Letzter Tag und Aufenthalt in Santiago de Compostela

Heute konnten wir richtig lange ausschlafen was auch viele andere Pilger ausnutzten. Anschließend gingen wir gemütlich von unserer Herberge aus zusammen mit Frank zur Kathedrale um die Deutsche Pilgermesse zu besuchen. Sie war an diesem Tag gut gefüllt, was zum einen daran lag, das anscheinend viele deutsche Pilger an diesem Tag ankamen und zum anderen das der Pfarrer mit seinen beiden Helfern verabschiedet wurde. Ihre 2 Wochen als Freiwillige in Santiago waren zu Ende und sie wurden durch einen anderen Pfarrer und andere Helfer abgelöst. Der deutsche Gottesdienst war an diesem Tag bedingt durch den Abschied feierlich und auch stellenweise sehr emotional. Am Ende bekam jeder vom Pfarrer den Einzel Pilgersegen zum Abschied aus Santiago. Jetzt hatten wir aber richtig Hunger bekommen und machten in einer Bar ausgiebig ein spanisches Frühstück zusammen mit Frank. Beim gehen aus der Bar vergaß Edgar wieder mal seinen Hut. Ein anderer Pilger hatte es bemerkt und trug ihn hinterher. So oft wie er ihn jetzt schon vergessen hatte konnte man denken das er ihn nicht wirklich brauchte. Eigentlich hätte er ihn wegwerfen sollen. Wir gingen anschließend recht früh in die Kathedrale zur Mittagspilgermesse um einen guten Platz zu bekommen. Marianne war auch schon aus Finisterre zurückgekommen und hatte für uns einen Platz in einer Bank frei gehalten. Es waren auch heute wieder viele Pilger da, allerdings waren nicht mehr viele bekannte Gesichter dabei. Der Höhepunkt für alle Pilger war dann am Ende das Weihrauchfass, das heute im Gegensatz zu gestern wieder geschwenkt wurde. Anscheinend gab es für diesen Tag mal wieder einen Sponsor. Man munkelt ja, das mindestens 600 Euro fällig werden, wenn es geschwenkt werden soll und meist findet sich ja auch einer. Nachdem die Messe zu Ende war stand plötzlich Anette vor uns. Wir freuten uns alle unbändig und umarmten uns und hatten einander viel zu erzählen. Anette nochmals zu treffen hatten wir nicht erwartet. Hier schloß sich irgendwie ein Kreis. Anette hatten wir ja bereits an unserem ersten Tag auf dem Camino in Logrono getroffen und jetzt nun auch an unserem letzten Tag hier in Santiago. „Nichts ist Zufall“. Wir verabredeten uns alle für den späten Nachmittag zum Kaffeetrinken und später zum Abendessen. Den Nachmittag verbrachte Edgar in der Herberge und ich zog es vor in der Stadt zu bleiben. In der Kathedrale waren nicht all zu viele Pilger und man konnte hier an den verschiedenen Orten wie am Grab des Apostels in Ruhe verweilen, was ansonsten nicht immer möglich ist bei der Masse an Pilgern die jeden Tag Santiago erreichen. Um in der Kathedrale ruhig verweilen zu können muss man schon Glück haben. Schließlich trafen wir uns dann alle zusammen, Marianne, Anette, Edgar und ich, um gemeinsam den restlichen Nachmittag und Abend miteinander zu verbringen. In einem der vielen Restaurants fanden wir dann schließlich auch einen Platz. Zum Abschied waren spanische Spezialitäten angesagt, angefangen bei Orellas (Schweinsohren), Pulpo und natürlich Rioja. Herz was willst du mehr. Es war ein richtig schöner Sommerabend. Auf dem Heimweg zur Herberge beschlossen wir noch einen letzten Absacker gegenüber der Herberge von Marianne zu nehmen. Dort gab es leckeren Sangria und irgendwie verging die Zeit immer schneller. Eigentlich wollte man am liebsten die Zeit anhalten um nicht auseinander zu gehen. So blieb es am Ende nicht bei einem Sangria. Aber irgendwann kommt die Stunde des Abschiedes. Es hies jetzt nicht nur Abschied von Marianne und Anette zu nehmen, sondern auch von Santiago. Es war schon komisch, man denkt unweigerlich daran, ob man jemals wieder zurück kommt. So richtig realisiert hatte man diesen gigantischen Weg, der uns über 8 Jahre beschäftigt hatte, immer noch nicht. Alles war irgendwie noch so unwirklich. Vielleicht hätte man an diesem Abend noch einige Sangrias trinken sollen. Nach dem emotionalen Abschied gingen wir in der Dunkelheit, meist schweigend, zurück zu unserer Herberge, dem Seminario Menor. Dort verabschiedeten wir uns von Frank (aus Wittenberg), er musste in der Nacht noch zum Bahnhof um nach Hause zu Reisen. Müde und auch etwas aufgeregt gingen wir schließlich gegen Mitternacht schlafen.

Buen Camino