Dieser Sonntagmorgen begann mit einem schönen Frühstück, wie immer sehr schlicht hier in Frankreich. Das übliche Weißbrot und Marmelade dazu Kaffee, aber es reicht als erste Stärkung für den Tag. Bei herrlichen Pilgerwetter machten wir uns auf den Weg. Der sollte heute relativ kurz sein. Wir hatten nur ca. 23 km auf unserem Plan stehen, was der Tatsache geschuldet war, das wir nur in Les Gentianes eine Herberge bekommen haben. Alles andere was danach noch an diesem Tag erreichbar gewesen wäre, war schon ausgebucht. Also mussten wir unsere zu Hause gemachten Etappenpläne komplett über den Haufen werfen und um planen, aber auch das gehört zum Camino und macht ihn so interessant. So hatten wir an diesem Sonntag richtig Zeit. Gegen Mittag erreichten wir Aumont-Aubrac, ein etwas größerer Ort. Dort gingen wir zur Kirche und verweilten darin etwas. Zunächst kauften wir noch etwas Weißbrot und Wurst in einem kleinen Geschäft ein, das an diesem Sonntag geöffnet hatte. Gleich darauf trafen schon unsere österreichischen Pilgerfreunde Reini und Roswitha ein und wir verabredeten uns in der nächsten Bar. Bei herrlichen Sonnenschein setzten wir uns in eine Bar am Marktplatz und feierten mit ihnen Abschied, da die beiden, wie schon erwähnt, heute leider zurück reisen mussten. Bei ein paar Gläschen Rotwein genossen wir die Sonne dieses Sonntages und unterhielten uns über das Leben. Obwohl wir uns nur wenige Tage kannten waren sie uns schon sehr vertraut. Auch das passiert einem nur auf dem Camino. Einen Gast der Bar baten wir noch ein Gemeinschaftsfoto zu machen, bevor wir uns von ihnen verabschiedeten. Wir tauschten noch unsere Mailadressen aus und setzten unseren Weg fort. Der Weg führte uns durch unzählige Viehweiden der berühmten Aubrac. Aber es war kaum Vieh auf den Weiden. Der große Almauftrieb, der hier groß gefeiert wird, fand am nächsten Wochenende statt, und war auch ein Grund für die vielen ausgebuchten Herbergen. Man erzählte uns, das dies immer ein ganz besonderes Ereignis in der Aubrac wäre. Auch waren an diesem Sonntag wieder viele Pilger unterwegs. Die Temperaturen wurden gegen Nachmittag merklich kühler und es wurde richtig windig. Wir trafen bereits am frühen Nachmittag in unserer Herberge ein. Hier gab es ein komfortableres Haupthaus, in dem wohnten zumeist die Pilger die ihr Gepäck transportieren ließen und ein Nebengebäude in dem es mehrere Schlafräume gab. Diese waren nach Blumennamen benannt, und wir sollten im Narzissenzimmer wohnen. Da es dort mehrere Türen gab, quartierten wir uns in der Annahme das richtige Zimmer zu belegen in diese ein. Als ein Pilger aus Holland kam und ebenfalls ins Narzissenzimmer wollte fiel uns das versehen auf. Wir mussten aber nicht mehr umziehen, den Meiner, so hieß der Holländer ging ins andere Zimmer. Auch er wurde in den nächsten Tagen ein Pilgerfreund und unsere Wege kreuzten sich immer wieder. Mit uns im Zimmer waren zwei deutsche Frauen aus München, Randi und Moni. Sie waren auch schon auf verschiedenen Jakobswegen unterwegs gewesen. Später stellte sich beim Gespräch heraus, das Moni im Herbst zu Exerzitien ins Haus Gries kommen wollte. So klein ist also die Welt, hier in Frankreich treffen wir eine Frau die ins Haus Gries ganz in unsere Nähe kommt. Da wir heute Zeit hatten beschlossen wir einen Waschtag einzulegen, was sich aber als nicht so gute Idee herausstellte, denn es wurde immer windiger und kälter, so das unsere Wäsche nicht trocknen konnte. Vor dem Abendessen wollten wir aber noch die Herberge für den nächsten Tag klar machen, was sich als extrem schwierig herausstellte. Die Frau an der Rezeption war sehr geduldig und telefonierte 6 – 7 Herbergen an. Zum Glück fanden wir eine in Saint Chely de Aubrac und konnten jetzt entspannt zum Abendessen. Dieses sollte ein wahrer Höhepunkt werden. Es gab eine besondere Spezialität der Aubrac, „Alligot“. Eine Mischung aus Käse und Kartoffeln die hervorragend schmeckte.. Auch waren
Annie und Pascal unsere Tischnachbarn. Wir hatten eine schöne Unterhaltung. Da der Name Gerhard im französischen Gerad heißt, nannten sie mich ab sofort „CheChe“ nach dem Spitznamen von Gerad Depardieu in Frankreich. Und immer wenn wir uns trafen, begrüßten sie mich so. Auch lernten wir Victoria kennen, sie kam aus Österreich und machte den Weg von Zuhause bis nach Santiago an einem Stück. Bewundernswert wie sie das meisterte. Auch sie trafen wir an den nächsten Tagen immer wieder und es war immer schön sich mit ihr zu unterhalten.Nach schönen Unterhaltungen und ein paar Gläschen Rotwein gingen wir ins Bett.
Bonjour und Buen Camino