62. Etappe von Varaire nach Cahors

DSCF4340~1In der Nacht hatte sich das Wetter gebessert und es war am heutigen Morgen sonnig und schon etwas wärmer, so wie wir es von Südfrankreich eigentlich erwartet hatten. Zunächst hieß es das Gepäck richtig zu packen. Es dauert immer etwas bis man den Rucksack wieder blind packen kann, bis man wieder weiß wo alles seinen richtigen Platz hat. Aber nach einiger Zeit hat man das alles wieder im Griff. Robert und seine Frau Mariette hatten das Frühstück schon vorbereitet. Auch daran muss man sich wieder gewöhnen. Französische Frühstücke sind ziemlich spartanisch. Viel Weißbrot, verschiedene Marmeladensorten, Joghurt und den Kaffee aus einer Schale. Aber es reicht für den Start in den Tag. Es muss nicht mehr sein. Wir verabschiedeten uns von allen und freuten uns auf den heutigen Weg und das schöne Wetter. Das Ziel unserer heutigen Etappe war das 33 km weit entfernte Cahors. Zwischenzeitlich waren wir dann bereits das dritte mal in Cahors. Im vergangenen Jahr bei der Abreise, dieses Jahr bei der Anreise und jetzt als Etappenziel. Die Wege waren in diesem Jahr nicht mehr ganz so bergig wie im vergangenen Jahr und deshalb angenehmer zu gehen. Auch braucht man für die flachen Etappen nicht so lange wie bei den Bergigen. Heute sollte der Weg eine der größten Überraschungen in den vergangenen Jahren für uns bereithalten. Nach der Begegnung mit Jean Luc am Bahnhof in Paris dachten wir es wäre nicht zu toppen, aber an diesem Tag sollte dies der Fall sein. Auf einer langen Gerade eines Feldweges sahen wir in ca. 100 Meter Entfernung zwei Pilger, und trauten unseren Augen nicht. Beide drehten sich um und wir rannten alle intuitiv aufeinander zu, umarmten uns und waren überwältigt von unseren Gefühlen. Welch eine Begegnung. Es waren Annie und Pascal, die beiden Franzosen, die wir bereits im vergangenen Jahr über Tage immer wieder getroffen haben. Wir hatten uns letztes Jahr in Figeac voneinander verabschiedet, und dachten wir sehen uns nicht mehr wieder. Und jetzt ein Jahr später treffen wir uns hier auf dem Weg wieder. Wir hatten weder die Adressen voneinander, noch wussten wir von den Planungen und den Wegen des anderen. Diese Begegnung war kein Zufall, sie war eine Fügung und gehört zu den ganz besonderen Momenten auf unserem Weg. Diese Begegnungen sind einfach nur Wahnsinn. Es sollte so sein, das wir uns wiedersehen. Für diese Momente und Begebenheiten geht man auch den Weg und sie werden immer in unseren Herzen bleiben. Auch wenn beide nur wenig Deutsch sprechen, wir kein Französisch und die Verständigung nur über etwas schlechtes Englisch und ein paar Worte Deutsch funktioniert unterhielten wir uns lange und ausführlich auf dem weiteren Weg nach Cahors. Dort kamen wir am späten Nachmittag hoch über der Stadt an. Mit einem steilen Abstieg ging es hinab in die Stadt. Unsere Herberge lag etwas außerhalb der Altstadt. Bei unserer Ankunft war diese noch geschlossen, aber es saßen schon 4 Mädels vor der Herberge und warteten ebenfalls. Sie waren aus England und hatten gerade ihre letzte Etappe auf ihrem diesjährigen Weg zurückgelegt. Sie wollten heute ihren letzten Tag in Cahors feiern. Nachdem wir in der Herberge unser Zimmer mit 3 anderen Pilgern bezogen hatten gingen wir in die Stadt um einzukaufen, den wir hatten beschlossen, nachdem es in der Herberge kein Abendessen gab, uns selbst zu verpflegen. Mit Amori, einen französischen Pilger, der ebenfalls mit in der Herberge war, saßen wir in der Küche zusammen und machten Abendbrot. Dazu eine Flasche „Cahors“ Wein und alles war gut. Amori war ein sympathischer junger Mann und sollte uns die nächsten beiden Tage noch des öfteren über den Weg laufen. Nach einem der schönsten Tage auf dem Weg, mit einer wunderbaren Begegnung gingen wir recht früh schlafen. Die Müdigkeit der langen Anreise kam jetzt erst.

Bonjour und Buen Camino