04.09.2022 25. Etappe von Santibanez de Valdeiglesias nach Santa Catalina

Nach einer ruhigen Nacht gab es ein Frühstück in der Herberge. Werner und ich waren alleine beim Frühstück. Die beiden Französinnen und Sönke schliefen noch. Bei besten Pilgerwetter machten wir uns auf den Weg nach Astorga. Zu so früher Stunde waren kaum Pilger auf dem Weg. Mitten auf der Strecke gab es dann eine Art Verpflegungsstation an der man sich ausruhen konnte und eine der Vielzahl an Früchten zu genießen die dort angeboten wurden. Auch konnte man dort übernachten. 2 Amerikanische Pilger saßen ebenfalls schon dort und ich unterhielt mich etwas mit ihnen. Gleich nach der Sation kommt das große markante Kreuz. Von hier sieht man von weiten die Silouette von Astorga. Für mich immer noch ein besonderer Ort am Camino. Auch wenn ich nun bereits zum dritten Mal hier stehe ist es ein erhabenes Gefühl hier zu stehen. Gleich nach dem Kreuz hatte sich ein Mann mit Gitarre plaziert und spielte für die vorbeigehenden Pilger. Eine schöne Begrüßung. Aus Erfahrung wusste ich, das sich der Weg bis zur Kathedrale noch ziemlich hinziehen sollte, auch wenn man dachte man wäre schon da. Am Ortseingang kommt man an der kirchlichen Herberge von Astorga vorbei in der ich bereits zweimal übernachtete hatte. Diesmal war ich ja viel zu früh am Morgen da um dort zu bleiben. Es stellte sich heraus, das man sowieso nicht dort übernachten konnte, denn sie hatten einen Wasserschaden und konnte keine Pilger aufnehmen. So war es eine Fügung, das wir gestern in Santibanez de Valdeiglesias übernachtet hatten und nicht noch die Zusatzkilometer nach Astorga gemacht haben. Angekommen im Ortszentrum von Astorga musste ich für einige Pilger Fotos machen vor dem berühmten Palast von Gaudi, der neben der Kathedrale steht. Um 12 Uhr sollte in der Kathedrale eine Pilgermesse sein, die wir besuchen wollten. Die Zeit überbrückten wir mit Kaffee trinken und beobachten der Pilger, die nach und nach am Cafe vorbei kamen. Die Kathedrale war zur Mittagsmesse gut gefüllt. Auf einen der Plätze entdeckte ich Martin, der auch zur Messe gekommen war. Ansonsten sah man keine bekannten Pilger. Nach der Messe kam man am Ortsausgang an der bekannten Kapelle Ecce Homo vorbei. Auch einer der besonderen Orte am Camino. Leider war diese versperrt. Man konnte aber davor dort noch etwas in Ruhe verweilen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. In einer kleinen Ortschaft musste nochmals eine Rast sein. Es war relativ warm und man musste seinen Wasserhaushalt wieder ausgleichen um nicht zu dehydrieren. Es war mittlerweile schon später nachmittag geworden und ich las im Pilgerführer das es eine schöne Spenden Herberge in Santa Catalina geben würde. Darin war aber vermerkt, das diese Sonntags geschlossen sein sollte. Nach etwas suchen in der kleinen Ortschaft fand ich die Herberge mit dem schönen Namen La Boheme und sie war trotz dieses Hinweises geöffnet. Wir waren die ersten Pilger an diesem Nachmittag. Von David, so hieß der Hospitalero, wurden wir freudig begrüßt und gleich zu einem Getränk und Obst eingeladen. David war früher Lehrer in Frankreich und kaufte sich diese Herberge die er in den letzten Jahren immer weiter renovierte. Dann kam Corona und sein Projekt schien fast zu scheitern. Mit vielen Nebenjobs und seinem Beruf als Lehrer erfüllte er sich jetzt diesen Traum. David spielte auch einige Instrumente die er in einer Ecke des Aufenthaltsraumes aufgebaut hatte, Auch Pilger konnten dort auf den Instrumenten spielen, wenn sie es denn konnten. Nach dem Duschen und Wäschewaschen kamen nach und nach einge Pilger. Zwei Spanier ein Franzose und zu unserer Überraschung auch Andrea aus Italien. Ihn hatten wir ja schon in Granon kennengelernt. Diesmal sollte sich diese Begegnung nicht so freundlich gestalten wie in Granon. Vor dem Abendessen gingen wir in einer der 2 Bars die es hier gab um ein Radler zu trinken. Ich ging schon etwas ehr in die Herberge und Werner saß noch einige Zeit mit Andrea dort in der Bar. Dort kam es wohl schon zu einen kleinen Zwischenfall zwischen Andrea und dem Barbesitzer in dessen Verlauf er Barverbot bekam. Zurück in der Bar hatte David schon das Abendessen vorbereitet. Wir saßen alle friedlich am Tisch und zwischen den beiden Spaniern und Andrea, der sichtlich angetrunken war, ein Disput. Leider konnte ich davon wenig verstehen, aber es schienen solche Probleme zwischen ihnen zu sein, das die beiden Spanier beschlossen die Herberge zu verlassen. Sie wollten nicht die Nacht mit Andrea unter einem Dach verbringen. Auch David konnte die beiden nicht umstimmen. Eigentlich hätte er Andrea rauswerfen müssen, der eigentlich die Ursache für diesen Eklat war. Aber David war ein so herzensguter und gütiger Mensch, das er Andrea beruhigte, ihn zum duschen schickte und auch noch frische Kleider hinlegte, denn seine Kleider waren dreckig und stanken schon. Die Stimmung war danach natürlich auf dem Tiefpunkt. Der Franzose, Werner und ich saßen ziemlich bedröppelt da. So etwas hatte ich auf all den Pilgerwegen noch nicht erlebt. Irgendwie sind die negativen Auswüchse des Lebens nach und nach auch auf dem Camino spürbar und erlebbar. Mitten in dieses Stimmungstiefes kam dann aus der Nacht Martin. Er war doch mit uns noch in Astorga in der Mittagsmesse. Wo war er nur abgeblieben. Martin spürte die negative Stimmung und ich denke er kannte Andrea auch schon. David spielte einige traurige Lieder, die etwas zu diesem Abend passten. Andrea saß in der Runde, war sich keiner Schuld bewusst und tat als wäre nichts gewesen. Schade, das dieser Abend in dieser besonderen Herberge so enden musste.