02.09.2022 23. Etappe Leon nach Villar de Mazarife

Die Nacht in der St. Franziskus Herberge war wesentlich ruhiger als in der berüchtigten Herberge St. Maria. Javier hatte mir gestern noch den Weg von der Herberge aus der Stadt hinaus beschrieben. So musste man nicht den Umweg über die Innenstadt nehmen. Nach einigen Kilometern sah ich schon das Parador Hotel und die davor stehende Figur des Jakobus. Er schaut in den Himmel. Ein schönes Foto Motiv. Einige Pilger musste ich davor fotografieren. Auch wollte nochmal ein Foto vor diesem Monument, obwohl ich ja nun schon das dritte mal davor stand. Der Weg führte endlos durch die Vorstädte von Leon, und am Ortsrand bei La Virgen musste man entscheiden, ob man die in den Pilgerführern beschriebene Route nimmt, oder den alten Weg nach Villar de Mazarife. Für mich stellte sich diese Frage nicht und auch Werner ging mit mir. Man hatte die Hauptroute die es seit vielen Jahren gab einfach geändert. Wahrscheinlich spielen bei solchen Entscheidungen wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Hat doch solch eine Entscheidung viele Auswirkungen auf die Infrastruktur. Bars und Herbergen haben nicht mehr so viele Pilger wie vorher und sicher geben auch der eine oder andere auf. Das heutige Ziel sollte die Kultherberge von „Jesus“ sein. Ich war schon gespannt, was sich seit 2017 dort getan hatte. Lelia wollte ebenso in die Herberge kommen. Viele Emotionen begleiteten mich heute auf diesem Weg und ich hatte viele Erinnerungen in meinem Kopf was diese Wegstrecke betraf. Zum einen war es meine allererste Etappe 2007 auf dem Camino und auch 2017 lernte ich auf dieser Etappe Marianne aus Hamburg kennen. Mit ihr bin ich immer noch immer nach all den Jahren in Kontakt. Bei einer Rast in einer der wenigen Bars die es noch gab kam ein Pilger aus der Schweiz an den Tisch. Irgendwie schien er mit dem Weg zu hadern, jedenfalls schimpfte er, das es dauernd über Teerstraßen ging und auch die Landschaft wäre nicht schön. Natürlich sind die Wege in der Schweiz landschaftlich reizvoller als hier, aber so ist eben der Camino. Zumindest was das finanzielle betraf war er zufrieden, denn für das für ihn gewohnte Preisniveau der Schweiz war Spanien hier auf dem Land ein Paradies. Nach einem entspannten Tag kamen wir am frühen Nachmittag in Villar de Mazarife an. Gleich am Ortseingang stand schon das Schild, das auf die Herberge hinwies. Beim einchecken sagte ich, das ich nun bereits zum dritten mal hier wäre, was der Hospitalera sichtlich freute. Es hatte sich wieder einiges verändert, so bot man den Pilgern auch ein Abendessen an, was in den letzten Jahren nicht der Fall war. Auch die Zimmer waren renoviert. Von den vielen Texten der Pilger an den Wänden war allerdings auch nicht mehr viel übrig, was eigentlich schade ist. Etwas Kult ist dadurch schon verloren gegangen. Lelia war schon da, kein Wunder, denn sie ist eben jung und auch noch sehr schnell unterwegs. Lelia hatte schon für ein gemeinsames Abendessen eingekauft und wollte für uns drei kochen. Irgendwie kamen hier auch die Erinnerungen hoch, hatte doch Edgar damals zusammen mit einem Rumänen gekocht. Und heute kochte Lelia für uns. Zuvor machten wir aber noch einen kurzen Besuch in der Kirche. Mit meditativer Musik wurde man dort schon empfangen und man konnte sich dort eine Zeit der Ruhe gönnen. Wie immer ist es schön sich an solchen Orten etwas Ruhe zu gönnen und der Musik zu lauschen. Man spürt einfach die Seele des Camino. Nach unserer Rückkehr bereiteten wir gemeinsam unser einfaches Abendessen vor. Wir hatten einen riesigen Hunger und trotzdem hatten wir noch einiges übrig. Den Abend verbrachten wir dann im Garten der Herberge. Das Publikum ist aber mittlerweile ein anderes als früher. Aus der einstigen kultigen Hippieherberge ist ein Stück weit eine kommerzielle Herberge geworden. Schade, denn es gibt leider nicht mehr all zu viele solcher Herbergen. Heute ging ich recht früh schlafen.