Nach einer ruhigen Nacht, die man mit 186 Pilgern im Schlafsaal nicht erwarten konnte, wurden wir um 6.00 Uhr von einem der Hospitaleros mit dem Ave Maria geweckt. Eine schöne Idee, die ich mit einem “Daumen hoch” quittierte, was dem Hospitalero deutlich gefiel. Wir beschlossen unsere Sachen zu packen und und auf das Frühstück hier im Kloster zu verzichten um nicht mit dem ganzen Troß losgehen zu müssen. Diese Idee hatten aber auch noch andere Pilger, so das es wie am Vortag war. Unterwegs suchten wir uns einen kleinen Laden um ein Frühstück zu kaufen, das wir draußen in einem kleinen Park zu uns nahmen. Die Sonne ging gerade auf und das Wetter war an diesem Tag wunderbar zum Pilgern. Für heute hatten wir uns 29 km vorgenommen, was kein Problem darstellen sollte, zumal wir jetzt richtig gut eingelaufen waren. Keiner hatte irgendwelche Beschwerden was uns am gehen hintern sollte. Heute hatte man den Eindruck, das sich die Pilgermassen etwas verlaufen. Einige hatten schon nach dem ersten Tag Fußprobleme. Der Weg über die Berge ist trotz allem nicht ganz einfach und wenn man das nicht gewohnt ist kann es schon zu Problemen führen. Unterwegs gab es eine Möglichkeit zum Rasten nach einem Anstieg. Dort hatte man eine Getränkestation für die Pilger eingerichtet. Diese nutzten wir zu einem ersten Caffee con Letche. Hier trafen wir auch Harald aus Berlin wieder. Ihn hatten wir gestern in der Pilgermesse schon kennengelernt. Nach der Verpflegungsstation stand ein Mann mit Werbung für seine Herberge. Nachdem wir noch keine Unterkunft für heute hatten, sahen wir uns sein Angebot an und buchten gleich bei ihm. Dies sollte sich als gute Entscheidung heraustellen, denn es gab ein erhebliches Unterkunftsproblem, das wir aufgrund der vielen Pilger in Spanien so nicht erwartet hatten. Viele bekamen auch an diesem Tag keine Unterkunft und mussten mit Taxis in andere Orte weiterfahren. An einer Brücke hörten wir dann unerwartet fränkische Stimmen. Wir sprachen die Pilger daraufhin natürlich an. Es waren Helmut und Erwin, sie warteten auf Erwins Frau Gabi, die etwas langsamer war als ihre beiden Mitpilger. Die fränkischen Pilger kamen aus dem Steigerwald und waren schon relativ erfahrene Pilger auf Jakobswegen. Den Rest des Weges nach Larrasoina gingen wir gemeinsam und erzählten einander gegenseitig dabei die verücktesten Pilgererlebnisse. So verfing die Zeit wie im Fluge und wir kamen am frühen Nachmittag in unserer Herberge an. Diese hatten zu unserer Überraschung auch die fränkischen Pilger gebucht. Im Garten saß bereits Tom bei einem kühlen Bier und erwartete uns schon. Tom hatten wir schon kurz vor Roncesvalles kennengelernt. Er kam aus dem Saarland und war alleine unterewegs. Im Garten wurde es dann eine richtig schöne Unterhaltung bei einigen Bierchen. Heute war die Sprache ja kein Hinderniss denn alle sprachen deutsch. Die Herberge war relativ neu, recht schön gelegen und auch sehr gut ausgestattet- In unserem Zimmer, es war ein 7 Bettzimmer, waren noch einige interessante Pilger untergebracht. Da waren Sharon und ihr Bruder Jeremiah aus South California. Sie hatten heute ihren 2 Pilgertag und schon die ersten Fußprobleme. Jeremiah hatte erhebliche Blasen an den Füßen die sie gerade verarzteten. Sie hatten den Weg extra aus Amerika auf sich genommen, und jetzt gleich gesundheitliche Probleme. Sie konnten einen schon leidtun. Aber sie hatten einen für Amerikaner obligatorischen unerschütterlichen Optimismus. Da war auch Miriam, sie war Ärtztin und kam aus Berlin. Sie machte den Jakobsweg zusammen mit ihren kleinen Sohn Arvid. Arvid war gerade mal 3 Jahre alt. Respekt vor dem Mut dieser Frau, den Weg zusammen mit einem Kleinkind zu gehen. Miriam half dann die Blasen von Jeremiah zu verarzten. Da war auch noch Valerie, sie war Französin und eine richtig hübsche und nette Frau. Sie konnte nur ein paar Wörter deutsch. Ihr “Isch liebe disch” klang einfach herrlich. In der Nachbarschaft gab es einen kleinen Laden mit einer Bar. Dort kauften wir noch etwas Proviant für die nächsten Tage und tranken zusammen mit Harald und Helmut, die auch gerade gekommen waren noch einen Kaffee. Harald war in einer Nachbarherberge untergebracht. Zum Abendessen gab es in der Herberge ein Pilgermenü mit Vorspeise, hauptspeise und Nachtisch. Einfach herrlich mit all den Pilgern die hier untergebracht waren zu Essen, eine Flasche Wein zu trinken und sich auszutauschen. Es wurde noch ein langer Abend bei einer obligatorischen Flasche spanischen Rotweines.
Hola und Buen Camino