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er Weg ist das Ziel – aber ohne Ziel kein Weg.
Ich habe mein Ziel, den Jakobsweg zu Fuß von zu Hause bis nach Santiago de Compostela und weiter bis Finisterre ans Ende der Welt zu pilgern erreicht. Danken möchte ich an dieser Stelle meiner Familie, vor allem meiner Frau Heike, meinen Töchtern Lisa und Theresa, meiner Mutter, und auch meinem Arbeitgeber, Rita und Andreas. Sie alle haben es mir über die 8 Jahre immer wieder ermöglicht eine Auszeit zu nehmen, damit ich mich auf den Pilgerweg machen, um mir diesen Traum erfüllen zu können. Im Herzen und im Gebet hatte ich sie alle auf dem Weg immer bei mir. Danke auch den beiden Pfarrern Michael Dotzauer und Sven Raube die uns jedes Jahr den Pilgersegen spendeten. Danke natürlich auch an meinen Mitpilger Edgar, der mich 8 Jahre auf dem Weg ertragen wollte und ertragen musste. Nicht immer waren wir einer Meinung, was ja eigentlich normal ist wenn man so lange zusammen unterwegs ist. Aber letztlich haben wir unser gemeinsames Ziel auch gemeinsam erreicht. Es war immer wieder spannend jedes Jahr sich neu auf den Weg zu machen und unterwegs auch manchmal an seine körperlichen Grenzen zu gehen. Wenn du einmal mit dem Caminovirus infiziert bist, lässt dieser einem auch nicht mehr los. Als ich nach so langer Zeit des Pilgerns die mächtige Kuppel der Kathedrale erblickte, wurde es zur Gewissheit, dass dies ein ganz besonderer Ort für mich ist. Das Gefühl, das Ziel erreicht zu haben war grandios, man muss es erlebt haben, beschreiben lässt es sich jedenfalls nicht. Dieser Weg lässt einen die Verbundenheit mit einem größeren Ganzen fühlbar werden. Er ist die Suche nach Sinn und Wert in unserer modernen hektischen Welt. In Gesprächen mit anderen Pilgern ging es oft um die Frage: Hat dich der Weg verändert? Dabei gab es oft den einen oder anderen Pilger, der dann anfing, von der unglaublichen Kraft dieses Weges zu schwärmen. Von den wunderbaren, herrlichen Tagen, die man nur hier erleben könnte. Und von den Fragen, die – richtig gestellt – der Weg beantworten kann. Wenn man läuft, ohne von den Dingen des Alltages abgelenkt zu werden, dann fängt man an, über Dinge nachzudenken, von denen man vielleicht gar nicht wusste, dass sie in einem schlummern. Was jedoch einmalig an ihm ist, ist die Pilgergemeinschaft. Jeder läuft mit demselben Ziel. Das schweißt zusammen. Schon nach wenigen Augenblicken erzählt man sich sehr persönliche Dinge und man lernt sich sehr schnell, sehr gut kennen. Man lernt Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Schichten kennen und stellt irgendwann verblüfft fest: Im Grunde sind wir alle gleich. Egal von woher wir kommen und was unser gesellschaftlicher Status ist, wir wünschen uns alle das selbe. Hier auf dem Jakobsweg kommen Menschen in Dialog, deren Nationen sich bekämpfen. Und überrascht stellen wir alle fest: es macht keinen Unterschied, woher wir kommen. Dankbar kann ich auf eine wunderbare Zeit, reich an Eindrücken, Emotionen, Erfahrungen und Erlebnissen zurückblicken. Was mich aber am meisten beeindruckte, waren die Begegnungen mit den Pilgern aus aller Welt. Ich habe tolle Menschen getroffen, viele bereichernde und tiefgründige Gespräche geführt. Wir haben gemeinsam gelacht, geweint und geschwiegen. Es wurden Freundschaften geschlossen, man aß, trank und teilte miteinander. Noch heute habe ich mit vielen Pilgern Kontakt, obwohl man sich manchmal nur wenige Stunden im Leben begegnet war. Der Weg geht aber weiter und ist nicht an der Kathedrale von Santiago oder in Finisterre am Null Kilometer Stein zu Ende. Vieles habe ich auf dem Weg gelernt. Ich weiß, dass alles einem Plan folgt, Gottes Plan, und nichts was geschieht ist Zufall. Nie hätte ich gedacht, dass der Weg einen so tiefen Eindruck in mir hinterläßt. Jeder Schritt und jede Begegnung hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und ich bin dankbar das ich dies erleben durfte. Ich freue mich über jedes Foto, dass ich auf dem Weg gemacht habe, aber die Bilder und Begegnungen sind alle in meinem Kopf und in meinem Herzen. Nie werde ich die grünen Felder, die Sonne, den Regen, die Farben und die Menschen die man in den Orten getroffen hat, vergessen. Das Pilgern auf dem Jakobsweg kann man micht wie eine Pauschalreise planen. Der Pilgerweg ist so individuell, wie jeder einzelne Pilger selbst. Wer ihn durchzuplanen versucht, bringt sich um die wahren, tiefen Erfahrungen und verpasst dieses Rendezvous mit der Seele des Camino. Ich habe erlebt, dass mein persönliches Umfeld sehr interessiert ist an den Erzählungen und Geschichten, aber verstehen was in einem vorgeht, können nur die, die den Weg selbst gegangen sind. Nach meiner Rückkehr in den Alltag habe ich ganze 10 Wochen lang geglaubt, dass ich genug für den Rest meines Lebens gelaufen und gepilgert bin und war der Überzeugung das ich keinen Jakobsweg mehr laufen werde. 10 Wochen lang!? Diesen Weg würde ich als Therapie jedem Politiker, den Wirtschaftsbossen, allen Bankern und Börsengurus und so manchem meiner Landsleute mit ihrem übertriebenen Perfektionismus wie es nur Deutsche an sich haben, verschreiben. Es würde ihre Köpfe frei machen und den Fokus wieder auf das Wesentliche richten. Auf menschliche Werte, die immer mehr verkommen im Sumpf unserer heutigen Welt. Miteinander, Herzlichkeit, menschliche Wärme, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Achtung, Toleranz und Akzeptanz. Dankbarkeit, Gerechtigkeit, einfach mal zuhören oder einfach nur für den anderen da sein. Alles Dinge, die jeder Pilger auf dem Camino sucht. Unsere heutige unpersönliche digitale Welt frißt oft die Seele und die Liebe der Menschen auf. Religiöse Gründe haben heute die wenigsten, die sich auf diesen Weg machen, was man auch oft am Besuch der Pilgermessen sieht, in denen manchmal kaum noch Pilger anzutreffen sind. Es sind Menschen aus aller Herren Länder, die das Gleiche suchen nämlich Gemeinschaft. Und auf dem Weg findet man diese Gemeinschaft. Man hilft sich gegenseitig und kommuniziert miteinander. Man verliert sich und man findet sich wieder um sich dann vor Freude herzlich zu umarmen. Es gibt viele Gründe den Weg zu gehen und jeder hat seine eigenen Gründe warum er den Weg geht und man muss dafür auch keiner Glaubensrichtung angehören. Eigentlich hat das ja Jesus unser Herr schon gepredigt. Wenn wir diese Welt nicht an die Wand fahren wollen, müssten wir uns nur an seine Sache halten. Doch wir sind einfach zu gierig, zu neidisch, zu geizig und nicht ehrlich zu uns selbst. Was wir daraus gemacht haben, ist beschämend. Er würde sich heutzutage die Haare raufen, was hier so in seinem Namen abgeht. Ich habe vor allem Frankreich und Spanien in mein Herz geschlossen. Dort interessiert es meist keinen, was du für ein Auto fährst, wie groß dein Anwesen ist oder wieviel Geld du hast. Dort wird nicht wie in Deutschland jeder Grashalm in Euro umgerechnet. Das zu erfahren tat unterwegs sehr gut. Man hat den Eindruck das sie einfach mehr Freude am Leben und ein völlig anderes Lebensgefühl haben, das wir uns auch aneignen sollten. Ich kann nur jedem empfehlen, einmal diesen Pilgerweg zu machen. Die Erfahrungen, die man dort sammelt, den Menschen denen du dort begegnest und das Kennenlernen deiner selbst wird dich dein Leben lang begleiten und auch verändern oder zumindest beeinflussen. In diesem Sinne:
„Nichts ist Zufall“
Segenswünsche:
Wenn Segen Nähe ist, wenn Nähe Wärme ist, wenn Wärme Leben ist, Wenn Leben Gottes Geschenk ist, wenn Gottes Geschenk die Liebe ist, dann wünsche ich Dir viel von Gottes Segen.
Wenn Segen Leben ist, wenn Leben Freude ist, wenn Freude Tanz ist, wenn Tanzen Spielen ist, Wenn Spielen Gottes Geschenk ist, dann wünsche ich Dir viel von Gottes Segen.
Wenn Segen Freude ist, wenn Freude auch Leid ist, wenn Leid Tod ist, wenn das Ende Tod ist, wenn das Ende der Anfang ist, wenn der Anfang Gottes Geschenk ist, dann wünsche ich Dir viel von Gottes Segen.