
Nach einer weiteren ruhigen Nacht in der Herberge ging es heute recht früh los. Ich wollte möglichst gegen Mittag in Leon sein. Javier hatte sich zwischenzeitlich per WhattsApp gemeldet und vorgeschlagen, das wir uns auf dem Platz vor der Kathedrale treffen. Er wollte ein Mittagessen vorbereiten. Mittagessen in Spanien bedeutet Essen um ca. 15.00 Uhr. Die Strecke heute war mit ca. 18 km überschaubar trotz der hohen Temperaturen. So hatte man Zeit unterwegs mal die eine oder andere Pause einzulegen um sich mit anderen Pilgern aus zu tauschen. Auch Lelia meldete sich mal wieder. Sie war bereits in Leon angekommen und auch mit ihr verabredete ich mich. Unterwegs trafen Werner und ich nochmals auf Werner aus dem Hunsrück. Er hatte zwischenzeitlich seinen Reisepass in Burgos abgeholt. Wir tauschten uns auf einer der wenigen Sitzmöglichkeiten am Weg aus. Auch er wollte heute noch nach Leon. Schon von weiten sah man die Shiluette der Stadt und der imposanten Kathederale aus der Ferne. Der Weg durch die Vorstädte war wie immer nicht ganz so schön, geht es doch meist auf der Straße oder der Fußgängerwegen der Innenstadt entgegen. Am Stadtrand war für die Pilger eine Art Begrüßungspunkt eingerichtet worden. Dort wurde man begrüßt und auf die entsprechenden Herbergen hingewiesen. Auch Verena und Julian kamen fast zeitgleich mit uns in Leon an. Nach einer kurzen Unterhaltung verabschiedeten wir uns wieder voneinander. Ich gab ihnen den Tipp von Javier weiter, den ich 2017 von ihm erhalten hatte. Dieser lautete, das man in Leon bei der Bestellung von einem Bier etwas kleines zu Essen bekommt. Nach 3 Bier bist du auch satt. Ein ungeschriebenes Gesetzt hier in Leon. Diesmal entschloss ich mich nicht in der berüchtigten Herberge St. Maria zu übernachten, obwohl ich Werner gerne dieses Erlebnis ermöglicht hätte. Die Herberge St. Maria ist eigentlich ein Muss auf dem Weg. Aber ich kannte sie ja von 2007 und 2017. Es sollte diesmal in die Herberge St. Franziskus gehen, was eine sehr gute Entscheidung war. Eine kirchliche Herberge am Rande der Altstadt mit sehr schönen und sauberen Zimmern. Für die Pilger gab es das Angebot, das man für 3 Euro seine Wäsche waschen lassen konnte. Ich nahm dieses Angebot an und ließ meine komplette Wäsche waschen. Auf dem Weg in die Altstadt lernte ich Nestor und Nora kennen, ein junges spanisches Paar, das zusammen den Camino pilgerte. Sehr nette Pilger mit denen man gleich ein gutes Verhältnis hatte. Gegenüber der Herberge fiel mit die Tankstelle auf. Ich erkannte sie gleich wieder. Hier waren wir 2007 bei unserem ersten Camino mit dem Mietauto gestrandet, das wir damals von Oviedo aus aufgrund des Busfahrerstreikes mieten mussten. Immer wieder begegnen einen gewisse Orte auf dem Weg immer wieder. Ab Leon sollten diese natürlich mehr werden. Ich war ja nun bereits das dritte mal in Leon. Auf dem Weg zur Kathedrale genehmigten wir uns natürlich ein Bier in einer der zahllosen Bars. Werner und ich bekamen dabei natürlich etwas zu Essen dazu. Anschließend wollten wir für Javier und seine Frau noch etwas mitbringen, was sich aufgrund der Siesta etwas schwierig gestalten sollte. Wir suchten und fanden schließlich einen Laden um einige Köstlichkeiten für die beiden zu kaufen. Javier hatte auch Werner mit zum Essen eingeladen, obwohl er ihn doch gar nicht kannte, aber so ist die spanische Gastfreundlichkeit. Mit Javier hatten wir uns auf 15.00 Uhr verabredet, aber zuvor wollte ich mich noch mit Lelia treffen. Sie wartete schon in einem Cafe am Platz vor der Kathedrale. Ich freute mich sie wieder zu sehen, meinen Camino Engel. Wir tranken zusammen Kaffee und die Zeit verging im Fluge. Wir wollten uns am nächsten Tag in Villar de Mazarife in der Herberge Jesus wieder treffen. Schon stand Javier da und wir begrüßten einander herzlich. Wir hatten uns ja zuletzt 2019 in der Grümpel nach meinem Camino Portugues das letzte mal aufgrund Corona gesehen. Zufällig kam auch seine Frau Ines mit den Einkäufen vorbei. Auch wir begrüßten uns nach der langen Zeit herzlich. Zusammen ging es zu ihrer Wohnung. Javier hatte schon vorher gekocht. Wie immer ein leckeres Essen, eine Nachspeise, dazu ein Rotwein und eine mehr als gute Unterhaltung. Auch die beiden Kinder von Ines und Javier waren da, man sind die groß geworden. Werner ging etwas früher, er wollte noch die Kathedrale besichtigen. Javier zeigte mir ein großes Bild, das er im Nebenzimmer aufgehängt hatte, und fragte mich ob ich es kennen würde. Mit Erstaunen sah ich, das es das Bild mit den Gefallenen, Vermissten und Heimkehrern des 2. Weltkrieges aus Wilhelmsthal war. Javier hatte es in einer Mülltonne in Wilhelmsthal gefunden. Er hat ja auch ein Haus dort. Der Nachmittag verging im Fluge und zum Schluss tranken wir noch ein, zwei Lucas Cranach Trunke, der Lieblingstrunk von Ines und Javier. Ines musste leider noch arbeiten gehen. Mit Javier gingen wir noch in eine Bierbar, in der nur einheimische verkehren. Dort gab es alle möglichen Biersorten und Javier war dort bekannt. Natürlich gab es auch hier zum Bier etwas zu Essen. Zum Schluss machten wir noch einen Spaziergang durch Leon, dabei zeigte uns Javier noch einige Sehenswürdigkeiten und brachte uns wieder in die Nähe unserer Herberge. Von weiten riefen uns aus einer Bar Pilger zu sich. Es waren Nestor und Nora aus unserer Herberge. Sie erzählten uns, das sie heute Abschied vom Camino feiern und nach Hause müssen. Aber im nächsten Jahr wollen sie den Rest des Camino von Leon aus pilgern. Angekommen in der Herberge wollte ich meine Wäsche abholen, sie war aber noch nicht fertig, und so wartete ich noch etwas um anschließend schlafen zu gehen. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.