Auch heute standen wir früh am Morgen auf um uns auf den Weg zu machen. In der Herberge konnte man sich gegen eine Spende ein kleines Frühstück machen. Die meisten Pilger nahmen dieses Angebot an und man saß schon früh am Morgen als große Pilgerfamilie gemeinsam am großen Tisch. Die Brasilianerinnen machten sich als erste fertig zum gehen. Sie puderten sich vor dem gehen die Füße ein und legten die Schuhe mit Damenbinden aus, zugegebenermaßen eine aussergewöhnliche Methode gegen Blasen an den Füßen. Aber wenns hilft ist jedes Mittel recht. So hat jeder Pilger seine eigene Philosphie gegen die Blasen. Mit vielen Pilgern unterhält man sich ja über dies Problematik und man hat viele mit schlimmen Blasen an den Füßen gesehen. Meine Methode gegen Blasen ist das tägliche eincremen der Füße mit Hirschtalg, Meriono Schafwollsocken und die Schuhe den ganzen Tag anbehalten, so haben mich meine Füße fast 3000 km ohne Blasen getragen. Es war an diesem Morgen noch kälter geworden so um die 8 Grad, ziemlich frisch für einen spanischen Sommer. Auch war es stellenweise recht nebelig aber ansonsten war es perfektes Pilgerwetter. Die Strecken waren flach und so kam man recht zügig voran. Dazwischen immer wieder mal eine Pause mit einem Cafe con Letche und netten Unterhaltungen. Leider machte uns das Pilgermenü des gestrigen Abends etwas zu schaffen. Es rumorte den ganzen vormittag im Magen. Zum Glück beruhigte sich alles wieder gegen Nachmittag. Vermutlich waren unsere Mägen noch niocht an das spanische Essen gewöhnt. Einen großen Teil des Weges gingen wir wieder mit Conny. Auch Christof und Silvia waren das ein oder andere mal mit uns zusammen in den Bars oder bei der Rast am Weg. Unser heutiges Ziel sollte San Juan Ortega sein. Die dortige Herberge war laut Reiseführer etwas verrufen in punkto Sauberkeit und Essen. Viele Pilger gingen deshalb an dieser Herberge vorbei. Wir gaben nicht viel auf solche Gerüchte und quartierten uns dort ein. Die Herberge war absolut in Ordnung und auch die Sauberkeit war überhaupt nicht zu beanstanden. Das in einer so großen Herberge mit sehr vielen Pilgern kein Restaurantessen serviert werden kann, muss auch jeden Pilger klar sein. Leider kommt es immer wieder vor, das manche Pilger übertriebene Ansprüche an die Herbergen am Weg haben und dann dies über die sozialen Medien verbreiten. Oftmals hat man den Eindruck das diese Pilger mit ihrer Erwartungshaltung am falschen Ort sind. Sie sollten sich halt dann ein Hotel mit Restaurant nehmen, ob dies allerdings noch was mit dem Geist des Pilgerns zu tun hat ist dahingestellt. Pilgern heist ja auch sich einschränken und mit wenig auszukommen. Die Hospitaleros, die teilweise dort freiwillig Dienst machen, tun jedenfalls ihr bestes um die Pilger zu betreuen. Am Abend war dann Pilgermesse in der neben der Herberge gelegenen Kirche. Im Anschluss daran ging es in die einzige Bar am Ort auf einen Rotwein. Dort war gerade Conny mit einigen anderen deutschen Pilgern beim Abendessen. Wir setzten uns zu ihnen und es entwickelte sich eine rege Unterhaltung über das Pilgern. Natürlich fragt man sich auch gegenseitig woher man kommt. Nachdem wir erzählten woher wir kommen sagte uns Christina, eine Pilgerin aus der Nähe von Freiburg, das sie schon bei uns im Frankenwald, genauer gesagt in Effelter war. Das machte uns natürlich neugierig, warum sie an so einen entlegegen Ort war und sie erzählte, das sie Susanne Prell dort besuchte, mit der sie auf einer Reha war. Spätestes hier konnte man wieder sagen „Nichts ist Zufall“. Nach einem letzten Glas Wein verabschiedeten wir uns von ihr und ihren beiden Brüdern, die mit ihr gemeinsam den Weg pilgerten. Um 22.00 Uhr war dann Bettruhe angesagt.
Buen Camino