Auch heute ging es recht früh los, wir hatten wie bereits gestern wieder mehr als 30 km vor uns, und die müssen erstmal gelaufen werden, zumal man sich ja noch in der Gewöhnungsphase am zweiten Tag des Weges befindet. Das Frühstück war schon vorbereitet, man musste nur noch die Sachen aus dem Kühlschrank nehmen und Kaffee machen. Alle waren fast gleichzeitig gekommen und so war es beim Frühstück schon wieder so harmonisch wie am gestrigen Abend. Man tauschte sich aus und erzählte wie weit man heute gehen will. Das Wetter war an diesem Tag ganz hervorragend, die Sonne schien kräftig und man merkte ihre Kraft hier im Süden von Frankreich schon in diesen Frühlingstagen bereits Ende April. Auch ist die Vegetation hier im Süden schon um einiges weiter als bei uns in Deutschland. Unterwegs war es heute recht ereignislos, es ging mal rauf und runter, über Feldwege und Dörfer. Ab und zu traf man sich wieder. Zuerst trafen wir Daniel und Marlene. Dann Roger und Florian, und mit allen hält man dann halt ein schwätzchen und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Jedes Jahr verlaufen wir uns mal auf dem Weg, entweder man achtet vor lauter reden nicht auf die Zeichen oder die Zeichen sind nicht klar erkennbar. Heute war wieder der Tag gekommen an dem wir uns verlaufen sollten. Wir hatten uns so richtig in ein kirchliches Thema reindiskutiert und achteten nicht auf die Zeichen. So liefen wir in die falsche Richtung. Zum Glück sah uns ein Bauer am Wegesrand laufen und machte uns darauf aufmerksam das wir falsch sind. Wir waren fast 2 km vom Weg schon weg, und so mussten wir zwangsläufig wieder zurück. Auch das gehört zum Weg dazu. Wie im Leben auch ist man halt mal auf dem falschen Weg. Dann muss man halt in den sauren Apfel beißen und wieder zurücklaufen, auch wenn es weh tut. Kleine Sünden bestraft der Herr halt gleich sofort, wahrscheinlich hatten wir zu heftig über diese kirchliche Thema diskutiert. Das nächste mal passt man dann wieder aufmerksamer auf die Zeichen auf. Am späten Nachmittag kamen wir dann in Arthez de Bearn an. Hier trafen wir in dem örtlichen Cafe auf Florian und Roger und tranken zusammen einen Cafe au lait. Roger hatte sich bereits ein Quartier gesucht und Florian wollte zelten. Er schlief nur ab und zu in Herbergen wenn es sich mit dem Zelt nicht ergab. Die Kommunale Herberge in der wir reserviert hatten, fanden wir auch gleich auf Anhieb. Die Herberge war zwar offen aber keiner war zu sehen. Nur ein Pilger kam uns auf der Straße entgegen. Er erklärte uns, das unsere Namen auf einer Liste stehen, wir hatten diese wieder mal übersehen, darauf war auch unser Zimmer eingetragen und so konnten wir uns schon mal einquartieren. Der Pilger war Raffael, er kam aus der Schweiz und wollte bis Santiago gehen. Er war wie alle Pilger nett, leider sprach er nur wenig Englisch und auch kein Deutsch, aber die Verständigung klappte ja trotzdem. Nach und nach trafen die Pilger ein. Daniel und Marlene kamen und zu unserer Überraschung auch Florian, er wollte im Garten der Herberge zelten. Heute wurde hier nicht für uns gekocht, und so machten wir uns auf den Weg in den Supermarkt um einzukaufen. Dort waren auch Rafael, Florian, Marlene und Daniel. Sie fragten ob wir nicht zusammen was machen wollten und so kauften wir gemeinsam Lebensmittel und Wein ein fürs Abendessen. Beim Essen kam auch noch Allen dazu. Florian kannte ihn schon seit einigen Tagen und er war einer der interessantesten Pilger die man treffen konnte. Allen kam aus Neuseeland, hatte einen grünkarierten Schottenrock an mit dem er auch tagsüber pilgerte, damit fiel er natürlich auf und zudem war er 76 Jahre alt. Er nötigte uns allen höchsten Respekt ab, mit welchem Elan und welcher Demut er diesen, seinen persönlichen Weg ging. Es war kein einfacher Weg für ihn, den er hier nach vielen Schicksalsschlägen ging. Einer der Pilger, die man immer in Erinnerung behalten wird. Später kam noch ein Radpilger zu uns dazu. Es war Hans Christof aus Rügen, er war Mediziner und übertraf mit dem Alter heute noch Allen. Hans Christof war 80 Jahre alt und war mit seinem Fahrrad in Le Puy gestartet. Gegen die beiden waren wir heute in der Herberge alle junge Hüpfer. Trotz des Altersunterschiedes wurde es an diesem Abend wieder eine recht schöne Unterhaltung bei einigen Gläsern Wein.
Bonjour und Buen Camino