10.09.2022 31. Etappe von Triacastella nach Sarria

Da wir gestern recht früh schlafen gingen hatten wir auch recht früh ausgeschlafen. Es begann gerade hell zu werden und nach einigen hundert Metern machten wir zunächst ein umfangreiches Frühstück. Die Bars in den Ortschaften hatten sich schon darauf eingestellt das viele Pilger früh losgehen und dementsprechend geöffnet. Das Frühstück heute lies keine Wünsche offen, Eier, Speck, Marmelade, Kaffee und Brot. Dazu frisch gepressten Orangensaft. Fast zu viel, denn man musste ja wieder laufen. Am Ortsende von Triacastella musste man sich entscheiden, den Weg direkt nach Sarria oder den Umweg über das Kloster Samos. Dieser Weg über Samos war mittlerweile der offizielle Pilgerweg und nicht wie früher die Alternative. Diesmal entschied ich mich nicht nach Samos zu laufen. Ich weis nicht warum es mich diesmal nicht dorthin zog. Ich hörte wie meist auf mein Gefühl. Bergauf und Bergab ging es Sarria entgegen. Schon gegen Mittag kamen wir in Sarria an. Gleich am Ortseingang ist eine Pilgerinfo. Dort konnten die Pilger die die letzten 100 km pilgern die notwendigen Infos bekommen. Viele gehen ja nur von hier die 100 km um auch die Compostela zu bekommen. Aber auch viel Verunsicherung wird hier in der Info verbreitet. Uns sagte man, das man ab hier auf jeden fall jeden Tag sein Bett reservieren soll, will man nicht abends auf der Straße stehen. So ein Unsinn sagte ich zu Werner. Der war aber schon irgendwie verunsichert. Er brauchte die Gewissheit abends ein Bett zu haben. Mittlerweile hatte Lelia wieder mal geschrieben. Sie hatte hier eine Unterkunft und wollte ja ihre Mutter dort treffen um mit ihr die letzten Etappen zu pilgern. Wir verabredeten uns für den Abend zur Pilgermesse. Werner und ich beschlossen uns hier in Sarria eine Unterkunft zu suchen Die kleine Herberge kurz nach Sarria, die ich im Blick hatte, war geschlossen. Corona lässt grüßen. Es war die kleine Mühle in der ich zusammen mit Edgar 2017 war. Schade. Auf den Stufen hoch zur Kirche war links eine kleine unscheinbare Herberge. Hier waren noch viele Betten frei. Wir waren die ersten dort. Schön gelegen unterhalb der Kirche. So viel zum Thema „alle Betten belegt“. Dadurch, das noch keine Pilger da waren, hatten wir die Duschen für uns. Der Garten war schön gelegen und man konnte dort relaxen. Plötzlich bekam ich eine Whatts App von Martina Zwosta aus Neufang. Sie ist immer bei uns auf der Wallfahrt nach Marienweiher dabei. Was konnte sie wollen? Sie hatte ein Bild gepostet und fragte ob ich den Mann darauf erkenne. Ich konnte es kaum glauben. Auf dem Bild war Hans. Hans aus Nürnberg. Healing Hans. Wir kannten uns vom Camino in Frankreich, hatten aber schon eine ganze Weile keinen Kontakt. Wie aber kam Martina zu ihm. Martina war mit den Minis aus Neufang in Nürnberg und sie sollten Menschen in der Fußgängerzone ansprechen. Einer von ihnen war Hans. Und im Gespräch kam eines zum anderen. Nachdem ich zurück geschrieben hatte rief Martina mich an. Sie wusste nicht, das ich auf dem Camino war. Ich sagte nur, ich bin in Sarria auf dem Camino und „Nichts ist Zufall“. Mittlerweile habe ich wieder Kontakt mit Hans. Solche Verbindungen über Jahre und Grenzen´schafft nur de Camino. Nach diesem schönen Telefonat dachte ich es geht heute nicht zu toppen. Doch es ging. Ein paar Tage vorher telefonierte ich mit meiner Frau Heike und wir sprachen davon, wo ich in Santiago übernachten wollte. Ich meinte, sie solle mal ihre Freundin Gudrun fragen, ob sie mal für mich in Santiago im Seminaro San Martin Pinario nach einem Pilgerzimmer fragen würde. Dazu muss man sagen, Gudrun spricht perfekt spanisch. Sie versprach das zu tun. San Martin Pinario liegt gleich neben dem Seiteneingang der Kathedrale. Dort gibt es ein gutes Restaurant und das zu einem für Santiago erschwinglichen Preis. Ein Glücksfall wenn man dort ein Pilgerzimmer bekommt. Ich kenne viele die es dort schon probiert haben, aber es nie geschafft haben. Ich war gerade auf dem Weg zum Essen als Gudrun mich anrief und mir mitteilte, das es ihr gelingen ist dort für mich ein Zimmer zu bekommen. Das war eine super Nachricht, wenn man unbeschwert in Santiago einlaufen kann und weis seine Unterkunft gleich neben der Kathedrale. Ein durchwegs guter Tag. Aber jetzt wurde auch einem bewusst das die letzten Tage auf dem Camino vor einem lagen. Wahnsinn, von hier sind es nur noch 100 km nach Santiago. 700 km lagen hinter uns. Wo war die Zeit geblieben. Wir saßen in einer kleinen Bar neben den Stufen hoch zur Kirche. Ich sagte nur zu Werner. Genieße die Zeit, denn die letzten 100 km sind nichts, sie werden wie im fluge vergehen. Sauge alles nochmal auf. Was wir aber auch sahen war die negative Seite des Camino. Unzählige Touristen mit kleinen und großen Koffern zogen auf der Straße an unserer kleinen Bar vorbei. Eine Invasion. Wo wollten die alle hin? Ich befürchtete das sie alle morgen auf dem Camino wären, und so war es auch. Ab hier werden die meisten organisierten Touren für die Pilger angeboten. Vorgebuchte Hotels, unterwegs Stationen mit Getränken und Snacks, Abends Top Restaurants, Gepäcktransport und Abholung vom Weg bei Regen. Ist das der Camino? Für Pilger wie mich schwer zu akzeptieren. Nicht mein Weg. Die Pilgermesse in der kleinen Kirche in Sarria war sehr gut besucht und auch sehr emotional. Hier sah man viele bekannte Gesichter, die man tagelang nicht mehr gesehen hatte. Lelia war mit ihrer Mutter da. Eine sehr nette Frau. Auch Terri und Scott waren da. Nach der Messe gingen wir auf dem Weg zur Herberge noch etwas trinken, bevor wir zur Herberge zurück gingen. Das Bett über meinem war noch frei. Mitten in der Nacht wachte ich auf als 2 Männer den Schlafsaal betraten. Einer legte seine Sachen oben auf das Bett und legte sich dort schlafen. Der andere machte das gleiche beim Bett nebenan. Am Morgen als ich aufstand war das Bett wieder leer. Mir kam es so vor, wie wenn diese hier nicht registriert und bezahlt hatten und sich einfach mitten in der Nacht in die offenen Herbergen schlichen. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt.

09.09.2022 30. Etappe von La Faba nach Triacastella

In La Faba habe ich immer gut geschlafen, so war es auch heute. Ein kleines Frühstück in der Herbergsküche mit Kaffee, Brot und Marmelade. Nicht viel, aber man lernt so ein einfaches Frühstück zu schätzen. Schon am Morgen war es richtig warm und der steile Anstieg hoch nach O Cebreiro versprach schweißtreibend zu werden. Unterwegs begegneten wir eine älteren Japaner. Er trug weiße Handschuhe und er ging mit stoischer Ruhe im Zick Zack den Berg hoch. Oben fragte ich ihn nach seinem Alter und er antwortete 78 Jahre. Respekt vor diesem Pilger. Schon am frühen Vormittag waren wir in Cebreiro. Es herrschte ein reges Treiben in den Gassen. Viele Marktstände und Essens- und Getränkestände waren aufgebaut. Das war alles für das Festival von dem die Frauen aus Guatemala erzählt hatten. Cebreiro, einer der ältesten Orte am Camino. Dort ist auch in der Kirche der Heilige Kelch von Galicien ausgestellt, der auf eine Legende zurückgeht. Kurz nach unserer Ankunft fand dort eine Heilige Messe statt. Diese feierten wir natürlich mit. Es ist nicht selbstverständlich hier oben dies mit erleben zu dürfen. Im Anschluss machten wir ein ausgiebiges Frühstück in einer der zahlreichen Bars. Man hatte schon wieder mächtig Hunger nach dem anstrengenden Aufstieg. Der Abstieg hinunter war nicht minder anstrengend. Unterwegs trafen wir wieder Dominik. Er war aber nicht mit Judith sondern mit Jana, einer Pilgerin aus Berlin unterwegs. Sie war Journalistin und hatte auch spanisch studiert. Dominik erzählte mir, das er während des Camino spanisch lernte. Ich wünschte ich wäre so sprachbegabt. Der Tag war heute relativ ereignislos und so kamen wir am frühen Nachmittag in Triacastella an. Gleich am Ortseingang war die gemeindliche Herberge. Es waren kaum Pilger in der Herberge. Nach dem üblichen Pilgerritual war erstmal Essen angesagt. Gleich oberhalb der Herberge gab es eine Bar, die Essen anbot, so das wir den Weg in die Ortschaft nicht mehr machen mussten. Werner und ich diskutierten an diesem Tag sehr intensiv und gegensätzlich. Dabei stellten wir fest, das wir doch sehr verschiedene Ansichten und Meinungen hatten. Ein ereignisloser Tag, auch diese gibt es auf dem Camino, ging zu Ende.

08.09.2022 29. Etappe von Villafranca del Bierzo nach La Faba

Die Nacht war ruhig und auch heute sollte es recht früh losgehen. Zunächst war ein ausgiebiges Frühstück angesagt. Die Hospitaleros bereiteten sogar Spiegeleier für die Pilger zu. Ave Fenix hatte sich ungemein weiterentwickelt. Auch heute war es noch dunkel und ich glaubte mich zu erinnern wie man aus dem Ort hinauskam ohne den Pfeilen nach zu laufen. Aber es kam wie es kommen musste. Ich verlief mich zum zweiten mal hintereinander. Was für eine Blamage. Ich der erfahrene Pilger der hier schon das dritte mal entlang geht verläuft sich wieder. Es waren zu so früher Stunde auch wenige Leute unterwegs die man hätte fragen können. Wir waren schon außerhalb des Ortes an einer Straße und ich hielt einen Handwerkerwagen an um nach dem Weg zu fragen. Sie deuteten in eine ganz andere Richtung als die die ich angenommen hatte. So liefen Werner und ich in die Richtung die sie uns zeigten. Wir standen an einer Kreuzung, dort gab es ein Cafe und wir fragten wieder nach dem Weg. Ein Spanier deutete uns an, wir sollten durch den Straßentunnel gehen der vor uns lag. Ein anderer Spanier deute an wir sollten der Straße rechts entlang gehen. Irgendwie kam einen alles spanisch vor. Wir entschieden uns rechts der Straße entlang zu gehen. Wir mussten dabei lachen. Als wir ein Stück der Straße entlang gingen, erinnerte ich mich wieder. Diesmal lag ich richtig. Wir waren an der Abzweigung wo es zum Camino Duro, den schweren Weg über den Berg geht. Nicht zu unrecht nennt er sich Camino Duro – der schwere Weg. Diesmal nicht, das musste nicht sein. Lieber unten der Straße entlang. Nach einiger Zeit kamen wir an einen Straßentunnel und blickten hindurch. Wir sahen das Cafe an dem wir vor geraumer Zeit standen. Wären wir durch den Tunnel mit einigen hundert Metern durchgegangen hätten wir etliche Kilometer gespart. Vor uns liefen 3 Frauen, sie hatten alle die gleichen Rucksäcke und ich musste sofort an den Film „Die Dienstagsfrauen“ denken. In diesem Moment schrieb mir Inga, sie hatte ich auf dem Camino Portugues 2019 kennengelernt. Ich hatte ihr damals von diesem Film erzählt. Inga hatte gerade eine organisierte Pilgergruppe nach Santiago begleitet und war dort gerade angekommen. Sie meinte nur, sie hätte auch die Dienstagsfrauen begleitet, was ich lustig fand. Eine lange Zeit ging es der Straße entlang, was ziemlich langweilig war. Da wäre der Camino Duro schon schöner gewesen. Aber heute wahrscheinlich nicht, denn von unten konnte man die vielen Wolken oben sehen. Also die richtige Entscheidung. Nun ging es durch einige kleine Dörfer. Wir wollten noch etwas Proviant kaufen, da nicht klar war ob es in La Faba noch einen Laden oder eine Bar gab. Dabei trafen wir wieder nach einiger Zeit auf Terri und Scott. Sie erzählten, das alle Unterkünfte in der Umgebung ausgebucht wären und man keinen Schlafplatz mehr finden würde. Sie hatten gerade noch einen Platz gefunden. Aber ich wusste, das dies meist die Camino Post ist die solche Gerüchte verbreitet. Es betrifft dabei immer eigentlich die Privaten Herbergen und Hostels und nicht die kirchlichen und gemeindlichen Herbergen. Diese kann man ja nicht reservieren. Ich wollte an diesem Tag unbedingt nach La Faba. Es gab dafür zwei Gründe. Der erste war, das Fa Faba der halbe Weg hoch zum O Cebreiro war. Dadurch hat man den Anstieg nicht an einem Tag sondern verteilt auf 2 Tage. Der zweite Grund war aus nostalgischen Gründen. In La Faba war 2017 eine der schönsten Tage und Abende auf dem Camino. Abends fand in der Kapelle eine meditative Andacht mit Fußwaschung statt. Die Seele des Camino. Ich hoffte so etwas dort wieder zu erleben. Aber zunächst musste der steile Anstieg hoch nach La Faba bewältigt werden. Ein ziemlich schweißtreibender Weg. Irgendwie fühlte ich mich an diesem Tag richtig fit und wir gingen in einem enormen Tempo den Berg hoch. Der Camino hatte einen trainiert was Kraft und Ausdauer anging. Kein Vergleich zum ersten Tag. Oben angekommen war es wie heimkommen. La Faba, die deutsche Pilgerherberge. Es waren nur ganz wenige Pilger bisher da. Also kein Mangel an Betten, wie ich schon vermutet hatte. Hier oben herrschte Frieden. Hier in der Herberge gab es eine Waschmaschine und ich nutzte die Gelegenheit meine gesamte Wäsche mal zu waschen zumal die Sonne schien und alles schnell trocknete. Oben gab es eine kleine Bar die etwas zum Essen anbot. Wir genossen oben ein zwei Radler in der Sonne. Ich ging zurück zur Herberge und verbrachte eine Zeit der Stille in der kleinen Kirche. Werner blieb oben in der Bar und verbrachte dort den ganzen Nachmittag. Leider fand abends weder eine Andacht noch sonst ein Abendgebet statt. Schade, ich hatte mich so darauf gefreut. Aber manchmal verändert sich der Camino. Die beiden Frauen aus Guatemala, Mutter und Tochter, die ich schon in Foncebadon und Ponferrada getroffen hatte waren auch heute hier. Sie erzählten, das sie morgen nur bis zum O Cebreiro gehen würden. Dort findet ein Festival statt. Mittlerweile war Dominik aus Würzburg zusammen mit Judith angekommen. Sie waren die letzten Tage zusammen unterwegs. Judith kam aus Wien und hatte den Camino von zu Hause aus gepilgert. Ich hatte sie schon einige male gesehen, aber so recht kamen wir irgendwie nicht ins Gespräch. Zusammen gingen wir hoch zur Bar zum Abendessen. Werner saß noch an seinem Platz. Er hatte beim Wirt das Essen schon vorbestellt. Als die Kellnerin an unserem Tisch das Essen aufnehmen wollte meinte Werner, er habe schon bestellt. Alle anderen gaben ihre Order auf. Nach und nach kam dann das Essen, nur das von Werner nicht. Das machte ihn sichtlich nervös. Er hatte als erster bestellt und bekam nun als letzter. So heißt es schon in der Bibel. Das amüsierte Werner so gar nicht. Dezent beschwerte er sich beim Wirt. Es war vom Wirt ein versehen, er hatte es schlicht und einfach nicht richtig registriert, das Werner schon bestellt hatte. Wir alle zogen ihn natürlich etwas auf. So langsam ging die Sonne hinter dem Berg unter und auch der schöne Abend mit netten Pilgern neigte sich dem Ende zu. Zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Nach einem anstrengenden Tag gingen fast alle gleichzeitig zu Bett.

07.09.2022 28. Etappe von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo

Die Nacht war etwas unruhig, waren doch einige Schnarcher mit im Raum gewesen. Auch waren heute früh schon viele Pilger auf den Beinen. Draußen war es noch dunkel und im Schein der Straßenlaternen ging es durch die Stadt Richtung der Templerburg. Irgendwie waren dort die gelben Pfleile nicht so ausgeprägt zu sehen und so kam es, das wir in die falsche Richtung gingen. Trotz der falschen Richtung waren aber hier auch Pilger unterwegs, so das man davon ausgehen konnte, das dieser Weg wieder zurück auf den offiziellen Camino führen würde. So war es dann auch. Obwohl ich doch schon das dritte mal hier war verlief ich mich. Auch das gehört zu den Erfahrungen auf dem Weg. Irgendwann waren wieder die gelben Pfeile zu sehen und man war zurück auf den vorgegebenen Weg. Nach einiger Zeit kam man an eine Wegekreuzung. Ein Weg führte entlang der Streaße und der andere Weg führte in die Weinberge des Bierzo. Natürlich war die Entscheidung leicht. Den Weg durch die Weinberge zu gehen war einfach herrlich. Es waren kaum Pilger unterwegs. Die meisten hatten sich für den anderen kürzeren Weg entschieden. So konnte man wieder einmal seine Gedanken freien Lauf lassen. Auch kam man am Lieblingsmotiv von meinem Freund Edgar vorbei. Es war eine kleine Kapelle mitten in den Weinbergen. Nach einger Zeit trafen wir Peter. Ihn hatten wir zuletzt in Foncebadon in der Bar getroffen. Er hatte dort gesundheitliche Probleme und konnte nicht weiterlaufen. Zusammen mit Werner aus dem Hunsrück fuhren die beiden am nächsten Tag mit dem Taxi ins Krankenhaus. Peter schien sich schnell erholt zu haben und im Gegensatz zu Werner konnte er seinen Camino fortsetzen. Es war schön sich mit ihm zu unterhalten. Er erzählte, das er hier vom Camino aus seinen Job gekündigt, und sich online gleich wieder für eine andere Stelle beworben hat. Von dort bekam er auch eine Zusage. Wahnsinn, wie die jungen Leute heute alles mit dem Smartphone regeln. Peter erzählte auch, das seine Mutter auch auf dem Camino war. Aber sie war viel schneller als er und war bereits kurz vor Santiago. Peters Eltern stammten aus Russland. Er erzählte auch, das seine Tante, die einen russischen Akzent hatte, seit dem Ukraine Krieg angefeindet würde. Peter hingegen sprach astreines Hochdeutsch. Peter hatte sich anscheinend so gut erholt, das er wieder schnell unterwegs sein konnte. Sein Tempo mitzuhalten war für mich unmöglich, und so trennten sich unsere Wege. Während einer Rast trafen wir auf Sophie, eine junge Frau vom Ammersee. Sie studierte Medizin und war gerade dabei ihre Sandalen auszuziehen, Sie hatte unheimlich viele Blasen an den Füßen und zwischen den Zehen. Die vorderen Schnallen ihrer Sandalen hatte sie offen und ging fast nur auf den Fersen. Aber sie gab nicht auf, was mir sehr imponierte. Kurz vor Villafranco del Bierzo trafen wir wieder auf sie. Sie ging sehr schwer und schleppte sich nur so vor sich hin. Ich bot ihr an, das ich ihren Rucksack bis zur Herberge tragen würde, es war ja nicht mehr weit. Aber sie lehnte ab, was mir noch mehr imponierte. Die heutige Herberge betrat ich heute nun zum dritten mal. Die Kultherberge Ave Fenix, eine der wenigen Herbergen die es gefühlt schon immer am Camino gab. Ich musste mich zurückerinnern und erzählte Werner die Geschichte von 2007, als ich das erste mal dort war. Beim betreten sah alles aus wie immer. Es hatte sich aber einiges geändert, so konnte man seit neuesten hier Abendessen und Frühstücken. Auch waren die Sanitärräume mittlerweile renoviert. Ein Foto davon musste ich natürlich gleich Edgar schicken. Peter war bereits geduscht und saß mit Susann aus Dänemark vor der Herberge. Nach dem üblichen Pilgerritual Duschen und Waschen gesellten wir uns dazu. Sophie kam auch mit dazu und verarztete ihre Wunden. Sie tat mir sehr leid. Es muss schrecklich sein mit solchen Schmerzen zu laufen. Sie hatte aber immer noch gute Laune und Lust auf den Camino. Es war Zeit etwas zu Essen, ich hatte richtig Hunger. In der Nähe der Herberge befand sich eine kleine Bar. Dort gab es Pizza und Basta. Auch kamen in unregelmäßigen Abständen immer mal Pilger vorbei. Die Bar lag ja genau am Weg. Den ganzen Nachmittag und Abend verbrachten wir dort bei guten Unterhaltungen. Es war immer wieder schön neue Pilger zu treffen und ihre Geschichten zu hören. Zurück in der Herberge ging ich heute recht bald schlafen.

06.09.2022 27. Etappe von Foncebadon nach Ponferrada

Die Nacht war relativ ruhig, man ist ja mittlerweile an alle möglichen Schlafsäle gewöhnt. Ich stand realtiv früh auf, die meisten Pilger schliefen noch. Ein Blick aus der Haustür verhieß nicht gutes. Es regnete in Strömen. Also diesmal kein ankommen am Cruz de Ferro bei Sonnenaufgang. Nicht alle Erwartungen werden auf dem Camino erfüllt. Hier oben hatte ich nun schon alles, 2007 war Schneefall im Mai, 2027 herrliches Sommerwetter und diesmal als Regen. Nach einem kleinen Frühstück hies es also Regenkleidung anziehen. Draußen war es noch Stockfinster. Man musste mit Stirnlampe gehen um den Weg zu finden. Werner war meine Begleitung. Es waren ja noch keine weiteren Pilger unterwegs. Heute fragte ich mich in der Tat, warum ich nicht doch in Rabanal geblieben bin. Aber das Cruz de Ferro hat eben eine besondere Anziehungskraft. Die gilt nicht für alle Pilger, aber für mich einer der besonderen Orte am Weg. Nach fast einer Stunde Gehzeit kamen wir am Kreuz an. Ich stieg auf den von Pilgern angehäuften Steinen an den Fuß des Kreuzes. Es war noch dunkel. Werner machte von unten die Fotos. Dafür bin ich ihm, dankbar, hätte ich doch ohne ihn kaum Fotos. Im Knien und mit Stirnlampe holte ich die von zu Hause mitgebrachten Steine aus dem Rucksack und legte sie ab. Auch hatte ich ein Sterbebild von meinem Freund und Chef Andreas dabe, das ich ihm zum Gedenken am Holzstamm des Kreuzes befestigte. Der Moment an diesem Ort nahm mich ganz schön mit. Mir gingen tausende Gedanken durch den Kopf, irgendwie waren sie alle nicht geordnet, dazu der andauernte Regen. Nachdem Werner auch am Kreuz war kamen so nach und nach immer mehr Pilger. Darunter auch Terri und Scott. Wir begrüßten uns und verließen dann diesen für mich magischen Ort am Camino. Mittlerweile ließ der Regen etwas nach und man konnte wenigstens den Poncho ausziehen. Nach einiger Zeit kamen wir nach Manjarin. Dort lebt immer noch Tomas, der selbsternannte Tempelritter. Ihn hatte ich schon 2007 und 2027 kennengelernt. Es sah immer noch so chaotisch aus wie damals. Tomas war ziemlich gealtert, aber immer noch eine Legende am Camino. Die Wolken rissen immer mehr auf und es wurde zunehmend wärmer. Der anschließende Abstieg nach El Acebo war ziemlich hart für die Knochen. Aber ich ging lieber bergab als bergauf. Werner ging es umgekehrt, so das er etwas zurückblieb. In El Acebo machte ich eine längere Pause mit einem ausgiebigen Frühstück. Nach und nach trafen dort viele Pilger ein, die in Foncebadon übernachtet hatten. Bis hinunter nach Molineseca war es richtig steinig und man war heilfroh im Tal zu sein. In Molineseca gab es eine schöne kleine Kirche die zum Verweilen einlud. Von Molineseca nach Ponferrada waren es noch 7 km. Nach einer etwas längeren Rast entschieden wir diese Strecke noch auf uns zu nehmen, obwohl es heute nach diesem Abstieg an die Grenze der körperlichen Belastung ging. Der Weg nach Ponferrada zog sich unendlich hin. Man sah die Stadt vor einem, aber irgendwie führte uns der Weg um die Stadt herum. Karsten der Däne stand plötzlich an einer Wegkreuzung vor uns und erzählte, das er Probleme mit seinen Füßen hätte. Auf Google Maps würde der gerade Weg direkt in die Stadt führen. Wir beschlossen auf dem gekennzeichneten Jakobsweg zu bleiben. Wahrscheinlich wären wir etwas schneller in der Stadt gewesen wenn wir mit Karsten gegangen wären. Irgendwie war mir dieser Weg aus 2027 noch in Ewrinnerung. Man hatte offensichtlich die Wegführung geändert. Ziemlich am Ende der Kräfte kamen wir schließlich in der Herberge St. Nicolas an. Vor dem Check in hatte sich schon eine etwas längere Schlange Pilger gebildet. Irgendwie kamen uns die beiden Hospitaleros bekannt vor. Es waren die beiden, die bereits in Logrono tätig waren. Martin kam auch wie aus dem nichts in die Herberge. Nach dem üblichen Pilgerritus musste ich erstmal zur Ruhe kommen. Es gab ja dort diese kleine Kapelle in der eine Skapuliermadonna steht, was eine besondere Verbindung für mich darstellte, haben wir doch bei uns in der Pfarrei Lahm auch eine besondere Verbindung zum Skapulier. Mit Martin unterhielt ich mich intensiv darüber. Anschließend ging ich zunächst in die Stadt um dort etwas zu Essen. Auf dem Marktplatz war ein großes Zelt aufgebaut in dem verschiedene Aufführungen stattfanden. Auch gab es einen Mittelaltermarkt. Gleich in der Nähe gab es einen kleine Bar in der man etwas essen und trinken konnte. Die Kathedrale war auch in der Nähe und es fand gerade ein Gottesdienst statt. Dort traf ich auch auf Verena und Julian. Auch Magdalena war da. Die Messe dauerte für spanische Verhältnisse recht lange. Auch war in den Gassen der Stadt viel los. Man sagte uns, das an diesem Wochenden ein Mittelalterfestival stattfinden würde. In Ponferrada stand ja diese imposante Templerburg die über der Stadt thronte. Die Zeit war schnell vergangen und der Weg zurück zur Herberge war ziemlich lang. Auf dem Rückweg traf ich Werner in einer Bar. Wir tranken noch etwas zusammen und machten uns zurück auf den Weg in die Herberge. Dort war auch ein Deutscher, der mir bereits bei der Ankunft aufgefallen war. Er schien in der Herberge mit zu helfen. Er hatte gerade etwas Zeit und ich kam mit ihm ins Gespräch. Wilfried, so sein Name, erzählte mir, das er nach vielen Wirrungen hier gelandet wäre. Er hatte in Deutschland keinen Wohnsitz mehr und war eine Art Aussteiger. Er hatte kein Geld mehr und wollte nun auf dem Camino einige Zeit bleiben. Irgendwie war er mir symphatisch auch wenn seine Geschichte etwas ungewöhnlich klang. Sein Glaube an Gott trug ihn. Das Gespräch mit ihm hatte mich ziemlich aufgewühlt und konnte eine Zeitlang nicht einschlafen.

05.09.2022 26. Etappe von Santa Catalina nach Foncebadon

Trotz der negativen Stimmung in der Herberge war die Nacht ruhig. Das Frühstück musste man sich selbst machen. Es waren neben Werner noch der Franzose und Martin mit am Frühstückstisch. Irgendwie wollten wir alle so früh wie möglich weg und das erlebte vergessen. Kurz vor dem Gehen tauchte dann auch noch Andrea auf, aber keiner wollte sich so recht mit ihm unterhalten. Kurz nach dem Ortsausgang war eine junge Frau die ein kleines Problem zu haben schien. Ich fragte nach und sie hatte kein Wasser mehr um ihre Medizin zu nehmen. Ich gab ihr selbstverständlich Wasser und nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, das sie aus Bamberg kam. Sandra war ihr Name. Irgendwie verstanden wir uns gleich, halt Franken unter sich. Wir gingen die Strecke bis Rabanal zusammen und erzählten uns viele Geschichten aus unserem Leben. Sandra war eine besondere Pilgerin mit einer besonderen Geschichte die mir imponierte. Sie erzählte mir, das sie mit ihren Schuhen unheimlich viele Blasen hatte. Ein Pilger aus Spanien erzählte ihr, das es eine Tauschbörse für Schuhe der Pilger geben würde. Ich hatte davon noch nie gehört. Sie erzählte, das sie ein paar Sandalen fand die ihr passten und sie darin nie mehr Blasen hatte. Ihre eigenen Schuhe lies sie dort zurück. Ich meinte nur, das es was besonderes wäre in den Schuhen eines anderen Pilgers nach Santiago zu gehen. Darüber könnte sie glatt ein Buch schreiben. Die Zeit mit ihr verging wie im Fluge und schon waren wir in Rabanal. Kurz vorher kam auch noch Yannick aus Berlin dazu. Sandra und er kannten sich schon. In eine Bar tranken wir zusammen einen Kaffee und aßen noch ein Gepäck dazu. Sandra wollte mit Yannick und noch einigen jungen Leuten die dazu gekommen waren weitergehen, was ich verstehen konnte. Viele die sich auf dem Weg finden laufen auch dann meist zusammen gen Santiago. Auch ich war ja schon einige Zeit mit Werner unterwegs. Aber in Rabanal trennten wir uns. Werner ging schon mal voraus nach Foncebadon. Ich wollte noch einige Zeit hier in Rabanal verbringen. Zeit in der Kirche verbringen und auch in der Kapelle der Benediktiner die hier auch eine Herberge betreiben. Ich war hin und her gerissen und musste mich langsam entscheiden. Hier in Rabanal bleiben oder hoch nach Foncebadon. Auf der einen Seite hatte ich viel vom Spirit in dieser Herberge gelesen, die ja von deutschen betreut wird. Auf der anderen Seite hatte Lelia geschrieben. Sie war gestern oben in Foncebadon und hatte ein Bild vom Sonnenaufgang am Cruz de Ferro geschickt. Und eigentlich wollte ich nochmal einen Sonnenaufgang am Cruz de Ferro erleben. Von diesem besonderen Erlebnis hatte ich ja vielen Pilgern erzählt und viele folgten meinen Erzählungen. Um früh am Cruz de Ferro zu sein musste man in Foncebadon übernachten, das ungefähr eine Stunde vom Cruz entfernt war. Lelia berichtete das die kirchliche Herberge in Foncebadon voll war und auch schon für den nächsten Tag fast voll. Sie hatte anscheinend einen guten Draht zum Hospitalero und fragte ob sie reservieren soll. Eigentlich lassen sich kirchliche Herbergen nicht reservieren. Aber Lelia reservierte für Werner und mich. Also musste ich trotzdem hoch nach Foncebadon, Ich wollte das nicht, reservieren und nicht kommen, was für einige sogenannte Pilger normal zu scheinen schien. Es hatte sich, je näher es nach Santiago ging, bei einigen Pilger eingeschlichen einfach mal zu reservieren und dann ohne Absage nicht zu kommen wenn man die Pläne kurzfristig geändert hatte. Eine unschöne Praxis und auch eine der negativen Auswirkungen des Weges. Nach einiger Zeit in der Kirche und der Kapelle von Rabanal machte ich mich bei hohen Temperaturen auf den Anstieg in den ehemals verlassen Ort. Unterwegs traf ich dann auf Verena und ging eine ganze Weile mit ihr. Es war eine schöne Unterhaltung. Ihr Freund Julian war vorausgegangen. An einer Wegbiegung wartete er auf uns und wir gingen zusammen weiter. Unterwegs trafen wir dann Terri und Scott. Wir freuten uns einander wieder zu sehen und gingen zusammen bis zum Ortseingang von Foncebadon. Dort machten wir noch einige Erinnerungsfotos. Foncebadon hatte sich seit meinem ersten Besuch 2007 enorm verändert. Damals gab es eine Herberge mit Betten im Keller, eine Bar und ein Haus in dem einige Hippies lebten. Heute ist aus diesem ehemals ruhigen Ort eine pulsierende Ortschaft mit vielen Bars, Einkaufsläden, Herbergen und sogar einem Hotel geworden. Die wilden Hunde von Foncebadon, von denen Hape Kerkeling in seinem Buch schrieb gab es auch nicht mehr. Verena, Julian, Terri und Scott gingen in die erste Herberge und fanden dort einen Platz. Mittlerweile hatte Werner angerufen, er wartete in einer Bar auf mich und zusammen gingen wir zur alten Kirche in der sich die Herberge befand. Wir waren neben einer Kolumbianerin und ihre Tochter die ersten. Nachdem der Hospitalero gekommen war und wir unsere Betten zugeteilt bekamen war Duschen und Waschen angesagt. Werner zog es gleich in einige der vielen Bars. Ich verbrachte einige Zeit in der einfach gestalteten Kapelle der Kirche. Hier hatte sich seit 2017 nichts verändert. Das Wetter wurde zunehmend schlechter und der Himmel war voller Wolken. Es begann auch etwas zu regnen. Das verhieß für morgen nichts gutes. Ob ich nochmal einen Sonnenaufgang am Cruz de Ferro sehen würde? Leider wurde in der Herberge kein Abendessen mehr angeboten. Das zusammen kochen und Essen in diesen Herbergen ist immer etwas besonderes. Also machte ich mich auf der Suche nach etwas zu trinken und zum Essen. In einer der vielen Bars fand ich Werner, er saß an einem Tisch mit vielen Pilgern und ich setzte mich dazu. Zu meiner Überraschung war auch Werner aus dem Hunsrück mit am Tisch. Ich freute mich ihn wieder zu sehen. Er hatte große gesundheitliche Probleme und erzählte das es für ihn der letzte Abend auf dem Camino wäre. Er war beim Arzt und der hat ihm geraten abzubrechen. Ich sagte zu ihm, das ich das nicht machen würde so kurz vor dem Ziel. Mach doch ein paar Tage Pause, du hast doch Zeit und sehe dann weiter, so mein Rat an ihm. Aber Werner war nicht um zustimmen, er hatte seine Entscheidung gefällt. Schade so kurz vor dem Ziel. Es ist doch nicht so selbstverständlich in Santiago anzukommen. Ich war in diesem Augenblick so dankbar, das ich trotz meines körperlichen Handicaps einer Polyneuropathie diesen Weg gehen konnte. Am Tisch waren auch noch Dirk und Magdalena. Sie erzählten auch eine ungewöhnliche Geschichte. Wir alle glaubten sie wären ein Paar. Aber sie waren Arbeitskollegen und ihr Arbeitgeber sah es nicht gerne wenn Kollegen zusammen ihren Urlaub verbringen. So war Magdalena offiziell auf dem Camino und Dirk in Italien. Was für verrückte Geschichten es gab. Am Tisch saß auch noch Karsten, ein Däne. Er war einige Zeit mit Werner aus dem Hunsrück unterwegs gewesen. Er zeigte einen kleinen Film auf dem er einen Pilger auf dem Weg nach Foncebadon von hinten filmte. Der Pilger hatte einen ziemlich schlechtes Gangbild. Als ich den Film sah, sagte ich nur, das der Pilger ich war. So hatte ich mich noch nie laufen gesehen. Es sah wirklich nicht gut aus und alle wunderten sich, das ich so weit auf dem Camino gehen konnte. Auf dem Weg zurück zur Herberge begann es schon zu regnen. Viele Pilger waren schon in ihren Betten. Die Nacht war recht kühl, so das man heute froh war einen warmen Schlafsack zu haben.

04.09.2022 25. Etappe von Santibanez de Valdeiglesias nach Santa Catalina

Nach einer ruhigen Nacht gab es ein Frühstück in der Herberge. Werner und ich waren alleine beim Frühstück. Die beiden Französinnen und Sönke schliefen noch. Bei besten Pilgerwetter machten wir uns auf den Weg nach Astorga. Zu so früher Stunde waren kaum Pilger auf dem Weg. Mitten auf der Strecke gab es dann eine Art Verpflegungsstation an der man sich ausruhen konnte und eine der Vielzahl an Früchten zu genießen die dort angeboten wurden. Auch konnte man dort übernachten. 2 Amerikanische Pilger saßen ebenfalls schon dort und ich unterhielt mich etwas mit ihnen. Gleich nach der Sation kommt das große markante Kreuz. Von hier sieht man von weiten die Silouette von Astorga. Für mich immer noch ein besonderer Ort am Camino. Auch wenn ich nun bereits zum dritten Mal hier stehe ist es ein erhabenes Gefühl hier zu stehen. Gleich nach dem Kreuz hatte sich ein Mann mit Gitarre plaziert und spielte für die vorbeigehenden Pilger. Eine schöne Begrüßung. Aus Erfahrung wusste ich, das sich der Weg bis zur Kathedrale noch ziemlich hinziehen sollte, auch wenn man dachte man wäre schon da. Am Ortseingang kommt man an der kirchlichen Herberge von Astorga vorbei in der ich bereits zweimal übernachtete hatte. Diesmal war ich ja viel zu früh am Morgen da um dort zu bleiben. Es stellte sich heraus, das man sowieso nicht dort übernachten konnte, denn sie hatten einen Wasserschaden und konnte keine Pilger aufnehmen. So war es eine Fügung, das wir gestern in Santibanez de Valdeiglesias übernachtet hatten und nicht noch die Zusatzkilometer nach Astorga gemacht haben. Angekommen im Ortszentrum von Astorga musste ich für einige Pilger Fotos machen vor dem berühmten Palast von Gaudi, der neben der Kathedrale steht. Um 12 Uhr sollte in der Kathedrale eine Pilgermesse sein, die wir besuchen wollten. Die Zeit überbrückten wir mit Kaffee trinken und beobachten der Pilger, die nach und nach am Cafe vorbei kamen. Die Kathedrale war zur Mittagsmesse gut gefüllt. Auf einen der Plätze entdeckte ich Martin, der auch zur Messe gekommen war. Ansonsten sah man keine bekannten Pilger. Nach der Messe kam man am Ortsausgang an der bekannten Kapelle Ecce Homo vorbei. Auch einer der besonderen Orte am Camino. Leider war diese versperrt. Man konnte aber davor dort noch etwas in Ruhe verweilen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. In einer kleinen Ortschaft musste nochmals eine Rast sein. Es war relativ warm und man musste seinen Wasserhaushalt wieder ausgleichen um nicht zu dehydrieren. Es war mittlerweile schon später nachmittag geworden und ich las im Pilgerführer das es eine schöne Spenden Herberge in Santa Catalina geben würde. Darin war aber vermerkt, das diese Sonntags geschlossen sein sollte. Nach etwas suchen in der kleinen Ortschaft fand ich die Herberge mit dem schönen Namen La Boheme und sie war trotz dieses Hinweises geöffnet. Wir waren die ersten Pilger an diesem Nachmittag. Von David, so hieß der Hospitalero, wurden wir freudig begrüßt und gleich zu einem Getränk und Obst eingeladen. David war früher Lehrer in Frankreich und kaufte sich diese Herberge die er in den letzten Jahren immer weiter renovierte. Dann kam Corona und sein Projekt schien fast zu scheitern. Mit vielen Nebenjobs und seinem Beruf als Lehrer erfüllte er sich jetzt diesen Traum. David spielte auch einige Instrumente die er in einer Ecke des Aufenthaltsraumes aufgebaut hatte, Auch Pilger konnten dort auf den Instrumenten spielen, wenn sie es denn konnten. Nach dem Duschen und Wäschewaschen kamen nach und nach einge Pilger. Zwei Spanier ein Franzose und zu unserer Überraschung auch Andrea aus Italien. Ihn hatten wir ja schon in Granon kennengelernt. Diesmal sollte sich diese Begegnung nicht so freundlich gestalten wie in Granon. Vor dem Abendessen gingen wir in einer der 2 Bars die es hier gab um ein Radler zu trinken. Ich ging schon etwas ehr in die Herberge und Werner saß noch einige Zeit mit Andrea dort in der Bar. Dort kam es wohl schon zu einen kleinen Zwischenfall zwischen Andrea und dem Barbesitzer in dessen Verlauf er Barverbot bekam. Zurück in der Bar hatte David schon das Abendessen vorbereitet. Wir saßen alle friedlich am Tisch und zwischen den beiden Spaniern und Andrea, der sichtlich angetrunken war, ein Disput. Leider konnte ich davon wenig verstehen, aber es schienen solche Probleme zwischen ihnen zu sein, das die beiden Spanier beschlossen die Herberge zu verlassen. Sie wollten nicht die Nacht mit Andrea unter einem Dach verbringen. Auch David konnte die beiden nicht umstimmen. Eigentlich hätte er Andrea rauswerfen müssen, der eigentlich die Ursache für diesen Eklat war. Aber David war ein so herzensguter und gütiger Mensch, das er Andrea beruhigte, ihn zum duschen schickte und auch noch frische Kleider hinlegte, denn seine Kleider waren dreckig und stanken schon. Die Stimmung war danach natürlich auf dem Tiefpunkt. Der Franzose, Werner und ich saßen ziemlich bedröppelt da. So etwas hatte ich auf all den Pilgerwegen noch nicht erlebt. Irgendwie sind die negativen Auswüchse des Lebens nach und nach auch auf dem Camino spürbar und erlebbar. Mitten in dieses Stimmungstiefes kam dann aus der Nacht Martin. Er war doch mit uns noch in Astorga in der Mittagsmesse. Wo war er nur abgeblieben. Martin spürte die negative Stimmung und ich denke er kannte Andrea auch schon. David spielte einige traurige Lieder, die etwas zu diesem Abend passten. Andrea saß in der Runde, war sich keiner Schuld bewusst und tat als wäre nichts gewesen. Schade, das dieser Abend in dieser besonderen Herberge so enden musste.

03.09.2022 24. Etappe Villar de Mazarife nach Santibanez de Valdeiglesias

Die Nacht war ruhig und mittlerweile nach 24 Etappen hatte man sich an den ständigen Betten- und Matrazenwechsel gewöhnt. Heute sollte es wieder recht heiß werden und so war es ratsam recht früh am Morgen los zu gehen. Lelia war noch etwas früher losgegangen, so das wir uns heute nicht mehr wiedersahen. Werner ging mit mir los. Irgendwie hatten wir uns aneinander gewöhnt und hatten beide das gleiche Lauftempo. Auch verstanden wir uns meist recht gut. Der Weg hinter Villar de Mazarife ist sehr eintönig. Ewig schnurgerade steinige und staubige Wege. Das Ziel sollte heute Astorga sein. Am späten vormittag kamen wir an der berühmten Römerbrücke Hospital de Orbigo an. Viele Pilger wollten dort ein Erinnerungsfoto machen. Werner machte noch nach wie vor sehr viele Fotos. Natürlich auch von dieser Brücke. Zum Glück für mich, denn sonst hätte ich bei diesem Camino so wenige Fotos wie nie zuvor. In Hospital de Orbigo machten wir eine Kaffeepause. Ein Cafe con Letche war Pflicht an jedem Tag. Auch ein kühles Radler zwischendurch löschte den Durst. Unterwegs waren heute gefühlt sehr wenige Pilger zu sehen. Man fragte sich, wo sind die alle geblieben? In Santibanez de Valdeiglesias gab es die letzte Herberge vor Astorga. Hier mussten wir entscheiden, ob wir nach Astorga weitergehen wollen, oder hier bleiben, Eigentlich hatten wir erst ca. 15 km gepilgert und es war auch erst kurz vor 13.00 Uhr. Astorga wäre ohne Probleme machbar gewesen, aber nach einer etwas längeren Diskussion entschieden wir uns hier zu bleiben. Es war eine etwas einfache Herberge, richtig uhrig. Die WC Anlagen und Duschen waren im Garten mit einer etwas eigenwilligen und orginellen Installation, die es in Deutschland nicht geben würde. Zu diesem Zeitpunkt waren wir die einzigen Pilger. Die meisten schienen nach wie vor die großen Orte anzusteuern. Etwas antizyklisch zu gehen konnte nicht schaden, wenn es näher gen Santiago geht. Nach dem Duschen und Wäschewaschen gingen wir ins Dorf. Dort war auf der Straße kein Mensch zu sehen, sogar die kleine Kirche war geschlossen. In der brutalen Mittagshitze fühlte man sich wie im Western High Noon. Es fehlten nur noch die Sträucher die über die staubigen Straßen fliegen würden. Am späten Nachmittag kamen dann doch zwei etwas ältere Frauen. Monique und Evelyn aus Frankreich. Die beiden ließen ihre Rucksäcke transportieren und erzählten uns, das sie täglich nur maximal 15 km gehen würden. Abendessen gab es zum Glück in der Herberge, denn sonst hätte es heute nichts gegeben, da es keine entsprechende Bar gab. Nebenan gab es zwar eine kleine Dorfbar, die hatten aber nur etwas zum trinken. Das Abendessen war ganz hervorragend und bestand aus Vor-, Haupt-, und Nachspeise. Was wollte man mehr. Dazu einen guten Rotwein und der Abend war gerettet. Auch die Unterhaltung mit den beiden Französinnen gestaltete sich trotz Sprachbarierre ganz gut. Werner konnte ja als Belgier noch französisch und so konnte er immer mal dazwischen übersetzen. Die beiden Französinnen gingen recht früh schlafen und so saßen wir noch einige Zeit im Garten. Zu etwas späterer Stunde kam dann doch noch ein Pilger an. Es war ein Deutscher aus Bremen mit dem Namen Sönke. So entwickelte sich noch ein interessantes Gespräch im laufe des Abends. Sönke war als Pilger auch mit christlichen Hintergrund unterwegs und wir hatten gleich die selbe Wellenlänge. Wir unterhielten uns über die kurzen spanischen Messen und er erzählte, das er meist auch nichts verstehen würde. Ich für meinen Teil sagte ihm, das ich das Evangelium des Tages immer auf Deutsch übers Internet mitlesen würde. Dies kannte er nicht und ich gab ihm gerne die Webseite weiter. Mittlerweile war es schon spät geworden und zufrieden gingen wir alle zu Bett.

02.09.2022 23. Etappe Leon nach Villar de Mazarife

Die Nacht in der St. Franziskus Herberge war wesentlich ruhiger als in der berüchtigten Herberge St. Maria. Javier hatte mir gestern noch den Weg von der Herberge aus der Stadt hinaus beschrieben. So musste man nicht den Umweg über die Innenstadt nehmen. Nach einigen Kilometern sah ich schon das Parador Hotel und die davor stehende Figur des Jakobus. Er schaut in den Himmel. Ein schönes Foto Motiv. Einige Pilger musste ich davor fotografieren. Auch wollte nochmal ein Foto vor diesem Monument, obwohl ich ja nun schon das dritte mal davor stand. Der Weg führte endlos durch die Vorstädte von Leon, und am Ortsrand bei La Virgen musste man entscheiden, ob man die in den Pilgerführern beschriebene Route nimmt, oder den alten Weg nach Villar de Mazarife. Für mich stellte sich diese Frage nicht und auch Werner ging mit mir. Man hatte die Hauptroute die es seit vielen Jahren gab einfach geändert. Wahrscheinlich spielen bei solchen Entscheidungen wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Hat doch solch eine Entscheidung viele Auswirkungen auf die Infrastruktur. Bars und Herbergen haben nicht mehr so viele Pilger wie vorher und sicher geben auch der eine oder andere auf. Das heutige Ziel sollte die Kultherberge von „Jesus“ sein. Ich war schon gespannt, was sich seit 2017 dort getan hatte. Lelia wollte ebenso in die Herberge kommen. Viele Emotionen begleiteten mich heute auf diesem Weg und ich hatte viele Erinnerungen in meinem Kopf was diese Wegstrecke betraf. Zum einen war es meine allererste Etappe 2007 auf dem Camino und auch 2017 lernte ich auf dieser Etappe Marianne aus Hamburg kennen. Mit ihr bin ich immer noch immer nach all den Jahren in Kontakt. Bei einer Rast in einer der wenigen Bars die es noch gab kam ein Pilger aus der Schweiz an den Tisch. Irgendwie schien er mit dem Weg zu hadern, jedenfalls schimpfte er, das es dauernd über Teerstraßen ging und auch die Landschaft wäre nicht schön. Natürlich sind die Wege in der Schweiz landschaftlich reizvoller als hier, aber so ist eben der Camino. Zumindest was das finanzielle betraf war er zufrieden, denn für das für ihn gewohnte Preisniveau der Schweiz war Spanien hier auf dem Land ein Paradies. Nach einem entspannten Tag kamen wir am frühen Nachmittag in Villar de Mazarife an. Gleich am Ortseingang stand schon das Schild, das auf die Herberge hinwies. Beim einchecken sagte ich, das ich nun bereits zum dritten mal hier wäre, was der Hospitalera sichtlich freute. Es hatte sich wieder einiges verändert, so bot man den Pilgern auch ein Abendessen an, was in den letzten Jahren nicht der Fall war. Auch die Zimmer waren renoviert. Von den vielen Texten der Pilger an den Wänden war allerdings auch nicht mehr viel übrig, was eigentlich schade ist. Etwas Kult ist dadurch schon verloren gegangen. Lelia war schon da, kein Wunder, denn sie ist eben jung und auch noch sehr schnell unterwegs. Lelia hatte schon für ein gemeinsames Abendessen eingekauft und wollte für uns drei kochen. Irgendwie kamen hier auch die Erinnerungen hoch, hatte doch Edgar damals zusammen mit einem Rumänen gekocht. Und heute kochte Lelia für uns. Zuvor machten wir aber noch einen kurzen Besuch in der Kirche. Mit meditativer Musik wurde man dort schon empfangen und man konnte sich dort eine Zeit der Ruhe gönnen. Wie immer ist es schön sich an solchen Orten etwas Ruhe zu gönnen und der Musik zu lauschen. Man spürt einfach die Seele des Camino. Nach unserer Rückkehr bereiteten wir gemeinsam unser einfaches Abendessen vor. Wir hatten einen riesigen Hunger und trotzdem hatten wir noch einiges übrig. Den Abend verbrachten wir dann im Garten der Herberge. Das Publikum ist aber mittlerweile ein anderes als früher. Aus der einstigen kultigen Hippieherberge ist ein Stück weit eine kommerzielle Herberge geworden. Schade, denn es gibt leider nicht mehr all zu viele solcher Herbergen. Heute ging ich recht früh schlafen.

01.09.2022 22. Etappe Mansilla de las Mulas nach Leon

Nach einer weiteren ruhigen Nacht in der Herberge ging es heute recht früh los. Ich wollte möglichst gegen Mittag in Leon sein. Javier hatte sich zwischenzeitlich per WhattsApp gemeldet und vorgeschlagen, das wir uns auf dem Platz vor der Kathedrale treffen. Er wollte ein Mittagessen vorbereiten. Mittagessen in Spanien bedeutet Essen um ca. 15.00 Uhr. Die Strecke heute war mit ca. 18 km überschaubar trotz der hohen Temperaturen. So hatte man Zeit unterwegs mal die eine oder andere Pause einzulegen um sich mit anderen Pilgern aus zu tauschen. Auch Lelia meldete sich mal wieder. Sie war bereits in Leon angekommen und auch mit ihr verabredete ich mich. Unterwegs trafen Werner und ich nochmals auf Werner aus dem Hunsrück. Er hatte zwischenzeitlich seinen Reisepass in Burgos abgeholt. Wir tauschten uns auf einer der wenigen Sitzmöglichkeiten am Weg aus. Auch er wollte heute noch nach Leon. Schon von weiten sah man die Shiluette der Stadt und der imposanten Kathederale aus der Ferne. Der Weg durch die Vorstädte war wie immer nicht ganz so schön, geht es doch meist auf der Straße oder der Fußgängerwegen der Innenstadt entgegen. Am Stadtrand war für die Pilger eine Art Begrüßungspunkt eingerichtet worden. Dort wurde man begrüßt und auf die entsprechenden Herbergen hingewiesen. Auch Verena und Julian kamen fast zeitgleich mit uns in Leon an. Nach einer kurzen Unterhaltung verabschiedeten wir uns wieder voneinander. Ich gab ihnen den Tipp von Javier weiter, den ich 2017 von ihm erhalten hatte. Dieser lautete, das man in Leon bei der Bestellung von einem Bier etwas kleines zu Essen bekommt. Nach 3 Bier bist du auch satt. Ein ungeschriebenes Gesetzt hier in Leon. Diesmal entschloss ich mich nicht in der berüchtigten Herberge St. Maria zu übernachten, obwohl ich Werner gerne dieses Erlebnis ermöglicht hätte. Die Herberge St. Maria ist eigentlich ein Muss auf dem Weg. Aber ich kannte sie ja von 2007 und 2017. Es sollte diesmal in die Herberge St. Franziskus gehen, was eine sehr gute Entscheidung war. Eine kirchliche Herberge am Rande der Altstadt mit sehr schönen und sauberen Zimmern. Für die Pilger gab es das Angebot, das man für 3 Euro seine Wäsche waschen lassen konnte. Ich nahm dieses Angebot an und ließ meine komplette Wäsche waschen. Auf dem Weg in die Altstadt lernte ich Nestor und Nora kennen, ein junges spanisches Paar, das zusammen den Camino pilgerte. Sehr nette Pilger mit denen man gleich ein gutes Verhältnis hatte. Gegenüber der Herberge fiel mit die Tankstelle auf. Ich erkannte sie gleich wieder. Hier waren wir 2007 bei unserem ersten Camino mit dem Mietauto gestrandet, das wir damals von Oviedo aus aufgrund des Busfahrerstreikes mieten mussten. Immer wieder begegnen einen gewisse Orte auf dem Weg immer wieder. Ab Leon sollten diese natürlich mehr werden. Ich war ja nun bereits das dritte mal in Leon. Auf dem Weg zur Kathedrale genehmigten wir uns natürlich ein Bier in einer der zahllosen Bars. Werner und ich bekamen dabei natürlich etwas zu Essen dazu. Anschließend wollten wir für Javier und seine Frau noch etwas mitbringen, was sich aufgrund der Siesta etwas schwierig gestalten sollte. Wir suchten und fanden schließlich einen Laden um einige Köstlichkeiten für die beiden zu kaufen. Javier hatte auch Werner mit zum Essen eingeladen, obwohl er ihn doch gar nicht kannte, aber so ist die spanische Gastfreundlichkeit. Mit Javier hatten wir uns auf 15.00 Uhr verabredet, aber zuvor wollte ich mich noch mit Lelia treffen. Sie wartete schon in einem Cafe am Platz vor der Kathedrale. Ich freute mich sie wieder zu sehen, meinen Camino Engel. Wir tranken zusammen Kaffee und die Zeit verging im Fluge. Wir wollten uns am nächsten Tag in Villar de Mazarife in der Herberge Jesus wieder treffen. Schon stand Javier da und wir begrüßten einander herzlich. Wir hatten uns ja zuletzt 2019 in der Grümpel nach meinem Camino Portugues das letzte mal aufgrund Corona gesehen. Zufällig kam auch seine Frau Ines mit den Einkäufen vorbei. Auch wir begrüßten uns nach der langen Zeit herzlich. Zusammen ging es zu ihrer Wohnung. Javier hatte schon vorher gekocht. Wie immer ein leckeres Essen, eine Nachspeise, dazu ein Rotwein und eine mehr als gute Unterhaltung. Auch die beiden Kinder von Ines und Javier waren da, man sind die groß geworden. Werner ging etwas früher, er wollte noch die Kathedrale besichtigen. Javier zeigte mir ein großes Bild, das er im Nebenzimmer aufgehängt hatte, und fragte mich ob ich es kennen würde. Mit Erstaunen sah ich, das es das Bild mit den Gefallenen, Vermissten und Heimkehrern des 2. Weltkrieges aus Wilhelmsthal war. Javier hatte es in einer Mülltonne in Wilhelmsthal gefunden. Er hat ja auch ein Haus dort. Der Nachmittag verging im Fluge und zum Schluss tranken wir noch ein, zwei Lucas Cranach Trunke, der Lieblingstrunk von Ines und Javier. Ines musste leider noch arbeiten gehen. Mit Javier gingen wir noch in eine Bierbar, in der nur einheimische verkehren. Dort gab es alle möglichen Biersorten und Javier war dort bekannt. Natürlich gab es auch hier zum Bier etwas zu Essen. Zum Schluss machten wir noch einen Spaziergang durch Leon, dabei zeigte uns Javier noch einige Sehenswürdigkeiten und brachte uns wieder in die Nähe unserer Herberge. Von weiten riefen uns aus einer Bar Pilger zu sich. Es waren Nestor und Nora aus unserer Herberge. Sie erzählten uns, das sie heute Abschied vom Camino feiern und nach Hause müssen. Aber im nächsten Jahr wollen sie den Rest des Camino von Leon aus pilgern. Angekommen in der Herberge wollte ich meine Wäsche abholen, sie war aber noch nicht fertig, und so wartete ich noch etwas um anschließend schlafen zu gehen. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.