Nach dem es in der Herberge kein Frühstück gab, beschlossen wir früh aufzustehen und auf den Weg zu machen. In der Küche der Herberge aßen wir die Reste vom Vortag. Auch andere Pilger waren schon zu so früher Stunde aufgestanden. Es hatte die ganze Nacht geregnet und war ganz schön nebelig geworden in diesem Kessel in dem Conques lag. Wir wollten noch einen Abstecher in die Kathedrale machen, aber leider war diese zu so früher Stunde noch geschlossen, genau wie die Bars und Bäckereien. Ab Conques gab es zwei Möglichkeiten den Weg zu gehen. Einen über die Straße den Berg hoch, die kürzer und nicht so anstrengend war und den klassischen Weg auf steilen Pfaden den Berg hoch. Wir entschieden uns für die klassische Variante. Sie war zwar wahnsinnig anstrengend aber jede Anstrengung hat ihren Reiz. Auf halber Strecke stand am Berg eine kleine Kapelle, dort machten wir Rast und sangen den Engel des Herrn. Ein erhebendes Gefühl nach der Anstrengung und an dieser Stelle hoch über Conques. In der Kapelle klang das Lied richtig gut, trotz unserer gesanglichen Mängel. Leider konnte man von dort die Kathedrale bei dem Nebel nicht erkennen. Nach dem weiteren Anstieg zog mit schnellen Tempo unser Pilgerfreund aus Hamburg an uns vorbei. Eben ein junger Kerl mit einer gigantischen Ausdauer. Wir verabschiedeten uns von ihm, den bei diesem Tempo glaubten wir ihn nicht wieder zu sehen, zumal wir eine Strecke von 22 km vor uns hatten und er an diesem Tag 40 km gehen wollte. Oben auf der Höhe angekommen schien die Sonne herrlich warm und man sah von oben das Tal in Nebel getaucht. Nach und nach tauchten wieder Pilger auf, die alle die Straße genommen hatten und deshalb uns einholten. Gegen Mittag erreichten wir Noahilhac und machten dort wieder eine Rast. Am frühen Nachmittag zogen dicke schwarze Regenwolken auf und es sah nach Regen aus. Auf dem Weg lag noch die Ortschaft Viviez mit einer schönen Kirche. Dort kam zu unserer Überraschung der junge Pilger aus Hamburg auch in die Kirche und wir freuten uns ihn wiederzusehen. Heute früh glaubten wir ihn bei diesem Tempo, das er vorlegte, nicht mehr wiederzusehen. Aber auch so ist der Camino, er hat immer Überraschungen für einen parat. Er hatte sich komplett verlaufen und lief einen Umweg von über 25 km um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Als wir die Kirche verließen, begann es schon zu regnen und wir mussten die Regenkleidung auspacken. Heute hatten wir nicht das Glück wie gestern in Conques und vor Beginn des Regens am Ziel zu sein. Aber der Weg war nicht mehr allzu weit, aber es reichte um Nass zu werden. Die Herberge in Livinhac de Haut fanden wir schnell und wir waren neben dem Pilger aus Hamburg heute die ersten dort. Wir quartierten uns ein, das Zimmer war schon draußen auf einer Tafel mit unseren Namen angeschrieben. Heute hatten wir sogar ein Zweibettzimmer, und so hatten wir genügend Platz um die Sachen zu trocknen. Leider war aber die Witterung nicht zum trocknen geeignet und keinen warmen Trockenraum gab es auch nicht. Es hatte sich so richtig ein geregnet, so das wir eine ganze Weile warten mussten um einkaufen zu gehen. Beim Einkaufen trafen wir wieder viele Pilger, die nach und nach eintrafen. Die meisten blieben aufgrund des Regens in Livinhac de Haut und einige, wie unser Pilgerfreund aus der Schweiz machten kurz Rast und gingen weiter, da sie ihre Unterkunft in den Orten nach Livinhac gebucht hatten. Wir shoppten heute recht ausgiebig, hatten wir doch so gut wie keine Vorräte mehr. Wir beschlossen heute in der Herberge zu essen, dort gab es einen schönen Speisesaal und eine Küche. Meiner, der Pilgerfreund aus Holland kochte für einige Pilger, und auch wir bekamen von seinem Menü etwas ab. So ist das eben auf dem Weg, wer etwas übrig hat gibt es den anderen Pilgern. Wir gaben dafür von unserem Rotwein an die anderen Pilger ab und es wurde ein schöner Abend. Veronique aus Holland und Noel waren auch in der Herberge und es wurde ein schöner Abend. Noel hatte dankenswerterweise am Nachmittag bereits schon für uns die nächste Herberge reserviert. Nach schönen Unterhaltungen gingen wir früh schlafen.
Bonjour und Buen Camino