45. Etappe von Clonas nach Bourg Argental

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Die ganze Nacht hatte es durchgeregnet, so das wir morgens gar nicht wussten wie man sich anziehen sollte. Soll man Regenkleidung anlegen oder würde es ohne gehen. Es war trotzdem warm und gegen 6:00 ließ der Regen nach. So machten wir uns eine halbe Stunde später ohne Frühstück auf den Weg. Die Herberge von unserem heutigen Ziel hatten wir noch am Vorabend bei Helen Heyraud im alten Bahnhof von Bourg Argental klargemacht. Die heutige Strecke hatte wieder eine Länge von 36 Km und es waren auch wieder einige Steigungen zu überwinden, aber das kannten wir ja schon. Zunächst liefen wir bei kühlen Temperaturen über dir Rhone nach Chavanay, eine etwas größere Stadt mit einem berühmten Weinanbaugebiet und einen mittelalterlichen Stadtkern. Dort gab es an diesem Sonntagmorgen frische Croisant, frisches Weißbrot und einen Kaffee au lait, denn die Geschäfte hatten geöffnet und die Franzosen saßen alle schon in den Bars und kleinen Läden. Dies ließen wir uns erst mal schmecken, bevor wir den Weg fortsetzten. Er führte zunächst wiedermal steil bergauf zu einer Kapelle, die leider aber nicht offen war. Am frühen Nachmittag begegneten wir endlich wieder mal 2 Pilgerinnen aus Deutschland. Es waren doch auffällig wenig Pilger unterwegs, wir hätten um diese Jahreszeit eigentlich mehr Pilger auf dem Weg vermutet. Es waren Renate und Christa aus Ulm, die auch Etappenweise gen Santiago laufen. Sie waren heute auf ihrer letzten Etappe für dieses Jahr unterwegs und wollten an diesem Tag noch bis St. Julien Molin Molette. Dort wollten sie übernachten und am nächsten Tag zurück mit dem Zug. Wir gingen mit den beiden ein Stück des Weges und machten mit ihnen zusammen in Croix Sainte Blandine an der Kirche Rast. Wir hatten eine schöne Unterhaltung und hätten gerne noch länger uns mit ihnen unterhalten, aber der Weg muss weitergehen. So verabschiedeten wir uns von ihnen, noch ein Bild und weg waren wir. Bisher war das Wetter uns gut gesonnen und wir kamen am Nachmittag in St. Julien Molin Molette an. Dort besuchten wir zunächst die Kirche und tranken erstmal einen Kaffee au lait. Ein Wasser kauften wir dort auch, jedoch war das eines der teuersten Wasser die wir je gekauft haben. Wein wäre bestimmt billiger gewesen. Nachdem wir die Anhöhe oberhalb der Stadt erreicht hatten begann es heftig zu regnen, so das wir unsere komplette Regenkleidung anlegen mussten. Es war ein warmer Sommerregen, der sich bald wieder verzogen hatte. So kamen wir am späten nachmittag in Bourg Argental an. Wir mussten fast bis ans Ende der Stadt laufen. Dort lag unsere Herberge. Es war ein mit viel Liebe umgebautes Bahnwärterhäuschen das gemütlich eingerichtet war. Wir hatten es ganz für uns alleine und konnten unsere nasse Kleidung erst mal trocknen. Zunächst wurden wir von Helene in das Bahnhofsgebäude, das zu einer Wohnung umgebaut war auf ein Bier und einige Stücke selbstgebackenen Kirschkuchen eingeladen. Helene sprach etwas deutsch, so das dies die Unterhaltung erleichterte. Nach dem Duschen waren wir zum Abendessen eingeladen. Es war wieder wunderbar, halt Essen wie Gott in Frankreich, alles wurde aufgetischt für uns Pilger und auch der Wein durfte nicht fehlen. Paul ihr Mann kam auch zum Essen mit dazu, ein liebenswerter Mensch, der Abends als Hobby im Kino von Bourg Argental die Filme einlegte. Ein wunderbarer Abend mit schöner Unterhaltung ging gegen 22.00 Uhr zu Ende. Bei der Herberge von Paul und Helene handelt es sich um eine Accueil Jacquaire, das heißt sie haben keinen festen Preis, man soll halt eine angemessene Spende geben. Dies sollte allen Pilgern selbstverständlich sein, weiß man doch was man anderweitig bei normalen Herbergen Zahlen muss. Die Herzlichkeit mit der beide ihre Herberge betrieben und die Pilger umsorgten war wirklich beeindruckend. Müde fielen wir in unsere Betten.

Bonjour und Buen Camino