Auch heute waren wir zeitig dran. Es war wieder herrliches Wetter und es war richtig angenehm in der Morgenfrische loszulaufen. Zusammen mit Marianne machten wir uns auf den Weg. Zunächst musste man eine endlos lange Strecke an der Straße entlang laufen. Es war ziemlich eintönig und ereignislos. Auch waren nicht sehr viele Pilger auf dem Weg um diese Zeit. Irgendwie war dies auffällig an diesem Tag. Marianne hatte einen schnellen Schritt drauf und war deshalb weit vor uns unterwegs. Aber der Weg verliert niemanden. Auf dem Weg nach Hospital de Orbigo trafen wir heute ein italienisches Ehepaar, die zusammen mit ihren beiden Kinder den Jakobsweg pilgerten. Die beiden Kinder waren um die 12 – 13 Jahre alt und trugen selbst ihren Rucksack wie die Erwachsenen. Sie übernachteten auch in den Herbergen und begeisterten ihre Kinder vom Pilgern. Man hörte von den Kinder nie ein klagen, das es etwa zu heiß sei oder der Weg zu lang. Vor solchen Pilgern muss man allerhöchsten Respekt haben. In Hospital de Orbigo, dem Ort mit der berühmten Römerbrücke legten wir eine Pause ein und gönnten uns einen Cafe con Letche. Bereits am frühen Vormittag wurde es richtig warm an diesem Tag. Aber lieber bei Hitze laufen als im Regen. Kurz vor dem Kreuz Santo Toribo sammelten sich einige Pilger an einer Art Verpflegungsstation. Dort stand eine Hütte und es gab allerhand Obst, Getränke, Kaffe und sonstiges gegen ein „Donativo“, eine freiwillige Spende. Wir nahmen das Angebot dankend an und stärkten uns mit Obst für den Rest des Weges nach Astorga. Auch kam man hier wieder mit vielen Pilgern ins Gespräch und man erfuhr das die meisten Astorga als ihr heutiges Ziel auserkoren hatten. Nach einer kurzen Strecke kam man dann an das markante Wegkreuz von Santo Toribio. Dort hatte man einen phantastischen Ausblick über die Berge im Norden und Westen und man sah schon von weitem die Türme der Kathedrale von Astorga. Hier standen wir schon 2007 und machten Erinnerungsfotos. Man glaubt, da man von dort schon die Türme der Kathedrale von Astorga sieht, der Weg sei nicht mehr all zu weit. Was aber gewaltig täuscht, denn von hier ist man noch eine ganze Weile unterwegs. Kurz vor Astorga überholten wir dann einen Pilger und ich sprach ihn auf englisch an. Er antwortete auch auf englisch. Das ging noch eine Weile so bis ich merkte das er auch deutscher war und sich einen Spaß daraus machte wie ich mich mit meinem fränkischen Englisch a la Lothar Matthäus abmühte. Jens, so sein Name kam aus Frankfurt, sprach neben englisch noch hessisch und war Konditor. Zusammen liefen wir das Reststück nach Astorga. Aus Notsalgiegründen gingen wir wieder in die Herberge Siervas de Maria. Auch Jens schloss sich uns an. Dort waren Deutsche Hospitaleros und wir wurden herzlich begrüßt nachdem man erfahren hatte das wir Wiederholungstäter in Sachen Herberge waren. Die Herberge war relativ voll und auch unser Zimmer war komplett besetzt. Neben Jens war da auch noch Mario aus dem Münsterland, Marius aus Münster und Gunter aus Heidelberg. Die deutsche Fraktion war heute gut vertreten und so entwickelten sich intensive und ausführliche Gespräche über alle mögliche Themen, nicht nur rund um den Camino. Später kam dann auch noch Michail aus Rumänien dazu, den wir ja gestern in Villar de Mazarife kennengelernt hatten. Auch Marianne war in der Herberge in einem Zimmer nebenan. Für den Abend beschlossen wir nur eine Kleinigkeit im Supermarkt einzukaufen und auf der Terrasse der Herberge zu Essen. Dort zu sitzen war richtig angenehm und nach und nach kamen Mario, Marius und Marianne dazu. Wir genehmigten uns noch ein paar Gläser Rotwein, dabei philosophierten wir noch lange an diesem Abend über den Jakobsweg und das Leben.
Buen Camino