In der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg, aber nur für 10 Minuten, denn so lange war der Fußweg zur Bar. Dort machten wir gemütlich ein richtiges Frühstück mit Cafe con Letche und Croissants. Hunger hatte man eigentlich nicht, denn das Abendessen vom gestrigen Abend war mehr als reichlich gewesen. Kurz nach der Bar kam man dann ein Wegweiser. Der eine Pfleil zeigte nach Finisterre, der andere Pfeil nach Muxia. Wir hatten ja beschlossen noch heute nach Muxia zu gehen. Das Wetter war zwar bewölkt, aber es war warm und trocken, eigentlich ideal zum laufen. Wir gingen fast die gesamte Strecke Gemeinsam im Gegensatz zu den vergangen Tagen. Unterwegs trafen wir Schwester Gisela Maria. Sie hatte ja vor 2 Tagen noch gesundheitliche Probleme und musste in Negreiro sogar zum Arzt. Trotzdem war sie jetzt auch hier auf dem Weg nach Muxia. Der Weg ging immer noch bergauf und bergab. Eigentlich dachte man, zum Meer hin wäre es chön flach dahin, aber das täuschte. Aus dem Nichts tauchte dann Denise auf, sie sagte nur sie wolle so schnell wie möglich ans Meer. Am späten vormittag sah man dann schon von weitem durch die Bäume das Meer. Und je näher man kam desto mehr konnte man die salzhaltige Luft schon riechen. Es war wunderschön am Meer entlang zu laufen. In Hospital hatte man uns die Herberge Muxia Mare empfohlen. Sie lag ungefähr in der Ortsmitte und etwas zurückgesetzt von der Promenade in zweiter Reihe. Es gab dort einen großen Schlafsaal mit einigen Trennwänden. Alles war sauber und von unseren Betten aus konnte man hinaus aufs Meer schauen. Einfach genial. In der Herberge bekam man dann auch die Muxiana – die Pilgerurkunde, das man nach Muxia gepilgert ist. Die dortige Wallfahrtskirche A Virxe da Barca (Unsere Liebe Frau vom Boot) zählt zu den bedeutendsten Pilgerzielen in Galicien. Also waren wir doch nicht auf einem Wanderweg sondern auf einem Pilgerweg. Ich hatte auch zwischenzeitlich meine Muschel wieder am Rucksack befestigt, das Zeichen für die Jakobspilger. Am späten Nachmittag gingen wir im Supermarkt einkaufen, hauptsächlich Wein um anstoßen zu können. Anschließend machten wir uns auf den Weg zur Kirche A Virxe de Barca und den dortigen Leuchtturm. Dort setzten wir uns auf die Felsen, aßen und tranken und ließen es uns gut gehen. Es war einfach herrlich hier zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Der Rotwein tat sein übriges zur melanchonischen Stimmung. Auf dem Rückweg zur Herberge setzten wir uns in eine der unzähligen Bars die es in den Gassen von Muxia gab. An diesem Abend musste es natürlich Fisch geben, wenn man schon am Meer war. Hier schmeckt der Fisch einfach besser als zu Hause. In der Ortsmitte tanzten die Jugendlichen an diesem Abend und man hatte am Meer ein Feuer aufgebaut. Man feierte San Juan – den Heiligen Johannes den Täufer, in diesen Tagen. Dies wird in Spanien im Gegensatz zu Deutschland, gleich mehrere Tage lang gefeiert, Als wir den Jugendlichen beim Tanzen zuschauten kam ein Pilger und brachte Edgar seine Mütze. Er hatte sie in der Bar schon wieder vergessen. So langsam wurde es mit dem Vergessen der Mütze schon unheimlich. Er selbst konnte darüber gar nicht mehr lachen, obwohl es schon spaßig war. Etwas mürrisch und reserviert ging er heute ins Bett. Der krönende Abschluss des Tages sollte neben dem Sonnenuntergang am Meer aber das Feuerwerk sein, das man vor dem Fenster unserer Herberge zu Ehren von San Juan in den Abendhimmel schoß.
Buen Camino