. Am Schluss gab es noch einen kleinen Umgang durch die Kathedrale und vor dem Bild der Muttergottes wurde das Salve Regina gesungen. Auch waren viele bekannte Gesichter in der Kathedrale, unter anderem waren auch Annie und Pascal da, diese hatten wir in den vergangenen Tagen aus den Augen verloren. Aber der Weg verliert niemanden. Vor der Kathederale erklärte der Pater dann die Geschichte von Conques und die Bedeutung der Abbildungen am Hauptportal, teils auf lustige Art und Weise, was man am Lachen der Pilger erkennen konnte. Leider konnten wir davon nichts verstehen, da dies alles auf Französisch erfolgte, aber es war trotzdem eine einzigartige Atmosphäre an diesem berühmten Wallfahrtsort der alle in seinen Bann zog. Mittlerweile war es richtig kühl geworden und in der Nacht regnete es weiter. Zurück in der Herberge hatten wir zudem einen neuen Bettnachbarn bekommen, es war ein Junger Pilger aus Hamburg, der sehr gesprächig war und allerhand Geschichten wusste. Müde und zufrieden gingen wir schlafen.

Bonjour und Buen Camino

55. Etappe von Espalion nach Golinhac

DSCF2836_bearbeitet-1Recht früh sollte es an diesem Tag losgehen, hatten wir uns doch für heute trotz unserer immer noch vorhandenen körperlichen Schwierigkeiten die Strecke von 27 km nach Golinhac vorgenommen. Mit einem einfachen aber ausreichenden Frühstück begannen wir unseren Tag in der Herberge. Das Wetter war richtig extrem geworden. Wir gingen an diesem Tag bei Windstärke 12 los und es sollte sich den ganzen Tag nicht ändern. Aufgrund des starken Windes konnte es wenigstens nicht regnen, aber es war ganz schön gefährlich. Immer wieder lagen Äste und Bäume im Weg. Besonders in den Wäldern musste man aufpassen. Man hatte zum Glück Rückenwind, so dass der Wind keine größere Behinderung darstellte. Unter normalen Umständen wäre in Deutschland bei diesen Bedingungen keiner in den Wald gegangen. Aber auch diese Witterungsbedingungen galt es zu überstehen. An einer Kapelle die am Weg lag, hielten wir bei einem Impuls inne und sangen unser tägliches Lied, den Engel des Herrn wie an jedem Tag. Am späten Vormittag erreichten wir Estaing. Dort gab es eine imposante  Burganlage. Wenn die französische Flagge auf der Burg gehisst ist, so hatte man uns gesagt, wäre der ehemalige französische Staatspräsident Giscard d´ Estaing zu Hause. Dem war an diesem Tag aber nicht so. Wir machten dort eine etwas längere Pause und stärkten uns etwas, bevor die nächsten Anstiege anstanden. Wie schon erwähnt hielt der Wind bei dieser Windstärke an, und so trafen wir auf einen der Wege im Wald einen verletzten Pilger. Er war durch einen herabfallenden Ast getroffen worden und gestürzt. Dabei hatte er sich eine Platzwunde an über dem Auge und Hautabschürfungen zugezogen. Seine Brille war dabei zerbrochen und seine Kleidung zerrissen. Wir verarzteten den etwas älteren Franzosen, der sich sehr dankbar zeigte, dass man ihm half. Unbeeindruckt von diesem Ereignis so schien es, das auch leicht hätte böse enden können, setzte er seinen Weg fort. Einfach bewundernswert, das ihm einfach nichts auf diesen, seinen Weg aufhalten konnte. Auch ihn sollten wir an diesem Abend und die nächsten Tage wieder treffen. Obwohl er weder Englisch noch Deutsch sprach entwickelte sich zwischen uns ein inniges Verhältnis. Auf dem Weg lernten wir heute noch einen anderen Pilger kennen, den wir ebenfalls die nächsten Tage immer wieder treffen sollten. Es war der Franzose Noel der etwas deutsch und englisch sprach. Ein ruhiger und angenehmer Zeitgenosse. Am späten Nachmittag kamen wir in Golinhac an, dort war am Ortseingang schon ein Schild mit unseren Namen aufgestellt. Es war der Hinweis auf das Zimmer 1 in der Herberge. Die Gite befand sich am Ortsrand von Golinhac. Zu unserer Überraschung standen dort auch die Namen unsrer Pilgerfreunde Noel und Hugues. Auf dem Zimmer 2 stand auch ein bekannter Name, es war Veronique, eine Holländerin, die ebenfalls sehr sympatisch und nett war. Es versprach daher ein angenehmer Abend zu werden. Zunächst gingen wir aber erstmal zur Anmeldung. Diese war auf dem Campingplatz untergebracht. Wir meldeten uns also erstmal ordungsgemäß an. Nach und nach trafen immer mehr Pilger ein und es war ganz schön was los. Es gab genügend Unterkünfte dort, so hatte man auf dem Campingplatz noch einzelne kleine Hütten, wo Pilger unterkommen konnten. Im Zentrum des Campingplatzes befand sich ein großer Speisesaal. Dort gab es auch das Frühstück und das Abendessen. Hier genehmigten wir uns unser obligatorisches Bier. Auch Hugues und einige deutsche Pilger kamen noch dazu und wir hatten eine schöne Unterhaltung. Zurück in der Herberge ging es ans duschen und waschen, aber dies stellte sich als großer Fehler heraus, denn trotz des Windes wurde nichts mehr trocken. Hugues unser Pilgerfreund hatte extrem mit Blasen zu kämpfen und wir halfen ihm mit Blasenpflaster aus, das wir ja zur Genüge dabei hatten. Später ging es zum Essen auf den Campingplatz, auch dort hatte man genügend Unterhaltung, so waren an diesem Abend mehrere Deutsche da, unter anderem ein Münchner, den wir bereits in Le Puy am ersten Abend getroffen hatten. Der Weg verliert niemanden, man trifft sich immer wieder, mal früher und mal später. Der Franzose, den wir verarztet hatten, war ebenfalls da. Er musste seine Wunde klammern lassen, so tief war diese. Er gab noch einen Rotwein aus und zufrieden traten wir den Rückweg in die Herberge an. Es war schon recht kühl geworden, der Wind hatte sich etwas gelegt und es sah für die nächsten Tage nach Regen aus.

Bonjour und Buen Camino

 

54. Etappe von Saint Chely de Aubrac nach Espalion

DSCF2953_bearbeitet-1Nach einer ruhigen Nacht machten wir zunächst Frühstück im Haupthaus der Herberge. Dort gab es ein Frühstücksbuffet mit allen was man sich vorstellen konnte. Dies nutzten wir natürlich ausgiebig zur Stärkung für diesen Tag. Auch Victoria war schon zu dieser frühen Stunde beim Frühstück und wir unterhielten uns wieder ausgiebig. Für diesen Tag hatten wir uns eine Strecke von 24 km vorgenommen. Das Ziel dieses Tages sollte Espalion, sein, dort hatten wir in der Gite d´etape Au Fil de l´Eau reservieren lassen. Das Wetter an diesem Tag war bestens zum Pilgern, frühmorgens war es zwar noch recht kühl, aber es wurde im laufe des Tages zunehmend wärmer. Die Strecke hatte es wieder in sich mit einigen steilen Auf- und vor allem extremen Abstiegen, die unsere Knochen doch recht belasteten. Am frühen Vormittag kamen wir nach L`Estrate, dort  gab es einen überdachten Rastplatz und ein paar Einheimische boten gegen Spende Getränke und Kaffee für die Pilger an. Wir machten dort eine kurze Rast um uns etwas zu erholen und tranken einen Kaffee. Frisch gestärkt konnte es weitergehen und so kamen wir am frühen Nachmittag nach Saint Come d´Olt, einer etwas größeren Ortschaft. Heute trafen wir keinen der Pilger, mit denen wir in den letzten Tagen Freundschaft geschlossen hatten. Es war schon etwas komisch, irgendwie waren sie alle nicht mehr da und so gingen wir unserem heutigen Tagesziel entgegen. Kurz vor Espalion ging es noch mal richtig steil nach oben auf einen Berg, dort oben steht eine Statue, die Vierge-Notre-Dame de-Venus, von dort oben wird man mit einem schönen Blick über das Lot-Tal belohnt. Auch hier oben trafen wir niemanden und manchmal hatten wir so unsere Zweifel, ob wir denn Espalion oder etwa eine andere Ortschaft vor den Augen hatten. Man sah lange Zeit keinen Wegweiser und im Pilgerführer stand es auch nicht ganz eindeutig. Aber was blieb uns übrig, wir gingen den steilen Abstieg hinunter und auf die Ortschaft zu. Dort stand zu unserer Erleichterung die Ortstafel von Espalion. Darauf war auch der Weg zu unserer Herberge beschrieben. Nach ca. einer halben Stunde, waren wir im Zentrum von Espalion angekommen, und fanden auch gleich die Unterkunft. An diesem Tag waren wir eine der ersten die dort ankamen, und es entwickelte sich auch gleich ein lustiges Gespräch mit der Frau die diese Herberge betreute. Wie immer tranken wir bei der Ankunft unser Bier. Da noch nicht so viele Pilger gekommen waren, hatte die Herbergsmutter etwas Zeit und wir probierten unsere Sprachkenntnisse aus. Bei ihr sorgte unsere Aussprache der französischen Worte für große Erheiterung und sie zog uns damit die ganze Zeit auf. Nachdem wir unser Zimmer bezogen und geduscht hatten kümmerten wir uns erstmal um die Übernachtungen für die nächsten Tage. Die Situation bei der Belegung der Herbergen war immer noch angespannt aufgrund des hohen Pilgeraufkommens. Wir baten die Herbergsmutter für uns zu telefonieren, sie war sehr freundlich und hilfsbereit und reservierte uns für die nächsten beiden Tage schon im voraus. Nach und nach kamen nun die Pilger an und die Herberge füllte sich. Zum Abendessen hatte man uns ein Lokal im Zentrum neben der Kirche empfohlen, zu dem wir auch gingen. Zu unserer Freude saß dort schon Hugues unser französischer Pilgerfreund, er war zwischenzeitlich auch in der gleichen Herberge wie wir und so war ein netter Abend garantiert. Das obligatorisch üppige Abendessen ließen wir uns alle schmecken, dazu wie immer etwas Rotwein und der Pilgertag konnte zufrieden enden. Auf dem Nachhauseweg unterhielten wir uns noch etwas und gingen müde zu Bett.

Bonjour und Buen Camino

53. Etappe von Les Gentianes nach Saint Chely de Aubrac

DSCF2945_bearbeitet-1In der Nacht hatte es extrem abgekühlt und es wurde richtig windig an diesem Tag. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit schönen Unterhaltungen wollte man am liebsten sitzenbleiben. Aber heute hatten wir 27 km auf dem Programm stehen und machten uns deshalb gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Auch unsere Beschwerden, Blasen und Knieschmerzen machten uns noch zu schaffen, so das diese 27 km gerade richtig waren, zumal es heute auch wieder richtig bergauf gehen sollte. Bei extremen Wind ging es heute wieder durch unzählige Viehweiden auf eine Hochebene. Hier kamen wir an den höchsten Punkt unseres Pilgerweges in diesem Jahr auf  1368 m Höhe. Dort war man dem Wetter schutzlos ausgeliefert, aber wir hatten Rückenwind, so das wir gut vorankamen. Zum Glück konnte es aufgrund des Windes nicht regnen. Nasbinals einen größeren Ort, erreichten wir am frühen Vormittag und machten dort ein ausgiebiges Frühstück. In Aubrac kamen wir gegen Mittag an und gingen zunächst in die dortige mittelalterliche Kirche. An einer Bar machten wir Rast und aßen und tranken etwas um uns zu stärken. Auf schwierig zu laufenden Wegen, teils tief eingeschnittene Pfade mit viel Geröll, erreichten wir Saint Chely de Aubrac am späten Nachmittag. Nach zwei Bieren, um den gröbsten Durst zu löschen bezogen wir unser Zimmer. Dort hatten wir unsere Unterkunft in einem Nebengebäude eines Hotels. Das Doppelzimmer war der pure Luxus. Mit großer Dusche und Fernseher. Eigentlich ist das nicht unsere Kategorie Herberge, aber es war aufgrund des großen Pilgeraufkommens nichts anderes zu bekommen. Aber es hatte auch was gutes, so konnten wir einen ausgiebigen Waschtag einlegen und die Wäsche an den Heizkörpern trocknen. Vor dem Abendessen gingen wir noch zur Apotheke um Blasenpflaster und Wundsalbe zu kaufen. Da die Dame dort weder deutsch noch englisch sprach, konnte erstmals die Übersetzungapp auf meinem Smartphone zum Einsatz kommen. So bekamen wir was wir wollten und konnten die Wunden pflegen. Vor dem Abendessen kümmerten wir uns zunächst um die Übernachtung am nächsten Tag. Die Chefin des Hotels Saint Andre war dabei sehr hilfreich und rief für uns in der Herberge in Espalion an und buchte für uns dort. Im Anschluß ging es in den Speisesaal zum Abendessen. Wir bekamen eine Tisch mit einem Schweizer und einen Engländer zugewiesen. Es wurde eine schöne Unterhaltung mit den beiden. Der Schweizer stammte aus Fribourg, was ja am Jakobsweg direkt liegt. Er wollte den Weg bis nach Santiago durchgehen. Auch ihn trafen wir die nächste Tage immer wieder. Victoria aus Österreich war ebenfalls in der gleichen Herberge und wir hatten gute und tiefgreifende Gespräche an diesem Abend. Das Essen war wieder mal die Wucht. Hier in Frankreich kann man trotz größter Anstrengungen auf dem Weg nichts abnehmen. Die Franzosen wissen im Gegensatz zu uns Deutschen ein Abendessen zu zelebrieren. Nach den üblichen Gläschen Wein beim Abendessen genehmigten wir uns anschließend auf dem Zimmer noch ein Fläschen Rotwein. So hatten wir die nötige Bettschwere und konnten eine ruhige Nacht verbringen.

Bonjour und Buen Camino

52. Etappe von Les Estrets nach Les Gentianes

Dieser Sonntagmorgen begann mit einem schönen Frühstück, wie immer sehr schlicht hier in Frankreich. Das übliche Weißbrot und Marmelade dazu Kaffee, aber es reicht als erste Stärkung für den Tag. Bei herrlichen Pilgerwetter machten wir uns auf den Weg. Der sollte heute relativ kurz sein. Wir hatten nur ca. 23 km auf unserem Plan stehen, was der Tatsache geschuldet war, das wir nur in Les Gentianes eine Herberge bekommen haben. Alles andere was danach noch an diesem Tag erreichbar gewesen wäre, war schon ausgebucht. Also mussten wir unsere zu Hause gemachten Etappenpläne komplett über den Haufen werfen und um planen, aber auch das gehört zum Camino und macht ihn so interessant. So hatten wir an diesem Sonntag richtig Zeit. Gegen Mittag erreichten  wir Aumont-Aubrac, ein etwas größerer Ort. Dort gingen wir zur Kirche und verweilten darin etwas. Zunächst kauften wir noch etwas Weißbrot und Wurst in einem kleinen Geschäft ein, das an diesem Sonntag geöffnet hatte. Gleich darauf trafen schon unsere österreichischen Pilgerfreunde Reini und Roswitha ein und wir verabredeten uns in der nächsten Bar. Bei herrlichen Sonnenschein setzten wir uns in eine Bar am Marktplatz und feierten mit ihnen Abschied, da die beiden, wie schon erwähnt, heute leider zurück reisen mussten. Bei ein paar Gläschen Rotwein genossen wir die Sonne dieses Sonntages und unterhielten uns über das Leben. Obwohl wir uns nur wenige Tage kannten waren sie uns schon sehr vertraut. Auch das passiert einem nur auf dem Camino. Einen Gast der Bar baten wir noch ein Gemeinschaftsfoto zu machen, bevor wir uns von ihnen verabschiedeten. Wir tauschten noch unsere Mailadressen aus und setzten unseren Weg fort. Der Weg führte uns durch unzählige Viehweiden der berühmten Aubrac. Aber es war kaum Vieh auf den Weiden. Der große Almauftrieb, der hier groß gefeiert wird, fand am nächsten Wochenende statt, und war auch ein Grund für die vielen ausgebuchten Herbergen. Man erzählte uns, das dies immer ein ganz besonderes Ereignis in der Aubrac wäre. Auch waren an diesem Sonntag wieder viele Pilger unterwegs. Die Temperaturen wurden gegen Nachmittag merklich kühler und es wurde richtig windig. Wir trafen bereits am frühen Nachmittag in unserer Herberge ein. Hier gab es ein komfortableres Haupthaus, in dem wohnten zumeist die Pilger die ihr Gepäck transportieren ließen und ein Nebengebäude in dem es mehrere Schlafräume gab. Diese waren nach Blumennamen benannt, und wir sollten im Narzissenzimmer wohnen. Da es dort mehrere Türen gab, quartierten wir uns in der Annahme das richtige Zimmer zu belegen in diese ein. Als ein Pilger aus Holland kam und ebenfalls ins Narzissenzimmer wollte fiel uns das versehen auf. Wir mussten aber nicht mehr umziehen, den Meiner, so hieß der Holländer ging ins andere Zimmer. Auch er wurde in den nächsten Tagen ein Pilgerfreund und unsere Wege kreuzten sich immer wieder. Mit uns im Zimmer waren zwei deutsche Frauen aus München, Randi und Moni. Sie waren auch schon auf verschiedenen Jakobswegen unterwegs gewesen. Später stellte sich beim Gespräch heraus, das Moni im Herbst zu Exerzitien ins Haus Gries kommen wollte. So klein ist also die Welt, hier in Frankreich treffen wir eine Frau die ins Haus Gries ganz in unsere Nähe kommt. Da wir heute Zeit hatten beschlossen wir einen Waschtag einzulegen, was sich aber als nicht so gute Idee herausstellte, denn es wurde immer windiger und kälter, so das unsere Wäsche nicht trocknen konnte. Vor dem Abendessen wollten wir aber noch die Herberge für den nächsten Tag klar machen, was sich als extrem schwierig herausstellte. Die Frau an der Rezeption war sehr geduldig und telefonierte 6 – 7 Herbergen an. Zum Glück fanden wir eine in Saint Chely de Aubrac und konnten jetzt entspannt zum Abendessen. Dieses sollte ein wahrer Höhepunkt werden. Es gab eine besondere Spezialität der Aubrac, „Alligot“. Eine Mischung aus Käse und Kartoffeln die hervorragend schmeckte.. Auch waren
Annie und Pascal unsere Tischnachbarn. Wir hatten eine schöne Unterhaltung. Da der Name Gerhard im französischen Gerad heißt, nannten sie mich ab sofort „CheChe“ nach dem Spitznamen von Gerad Depardieu in Frankreich. Und immer wenn wir uns trafen, begrüßten sie mich so. Auch lernten wir Victoria kennen, sie kam aus Österreich und machte den Weg von Zuhause bis nach Santiago an einem Stück. Bewundernswert wie sie das meisterte. Auch sie trafen wir an den nächsten  Tagen immer wieder und es war immer schön sich mit ihr zu unterhalten.Nach schönen Unterhaltungen und ein paar Gläschen Rotwein gingen wir ins Bett.

Bonjour und Buen Camino

51. Etappe von Chanaleilles nach Les Estrets

DSCF2877_bearbeitet-1An diesem Morgen standen wir relativ früh auf, mussten wir uns doch selbst das Frühstück in der Herberge machen. Aber auch das gehört zum Pilgerleben, und es ist immer wieder schön sich beim Frühstück auszutauschen. Man fragt sich gegenseitig wie weit man den heute gehen will, wo man übernachten will und noch so vieles mehr. Auch achtet man beim Pilgern mehr aufeinander, man sorgt sich gegenseitig und hilft sich aus, so z.B mit Blasenpflastern oder Salbe. Am frühen Morgen war es wieder kalt und extrem windig. Lange Zeit waren wir an diesem Tag allein unterwegs. Der Weg führte uns über Le Sauvage, wo es eine exlusive Herberge gab später noch an der Chapelle Saint Roche vorbei. Das Wetter besserte sich zusehends und es wurde wärmer. An diesem Tag lernten wir Annie und Pascal kennen, ein Ehepaar aus der Nähe zur belgischen Grenze. Auch sie sollten immer wieder unsere Wege kreuzen. Sie machten den Weg von Le Puy bis nach Conques. Beide hatten leichtes Gepäck und ließen ihre Koffer jeden Tag von Herberge zu Herberge transportieren. Diese waren bereits im voraus reserviert und so hatten sie nicht diese Probleme wie wir mit der Herbergssuche. Auch waren ihre Herbergen meist etwas von besseren Format. Auffällig war auf diesen Wegen ab Le Puy, das relativ viele, meist ältere Pilger unterwegs waren, die ihr Gepäck transportieren ließen. Sie wollten sich dadurch den Traum vom Jakobsweg erfüllen, auch wenn sie körperlich nicht mehr in der Lage waren einen Rucksack zu tragen. Dafür war einiges der Infrastruktur in der Gegend ausgelegt, und die Gastronomie profitiert davon natürlich. Gegen Mittag kamen wir in den größeren Ort Saint Alban sur Limagnole. Dort versorgten wir eine Pilgerin mit Schmerzgel, sie hatte Knieschmerzen und ging schon recht beschwerlich. In der Ortschaft machten wir Rast und tranken einen Cafe Au Lait. Bei dem schönen Wetter wäre man am liebsten sitzengeblieben, aber der Weg wartete auf uns. Am frühen Nachmittag kamen wir nach 25 km in Les Estrets an. Wir waren eine der ersten Pilger dort und gönnten uns das schon traditionelle Nachmittagsbier oder auch zwei. Es war eine wunderschöne Herberge, das Le Gevaudan. Es hatte einen schönen großen Garten, einen großen Schlafsaal, einen großen Speisesaal und die sanitären Einrichtungen waren neu. Etwas später kamen dann zu unserer Überraschung Reini und Roswitha in die Herberge und so hatten wir noch einen netten Nachmittag im Garten bei bester Unterhaltung. Am Abend gab es wieder ein wunderbares Abendessen, das keine wünsche übrig ließ. Für Reini und Roswitha war dies bereits der letzte Abend auf dem Camino. Sie wollten am nächsten Tag noch bis Aumont-Aubrac und von dort zurück nach Österreich. Sie hatten ihren Weg bereits vor einigen Wochen in Seyssel fortgesetzt. Auch sie sind von Zuhause gestartet und wollen in Jahresetappen nach Santiago. Mit ein paar Glas Wein klang der Abend aus und wir verabredeten uns für den nächsten Tag in Aumont-Aubrac. Dort wollten wir uns gegen Mittag verabschieden und ein Glas Wein dazu trinken. Schade das die beiden schon zurück müssen, aber so ist das eben auf dem Weg. Man begegnet sich, man verbringt Zeit miteinander und man muss einander wieder loslassen. Der Camino, ein Spiegelbild unseres Lebens. Aber so Gott will, treffen sich vielleicht irgendwann mal  wieder unsere Wege. Da der Wein immer ein sicheres Einschlafmittel ist hörte man so machen „Schnarcher“ nicht, der heute in der Herberge war.

Bonjour und Buen Camino

50. Etappe von Monistrol de Allier nach Chanaleilles

Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns zusammen mit Reini und Roswitha auf den Weg. Der Weg sollte uns heute über 26 km nach Chanaleilles führen. Zunächst ging es bei herrlichen Pilgerwetter wieder mal steil bergauf. Roswitha und Reini hatten an diesen Tag ein anderes Ziel, so das sich unsere Wege trennten.Wir gingen an diesem Tag bis auf eine Höhe von über 1300 m. Dort wurde es schon ziemlich „frisch“ und recht windig, so das man sogar eine Mütze und Handschuhe brauchte. An diesem Tag lernten wir unseren Pilgerfreund Hugues aus Frankreich kennen. Er kommt aus der Nähe von Paris, und sollte uns fast bis zum Ende unserer Pilgerreise in diesem Jahr ein treuer Begleiter bleiben. Landschaftlich war es eine herrliche Gegend und es war richtig schön zu gehen. Unterwegs sangen wir den „Engel des Herrn – Reinste Jungfrau“ wie es schon Tradition auf unserem Pilgerweg ist.Trotz unserer körperlichen Handicaps kamen wir mit einigen Pausen recht gut voran und trafen am Nachmittag in Le Villeret unsere Pilgerfreunde David aus Wales und Hugues aus Frankreich wieder. Die beiden hatten gerade auch eine Pause dort eingelegt. Obwohl Hugues nur ein paar Worte deutsch sprach konnten wir uns wunderbar verständigen. Beim der Unterhaltung stellte sich heraus, das beide heute auch nach Chanaleilles gingen und für morgen auch noch keine Unterkunft hatten. Aufgrund des hohen Pilgeraufkommens war es zunehmend schwieriger geworden eine Unterkunft zu bekommen. Wir suchten als nun alle vier nach einer Unterkunft und einigten uns auf Les Estrets. Hugues rief dort für uns alle an und reservierte die Unterkunft. Zusammen machten wir uns auf die letzten 4 km zu unserer heutigen Herberge. Dort mussten wir uns zunächst in einer Bar melden, von dort aus wurde die Herberge verwaltet.  Diese lag etwas außerhalb des Ortes am Ortseingang, wir waren schon daran vorbeigekommen. Natürlich tranken wir erst mal ein bis zwei kühle Bier zusammen bevor wir zur Herberge gingen. In der Herberge war zu unserer Freude auch schon Dan aus Kanada. Er war etwas schneller zu Fuß an diesem Tag und hatte sich schon einquartiert. Die Herberge Cafe du Pont war recht geräumig eingerichtet, hatte eine Küche und einen großen Aufenthaltsraum. Nach und nach trafen noch andere Pilger ein, so das die Herberge am Abend voll war. Nach ausgiebiger Körperpflege machten wir uns alle zusammen auf den Weg in die Bar, dort gab es das Abendessen. Es war wieder hervorragend zubereitet und schmeckte vorzüglich. Als Vorspeise gab es auch wieder die berühmte Linsensuppe. Dazu wieder ein paar Gläschen Roten Wein und wir hatten die nötige Bettschwere. Auf dem Rückweg zur Herberge unterhielten wir uns noch ausgiebig, und Dan aus Kanada sagte, das er am 7. Juli, seinen 60. Geburtstag in Santiago ankommen möchte. Wir tauschten noch unsere Mailadressen aus um auch später noch mit einander in Kontakt treten zu können. Bei diesen Gesprächen erfährt man was die Pilger alle so bewegt diesen Weg zu gehen. Wir alle wünschten Dan, das sich sein Vorhaben erfüllen möge und gingen müde zu Bett.

Bonjour und Buen Camino

49. Etappe von Le Puy nach Monistrol-d`Allier

DSCF2967_bearbeitet-1Nach einer ruhigen Nacht machten wir zunächst mal Frühstück. An französisches Frühstück muss man sich erst mal wieder gewöhnen, schlicht und einfach. Ein Kaffee aus einer Müsli Schüssel, etwas Weißbrot und Marmelade, aber es ist immer gut und reicht als erste Stärkung für den Tag. Viel Zeit hatten wir nicht, ging doch die tägliche Pilgermesse in der Kathedrale schon um 7:00 Uhr los, und die wollten wir natürlich nicht verpassen. Zu dieser Stunde am frühen Morgen hatten sich etwa 50 Pilger versammelt, die von Le Puy aus sich auf den Weg machten. Le Puy ist ein richtiges Sammelbecken für Jakobspilger, vor allem für französische. Diese laufen dann meist bis in die Wallfahrtsorte Conques oder Rocomandur. Ein Priester hielt die Messe, leider konnten wir davon recht wenig verstehen. Am Ende versammelte der Pater die Pilger um die Statue des heiligen Jakobus und jeder Pilger durfte sagen wo er herkommt und wohin der gehen will. Aus dem deutschsprachigen Raum waren wir nur 4 Pilger, der Rest kam aus England, Holland, Australien, Kanada und vorwiegend Frankreich. Jeder bekam eine Medaile mit der Abbildung der Gottesmutter von Le Puy und auf der Rückseite die Abbildung einer Muschel. Der Pater segnete alle Pilger und nach dem singen des Salve Regina begannen wir unseren Weg. Es war ein beeindruckendes Erlebnis dort zur frühen Stunde in der Kathedrale. Am Ausgang machten wir gleich ein Erinnerungsfoto und lernten dabei schon die ersten Pilger kennen, dies konnten etwas deutsch und englisch und so war ein erstes verständigen möglich.Bei herrlichen Pilgerwetter machten wir uns auf den Weg, dieser führte zunächst noch eine Weile durch die Stadt, wo wir uns gleich mal kurz verlaufen hatten. Mit einem steilen Anstieg verließen wir die Stadt. Die Wege in Frankreich sollten weiter steil und steinig bleiben, was wir bei dieser Jahresetappe wohl etwas unterschätzt haben. Auf dem Weg begegnete man vielen Pilgern im Gegensatz zum vergangenen Jahr, dies hatte sich schon in der Kathdrale abgezeichnet. Aber es ist auch schön immer wieder Pilger zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten trotz sprachlicher Schwierigkeiten. Wir hatten uns für diesen Tag gleich 30 km vorgenommen, was sich im Nachhinein bei diesem Streckenprofil als große Herausforderung dargestellt hat. Der Weg führte uns über Bains nach St. Private de`Allier, dort hörten die meisten Pilger auf, wir mussten noch ca. 6 km weiter bis nach Monistrol, dort hatten wir auch bereits von Zuhause aus die Unterkunft reserviert. Dort kamen wir nach einem steilen Abstieg der richtig in die Knochen ging gegen 17:00 Uhr am Nachmittag an. Beim vorbeigehen an einem Cafe rief uns ein französischer Pilger herein, er hatte uns bereits am Morgen in der Kathedrale gesehen um mit ihm ein Bier zu trinken. Im Cafe saßen auch weitere 2 Pilger die deutsch sprachen, Roswitha und Reini aus der Weststeiermark. Sie gingen auch den Weg in Etappen von Zuhause aus. Natürlich tranken wir zusammen erst mal ein Bier und unterhielten sich. Eine wunderbare Begegnung an diesem ersten Tag, es sollten noch schöne weitere hinzukommen. In der Herberge La Tsabone wurden wir herzlich und familiär aufgenommen. Es gab einen Schlafsaal unter dem Dach, dort hieß es aufpassen, das man sich nicht den Kopf anstößt, aber ansonsten eine wunderbare Herberge. Dort konnten wir auch erst mal unsere Wunden pflegen. Edgar hatte sich ziemliche Blasen gelaufen, und ich hatte mit Knieproblemen zu kämpfen und das gleich am ersten Tag. Solche Schwierigkeiten hatten wir in den vergangenen 4 Jahren überhaupt nicht gekannt, aber auch an uns nagt der Zahn der Zeit. Im Haus der Herberge gab es dann ein gemeinsames Abendessen, und so karg das Frühstück am Morgen war, so üppig war das Abendessen. Die Franzosen wissen es eben wie man ein Abendessen zelebriert, dazu noch genügend Rotwein und alles ist gut. Damit versteht man auch die Sprache besser und man kann sie selbst auch besser sprechen. 2 weitere Pilger die wir bereits am Morgen in der Kathedrale gesehen hatten waren ebenfalls da. Dan aus Kanada und David aus Wales, sie sollten auf den nächsten Etappen und in den nächsten Herbergen treue Begleiter für uns werden. 4 Frauen waren ebenfalls noch mit in der Herberge, diese sollten wir aber später nicht mehr treffen. Jetzt mussten wir noch die Herberge für den nächsten Tag reservieren lassen, dies ist in Frankreich so üblich, denn ohne Reservierung könnte es schwierig werden, dazu aber später mehr. Die Reservierung erledigten die Herbergseltern für uns, ich denke die Herbergsbetreiber kennen sich untereinander und rufen für die Pilger gerne an, damit ist das auch ohne sprachliche Probleme möglich. Nach einem lustigen Abend bei dem man sich mit einem Sprachgewirr aus deutsch, englisch und französisch unterhalten hat, gingen wir gegen 23:00 Uhr zu Bett.

Bonjour und Buen Camino