
Die Nacht war ruhig und auch heute sollte es recht früh losgehen. Zunächst war ein ausgiebiges Frühstück angesagt. Die Hospitaleros bereiteten sogar Spiegeleier für die Pilger zu. Ave Fenix hatte sich ungemein weiterentwickelt. Auch heute war es noch dunkel und ich glaubte mich zu erinnern wie man aus dem Ort hinauskam ohne den Pfeilen nach zu laufen. Aber es kam wie es kommen musste. Ich verlief mich zum zweiten mal hintereinander. Was für eine Blamage. Ich der erfahrene Pilger der hier schon das dritte mal entlang geht verläuft sich wieder. Es waren zu so früher Stunde auch wenige Leute unterwegs die man hätte fragen können. Wir waren schon außerhalb des Ortes an einer Straße und ich hielt einen Handwerkerwagen an um nach dem Weg zu fragen. Sie deuteten in eine ganz andere Richtung als die die ich angenommen hatte. So liefen Werner und ich in die Richtung die sie uns zeigten. Wir standen an einer Kreuzung, dort gab es ein Cafe und wir fragten wieder nach dem Weg. Ein Spanier deutete uns an, wir sollten durch den Straßentunnel gehen der vor uns lag. Ein anderer Spanier deute an wir sollten der Straße rechts entlang gehen. Irgendwie kam einen alles spanisch vor. Wir entschieden uns rechts der Straße entlang zu gehen. Wir mussten dabei lachen. Als wir ein Stück der Straße entlang gingen, erinnerte ich mich wieder. Diesmal lag ich richtig. Wir waren an der Abzweigung wo es zum Camino Duro, den schweren Weg über den Berg geht. Nicht zu unrecht nennt er sich Camino Duro – der schwere Weg. Diesmal nicht, das musste nicht sein. Lieber unten der Straße entlang. Nach einiger Zeit kamen wir an einen Straßentunnel und blickten hindurch. Wir sahen das Cafe an dem wir vor geraumer Zeit standen. Wären wir durch den Tunnel mit einigen hundert Metern durchgegangen hätten wir etliche Kilometer gespart. Vor uns liefen 3 Frauen, sie hatten alle die gleichen Rucksäcke und ich musste sofort an den Film „Die Dienstagsfrauen“ denken. In diesem Moment schrieb mir Inga, sie hatte ich auf dem Camino Portugues 2019 kennengelernt. Ich hatte ihr damals von diesem Film erzählt. Inga hatte gerade eine organisierte Pilgergruppe nach Santiago begleitet und war dort gerade angekommen. Sie meinte nur, sie hätte auch die Dienstagsfrauen begleitet, was ich lustig fand. Eine lange Zeit ging es der Straße entlang, was ziemlich langweilig war. Da wäre der Camino Duro schon schöner gewesen. Aber heute wahrscheinlich nicht, denn von unten konnte man die vielen Wolken oben sehen. Also die richtige Entscheidung. Nun ging es durch einige kleine Dörfer. Wir wollten noch etwas Proviant kaufen, da nicht klar war ob es in La Faba noch einen Laden oder eine Bar gab. Dabei trafen wir wieder nach einiger Zeit auf Terri und Scott. Sie erzählten, das alle Unterkünfte in der Umgebung ausgebucht wären und man keinen Schlafplatz mehr finden würde. Sie hatten gerade noch einen Platz gefunden. Aber ich wusste, das dies meist die Camino Post ist die solche Gerüchte verbreitet. Es betrifft dabei immer eigentlich die Privaten Herbergen und Hostels und nicht die kirchlichen und gemeindlichen Herbergen. Diese kann man ja nicht reservieren. Ich wollte an diesem Tag unbedingt nach La Faba. Es gab dafür zwei Gründe. Der erste war, das Fa Faba der halbe Weg hoch zum O Cebreiro war. Dadurch hat man den Anstieg nicht an einem Tag sondern verteilt auf 2 Tage. Der zweite Grund war aus nostalgischen Gründen. In La Faba war 2017 eine der schönsten Tage und Abende auf dem Camino. Abends fand in der Kapelle eine meditative Andacht mit Fußwaschung statt. Die Seele des Camino. Ich hoffte so etwas dort wieder zu erleben. Aber zunächst musste der steile Anstieg hoch nach La Faba bewältigt werden. Ein ziemlich schweißtreibender Weg. Irgendwie fühlte ich mich an diesem Tag richtig fit und wir gingen in einem enormen Tempo den Berg hoch. Der Camino hatte einen trainiert was Kraft und Ausdauer anging. Kein Vergleich zum ersten Tag. Oben angekommen war es wie heimkommen. La Faba, die deutsche Pilgerherberge. Es waren nur ganz wenige Pilger bisher da. Also kein Mangel an Betten, wie ich schon vermutet hatte. Hier oben herrschte Frieden. Hier in der Herberge gab es eine Waschmaschine und ich nutzte die Gelegenheit meine gesamte Wäsche mal zu waschen zumal die Sonne schien und alles schnell trocknete. Oben gab es eine kleine Bar die etwas zum Essen anbot. Wir genossen oben ein zwei Radler in der Sonne. Ich ging zurück zur Herberge und verbrachte eine Zeit der Stille in der kleinen Kirche. Werner blieb oben in der Bar und verbrachte dort den ganzen Nachmittag. Leider fand abends weder eine Andacht noch sonst ein Abendgebet statt. Schade, ich hatte mich so darauf gefreut. Aber manchmal verändert sich der Camino. Die beiden Frauen aus Guatemala, Mutter und Tochter, die ich schon in Foncebadon und Ponferrada getroffen hatte waren auch heute hier. Sie erzählten, das sie morgen nur bis zum O Cebreiro gehen würden. Dort findet ein Festival statt. Mittlerweile war Dominik aus Würzburg zusammen mit Judith angekommen. Sie waren die letzten Tage zusammen unterwegs. Judith kam aus Wien und hatte den Camino von zu Hause aus gepilgert. Ich hatte sie schon einige male gesehen, aber so recht kamen wir irgendwie nicht ins Gespräch. Zusammen gingen wir hoch zur Bar zum Abendessen. Werner saß noch an seinem Platz. Er hatte beim Wirt das Essen schon vorbestellt. Als die Kellnerin an unserem Tisch das Essen aufnehmen wollte meinte Werner, er habe schon bestellt. Alle anderen gaben ihre Order auf. Nach und nach kam dann das Essen, nur das von Werner nicht. Das machte ihn sichtlich nervös. Er hatte als erster bestellt und bekam nun als letzter. So heißt es schon in der Bibel. Das amüsierte Werner so gar nicht. Dezent beschwerte er sich beim Wirt. Es war vom Wirt ein versehen, er hatte es schlicht und einfach nicht richtig registriert, das Werner schon bestellt hatte. Wir alle zogen ihn natürlich etwas auf. So langsam ging die Sonne hinter dem Berg unter und auch der schöne Abend mit netten Pilgern neigte sich dem Ende zu. Zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Nach einem anstrengenden Tag gingen fast alle gleichzeitig zu Bett.