Nach einer ruhigen Nacht standen wir relativ früh auf. Edgar ist meist der erste im Zimmer der aufsteht und nach der Morgentoilette das Packen anfängt. Meist wollen die Pilger noch etwas schlafen, aber durch das rascheln der Plastiktüten wird auch der letzte mit geweckt. Eigentlich hätten wir an diesem Tag lange schlafen können, hatten wir doch heute nur eine Strecke von 15 km zu bewältigen. An diesem Morgen war es aber ganz gut, das wir so früh dran waren. Es waren auch schon viele andere Pilger im Frühstücksraum. Wir machten ausgiebig und lang Frühstück und warteten auf Hans. Er kam relativ spät, und heute traf auf ihn der Spruch zu „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ oder anders gesagt, „Wer zu spät kommt, bekommt kein Frühstück“. Das Frühstück war vom Betreiber der Herberge am Abend vorbereitet worden, aber leider war die Menge des Brotes zu gering bemessen und reichte nur für die ersten Pilger. Und da es keine wundersame Brotvermehrung gab musste Hans ohne Frühstück mit losgehen. Wir gingen zusammen in die Ortschaft und wollten in der dortigen Kirche den heutigen Tag beginnen, aber leider war die Kirche nicht zu betreten. Sie war zwar offen, aber es stand ein Stuhl als Absperrung vor der Tür. Den Grund fanden wir aber nicht heraus. Noch ein gemeinsames Foto der fränkischen Pilger und dann gingen wir bei wunderschönen Pilgerwetter los. Nach kurzer Zeit trafen wir auf einige Pilger und kamen mit ihnen länger ins Gespräch. Wir hatten ja Zeit. Das war der Zeitpunkt für Hans, um sich von uns zu verabschieden. Er hatte heute eine größere Etappe vor sich, den seine Unterkünfte waren schon alle von zu Hause aus gebucht. Hans wollte bis Pfingsten nach St. Jean piet de Port am Fuße der Pyrinäen kommen. Dort will er seinen Weg im nächsten Jahr fortsetzen. Uns führte der Weg heute nur bis Lauzerte, den wir hatten hier die Herberge vor 2 Tagen reservieren lassen. Wir kamen bereits am frühen Nachmittag in Lauzerte an und gingen ins Zentrum des Ortes. Dort sahen wir uns zunächst die Kirche an und beteten unseren Impuls. Auf dem Platz vor der Kirche gab es mehrere Cafes und wir nahmen das Angebot gerne an. Es war einfach herrlich hier zu sitzen ein Bier und einen Milchkaffee zu trinken und die Leute zu beobachten. Nach und nach kamen immer wieder Pilger vorbei, die sich zu uns setzten und man konnte sich herrlich unterhalten. Patrik und Stanislav mit seiner Freundin, die wir gestern in Montcuq kennenlernen durften, kamen vorbei und setzten sich dazu. Auch das Tourist Büro befand sich im Zentrum vor der Kirche, und wir nutzten die Gelegenheit dort die Unterkünfte für die nächsten beiden Tage reservieren zu lassen. Leider muss man hier in Frankreich reservieren lassen, und kann nicht so spontan reagieren was die Länge der Etappen angeht. Unsere heutige Herberge hatte ab 15:30 Uhr geöffnet und lag in einer landestypischen Gasse des Ortes. Schon bei der Ankunft wurden wir von Corinne, der Betreiberin der Herberge herzlich empfangen. Sie war eine Frau, die eine Herzlichkeit und Fröhlichkeit ausstrahlte, wie man sie nur selten antrifft und so fühlte man sich dort richtig wohl. Zusammen mit ihrem Freund Arnold bereitete sie für alle Pilger ein wunderbares Abendessen vor, und wir saßen noch lange zusammen. An diesem Abend lernten wir Bernard und seinen Freund Denis aus Savoyen kennen. Beide sprachen kein Deutsch, nur ein wenig Englisch, aber es entwickelte sich eine Freundschaft für die nächsten Tage wenn man sich immer wieder auf der Strecke oder in den Herbergen traf. Gegen 22.00 gingen wir nach der obligatorischen Flasche Wein schließlich ins Bett.
Bonjour und Buen Camino