Nach einer recht kurzen Nacht hieß es früh aufstehen, Rucksack packen und ab ging es durch die menschenleere Stadt zum Bahnhof. Der Weg dorthin dauerte zu Fuß ca. eine halbe Stunde. Auch die Frau (leider haben wir nicht ihren Namen erfragt) ging mit uns. Etwas seltsam kam sie uns schon vor. Sie war keine Pilgerin, aber sie fuhr an alle möglichen Pilgerorte um sich alles anzusehen. Sie wollte dann später den Weg gehen, wenn sie alles gesehen hat. Für uns wäre das nichts. Es ist doch das spannende und das ungewisse was diesen Weg ausmacht. Und von Gott getragen zu werden durch alle Schwierigkeiten die einem erwarten. Wir erlebten es bereits gestern als uns Hilfe am Bahnhof zu teil wurde, und wir sollten es auch heute wieder erleben wie alles mit Gottes Hilfe zu einem guten Ende führt. Am Bahnhof kam auch schon ein Bus mit dem vertrauenswürdigen deutschen Namen „Schmitt“. Er war aber 20 Minuten zu früh. Gut dachten wir, sind wir eher da. Kurze Frage an den Fahrer, Nach St. Etienne? Ein kurzes Nicken und schon waren wir drin. Nach einer halben Stunde kam das unbehagen. Der Bus fuhr über Land in jeden Ort und die Zeit verging. Wie sich herausstellte hatten wir den falschen Bus genommen und hätten auf den Bus später warten sollen. Kurz vor St. Etienne war auch noch ein Stau und so sahen wir vor unserem geistigen Auge schon den Zug abgefahren. Edgar versuchte den Fahrer noch durch ein „Alez, Alez anzufeuern, aber es nutzte nichts. Am Bahnhof als der Bus hielt, stürmten wir heraus, die Rucksäcke aufnehmen und im Laufschritt in den Bahnhof, ein kurzer Blick auf die Tafel, auf den Bahnsteig in den Zug rein. Die Türen schlossen sich und der Zug fuhr los. Wie im Film. Nervlich geschafft, waren wir zunächst erleichtert. Über St. Etienne kamen wir dann auch planmäßig nach Lyon, dort fuhr der TGV weiter und alles lief normal. Bis wir ca. 5 km nach Kehl am Rhein über die Grenze fuhren. Der Zug hielt plötzlich auf freier Strecke. An einem Bahnübergang war ein Problem, das sich 3,5 Stunden hinziehen sollte. So waren alle Anschlusszüge weg und wir strandeten nach einer Odyssee über Mannheim schließlich in Frankfurt. Zunächst hatten wir mal Hunger, wir hatten ja seit gestern nichts mehr gegessen. Es war bereits 20:00 Uhr abends und wir bekamen gerade noch einen Zug nach Würzburg, dort nochmal umsteigen und weiter nach Bamberg. Hier ging es nicht mehr weiter, aber man hatte uns bereits in Frankfurt einen Taxigutschein ausgehändigt, so kamen wir dann per Taxi im strömenden Regen um 1:00 Uhr in Kronach an. Man kann über die Bahn denken wie man will, aber sie haben uns an unser Ziel gebracht, trotz aller Widrigkeiten. In Kronach holte uns Heike dann ab, so waren wir nach über 20 Stunden Rückreise wieder glücklich zu Hause. Leider waren nun die Tage auf dem Camino zu Ende. Aber nach dem Weg ist vor dem Weg und so ist schon wieder die Vorfreude auf die nächsten Etappen da. Wir haben nun 1421 km hinter uns gebracht und es liegen noch mehr als 1500 km vor uns. So Gott will, wir gesund bleiben, wollen wir die nächsten Etappen im Jahr 2014 angehen.
Bonjour und Buen Camino