In der Nacht hatte es extrem abgekühlt und es wurde richtig windig an diesem Tag. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit schönen Unterhaltungen wollte man am liebsten sitzenbleiben. Aber heute hatten wir 27 km auf dem Programm stehen und machten uns deshalb gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Auch unsere Beschwerden, Blasen und Knieschmerzen machten uns noch zu schaffen, so das diese 27 km gerade richtig waren, zumal es heute auch wieder richtig bergauf gehen sollte. Bei extremen Wind ging es heute wieder durch unzählige Viehweiden auf eine Hochebene. Hier kamen wir an den höchsten Punkt unseres Pilgerweges in diesem Jahr auf 1368 m Höhe. Dort war man dem Wetter schutzlos ausgeliefert, aber wir hatten Rückenwind, so das wir gut vorankamen. Zum Glück konnte es aufgrund des Windes nicht regnen. Nasbinals einen größeren Ort, erreichten wir am frühen Vormittag und machten dort ein ausgiebiges Frühstück. In Aubrac kamen wir gegen Mittag an und gingen zunächst in die dortige mittelalterliche Kirche. An einer Bar machten wir Rast und aßen und tranken etwas um uns zu stärken. Auf schwierig zu laufenden Wegen, teils tief eingeschnittene Pfade mit viel Geröll, erreichten wir Saint Chely de Aubrac am späten Nachmittag. Nach zwei Bieren, um den gröbsten Durst zu löschen bezogen wir unser Zimmer. Dort hatten wir unsere Unterkunft in einem Nebengebäude eines Hotels. Das Doppelzimmer war der pure Luxus. Mit großer Dusche und Fernseher. Eigentlich ist das nicht unsere Kategorie Herberge, aber es war aufgrund des großen Pilgeraufkommens nichts anderes zu bekommen. Aber es hatte auch was gutes, so konnten wir einen ausgiebigen Waschtag einlegen und die Wäsche an den Heizkörpern trocknen. Vor dem Abendessen gingen wir noch zur Apotheke um Blasenpflaster und Wundsalbe zu kaufen. Da die Dame dort weder deutsch noch englisch sprach, konnte erstmals die Übersetzungapp auf meinem Smartphone zum Einsatz kommen. So bekamen wir was wir wollten und konnten die Wunden pflegen. Vor dem Abendessen kümmerten wir uns zunächst um die Übernachtung am nächsten Tag. Die Chefin des Hotels Saint Andre war dabei sehr hilfreich und rief für uns in der Herberge in Espalion an und buchte für uns dort. Im Anschluß ging es in den Speisesaal zum Abendessen. Wir bekamen eine Tisch mit einem Schweizer und einen Engländer zugewiesen. Es wurde eine schöne Unterhaltung mit den beiden. Der Schweizer stammte aus Fribourg, was ja am Jakobsweg direkt liegt. Er wollte den Weg bis nach Santiago durchgehen. Auch ihn trafen wir die nächste Tage immer wieder. Victoria aus Österreich war ebenfalls in der gleichen Herberge und wir hatten gute und tiefgreifende Gespräche an diesem Abend. Das Essen war wieder mal die Wucht. Hier in Frankreich kann man trotz größter Anstrengungen auf dem Weg nichts abnehmen. Die Franzosen wissen im Gegensatz zu uns Deutschen ein Abendessen zu zelebrieren. Nach den üblichen Gläschen Wein beim Abendessen genehmigten wir uns anschließend auf dem Zimmer noch ein Fläschen Rotwein. So hatten wir die nötige Bettschwere und konnten eine ruhige Nacht verbringen.
Bonjour und Buen Camino