55. Etappe von Espalion nach Golinhac

DSCF2836_bearbeitet-1Recht früh sollte es an diesem Tag losgehen, hatten wir uns doch für heute trotz unserer immer noch vorhandenen körperlichen Schwierigkeiten die Strecke von 27 km nach Golinhac vorgenommen. Mit einem einfachen aber ausreichenden Frühstück begannen wir unseren Tag in der Herberge. Das Wetter war richtig extrem geworden. Wir gingen an diesem Tag bei Windstärke 12 los und es sollte sich den ganzen Tag nicht ändern. Aufgrund des starken Windes konnte es wenigstens nicht regnen, aber es war ganz schön gefährlich. Immer wieder lagen Äste und Bäume im Weg. Besonders in den Wäldern musste man aufpassen. Man hatte zum Glück Rückenwind, so dass der Wind keine größere Behinderung darstellte. Unter normalen Umständen wäre in Deutschland bei diesen Bedingungen keiner in den Wald gegangen. Aber auch diese Witterungsbedingungen galt es zu überstehen. An einer Kapelle die am Weg lag, hielten wir bei einem Impuls inne und sangen unser tägliches Lied, den Engel des Herrn wie an jedem Tag. Am späten Vormittag erreichten wir Estaing. Dort gab es eine imposante  Burganlage. Wenn die französische Flagge auf der Burg gehisst ist, so hatte man uns gesagt, wäre der ehemalige französische Staatspräsident Giscard d´ Estaing zu Hause. Dem war an diesem Tag aber nicht so. Wir machten dort eine etwas längere Pause und stärkten uns etwas, bevor die nächsten Anstiege anstanden. Wie schon erwähnt hielt der Wind bei dieser Windstärke an, und so trafen wir auf einen der Wege im Wald einen verletzten Pilger. Er war durch einen herabfallenden Ast getroffen worden und gestürzt. Dabei hatte er sich eine Platzwunde an über dem Auge und Hautabschürfungen zugezogen. Seine Brille war dabei zerbrochen und seine Kleidung zerrissen. Wir verarzteten den etwas älteren Franzosen, der sich sehr dankbar zeigte, dass man ihm half. Unbeeindruckt von diesem Ereignis so schien es, das auch leicht hätte böse enden können, setzte er seinen Weg fort. Einfach bewundernswert, das ihm einfach nichts auf diesen, seinen Weg aufhalten konnte. Auch ihn sollten wir an diesem Abend und die nächsten Tage wieder treffen. Obwohl er weder Englisch noch Deutsch sprach entwickelte sich zwischen uns ein inniges Verhältnis. Auf dem Weg lernten wir heute noch einen anderen Pilger kennen, den wir ebenfalls die nächsten Tage immer wieder treffen sollten. Es war der Franzose Noel der etwas deutsch und englisch sprach. Ein ruhiger und angenehmer Zeitgenosse. Am späten Nachmittag kamen wir in Golinhac an, dort war am Ortseingang schon ein Schild mit unseren Namen aufgestellt. Es war der Hinweis auf das Zimmer 1 in der Herberge. Die Gite befand sich am Ortsrand von Golinhac. Zu unserer Überraschung standen dort auch die Namen unsrer Pilgerfreunde Noel und Hugues. Auf dem Zimmer 2 stand auch ein bekannter Name, es war Veronique, eine Holländerin, die ebenfalls sehr sympatisch und nett war. Es versprach daher ein angenehmer Abend zu werden. Zunächst gingen wir aber erstmal zur Anmeldung. Diese war auf dem Campingplatz untergebracht. Wir meldeten uns also erstmal ordungsgemäß an. Nach und nach trafen immer mehr Pilger ein und es war ganz schön was los. Es gab genügend Unterkünfte dort, so hatte man auf dem Campingplatz noch einzelne kleine Hütten, wo Pilger unterkommen konnten. Im Zentrum des Campingplatzes befand sich ein großer Speisesaal. Dort gab es auch das Frühstück und das Abendessen. Hier genehmigten wir uns unser obligatorisches Bier. Auch Hugues und einige deutsche Pilger kamen noch dazu und wir hatten eine schöne Unterhaltung. Zurück in der Herberge ging es ans duschen und waschen, aber dies stellte sich als großer Fehler heraus, denn trotz des Windes wurde nichts mehr trocken. Hugues unser Pilgerfreund hatte extrem mit Blasen zu kämpfen und wir halfen ihm mit Blasenpflaster aus, das wir ja zur Genüge dabei hatten. Später ging es zum Essen auf den Campingplatz, auch dort hatte man genügend Unterhaltung, so waren an diesem Abend mehrere Deutsche da, unter anderem ein Münchner, den wir bereits in Le Puy am ersten Abend getroffen hatten. Der Weg verliert niemanden, man trifft sich immer wieder, mal früher und mal später. Der Franzose, den wir verarztet hatten, war ebenfalls da. Er musste seine Wunde klammern lassen, so tief war diese. Er gab noch einen Rotwein aus und zufrieden traten wir den Rückweg in die Herberge an. Es war schon recht kühl geworden, der Wind hatte sich etwas gelegt und es sah für die nächsten Tage nach Regen aus.

Bonjour und Buen Camino