03.09.2022 24. Etappe Villar de Mazarife nach Santibanez de Valdeiglesias

Die Nacht war ruhig und mittlerweile nach 24 Etappen hatte man sich an den ständigen Betten- und Matrazenwechsel gewöhnt. Heute sollte es wieder recht heiß werden und so war es ratsam recht früh am Morgen los zu gehen. Lelia war noch etwas früher losgegangen, so das wir uns heute nicht mehr wiedersahen. Werner ging mit mir los. Irgendwie hatten wir uns aneinander gewöhnt und hatten beide das gleiche Lauftempo. Auch verstanden wir uns meist recht gut. Der Weg hinter Villar de Mazarife ist sehr eintönig. Ewig schnurgerade steinige und staubige Wege. Das Ziel sollte heute Astorga sein. Am späten vormittag kamen wir an der berühmten Römerbrücke Hospital de Orbigo an. Viele Pilger wollten dort ein Erinnerungsfoto machen. Werner machte noch nach wie vor sehr viele Fotos. Natürlich auch von dieser Brücke. Zum Glück für mich, denn sonst hätte ich bei diesem Camino so wenige Fotos wie nie zuvor. In Hospital de Orbigo machten wir eine Kaffeepause. Ein Cafe con Letche war Pflicht an jedem Tag. Auch ein kühles Radler zwischendurch löschte den Durst. Unterwegs waren heute gefühlt sehr wenige Pilger zu sehen. Man fragte sich, wo sind die alle geblieben? In Santibanez de Valdeiglesias gab es die letzte Herberge vor Astorga. Hier mussten wir entscheiden, ob wir nach Astorga weitergehen wollen, oder hier bleiben, Eigentlich hatten wir erst ca. 15 km gepilgert und es war auch erst kurz vor 13.00 Uhr. Astorga wäre ohne Probleme machbar gewesen, aber nach einer etwas längeren Diskussion entschieden wir uns hier zu bleiben. Es war eine etwas einfache Herberge, richtig uhrig. Die WC Anlagen und Duschen waren im Garten mit einer etwas eigenwilligen und orginellen Installation, die es in Deutschland nicht geben würde. Zu diesem Zeitpunkt waren wir die einzigen Pilger. Die meisten schienen nach wie vor die großen Orte anzusteuern. Etwas antizyklisch zu gehen konnte nicht schaden, wenn es näher gen Santiago geht. Nach dem Duschen und Wäschewaschen gingen wir ins Dorf. Dort war auf der Straße kein Mensch zu sehen, sogar die kleine Kirche war geschlossen. In der brutalen Mittagshitze fühlte man sich wie im Western High Noon. Es fehlten nur noch die Sträucher die über die staubigen Straßen fliegen würden. Am späten Nachmittag kamen dann doch zwei etwas ältere Frauen. Monique und Evelyn aus Frankreich. Die beiden ließen ihre Rucksäcke transportieren und erzählten uns, das sie täglich nur maximal 15 km gehen würden. Abendessen gab es zum Glück in der Herberge, denn sonst hätte es heute nichts gegeben, da es keine entsprechende Bar gab. Nebenan gab es zwar eine kleine Dorfbar, die hatten aber nur etwas zum trinken. Das Abendessen war ganz hervorragend und bestand aus Vor-, Haupt-, und Nachspeise. Was wollte man mehr. Dazu einen guten Rotwein und der Abend war gerettet. Auch die Unterhaltung mit den beiden Französinnen gestaltete sich trotz Sprachbarierre ganz gut. Werner konnte ja als Belgier noch französisch und so konnte er immer mal dazwischen übersetzen. Die beiden Französinnen gingen recht früh schlafen und so saßen wir noch einige Zeit im Garten. Zu etwas späterer Stunde kam dann doch noch ein Pilger an. Es war ein Deutscher aus Bremen mit dem Namen Sönke. So entwickelte sich noch ein interessantes Gespräch im laufe des Abends. Sönke war als Pilger auch mit christlichen Hintergrund unterwegs und wir hatten gleich die selbe Wellenlänge. Wir unterhielten uns über die kurzen spanischen Messen und er erzählte, das er meist auch nichts verstehen würde. Ich für meinen Teil sagte ihm, das ich das Evangelium des Tages immer auf Deutsch übers Internet mitlesen würde. Dies kannte er nicht und ich gab ihm gerne die Webseite weiter. Mittlerweile war es schon spät geworden und zufrieden gingen wir alle zu Bett.