Mit Regen hatten wir im letzten Jahr den Ort verlassen, mit Regen wurden wir dieses Jahr wieder begrüßt. Auf den Straßen waren kaum Menschen aufgrund des Feiertages zu sehen. Unser erster Weg führte uns zur Kirche, wo wir uns erst mal komplett umgezogen haben, um für den Tag im Regen gerüstet zu sein. Ein kurzer Impuls in der Kirche und dann machten wir uns mit fast 30 Stunden Anreise in den Beinen auf zu unserer ersten Etappe nach Varaire. Für den ersten Tag hatten wir uns dezente 25 km vorgenommen, aber bei Regen ist auch das eine Herausforderung. Man muss sich erst mal wieder an das Gewicht des Rucksackes und den veränderten Tagesablauf gewöhnen. Aber die Freude am Laufen und die Vorfreude auf viele Begegnungen mit Pilgern aus aller Welt, lassen immer wieder zum Beginn der ersten Etappe eine gewisse Euphorie, trotz des Regens aufkommen. Die ersten Pilger ließen nicht lange auf sich warten und so trafen wir schon bei der ersten Rast auf Pilger. Das am ersten Tag der Blick für die Beschilderung des Weges noch nicht so ausgeprägt ist, mussten wir schmerzlich gleich gegen Mittag feststellen. Wir hatten uns während des Laufens so richtig in eine Diskussion geredet und nicht links und rechts geschaut. So kam es, das wir uns gleich am ersten Tag verlaufen haben. Wenn man keine Beschilderung mehr sieht, sollte man umkehren. Wir allerdings ignorierten diesen Grundsatz, und dachten wir kommen schon wieder auf den richtigen Weg. Dabei verschätzen wir uns ganz gewaltig. Auch wenn man schon fast 2000 km gepilgert ist, ist man nicht dagegen gefeit sich zu verlaufen, und so machten wir an diesem Tag gleich 5 Km Umweg. Aber auch das gehört wie im Leben zum Weg, das man manchmal Umwege gehen muss um ans Ziel zu kommen. Gegen Nachmittag ließ der Regen etwas nach und man konnte die Regenkleidung langsam wieder wegpacken. Am späten Nachmittag kamen wir in Varaire an. Die dortige Herberge hatten wir, nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres, bereits von Zuhause aus gebucht. Der Betreiber der Herberge war ein Holländer, der sich dort niedergelassen hatte. Nach einer herzlichen Begrüßung tranken wir zunächst unser obligatorisches Bier bei der Ankunft und danach hieß es die Kleidung zu trocknen. Die Pilgerherberge war komplett voll mit Pilgern, aber auch mit Wanderern die den GR 65 machten. Es hatte sich also als richtig erwiesen die Herberge schon zu Hause zu buchen. Aber so richtig Pilgerfeeling kam dann beim Abendessen wieder auf. Es ist immer wieder schön, Abends mit allen zusammen zu sitzen und sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Robert, so hieß der Betreiber der Herberge, hatte zusammen mit seiner Frau ein wunderbares Abendessen für alle vorbereitet. Dazu die obligatorische Flasche Wein und alles war gut. Eine schöne Unterhaltung hatten wir an diesem Abend mit einer Wandergruppe aus Norddeutschland. Diese gingen nicht den Jakobsweg, sondern den GR 65 in umgekehrter Richtung. So wurde es an diesem Abend trotzdem etwas länger. Gegen 23:00 Uhr gingen wir dann nach fast 42 Stunden auf den Beinen ziemlich müde ins Bett.
Bonjour und Buen Camino