Die Nacht war ruhig, aber man schlief nicht ganz so gut, da wir gestern abend viel zu viel gegessen hatten. Das viele Essen lag einem einfach schwer im Magen. Heute war es wieder etwas mehr bewölkt aber trotzdem warm und trocken. Dan und Michael gingen kurz vor uns schon los. Für heute hatten wir als Ziel Hospital ausgewählt. Wir hatten uns bereits schon gestern per Whatsapp mit Marianne und Frank verabredet. Die beiden liefen seit Santiago zusammen und waren einige Kilometer vor uns. Edgar hatte wieder mal Bedenken das alle Herbergen überfüllt sind und er bestand darauf das Marianne für uns alle in Hospital reserviert. Eigentlich musste man sich bezüglich der Herbergen auf diesem Weg überhaupt keine Gedanken machen, waren doch relativ wenige Pilger zu sehen. Unterwegs trafen wir heute nur auf 2 Berlinerinnen und auf Imaculada, eine junge Italienerin aus der Nähe von Neapel. Mit ihr ging ich eine ganze Weile und es war schön sich mit ihr zu unterhalten. In den Bars am Weg trafen wir dann wieder auf Dan und Michael. In Dumbria machten wir am Nachmittag an einer Bar am Ortsende kurz Rast. Imaculada kam auch dazu, trank mit uns Kaffee und entschloss sich dort zu bleiben. Uns wollte die dortige Besitzerin der Herberge auch dazu bewegen hier zu bleiben. In Hospital wäre die Herberge überteuert, nicht sauber und das Essen wäre auch nichts besonders. Es wären schon viele Pilger von dort wegen der dortigen Umstände wieder zurückgekommen. Die pure Verunsicherung für wankelmütige Pilger. Marianne hatte ja gebucht und so ließen wir uns nicht überreden zu bleiben. Stefano kam auch noch dazu, trank einen Cafe con Letche, und auch er entschloss sich weiter bis Hospital zu gehen. In Hospital gab es am Ortseingang eine Pilgerinformation, ein großes imposantes Gebäude mitten in der Landschaft und kurz vor einem kleinen Kuhdorf. Uns erschloss sich nicht warum so ein Gebäude an so einem einsamen Ort steht. Der Bär steppte nicht gerade dort. Stefano fragte nach dem Weg zur Herberge und ohne die Auskunft dort hätten wir sicherlich etwas länger gebraucht um diese zu finden, so versteckt lag diese im Ort. Marianne und Frank waren schon einquartiert und warteten bereits auf uns. Die Einrichtung der Herberge war neu und alles war sauber. Zum Essen konnte man in eine Bar die der Besitzerin der Herberge gehörte. Sie lag allerdings etwa 10 Gehminuten von der Herberge entfernt. Als besonderen Service wurde man mit dem Auto dorthin gebracht. Wir nahmen erstmals auf dem Weg dieses Angebot an um gefahren zu werden, wenn auch nur von der Herberge zum Restaurant. Schon ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, denn wir saßen schon 4 Wochen in keinem Auto mehr. Das Essen im Restaurant war genauso hervorragend wie die Unterkunft. Alles war genau das Gegenteil von dem was man in Dumbria behauptete. Das einzig negative dort waren die vielen Mücken aufgrund des angrenzenden Bauernhofes. Aber das gehört halt auch manchmal dazu. Man darf nicht immer alles glauben, was einem am Weg erzählt wird, sondern muss seine eigenen Erfahrungen machen. Wir saßen noch lange an diesem Abend zusammen und machten uns schließlich zu Fuß auf den Rückweg zur Herberge.
Buen Camino