81. Etappe von Zirauki nach Lorca

DSC00936~1Die Nacht in diesem Schlafsaal mit 11 Pilgern war diesmal nicht gerade ruhig. Die Betten standen relativ eng beisammen und es kam wenig Luft in den Raum. Auch waren einige Schnarcher dabei, so das man relativ wenig geschlafen hatte. Bereits recht früh fingen einige Pilger an sich fertig für den Weg zu machen, was für zusätzliche Unruhe sorgte. Da half alles nichts, man stand also auch auf und machte sich fertig. Andrea und ihre Freundin waren bereits gegangen. Unten in der Bar konnte man Frühstücken. Es gab leckere Kuchen, dazu Caffee con Letche und etwas Obst. Was will man mehr. Der perfekte Start in den Tag. Heute sollte es bis Lorca gehen. Steffi die etwas spanisch sprach, hatte gestern nachmittag bereits für uns eine Unterkunft in Lorca gebucht. Aufgrund des Bettenproblemes war dies absolut ratsam. Steffi und ihre Freunde waren gestern einen Ort nach Zirauki untergekommen. Es war in Lorca eine Wein Bodega, genau das richtige für uns alle. Es hatten sich noch Tom und Henri mit angeschlossen. Wir hatten beschlossen uns dort heute nachmittag zu treffen. Das Wetter hatte sich eingetrübt und es sah nach Regen aus. Früh am Morgen hingen die Wolken schon tief. Zunächst ging es stetig bergauf Richtung Alto Perdon. Oben auf dem Bergrücken stehen reihenweise Windräder, die sich unentwegt drehen. Aber auch das berühmte Pilgerdenkmal mit den Metallfiguren steht oben auf dem Alto Perdon. Dort ist es absolute Pflicht ein Bild zu machen. Irgendwie ein markanter Punkt am Weg, den man auf vielen Pilgerführeren und Bildern vom Jakobsweg sieht. Beim Bergablaufen holten wir dann Andrea mit ihrer Freundin ein. Die Blasenpflaster hatten ihre Wirkung gezeigt und sie konnte einigermaßen schmerzfrei laufen. Aber man merkte ihr schon an das sie Probleme mit den Füßen hat. Sie war richtig gut aufgelegt, den Grund verriet sie uns anschließend, sie hatte heute Geburtstag. Wir gratulierten ihr natürlich recht herzlich und verabredeten uns für heute abend in der Bodega in Lorca auf ein Glas Wein um den Geburtstag zu feiern. Kurze Zeit später fing es an zu regnen. In einer kleinen Kirche legten wir die komplette Regenkleidung an, die wir heute nicht mehr ausziehen mussten. Die Wege waren richtig matschig geworden und es war nicht gerade schön zu laufen. Aber nach der Sonne der vergangenen Tage war halt wieder mal Regen angesagt. In Puenta de la Reina machten wir noch an der berühmten Brücke ein Erinnerungsfoto. Bei einer Pause in einer Bar trafen wir ein junges Mädchen, das uns bekannt vor kam. Sie hatte ziemliche Blasen an den Füßen, war aber richtig gut gelaunt. Wir kannten uns von der Unterkunft in St. Jean pied de Port. Dort hatte sie ihren ersten Tag auf dem Weg. Der Weg verliert also niemanden. Man verliert sich und man trifft sich wieder. Am Nachmittag kamen wir in Lorca an. In Lorca fand gerade eine Art Dorffest statt, so das alle Lokale nicht nur mit Pilgern richtig voll waren. Nach dem beziehen unserer Unterkunft war zunächst das trocknen der Kleidung angesagt. Anschließend in die Bodega, Tom war schon da und hatte Wein bestellt. Ein schöner Nachmittag, später kam noch Henri dazu. Leider kamen Steffi und ihre Freunde nicht mehr. Sie hatten zwar die Unterkunft gebucht, aber auch nicht abgesagt. Keiner wusste wo sie waren. Wir trafen sie leider auf unseren Weg nicht mehr. Aber nichts ist Zufall, vielleicht trifft man sich ja wieder mal. Das Abendessen gab es auch in der Bodega, so das man die Lokation nicht mehr wechseln musste. Nach dem Essen setzten wir uns alle zusammen. Andrea war mit ihrer Freundin Valeria zwischenzeitlich gekommen und hatte Wein mitgebracht. Wir sangen ihr alle ein Geburtstagsständchen. In den verschiedenen Sprachen klang es wunderbar. Am besten finde ich sang Henri, der Franzose. Französisch klingt einfach melodisch. Auch Paola, eine Italienerin und Fernanda eine Brasilianerin saßen mit am Tisch, sangen und feierten mit uns. Später kamen noch einige junge Spanier dazu die einen Junggesellenabschied feierten. Es wurde ein feuchtfröhlicher Abend, den wir erst spätabends beendeten.

Hola und Buen Camino

80. Etappe von Larrasoina nach Zirauki

DSC00902~1Für heute hatten wir uns eine relativ kurze Etappe von 15 km vorgenommen. Wir wollten unbedingt in Pamplona in der deutschen Herberge der Casa Paderborn übernachten. Diese wurde uns als “Muss” auf dem Weg beschrieben. Kurz vor Pamplona trafen wir dann auch Tom wieder, er war schon vor uns ohne Frühstück losgegangen. Da auch wir heute realtiv früh losgingen, waren wir schon kurz nach 10.00 Uhr am Ortseingang von Pamplona. Das Hinweisschild zur Casa Paderborn stand auch hier am Ortsrand. Wollten wir wirklich bei diesem schönen Pilgerwetter jetzt schon den Pilgertag beenden? Wir beschlossen schweren Herzens auf die Casa Paderborn zu verzichten und weiter zu gehen. Dies solte sich im nachhinein als absolut richtig herausstellen. Der Weg durch die Altstadt von Pamplona war richtig schön. Man kam an vielen Kirchen vorbei. Einige davon besuchten wir natürlich, denn wir hatten ja Zeit. Am Rathaus stand auch noch eine Absperrung für die Stierhatz, die jedes Jahr in Pamplona stattfindet. Dort machten wir zur Erinnerung noch ein gemeinsames Foto. Nur der Stier fehlte auf dem Foto. Der Weg durch die Stadt und ihre Außenbezirke war wie bei allen Großstäden recht eintönig und aufgrund des Verkehrs und der vielen Ampeln recht beschwerlich. An einer der vielen Ampeln trafen wir dann auf 3 deutsche Pilger. Es waren Lorenz, Andre und Steffi aus Düsseldorf. Sie waren mit dem Auto nach Pamplona gefahren um von hier aus nach Santiago zu pilgern. Steffi war schon in den vergangenen Jahren auf Jakobswegen gepilgert und hatte den Virus an ihre beiden Freunde weitergegeben. Mit Steffi entwickelte sich eine schöne Unterhaltung, so das die Zeit wie im Fluge verging. Der Status von Steffi bei Whatts App lautete “Ich bin falsch hier”. Aber nur wenn sie wieder zu Hause ist. Am Ortsrand trafen wir dann auch noch Andrea und ihre Mitpilgerin aus Ungarn. Sie machten beide gerade Dehnübungen. Sah richtig gut aus. Am Wegesrand machten wir dann eine Mittagspause um zu beraten, wie weit wir heute gehen wollten. Auch Schorsch und Günter kamen hinzu. Die beiden hatten wir schon einige Tage nicht mehr gesehen. Auch sie hatten noch keine Unterkunft. Bei der Bettennot auf dem Weg sollte man nicht all zu lange beraten. Wir beschlossen aufgrund der fortgeschrittenen Zeit in der nächsten Ortschaft nachzufragen. Zirauki war der nächste Ort. Es war ein relativ kleiner Ort. Es sollte eine eine gemeindliche Herberge geben und eine Private. An der Privaten Herberge saß Tom schon bei einem Kaffee vor dem Eingang, er war nach Pamplona etwas schneller als wir gegangen und erzählte, das er sich dort angemeldet hatte. Es war aber schon relativ voll und wir sollten nicht allzulange überlegen. Wir meldeten uns daraufhin an und bekamen so ziemlich die letzten Plätze im 10 Betten Schlafsaal. Nur noch 1 Bett war nach uns frei und das schon am frühen Nachmittag. Das Bettenproblem zog sich wie ein roter Faden durch den Weg in Spanien. Wir setzten uns zu Tom vor dem Eingang. Hier war es schön zu beobachten wie die Pilger nach und nach eintrafen. Steffi kam mit ihren Freunden an und setzte sich zu uns. Auch Andrea kam mit ihrer ungarischen Freundin. Andrea ging schwer, sie hatte sich Blasen gelaufen und wollte nicht mehr weitergehen. Ihre Freundin bekam das letzte Bett, so das für Andrea kein Bett mehr da war. Sie war ziemlich enttäuscht und sie wollte und konnte aufgrund der Blasen nicht mehr weitergehen. Nach einer relativ komplizierten Diskussion mit den Herbergsbetreibern bekam sie noch eine Matraze am Boden des Schlafsaales. Darüber war sie sehr dankbar. Aber jetzt mussten erstmal ihre Blasen verarztet werden. Steffi hatte große Erfahrung damit und half Andrea. Wenn ein Pilger ein Problem hat, findet er einen anderen der ihm hilft, so ist das auf dem Weg. Die Hilfsbereitschaft ist einfach überwältigend. Leider bekam Steffi und ihre Freunde keinen Schlafplatz mehr in der Herberge und sie mussten gezwungenermaßen weitergehen. Gernauso wie Schorsch und Günter, sie hatten gehofft, das die gemeindliche Herberge eine Platz hätte. Aber diese war geschlossen. Im Laufe des Nachmittags kamen noch etliche Pilger vorbei die hier bleiben wollten. Aber auch sie mussten weiter gehen. Es sprach sich bis hier herum, das auch zwischenzeitlich in den nächsten zu ereichenden Ortschaften kein Schlafplatz mehr zu bekommen war. Wer als relativ spät am Nachmittag ankam musste damit leben keine Übernachtungsmöglichkeit zu bekommen. Viele mussten an diesem Tag mit dem Taxi teilweise bis nach Los Arcos, dem nächst größeren Ort um dort zu übernachten.So verliert der Weg natürlich an seiner Ursprünglichkeit wenn man nicht mehr spontan soweit gehen kann wie man will oder kann. Auch wir werden im nächsten Jahr überlegen, ob wir wieder im Mai gehen wollen. Möglicherweise ist der Sommer mit Juni/Juli wesentlich besser. Da ist es zwar heiß, aber das Pilgeraufkommen ist sicherlich nicht ganz so extrem. Die Herberge hier in Zirauki war zwar relativ klein, aber sie hatten für den Abend verschiedene Pilgeressen auf ihrer Speisekarte. Beim Abendessen saßen wir mit Tom zusammen und einem franzöischen Pilger. Es war Henri, ein richtig netter Franzose aus Chattion an der Seine, der einige Worte deutsch konnte. Aber wir hatten ja auch noch Tom, der französich sprach und beim Übersetzen half. Ein netter Abend ging recht früh mit einer Flasche Rotwein zu Ende.

Hola und Buen Camino

79. Etappe von Roncesvalles nach Larrasoina

DSC00868~1Nach einer ruhigen Nacht, die man mit 186 Pilgern im Schlafsaal nicht erwarten konnte, wurden wir um 6.00 Uhr von einem der Hospitaleros mit dem Ave Maria geweckt. Eine schöne Idee, die ich mit einem “Daumen hoch” quittierte, was dem Hospitalero deutlich gefiel. Wir beschlossen unsere Sachen zu packen und und auf das Frühstück hier im Kloster zu verzichten um nicht mit dem ganzen Troß losgehen zu müssen. Diese Idee hatten aber auch noch andere Pilger, so das es wie am Vortag war. Unterwegs suchten wir uns einen kleinen Laden um ein Frühstück zu kaufen, das wir draußen in einem kleinen Park zu uns nahmen. Die Sonne ging gerade auf und das Wetter war an diesem Tag wunderbar zum Pilgern. Für heute hatten wir uns 29 km vorgenommen, was kein Problem darstellen sollte, zumal wir jetzt richtig gut eingelaufen waren. Keiner hatte irgendwelche Beschwerden was uns am gehen hintern sollte. Heute hatte man den Eindruck, das sich die Pilgermassen etwas verlaufen. Einige hatten schon nach dem ersten Tag Fußprobleme. Der Weg über die Berge ist trotz allem nicht ganz einfach und wenn man das nicht gewohnt ist kann es schon zu Problemen führen. Unterwegs gab es eine Möglichkeit zum Rasten nach einem Anstieg. Dort hatte man eine Getränkestation für die Pilger eingerichtet. Diese nutzten wir zu einem ersten Caffee con Letche. Hier trafen wir auch Harald aus Berlin wieder. Ihn hatten wir gestern in der Pilgermesse schon kennengelernt. Nach der Verpflegungsstation stand ein Mann mit Werbung für seine Herberge. Nachdem wir noch keine Unterkunft für heute hatten, sahen wir uns sein Angebot an und buchten gleich bei ihm. Dies sollte sich als gute Entscheidung heraustellen, denn es gab ein erhebliches Unterkunftsproblem, das wir aufgrund der vielen Pilger in Spanien so nicht erwartet hatten. Viele bekamen auch an diesem Tag keine Unterkunft und mussten mit Taxis in andere Orte weiterfahren. An einer Brücke hörten wir dann unerwartet fränkische Stimmen. Wir sprachen die Pilger daraufhin natürlich an. Es waren Helmut und Erwin, sie warteten auf Erwins Frau Gabi, die etwas langsamer war als ihre beiden Mitpilger. Die fränkischen Pilger kamen aus dem Steigerwald und waren schon relativ erfahrene Pilger auf Jakobswegen. Den Rest des Weges nach Larrasoina gingen wir gemeinsam und erzählten einander gegenseitig dabei die verücktesten Pilgererlebnisse. So verfing die Zeit wie im Fluge und wir kamen am frühen Nachmittag in unserer Herberge an. Diese hatten zu unserer Überraschung auch die fränkischen Pilger gebucht. Im Garten saß bereits Tom bei einem kühlen Bier und erwartete uns schon. Tom hatten wir schon kurz vor Roncesvalles kennengelernt. Er kam aus dem Saarland und war alleine unterewegs. Im Garten wurde es dann eine richtig schöne Unterhaltung bei einigen Bierchen. Heute war die Sprache ja kein Hinderniss denn alle sprachen deutsch. Die Herberge war relativ neu, recht schön gelegen und auch sehr gut ausgestattet- In unserem Zimmer, es war ein 7 Bettzimmer, waren noch einige interessante Pilger untergebracht. Da waren Sharon und ihr Bruder Jeremiah aus South California. Sie hatten heute ihren 2 Pilgertag und schon die ersten Fußprobleme. Jeremiah hatte erhebliche Blasen an den Füßen die sie gerade verarzteten. Sie hatten den Weg extra aus Amerika auf sich genommen, und jetzt gleich gesundheitliche Probleme. Sie konnten einen schon leidtun. Aber sie hatten einen für Amerikaner obligatorischen unerschütterlichen Optimismus. Da war auch Miriam, sie war Ärtztin und kam aus Berlin. Sie machte den Jakobsweg zusammen mit ihren kleinen Sohn Arvid. Arvid war gerade mal 3 Jahre alt. Respekt vor dem Mut dieser Frau, den Weg zusammen mit einem Kleinkind zu gehen. Miriam half dann die Blasen von Jeremiah zu verarzten. Da war auch noch Valerie, sie war Französin und eine richtig hübsche und nette Frau. Sie konnte nur ein paar Wörter deutsch. Ihr “Isch liebe disch” klang einfach herrlich. In der Nachbarschaft gab es einen kleinen Laden mit einer Bar. Dort kauften wir noch etwas Proviant für die nächsten Tage und tranken zusammen mit Harald und Helmut, die auch gerade gekommen waren noch einen Kaffee. Harald war in einer Nachbarherberge untergebracht. Zum Abendessen gab es in der Herberge ein Pilgermenü mit Vorspeise, hauptspeise und Nachtisch. Einfach herrlich mit all den Pilgern die hier untergebracht waren zu Essen, eine Flasche Wein zu trinken und sich auszutauschen. Es wurde noch ein langer Abend bei einer obligatorischen Flasche spanischen Rotweines.

Hola und Buen Camino

78. Etappe von St. Jean pied de Port nach Roncesvalles

Nach einer unruhigen Nacht, mit vielen Pilgern im Schlafsaal ist es doch etwas lauter als gewohnt, stand schon das Frühstück bereit. Dies hatten die beiden Hospitaleros wie bereits gestern das Abendessen hervorragend zubereitet. Beim Blick aus der Tür auf die Straße glaubte man kaum was man sah. Pilgermassen machten sich schon früh um 6.00 Uhr auf den Weg, und man fragte sich, ob die heute alle über die Pyrinäen wollen. Das konnte nicht mehr mein Weg sein. Man sehnte sich bei dem Anblick an die Wege in Frankreich zurück, wo es doch beschaulicher zuging. Aber es half alles nichts, auch wir mussten uns auf den Weg machen und uns in die „Wallfahrt“ einreihen. Etwas gutes hat es aber dann doch, man lernt relativ schnell viele Pilger kennen und kommt mit ihnen ins Gespräch. Dabei erfährt man die tollsten Geschichten. Man erfährt die Beweggründe weshalb sie auf den Weg gehen, und die Menschen erzählen hier auf dem Weg auch von vielen persönlichen Dingen, die man zu Hause einen wildfremden niemals erzählen würde. Wir waren noch keine Viertelstunde auf dem Weg, da ging ein junges Mädchen an uns vorbei, sie hatte noch das Gepäckband vom Flughafen am Rucksack. Edgar sprach sie an um es zu entfernen. Daraufhin kam man ins Gespräch. Karin kam aus Oberösterreich. Es war ihr erster Tag auf dem Weg und sie erzählte von ihren Freunden in München. Nachdem wir ihr gesagt hatten, das wir aus Kronach, genauer gesagt aus Wilhelmsthal wären meinte sie, das sie in Wilhelmsthal schon mal auf einer Hochzeit bei Freunden war. Wie klein die Welt doch ist, bei dieser Begegnung stimmt wieder mal der Satz „Nichts ist Zufall“. Bei absolut herrlichen Pilgerwetter ging es heute stetig bergauf. Schon nach einer Weile im Ort Hunto sah man den Ort St. Jean pied de Port nur noch unter einer Wolkendecke. Ein herrlicher Anblick von hier oben. Man hatte das Gefühl wie in den Alpen. Die Anzahl der Pilger, so hatte es den Anschein nahm immer mehr zu, man überholte viele, aber vor einem waren noch viel mehr. Viele hatten auch hier oben in Hunto übernachtet und kamen jetzt zu den Pilgern von unten aus St. Pied de Port noch dazu. Auf der einen Seite ein schönes Bild wenn man die vielen Menschen sah, aber auf der anderen Seite einfach nur schrecklich wie überlaufen der Weg plötzlich war. Interwegs bei der ersten Rast trafen wir auch Jean Piere wieder, ihn hatten wir das letzte mal in Ostabat getroffen als er uns ein Bier ausgab. Die Begrüßung war fast überschwenglich, man hatte sich doch nur 2 Tage nicht gesehen. Aber so ist das eben auf dem Weg, man hat das Gefühl man ist schon ewig befreundet. Heute machte man sehr viele Bekanntschaften, unter anderem Andrea aus Ungarn, sie sprach etwas deutsch, war sehr kommunikativ und wollte wie die meisten von hier aus bis Santiago gehen. Ganz oben in den Bergen gab es sogar noch Schneefelder und wir machten mit Andrea eine Schneeballschlacht. Man begegnete heute vielen Pilgern, man sah sich, begrüßte sich, man verlor sich wieder, aber am Ende des Tages traf man sich wieder in Roncesvalles, dem heutigen Tagesziel. Am frühen Nachmittag kamen wir dort nach anstrengenden 26 km über die Berge an und sahen schon von weiten das berühmte Kloster. Es war die einzige Übernachtungsmöglichkeit und das ließ böses erahnen bei dem Pilgeraufkommen. Wir waren eigentlich auf den ursprünglichen „Schnarchsaal“ eingestellt, von dem Hape Kerkeling in seinen Buch geschrieben hatte. Leider gab es ihn nicht mehr, diesen alten kargen Saal mit Doppelstockbetten. Er war geschlossen und zu Veranstaltungshalle umgebaut worden. Schade, dass wir den nicht erleben konnten. Jetzt gab es hier 2 große Schlafräume mit jeweils 186 Betten, die in Viererabteilen abgetrennt waren. Dazu noch 40 Plätze im Keller und zusätzlich Container, die alle am Abend belegt waren. Einige Pilger, die zu spät ankamen mussten noch mit Taxis in die nächsten Ortschaften weiterfahren um zu übernachten. Wahnsinn!!! Konnte es das noch sein? Das Kloster war trotz allem bestens organisiert und auf die Massen von Pilgern weitgehend vorbereitet. Es gab Hospitaleros die einen den Weg zeigten und es gab mehrere Aufnahmeschalter an denen man auch sprachlich keine Probleme hatte. Die Aufnahme der Pilger war ähnlich wie beim Fahrkartenkauf am Bahnhof. Bett, Abendessen, Frühstück, für jedes gab es einen Bon, den man einlösen musste. Die Essenszeiten waren klar geregelt. Es konnte nur in Etappen in verschiedenen Gaststätten gegessen werden. Zum Glück waren wir recht früh da, und bekamen einen Platz in einem der großen Schlafräume. Dort waren auch zwischenzeitlich Andrea, Karin, Jean Piere, Anna und Olga. Wir wurden mit 2 jungen Mädchen aus Irland Eilis und Maire in unsere Koje zugewiesen. Es war recht lustig mit den beiden. 2 alte Männer und 2 blutjunge Mädchen, die unsere Töchter sein konnten. Zunächst wollten wir duschen, es war kein leichtes unterfangen, denn es gab auf jeden Stockwerk für 186 Pilger nur 4 Duschen und 3 WC. Hier musste man Rücksicht üben, was auch für die meisten Pilger selbstverständlich war. Aber irgendwie funktionierte es, die Pilger nehmen meist Rücksicht aufeinander. In einer der Bars, wo aufgrund der vielen Pilger reger Betrieb herrschte, fand man kaum einen Sitzplatz aber zum Glück waren unsere beiden Mädels Eilis und Maire dort und hatten für uns einen Platz mit an ihrem Tisch. Jean Piere kam auch noch dazu und wir hatten eine nette Unterhaltung an diesem herrlichen Sonnentag in Roncesvalles. Beim Abendessen, das wir in einer anderen Bar einnehmen mussten ging es erstmal zu wie in einer Kantine. Jeder bekam seinen Platz zugewiesen. Wir saßen mit 3 Schweizern, 2 Ungarinnen und 2 Franzosen an einem Tisch. Es war ein richtig lustiger Haufen der sich hier getroffen hatte. Man aß und erzählte und schon musste man gehen, den die nächsten Pilger standen schon vor der Tür. Wir hatten bewußt uns für die erste Schicht zum Essen angemeldet, denn anschließend war noch Pilgermesse. Auch hier hätte man wie schon in St. Jean pied de Port vermutet, das die Kirche überfüllt ist aufgrund der vielen Pilger. Aber auch hier war es das Gegenteil. Der Andrang hielt sich in Grenzen und man merkte relativ schnell wer von den Pilgern ähnliche Beweggründe für den Weg hatte. Schade eigentlich das nicht mehr Pilger diese Angebote von Pilgermessen, und Pilgerandachten annehmen. Die Leute die das vor Ort zum großen Teil freiwillig machen, geben sich allergrößte Mühe. Für uns jedenfalls sind diese Pilgerandachten immer ein Höhepunkt des Pilgertages. Im Innenhof des Klosters konnte man sich noch etwas in die Sonne setzen und die Pilger beobachten. Für 22.00 Uhr war Bettruhe im Kloster angesagt und die Lichter erloschen dazu pünktlich. Nun waren wir also nach 8 Jahren pilgern in Spanien angekommen.

Hola und Buen Camino

77. Etappe von Ostabat nach St. Jean pied de Port

DSC00719~1Heute war unser letzter Tag auf der Via Podiensis, diese endet in St. Jean pied de Port. Ab da geht der klassische Jakobsweg der Camino frances weiter bis nach Santiago de Compostela. Schon recht früh vor allen anderen Pilgern machten wir Frühstück. Die anderen Pilger in der Herberge waren Gruppenpilger, die ihr Gepäck transportieren ließen. Sie machten nach uns alle gemeinsam Frühstück. Bei bewölktem Himmel aber trockener Witterung machten wir uns auf den Weg. Am Ortsausgang sahen wir schon von weiten ein Zelt stehen. Als wir näher kamen sahen wir, dass es Florian war, er hatte heute, wie schon so oft die Nacht in seinem Zelt verbracht. Aber er war ja noch jung und ihm machte es nichts aus die Nacht draußen zu verbringen. Unterwegs trafen wir auch Gabi wieder. Ein kurzes Schwätzchen mit ihr musste schon sein. Schon gegen Mittag kamen wir in St. Jean pied de Port an. Wie lange hatten wir darüber gesprochen, wenn wir denn einmal dort wären, dann ist es nicht mehr weit bis Santiago. Aber von hier sind es trotzdem noch fast 900 km bis ans Ende der Welt. Am Stadttor mussten wir natürlich das obligatorische Foto machen, bzw. wir ließen uns von anderen Pilgern zusammen fotografieren. Schon hier merkte man das erhöhte Pilgeraufkommen. Gleich nach dem Tor kam die gemeindliche Herberge. Schon jetzt warteten Pilger darauf, das diese öffnen wird, darunter waren auch Olga und Anna aus der Schweiz. Beim weiteren Weg durch die Gassen war man schon etwas geschockt von den Massen an Pilgerströmen die hier waren. Es wimmelte nur so an allen Ecken und Enden von Pilgern aber auch Touristen. Sollten die etwa alle von hier losgehen wollen? Bei dem Gedanken wurde es einem schon etwas unwohl. Zum Glück hatte Marcel für uns die Herberge schon reserviert. Hier auf gut Glück einen Platz zu finden scheint ziemlich schwierig zu sein, außer man geht in ein Hotel, die es hier zur genüge gab. Hier in den Gassen gab es ein Geschäft an dem anderen. Man sah schon das alles auf Tourismus und die Pilger ausgelegt war. Man konnte es fast wie mit Lourdes vergleichen, an jeder Ecke ein Souvenirladen. Unser erster Weg führte uns zur Kirche, der wir einen ersten Besuch abstatteten und von dort zu unserer Herberge. Diese hatte aber noch geschlossen, sie öffnete erst, wie die meisten Herbergen gegen 15.00 Uhr. Wir konnten unser Gepäck aber dort abstellen und gingen zurück in die belebten Gassen. An einer Bar rief eine Stimme unsere Namen. Es war Marlene, sie saß da mit Daniel und machten gerade Mittag. Es war ihr Abschiedstag. Daniel ging weiter bis Santiago und Marlene musste zurück in die Schweiz. Beide waren schon etwas wehmütig. Wir setzten uns zu den beiden um über Gott und die Welt zu reden. Marlene erzählte uns dann eine lustige Begebenheit. Sie wurde von Pilgern gefragt, ob sie den auch die beiden Deutschen getroffen hätte, der eine wäre General und der andere Pfarrer, und jeden Abend würden sie eine Flasche Wein trinken. Wir mussten richtig lachen. Das kam nun von unseren unzureichenden Sprachkenntnissen. Edgar hatte oft erzählt er war mal ein „Little General“ bei der „German Armee“ und ich erzählte manchmal, das wir auf dem Rückweg unseren ehemaligen Pfarrer in Venasque besuchen werden. Oft erzählten wir auch von lustigen Abenden und Gesprächen mit den Pilgern bei einer Flasche Rotwein. Daraus wurde nun das Edgar ein General wäre und ich ein Pfarrer, die beide auf dem Weg nach Santiago sind, zudem würden sie jeden Abend eine Flasche Wein trinken. Jeder dichtet noch etwas dazu, und am Ende kommt so etwas dabei raus. Anschließend gingen wir den Laden mit den baskischen Mützen suchen, den uns der Wirt in Ostabat empfohlen hatte. Dort kauften wir für uns und Pfarrer Dotzauer baskische „Barets“. Der Verkäufer freute sich sichtlich über die Empfehlung vom Wirt in Ostabat, einen Rabatt bekamen wir aber trotzdem nicht. Um 19.00 Uhr fand dann in der Kirche die Pilgermesse mit Andacht und Pilgersegen statt, zu der wir mit den anderen Pilgern der kirchlichen Herberge gingen. Wir hatten gedacht dass die Kirche aufgrund der vielen Pilger überfüllt sein müsste. Aber das Gegenteil war der Fall. Anscheinend ist für einen großen Teil der Pilger der Beginn des Weges mit einem Pilgersegen nicht wichtig bei dem man seinem Pilgerweg unter dem Schutz Gottes stellt. Schade eigentlich, das für viele der Weg immer mehr zu einem touristischen Highlight oder Wanderweg wird und seinen Ursprung immer mehr zu verlieren scheint. Bei der Rückkehr in die Herberge fühlte man sich schon wieder mehr geborgen. In kirchlichen Herbergen findet man doch meist Pilger mit dem gleichen Spirit. Vor dem Abendessen wird ein gemeinsames Gebet gesprochen und ein irischer Pilger durfte noch ein paar persönliche Worte als Gebet hinzufügen. Gleich kam man mit den anderen Pilgern ins Gespräch. Für die meisten war es ihr erster Pilgertag auf dem Camino. Auffallend war, das viele junge Mädchen, insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum unter den Pilgern waren, aber auch aus dem asiatischen Raum, insbesondere aus Korea waren viele Pilger hier. Besonders mit Thomas und Ineke aus den Niederlanden kamen wir besonders intensiv ins Gespäch. Sie lagen auf der gleichen Wellenlänge wie wir. Schade dass man sich nicht wieder traf. Beide wollten am ersten Tag nur einige Kilometer zum eingewöhnen gehen. Sie baten uns noch ein paar Worte ins Buch der Herberge zu schreiben, was wir gerne machten. Zufrieden gingen wir im großen Schlafsaal in unsere Betten.

Bonjour und Buen Camino

76. Etappe von Aroue nach Ostabat

Marcel hatte für uns schon ein opulentes Frühstück vorbereitet. Von anderen Pilgern hatten wir in den Tagen zuvor gehört, das es in St. Jean pied de Port recht voll mit Pilgern sein soll, und das es mit Unterkünften recht schwierig sei. Da wir in 2 Tagen dort sein wollten sprachen wir mit Marcel darüber. Im Pilgerführer gab es die kirchliche Herberge „Kaserna“ in die wir gerne gegangen wären. In kirchlichen und kommunalen Herbergen konnte man aber erst einen Tag vorher reservieren. Marcel kannte einen der Betreiber der kirchlichen Herberge in St. Jean pied de Port und wir baten ihn das er morgen dort für uns anrufen sollte um einen Platz für uns zu reservieren. Marcel versprach dies für uns zu tun. So hatten wir heute schon die Sicherheit dort einen Platz zum Schlafen zu bekommen. Aber zunächst stand ja heute die Etappe nach Ostabat an. Sie war wieder relativ kurz, so das wir es gemächlich angehen lassen konnten. Wir verabschiedeten uns von Marcel und bedankten uns für alles was er für uns getan hatte. Für Madame La Garde kauften wir noch bei ihm eine Flasche Wein um sie bei ihr als Dankeschön vorbeizubringen, zumal wir ja den Weg von der Herberge nochmal nach Aroue gehen mussten. Am Ortsausgang klopften wir bei Madame La Garde, leider öffnete niemand und so stellten wir die Flasche Wein mit einen „Merci“ auf einen Zettel geschrieben ab und gingen weiter. Wir waren noch keine 10 Meter weit gelaufen, da rief uns die Stimme von Madame La Garde zurück. Wir kehrten natürlich um. Sie bat uns ins Wohnzimmer und machte wieder für uns Kaffee. Sie erzählte uns von ihrer Familie und ihren Kindern. Dank Google Übersetzer funktionierte dies recht gut. Sie verabschiedete uns herzlich und man hatte trotz der kurzen Begegnung schon etwas Wehmut. Das Wetter war an diesem Tag richtig sonnig und es wunderbar zu laufen. Auf dem Weg kamen wir auch nach Uhart Mixe, ein typisch baskischer Ort. Dort machten wir in der nähe der Kirche Rast. Wir saßen schon eine Weile, da kam Gabi gelaufen und hatte zu meiner Überraschung meinen alten Hut dabei. Ich hatte ihn ca. 3 km von Uhart Mixe verloren und Gabi fand ihn. Sie erkannte den Hut als den meinen und nahm ihn zu meinem Glück mit. Den Hut meines Opas hatte ich ja schon seit der ersten Etappe dabei und es wäre schade gewesen, wenn ich ihn verloren hätte. Nach der Pause lernten wir dann Olga und Anna kenne. Beide waren Freundinnen und kamen aus der Schweiz. Sie waren von Einsiedeln aus gestartet und wollten bis Pamplona gehen. Es war eine recht schöne Unterhaltung mit den beiden und so verging die Zeit wie im Fluge. Auch heute waren wir wieder am frühen Nachmittag an unserem Ziel. In Ostabat war unsere Herbere in der Nähe der Kirche. Die Herberge hatte aber noch nicht geöffnet und so beschlossen wir erstmal in eine Bar zu gehen um unsrer obligatorisches Bier zu trinken. Dort waren schon einige Pilger, und nach und nach kamen einige hinzu. Jean Pierre, den wir seit Navarrenx nicht mehr getroffen hatten kam herein. Wir begrüßten uns so überschwenglich und herzlich als wenn wir uns schon ewig kennen würden und eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hätten. Zusammen tranken wir einige typische baskische Biere die es hier in der Bar gab. Plötzlich standen auch noch 2 deutsche vor uns. Hans Georg, den alle „Schorsch“ nannten und Günther, beide waren aus dem Hunsrück und wollten bis Logrono gehen. Das war ja in diesem Jahr auch unser Ziel. Also verabredeten wir uns auf ein Bier in Logrono wenn wir dort ankommen. Ob das klappen würde wusste keiner von uns, aber nichts ist Zufall. Nach einigen baskischen Bieren gingen wir in unsere Herberge. Sie war nagelneu mit einem 2 Bettzimmer das Hotelniveau hatte. Auch die Küche, in der wir unser Abendessen heute machten war hervorragend ausgestattet. Beim einkaufen trafen wir auch wieder Gabi, Daniel und Marlene und auch Lucien trafen wir noch mal. Abends gingen wir nochmals in die baskische Bar, dort waren auch Schorsch und Günther. Es wurde wieder ein lustiger Abend. Der Wirt, ein richtiger Baske brachte uns auf eine Super Idee. Er hatte eine Baskenmütze auf und wir suchten ja nach einem Geschenk für unseren Pfarrer Michael Dotzauer, den wir auf dem Heimweg in Venasque besuchen wollten. Da er auch öfters mal eine Baskenmütze trägt, beschlossen wir an diesem Abend ihm eine zu kaufen. Der Wirt gab uns eine Adresse in St. Jean pied de Port, dort sollte es die besten Orginal Baskenmützen geben. Dankbar für den Tipp gingen wir zufrieden in unsere Herberge.

Bonjour und Buen Camino

75. Etappe von Navarrenx nach Aroue

DSC00633~1Die Nacht beim Alchimisten war recht ruhig, denn wir hatten ein 2 Bettzimmer und so wurde man kaum beim Schlafen gestört. Wir standen auch an diesem Sonntagmorgen recht früh auf, das Frühstück machten wir alle gemeinsam, der Alchimist und sein Helfer hatten schon alles vorbereitet. Es gab alles was man halt zu einem guten Frühstück braucht. Da lassen sich die Franzosen sich nichts nachsagen. Alle machten wie üblich ihre Tagespläne. Man plant wie weit man heute gehen will, ob es dann so kommt weis man aber meist nicht, aber das ist ja auch das schöne an diesem Weg. Ein gewisses Tagesziel braucht man schon, denn in Frankreich ist es üblich vorher zu reservieren. Sie mögen es meist nicht wenn man unangemeldet vor der Tür steht. Wir hatten uns für heute keine allzu lange Etappe vorgenommen. Aroue im Herzen des Baskenlandes sollte heute unser Ziel sein. Es waren knapp 19 km, deshalb konnten wir es recht gemütlich angehen lassen. Es war noch recht kalt nach dem gestrigen Regentag. Der erste Weg führte uns in eine Epicerie wo wir etwas Wasser, Brot, Obst und Wurst für unterwegs kaufen wollten. Auf der Straße kamen uns Marlene und Daniel händchenhaltend entgegen und sahen beide sehr verliebt aus. Wir hatten sie seit vorgestern nicht mehr getroffen und wussten nicht, das beide auch in Navarrenx übernachten wollten. Auch das sind Geschichten die der Weg schreibt. Manche finden hier die Liebe ihres Lebens. Den beiden würde ich es wünschen, denn es sind wirklich nette, sympathische junge Leute. Nach einigen kurzen Pausen, bei denen wir dann auch wieder Roger und Florian trafen kamen wir am frühen Nachmittag in Aroue an. Es war eine kleine typische baskische Ortschaft. Sie war um diese Zeit fast menschenleer. Wir liefen durch den Ort und suchten nach unserer Unterkunft, die ich im Internet gebucht hatte. Aber sie war leider nicht auffindbar, und auch war keiner auf der Straße, den man fragen konnte. Am Ortsende mussten wir überlegen, was wir nun machen wollten, weitergehen oder zurück zu einer anderen am Weg gelegenen Unterkunft. Wir beschlossen einfach mal bei einem Haus zu klopfen, nach dem alten Bibelspruch „Klopft an und euch wird aufgetan“ und siehe da es wurde uns geöffnet. Vor uns stand eine ältere Dame und bat uns erstmal ins Wohnzimmer zu gehen. Leider war die Verständigung wie immer recht schwierig, aber mit dem Google Übersetzer auf dem Smartphone konnte man die nötigsten Dinge erklären. Madame La Garde, so hieß die nette Frau machte uns zunächst mal einen Kaffee und so saßen wir an diesem 1. Mai nachmittags beim Kaffeetrinken und wussten wieder mal nicht wie uns geschah. Wir wurden von einer wildfremden Frau mit einer Gastfreundschaft behandelt die ihresgleichen suchte. Sie erklärte uns, dass die Unterkunft die wir suchten nicht mehr existiert. Daraufhin telefonierte sie in die kommunale Herberge, die war aber voll. Nach einem weiteren Kaffee telefonierte sie wieder, diesmal mit einem alten Freund von ihr. Dieser hatte eine Herberge die etwas vor Aroue lag. Wir hatten auf dem Weg die Abzweigung dahin gesehen. Früher ging der Weg direkt an seiner Herberge vorbei. Später verlegte man den Weg und so hatte er natürlich nicht mehr so viele Pilger wie früher. Es dauerte nicht lange und schon stand Marcel, der Betreiber der Herberge im Wohnzimmer. Zunächst musste er natürlich ein längeres Schwätzchen mit seiner Freundin halten, und man hatte den Eindruck, das es beiden willkommen war, das man sich heute mal wieder sah. So gesehen hatten wir sogar noch einen guten Beitrag mit unserer Herbergssuche geleistet. Nach einem weiteren Kaffee verabschiedeten wir uns von Madame La Garde und Marcel brachte uns mit seinem Auto zu Herberge „Bellevue“. Marcel sprach etwas deutsch, da er einige Jahre bei der Armee in Deutschland stationiert war und so konnte man sich gut verständigen. Die Herberge war herrlich am Berg gelegen und man konnte bei diesem Wetter schon die Berge sehen. Im Garten zu sitzen war richtig schön. Wir waren bis jetzt die beiden einzigen Pilger, jedoch kam am späten Nachmittag noch eine Pilgerin hinzu. Es war Gabi, sie kam aus Neuburg an der Donau und war schon eine erfahrene Pilgerin. Am Abend kochten wir in der Küche von Marcel. Die Zutaten konnte man in seiner kleinen Epicerie kaufen. Wir saßen mit Gabi noch lange an diesem Abend zusammen und erzählten von unseren und ihren Erlebnissen auf dem Weg. Zum Abschluss kam noch Marcel mit einem Armagnac, den wir genüsslich als Schlaftrunk zu uns nahmen. Zufrieden und mit einem herrlichen Erlebnis bei der Herbergssuche gingen wir zu Bett.

Bonjour und Buen Camino

74. Etappe von Arthez-de-Bearn nach Navarrenx

DSC00574~1In der Nacht hatte es so heftig zu regnen angefangen, das man davon wach wurde. Ich stand auf und holte erstmal meine Schuhe herein die draußen im freien in einem Regal standen. Florian hatte sein Zelt aufgrund des Regens abgebaut und machte es sich auf der Couch der Herberge gemütlich. Bei diesem Wetter macht es wahrlich keinen Spaß im freien zu Übernachten. Auch nach dem Frühstück regnete es noch heftig, so das man gezwungen war die Regenkleidung und den Poncho anzuziehen. Auch war heftiger Wind aufgekommen und die Temperaturen empfindlich gesunken. Es sollte heute den ganzen Tag nicht besser werden. Aber das kennen wir ja schon und auch der Weg muss bei Regen weitergehen. Die 31 km lange Strecke versuchten wir so zügig und mit so wenig Pausen wie möglich zurückzulegen. Eine Rast am Wegesrand war heute aufgrund der Witterung unmöglich. Am späten Nachmittag kamen wir in Navarrenx an. Heute waren wir in der Herberge Alchimiste untergebracht. Es war eine sehr orginell eingerichtete Unterkunft. Der Betreiber nannte sich „Der Alchimist“ und schon bei der Begrüßung wurde einem ein warmer Tee mit Honig zubereitet. Einfach fürsorglich wie man mit den Pilgern umgeht. Roger und Florian kamen auch kurze Zeit später an. Dazu kam noch Lucien ein Pilger aus Hannover, mit ihm war die Konversation deutlich leichter. Jean Pierre ein Franzose aus Marseille kam ebenso noch dazu, mehr Plätze gab es nicht. In der Kirche von Navarrenx gab es dann am Abend eine kurze Pilgerandacht zu der wir alle hingingen. Sie war sehr spirituell gestaltet und wer wollte konnte einen Beitrag dazu leisten. Edgar und ich sangen unseren Angelus „Den Engel des Herrn“. Verständlicherweise kannte von den anderen natürlich keiner dieses Lied, aber es gefiel allen. Florian fragte nach und wir sagten dies sei ein „Song for Maria“. Im Anschluss wurden wir vom Gemeindereferenten, der diese Andacht gestaltet hatte noch in den Gemeindesaal eingeladen zu einem kleinen Umtrunk mit einem Glas Wein und einen Snack. Hier fühlte man sich richtig aufgehoben mit all den anderen Pilger die dabei waren. Auch Roger, Florian und Jean Pierre waren dabei. Danach ging es zurück zum „Alchimisten“. Dieser hatte schon das Abendessen vorbereitet. Es wurde richtig zelebriert. Der Alchimist machte das offene Feuer am Kamin an was richtig gut tat, den es war noch richtig kalt nach diesem Regentag. Mit einigen Gläsern Wein und netten Gesprächen am offenen Feuer des Kamins ging ein schöner Pilgertag zu Ende.

Bonjour und Buen Camino

73. Etappe von Arzacq-Arraziguet nach Arthez-de-Bearn

DSC00526~1Auch heute ging es recht früh los, wir hatten wie bereits gestern wieder mehr als 30 km vor uns, und die müssen erstmal gelaufen werden, zumal man sich ja noch in der Gewöhnungsphase am zweiten Tag des Weges befindet. Das Frühstück war schon vorbereitet, man musste nur noch die Sachen aus dem Kühlschrank nehmen und Kaffee machen. Alle waren fast gleichzeitig gekommen und so war es beim Frühstück schon wieder so harmonisch wie am gestrigen Abend. Man tauschte sich aus und erzählte wie weit man heute gehen will. Das Wetter war an diesem Tag ganz hervorragend, die Sonne schien kräftig und man merkte ihre Kraft hier im Süden von Frankreich schon in diesen Frühlingstagen bereits Ende April. Auch ist die Vegetation hier im Süden schon um einiges weiter als bei uns in Deutschland. Unterwegs war es heute recht ereignislos, es ging mal rauf und runter, über Feldwege und Dörfer. Ab und zu traf man sich wieder. Zuerst trafen wir Daniel und Marlene. Dann Roger und Florian, und mit allen hält man dann halt ein schwätzchen und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Jedes Jahr verlaufen wir uns mal auf dem Weg, entweder man achtet vor lauter reden nicht auf die Zeichen oder die Zeichen sind nicht klar erkennbar. Heute war wieder der Tag gekommen an dem wir uns verlaufen sollten. Wir hatten uns so richtig in ein kirchliches Thema reindiskutiert und achteten nicht auf die Zeichen. So liefen wir in die falsche Richtung. Zum Glück sah uns ein Bauer am Wegesrand laufen und machte uns darauf aufmerksam das wir falsch sind. Wir waren fast 2 km vom Weg schon weg, und so mussten wir zwangsläufig wieder zurück. Auch das gehört zum Weg dazu. Wie im Leben auch ist man halt mal auf dem falschen Weg. Dann muss man halt in den sauren Apfel beißen und wieder zurücklaufen, auch wenn es weh tut. Kleine Sünden bestraft der Herr halt gleich sofort, wahrscheinlich hatten wir zu heftig über diese kirchliche Thema diskutiert. Das nächste mal passt man dann wieder aufmerksamer auf die Zeichen auf. Am späten Nachmittag kamen wir dann in Arthez de Bearn an. Hier trafen wir in dem örtlichen Cafe auf Florian und Roger und tranken zusammen einen Cafe au lait. Roger hatte sich bereits ein Quartier gesucht und Florian wollte zelten. Er schlief nur ab und zu in Herbergen wenn es sich mit dem Zelt nicht ergab. Die Kommunale Herberge in der wir reserviert hatten, fanden wir auch gleich auf Anhieb. Die Herberge war zwar offen aber keiner war zu sehen. Nur ein Pilger kam uns auf der Straße entgegen. Er erklärte uns, das unsere Namen auf einer Liste stehen, wir hatten diese wieder mal übersehen, darauf war auch unser Zimmer eingetragen und so konnten wir uns schon mal einquartieren. Der Pilger war Raffael, er kam aus der Schweiz und wollte bis Santiago gehen. Er war wie alle Pilger nett, leider sprach er nur wenig Englisch und auch kein Deutsch, aber die Verständigung klappte ja trotzdem. Nach und nach trafen die Pilger ein. Daniel und Marlene kamen und zu unserer Überraschung auch Florian, er wollte im Garten der Herberge zelten. Heute wurde hier nicht für uns gekocht, und so machten wir uns auf den Weg in den Supermarkt um einzukaufen. Dort waren auch Rafael, Florian, Marlene und Daniel. Sie fragten ob wir nicht zusammen was machen wollten und so kauften wir gemeinsam Lebensmittel und Wein ein fürs Abendessen. Beim Essen kam auch noch Allen dazu. Florian kannte ihn schon seit einigen Tagen und er war einer der interessantesten Pilger die man treffen konnte. Allen kam aus Neuseeland, hatte einen grünkarierten Schottenrock an mit dem er auch tagsüber pilgerte, damit fiel er natürlich auf und zudem war er 76 Jahre alt. Er nötigte uns allen höchsten Respekt ab, mit welchem Elan und welcher Demut er diesen, seinen persönlichen Weg ging. Es war kein einfacher Weg für ihn, den er hier nach vielen Schicksalsschlägen ging. Einer der Pilger, die man immer in Erinnerung behalten wird. Später kam noch ein Radpilger zu uns dazu. Es war Hans Christof aus Rügen, er war Mediziner und übertraf mit dem Alter heute noch Allen. Hans Christof war 80 Jahre alt und war mit seinem Fahrrad in Le Puy gestartet. Gegen die beiden waren wir heute in der Herberge alle junge Hüpfer. Trotz des Altersunterschiedes wurde es an diesem Abend wieder eine recht schöne Unterhaltung bei einigen Gläsern Wein.

Bonjour und Buen Camino

72. Etappe von Air sur L Adour nach Arzacq-Arraziguet

Nach einer ruhigen Nacht im Zimmer, wir hatten Daniel noch bei uns, standen wir relativ früh auf.
Man hatte eine richtige Unruhe an sich, um endlich wieder loslaufen zu können. Zunächst aber war Frühstück angesagt. Wir waren wieder mal die ersten. Alejandro und seine Frau hatten schon alles vorbereitet. Nach einem Jahr gab es wieder ein französisches Frühstück. Den Milchkaffee aus Müslischalen, Weißbrot und Marmelade in allen Variationen. Nach und nach kamen auch die anderen Pilger zum Frühstück. Einige hatten bereits alles verpackt und gingen ohne Frühstück los. Mit den anderen, die da blieben tauschte man sich so gut es ging aus. Zum Glück war Marlene noch da zum Übersetzen. Nach einer Stange Weißbrot konnte es mit vollen Magen losgehen. Man merkte an diesen ersten Tag noch das Gewicht des Rucksackes, obwohl man sich wirklich nach all den Jahren auf dem Weg nur auf das nötigste beschränkt. Der Rucksack hatte mit den Wasserproviant doch seine 11 Kg und daran musste man sich erst wieder gewöhnen. Aber das kennt man ja aus den Jahren zuvor. Das Wetter konnte an diesem Morgen nicht besser sein. Sonnig und trotzdem kühl, genau richtig für den ersten Tag. Daniel ging auch mit uns los, leider sprach er nur französisch und so war es schwer eine Unterhaltung zu führen. Nach einigen Kilometern trafen wir auf 2 Französinnen, Isabelle und Giselle, sie waren Freundinnen und kamen aus der Nähe von Le Puy. Beide konnten ein paar Worte Englisch und so konnte man sich einigermassen unterhalten. Es war recht lustig das Sprachengewirr mit dem wir uns unterhielten, und man war sich nicht immer sicher ob der andere alles so verstanden hatte wie es gesagt und gemeint war. Die beiden waren aber ganz lustig und versuchten uns französisch beizubringen. Bei einigen Worten gelang es, bei einigen nicht. Beide sangen uns zum Abschied noch einen Chanson von Michele Sartou. Einfach genial solche Menschen zu treffen. Gegen Mittag legten wir nochmals eine Pause ein, zum einen um etwas zu Essen und zum anderen, um unseren Angelus, den „Engel des Herrn“ in einer kleinen Kirche zu singen. Einige Gebetsimpulse hatten wir natürlich auch in diesem Jahr im Gepäck. Diese hatten wir dankenswerter Weise von Dieter Jung, unseren ehmaligen Praktikanten, Diakon und Pfarrer erhalten. Er geht ja seit einigen Jahren auch in Etappen den Jakobsweg mit einigen Freunden. So gibt es auch hier noch eine Verbindung zu einem „alten“ Freund. Am Nachmittag erreichten wir Arzacq-Arraziguet und gingen zur Kommunalen Herberge. Diese war sehr zentral gelegen und richtig gut ausgestattet, die Zimmer hatten alle Ländernamen. Wir bekamen ein 2 Bettzimmer mit dem Namen „Italie“. Nach und nach trafen die Pilger ein, auch Daniel, Marlene, Soleen und Clemence waren gekommen. Beim Abendessen im großen Speisesaal lernten wir dann Roger kennen, er wollte bis St. Jean piet de Port gehen und von dort zum Camino de Norte. Er war aus Hennebont, dies ist die Partnerstadt von Kronach. Er hatte einen Blog im Internet und schrieb täglich seine Erlebnisse mit Bildern dort hinein. Auch lernten wir hier Florian, einen jungen Mann aus Grenoble kennen. Er lebte mit seinen Eltern berufsbedingt schon einige Jahre in Afrika und auch in Singapur. Trotz seiner Jugend konnte er aufgrund seiner Erfahrungen im Ausland schon einiges einschätzen. Den Camino verglich er mit seinen Erlebnissen in Afrika und Singapur. In Afrika hatten die Menschen nichts und liesen es ruhig angehen, dabei waren sie trotzdem fröhlich, wie wir auf dem Camino. Wir konnten hier auch mit sehr wenig auskommen und brauchten nicht den Luxus von zu Hause. Dagegen liefen die Menschen in Singapur, die alles hatten, nur gehetzt und mit griesgrämigen Gesichtern durch die Gegend. Wir saßen noch lange im Aufenthaltsraum zusammen, und es wurde, wie fast immer ein richtig netter Abend mit teilweise tiefgründigen Gesprächen und man ging zufrieden mit sich und der Welt ins Bett.

Bonjour und Buen Camino