Nach einer Flasche Rotwein hat man meist einen gesegneten Schlaf und eine ruhige Nacht. Die Weine in Frankreich sind richtig gut und man bekommt keine Kopfschmerzen. Corinne hatte schon für alle ein für Frankreich umfangreiches Frühstück vorbereitet. Sie war an diesem Morgen richtig traurig, was man sich bei dieser lustigen und lebensbejahenden Frau eigentlich gar nicht vorstellen konnte. Der Grund dafür war, das ihr Freund Arnold sich heute für längere Zeit von ihr verabschiedet hatte. Arnold war ein Schweizer, der beim Flugzeughersteller Airbus in London arbeitete. Corinne verabschiedete uns trotz ihrer Traurigkeit so herzlich wie sie uns begrüßt hatte. Sie wird uns immer in Erinnerung bleiben mit ihrer Herberge die sie so liebevoll und mit Hingabe im Herzen des Ortes Lauzerte leidet. Heute war wieder ein wundervoller Sonnentag in Südfrankreich und wir hatten uns für heute 26 km vorgenommen. Der Weg sollte uns nach Moissac führen. Unterwegs trafen wir auch wieder Bernard und Denis und machten zusammen Mittagsrast am Wegesrand in der Nähe einer Kirche. Am späten Nachmittag kamen wir in Moissac an. Nach einem kurzen Abstecher in die Stadt und der Kirche mussten wir einen Berg hoch, wo ein ehemaliges Kloster unsere heutige Unterkunft sein sollte. Dort wurden wir herzlich empfangen und man bot uns sofort was zum trinken an, was bei der großen Hitze eine Wohltat war. Das Kloster gehörte ehemals den Karmeliten. Wir erzählten von unserer Verbundenheit mit dem Karmelorden durch die Skapulierbruderschaft in Lahm, was auf großes Interesse bei den Betreuern stieß. Das Gebäude war ein riesiger Komplex mit einem großen Innengarten und Kreuzgang. Im Innengarten war es schön schattig und man konnte in den bereitgestellten Liegestühlen richtig relaxen. Von hier hatte man einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Beim Bau der Klöster achtete man früher besonders darauf einen schönen und über der Stadt erhöhten Standort auszuwählen. Anschließend gingen wir aber erst mal in die Stadt um herauszufinden, wo das heutige Halbfinalspiel der Bayern gegen Barcelona übertragen wird. Für dieses Spiel hatte ich übrigens Tickets in der Allianzarena, aber der Weg nach Santiago hat natürlich Vorrang. Trotzdem wollten wir uns das Spiel anschauen und einen Bayernsieg feiern. Nach kurzer Zeit hatten wir eine Sportsbar gefunden in der das Spiel übertragen wird. Auf dem Rückweg trafen wir in einem Cafe noch Pascal und Annie, die uns sofort zu sich riefen und den anderen Pilgern die bei ihnen saßen unsere unglaubliche Geschichte mit der Begegnung im letzten und dieses Jahr erzählten. Diese Geschichte sorgte immer wieder bei de Pilgern für erstaunen. Nach unserer Rückkehr war im Kreuzgang des Klosters eine lange Tafel für das Abendessen aufgebaut. Bei den angenehmen Abendtemperaturen war es ein besonderes Erlebnis mit über 30 Pilgern das Abendessen zu genießen. Das Essen in Frankreich wird immer besonders zelebriert, und ist immer etwas besonders im Gegensatz zu uns in Deutschland. Und ganz nebenbei lernte man gleich wieder eine ganze Menge Pilger kennen. Besonders unterhielten wir uns an diesem Abend mit Jean Luc, einen Franzosen der immer wieder sich bemühte uns zu verstehen. Aber irgendwie klappte es sich zu verständigen. Jean Luc nannte sich auch Jean Luc „le Barbu“ – der Bärtige, er hatte einen imposanten weißen Bart. Ebenso gab er mir den Namen Gerard „le Barbu“ in Anspielung auf meinen Bart. So kam es das ich die nächsten Tage auf dem Weg so genannt wurde. Auch Bernard und Denis waren heute in dieser Herberge. Sie machten immer wieder Witze über den FC Bayern und das heutige Spiel. Aber auch viele andere Pilgergeschichten wurden ausgetauscht. Nach dem Abendessen gingen wir in die Sportsbar. Dort waren schon einige Fans versammelt, aber alle Fans des FC Barcelona. Diese waren nach dem ersten Tor der Bayern und unseren Jubel etwas geknickt, aber es sollte ja bekanntlich anders kommen und so gingen wir bereits zur Halbzeit zurück in die Herberge. Es war eine laue Sommernacht und man konnte noch einige Zeit draußen sitzen. Die meisten Pilger waren schon in den Betten, und so beschlossen wir auch zu Bett zu gehen.
Bonjour und Buen Camino