Eine ruhige Nacht lag heute hinter uns. Jean Louis war ein ruhiger Zeitgenosse den man im Zimmer überhaupt nicht bemerkte. Wir beschlossen recht früh los zu gehen und irgendwann unterwegs etwas zu frühstücken. Man hatte sich auch daran gewöhnt nicht unbedingt etwas frühstücken zu müssen. Der Sommer war nun nach Spanien zurückgekehrt. Schon am Morgen war es richtig warm und im Laufe des Tages sollten die Temperaturen noch mächtig nach oben klettern. Eine kleine Meinungsverschiedenheit stellte sich kurz vor Sahagun ein. Edgar bestimmte ohne Absprache eine andere Route abseits des Jakobsweges nach Sahagun zu gehen. Das musste anschließend ausdiskutiert werden. Auch so etwas gehört manchmal zum Weg dazu und ist nicht ganz zu vermeiden wenn man so lange zusammen unterwegs ist. In Sahagun machten wir dann nach fast 2 Stunden in einer Bar Frühstück. Allison und Mark kamen auch vorbei und Frühstückten dort. Schön sie nochmal zu treffen. Sahagun ist keine besonders schöne Stadt. Wir wollten gestern unbedingt Sahagun als Etappenort vermeiden. Nach Sahagun war die Strecke heute richtig typisch für die Meseta. Es ging immer endlos geradeaus an einer Baumallee entlang. Irgendwann schritt ich den Abstand zwischen den Bäumen ab, er betrug ca. 10 Meter. Und wenn man bedenkt das man über 20 km an diesen Bäumen vorbei läuft, kann man sich leicht ausrechnen, wieviele Bäume da stehen. Eigentlich hauts dir dann irgendwann mal den Vogel raus. Diesen Satz hatte uns mal Brigitte, eine Pilgerin aus Pretzfeld, bei unseren Pilgerweg 2007 gesagt, als sie uns von der Meseta erzählte, Ich musste mich heute gerade daran erinnern. Man hatte heute den Eindruck, das nicht sehr viele Pilger unterwegs wären. Lag es etwa an den Temperaturen oder hatten einige wieder mal eine Pause eingelegt, oder hat sich alles aufgrund des Weges verlaufen. Zwischendurch waren dann doch wieder welche zu sehen. An einer Weggabelung bei einem Kreuz saß eine Japanerin und wir kamen etwas ins Gespräch, wenn man es so nennen kann aufgrund der Sprachbarriere. Sie hatte einen Notizblock auf dem sie die nötigste Konversation in verschiedenen Sprachen geschrieben hatte. Sie bat uns, wir sollten unsere Namen in ihr Notizbuch schreiben. Natürlich musste sie dann auch unsere Namen in unser Notizbuch in Japanischer Sprache schreiben. Auch der Satz „Nichts ist Zufall“ auf Japanisch durfte nicht fehlen. Wir trafen Saki, so war ihr Name, noch des öfteren auf dem Weg. Immer wenn wir sie trafen, begrüsste sie einen mit einer kleinen Verneigung. Diese Begrüßung wird mir immer in Erinnerung bleiben. Das laufen fiel uns an diesem Tag irgendwie besonders leicht. Man war in einem richtigen „Flow“ und so machten wir trotz der großen Hitze an diesem Tag an die 40 km. Unser heutiges Ziel war dann Religios ein relativ kleiner Ort in dem es einige schöne Herbergen gab. Wir gingen zur Herberge Alberge Ada. Von aussen sah das Haus nicht gerade einladent aus, aber der äußere Eindruck sollte täuschen. Innen war die Herberge wunderschön gestaltet. Der Inhaber der Herberge war Pedro, ein älterer Spanier der sich leidenschaftlich und mit herzlicher Hingabe um die Pilger kümmerte. Zu unserer Überraschung waren Allison und Mark auch schon da. Die beiden sind recht gut zu Fuß unterwegs und absolut fit, wenn man bedenkt das wir heute morgen fast gleichzeitig losgelaufen sind. Wir freuten uns die beiden wieder zu sehen. Für den Abend musste man sich fürs Pilgermenü anmelden. Pedro und seine Helfer kochten vegetarisch für die Pilger. Eine willkommene Abwechslung bei den Pilgermenüs die üblicherweise angeboten werden. Natürlich verabredeten wir uns für den Abend mit Allison und Mark. Es sollte einer der ganz besonderen Abende auf dem Camino werden. Nachdem wir gegessen hatten und uns dem Rotwein widmeten überraschten uns Allison und Mark mit etwas ganz besonderen. Wir bekamen von den beiden je ein Jerusalemkreuz geschenkt. Diese Kreuze hatten sie von ihren Referent zu Hause mitbekommen und sie sollten diese unterwegs Pilgern schenken, von denen sie meinten sie wären besondere Pilger. Wir waren absolut sprachlos und stolz das sie ausgerechnet uns dafür ausgewählt hatten. Im Gegenzug schenkte ich Ihnen ein Tau Kreuz. Dieses Tau Kreuz hatte ich unterwegs am Weg von einem der Händer gekauft, die immer wieder mal an Wegkreuzungen stehen. Wir bekommen ein Jerusalemkreuz und verschenken ein Tau Kreuz. Allison und Mark mögen Tau Kreuze ganz besonders, wie sie uns dies sagten. Dies alles konnte kein Zufall sein – es sind Fügungen wie es sie nur auf dem Camino gibt. Mit einem zufriedenen Gefühl gingen wir heute schlafen. Dieser Abend mit neu gewonnen Freunden wird uns immer unvergesslich bleiben und ich hoffe wir bleiben mit Allison und Mark auch nach dem Weg noch in Verbindung.
Buen Camino