Nachdem wir gestern relativ spät ins Bett kamen standen wir heute nicht ganz so früh auf. In der Herberge frühstückten wir gemütlich und tranken unseren Kaffee. Die Herberge hatte eine hervorragend ausgestattete Küche. Unser Herbergsvater war an diesem Sonntagmorgen nicht mehr zu sehen und so verließen wir die Herberge. Der Weg führte einige Zeit durch die Stadt um anschließend wieder einen Berg hochzugehen. Von dort hatte man eine schöne Aussicht auf Figeac. Das Wetter war an diesem Sonntag sommerlich warm trotz bewölkten Himmel. Am frühen Vormittag erreichten wir die Ortschaft Faycelles. In der dortigen Kirche wurde gerade ein Gottesdienst gefeiert und wir nahmen die Gelegenheit war die Messe mitzufeiern. Es war ein relativ großes, schlicht ausgestattetes Gotteshaus und fast leer beim Gottesdienst. Vorne ein alter Pfarrer der kaum noch gehen konnte und ungefähr 10 Einheimische Gläubige, die alle schon im gesetzteren Alter waren. Dazu noch 7 Jakobspilger. Ein echt trauriges Bild, keine Ministranten, kein Organist. Da merkte man erst das wir trotz rückläufigen Gottesdienstbesuch bei uns auf hohen Niveau jammern. Die Einheimischen freuten sich, das wir Jakobspilger am Gottesdienst teilnahmen und verabschiedeten uns am Schluss. Heute traf man unterwegs wieder einige Pilger, aber von unseren Pilgerfreunden war keiner mehr zu sehen, entweder waren sie schon am Ende ihrer Pilgerreise angekommen und hatten sich von uns verabschiedet oder sie waren schon vor uns. Unterwegs machten wir gegen Mittag noch eine längere Rast am Wegesrand, dies konnten wir uns heute locker erlauben, hatten wir doch nur 21 km zu gehen bis zu unserem heutigen Ziel Grealou. Den Ort erreichten wir bereits am frühen Nachmittag und man begrüßte uns aufs herzlichste. Die Herberge in Grealou war wirklich orginell ausgestattet. Sie wurde von der Schweizer Künstlerin Esther betrieben die auch einige ihrer Kunstwerke dort ausgestellt hatte. In der Herberge waren als Helferinnen noch Sany aus Düsseldorf und Anja aus Österreich. Die beiden waren auch Jakobspilgerinnen und machten in der Herberge eine Auszeit auf dem Weg. Sie unterbrachen beide ihren Weg für eine Zeit um in der Herberge mitzuhelfen und Esther zu unterstützen. Der Schlafsaal befand sich unter dem Dach und recht geräumig. Die Dusche befand sich in einem Nebengebäude. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten gingen wir zum gemütlichen Teil des Tages über. Das wir heute hier gelandet waren war sicher eine Fügung, den diesen herrlichen Nachmittag und Abend dort werden wir so schnell nicht vergessen. Es war einfach herrlich draußen vor der Herberge, im Prinzip mitten auf der Straße zu sitzen, etwas zu trinken und sich zu unterhalten. Esther spielte auf ihrem Schifferklavier Lieder und wir ließen es uns gutgehen. Unterhalb der Herberge war eine kleine Dorfkirche, den Schlüssel dazu hatte Esther. Hier nahmen wir die Gelegenheit war als wir alleine in der Kirche waren unser Lied, den Engel des Herrn zu singen. In dieser kleinen Kirche klang er einfach wunderbar. Den Rest des Nachmittags saßen wir einfach in der Sonne und ließen es uns gutgehen. Nach und nach füllte sich die Herberge. Anja und Sany bereiteten das Abendessen vor und wir aßen alle unten in der Küche. Es war einfach herrlich, man war wie eine große Familie obwohl man sich erst ein paar Stunden kannte. Besonders gut unterhielten wir uns an diesem Abend mit Angela und David die beide aus Australien waren und auch hier in Frankreich den Jakobsweg gehen. Wahnsinn welche Anreisestrecken die Menschen auf sich nehmen um diesen Weg zu gehen. So wurde es ein langer Abend bei dem natürlich der obligatorische Rotwein nicht fehlen durfte. Manchmal ist es ganz gut wenn die ursprünglichen Pläne nicht aufgehen und man um planen muss, den ursprünglich wollten wir es ja bis Cahors schaffen. So hätten wir diese Erlebnisse nicht gehabt. Müde und zufrieden gingen wir ins Bett.
Bonjour und Buen Camino