Heute war unser letzter Tag auf der Via Podiensis, diese endet in St. Jean pied de Port. Ab da geht der klassische Jakobsweg der Camino frances weiter bis nach Santiago de Compostela. Schon recht früh vor allen anderen Pilgern machten wir Frühstück. Die anderen Pilger in der Herberge waren Gruppenpilger, die ihr Gepäck transportieren ließen. Sie machten nach uns alle gemeinsam Frühstück. Bei bewölktem Himmel aber trockener Witterung machten wir uns auf den Weg. Am Ortsausgang sahen wir schon von weiten ein Zelt stehen. Als wir näher kamen sahen wir, dass es Florian war, er hatte heute, wie schon so oft die Nacht in seinem Zelt verbracht. Aber er war ja noch jung und ihm machte es nichts aus die Nacht draußen zu verbringen. Unterwegs trafen wir auch Gabi wieder. Ein kurzes Schwätzchen mit ihr musste schon sein. Schon gegen Mittag kamen wir in St. Jean pied de Port an. Wie lange hatten wir darüber gesprochen, wenn wir denn einmal dort wären, dann ist es nicht mehr weit bis Santiago. Aber von hier sind es trotzdem noch fast 900 km bis ans Ende der Welt. Am Stadttor mussten wir natürlich das obligatorische Foto machen, bzw. wir ließen uns von anderen Pilgern zusammen fotografieren. Schon hier merkte man das erhöhte Pilgeraufkommen. Gleich nach dem Tor kam die gemeindliche Herberge. Schon jetzt warteten Pilger darauf, das diese öffnen wird, darunter waren auch Olga und Anna aus der Schweiz. Beim weiteren Weg durch die Gassen war man schon etwas geschockt von den Massen an Pilgerströmen die hier waren. Es wimmelte nur so an allen Ecken und Enden von Pilgern aber auch Touristen. Sollten die etwa alle von hier losgehen wollen? Bei dem Gedanken wurde es einem schon etwas unwohl. Zum Glück hatte Marcel für uns die Herberge schon reserviert. Hier auf gut Glück einen Platz zu finden scheint ziemlich schwierig zu sein, außer man geht in ein Hotel, die es hier zur genüge gab. Hier in den Gassen gab es ein Geschäft an dem anderen. Man sah schon das alles auf Tourismus und die Pilger ausgelegt war. Man konnte es fast wie mit Lourdes vergleichen, an jeder Ecke ein Souvenirladen. Unser erster Weg führte uns zur Kirche, der wir einen ersten Besuch abstatteten und von dort zu unserer Herberge. Diese hatte aber noch geschlossen, sie öffnete erst, wie die meisten Herbergen gegen 15.00 Uhr. Wir konnten unser Gepäck aber dort abstellen und gingen zurück in die belebten Gassen. An einer Bar rief eine Stimme unsere Namen. Es war Marlene, sie saß da mit Daniel und machten gerade Mittag. Es war ihr Abschiedstag. Daniel ging weiter bis Santiago und Marlene musste zurück in die Schweiz. Beide waren schon etwas wehmütig. Wir setzten uns zu den beiden um über Gott und die Welt zu reden. Marlene erzählte uns dann eine lustige Begebenheit. Sie wurde von Pilgern gefragt, ob sie den auch die beiden Deutschen getroffen hätte, der eine wäre General und der andere Pfarrer, und jeden Abend würden sie eine Flasche Wein trinken. Wir mussten richtig lachen. Das kam nun von unseren unzureichenden Sprachkenntnissen. Edgar hatte oft erzählt er war mal ein „Little General“ bei der „German Armee“ und ich erzählte manchmal, das wir auf dem Rückweg unseren ehemaligen Pfarrer in Venasque besuchen werden. Oft erzählten wir auch von lustigen Abenden und Gesprächen mit den Pilgern bei einer Flasche Rotwein. Daraus wurde nun das Edgar ein General wäre und ich ein Pfarrer, die beide auf dem Weg nach Santiago sind, zudem würden sie jeden Abend eine Flasche Wein trinken. Jeder dichtet noch etwas dazu, und am Ende kommt so etwas dabei raus. Anschließend gingen wir den Laden mit den baskischen Mützen suchen, den uns der Wirt in Ostabat empfohlen hatte. Dort kauften wir für uns und Pfarrer Dotzauer baskische „Barets“. Der Verkäufer freute sich sichtlich über die Empfehlung vom Wirt in Ostabat, einen Rabatt bekamen wir aber trotzdem nicht. Um 19.00 Uhr fand dann in der Kirche die Pilgermesse mit Andacht und Pilgersegen statt, zu der wir mit den anderen Pilgern der kirchlichen Herberge gingen. Wir hatten gedacht dass die Kirche aufgrund der vielen Pilger überfüllt sein müsste. Aber das Gegenteil war der Fall. Anscheinend ist für einen großen Teil der Pilger der Beginn des Weges mit einem Pilgersegen nicht wichtig bei dem man seinem Pilgerweg unter dem Schutz Gottes stellt. Schade eigentlich, das für viele der Weg immer mehr zu einem touristischen Highlight oder Wanderweg wird und seinen Ursprung immer mehr zu verlieren scheint. Bei der Rückkehr in die Herberge fühlte man sich schon wieder mehr geborgen. In kirchlichen Herbergen findet man doch meist Pilger mit dem gleichen Spirit. Vor dem Abendessen wird ein gemeinsames Gebet gesprochen und ein irischer Pilger durfte noch ein paar persönliche Worte als Gebet hinzufügen. Gleich kam man mit den anderen Pilgern ins Gespräch. Für die meisten war es ihr erster Pilgertag auf dem Camino. Auffallend war, das viele junge Mädchen, insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum unter den Pilgern waren, aber auch aus dem asiatischen Raum, insbesondere aus Korea waren viele Pilger hier. Besonders mit Thomas und Ineke aus den Niederlanden kamen wir besonders intensiv ins Gespäch. Sie lagen auf der gleichen Wellenlänge wie wir. Schade dass man sich nicht wieder traf. Beide wollten am ersten Tag nur einige Kilometer zum eingewöhnen gehen. Sie baten uns noch ein paar Worte ins Buch der Herberge zu schreiben, was wir gerne machten. Zufrieden gingen wir im großen Schlafsaal in unsere Betten.
Bonjour und Buen Camino