Nach einer relativ ruhigen Nacht, wir waren ja nur zu dritt in einem Zimmer machten wir uns wieder früh am Morgen auf den Weg. In der Herberge gab es auch kein Frühstück, aber die nächste Bar sollte relativ schnell kommen. Dort gab es gleich einen Cafe con Letche und leckere Tortillas dazu. Diese sättigten einen gleich für den ganzen Tag. Es war heute ziemlich bewölkt und es war auch merklich kühler geworden. Auch setzte zeitweise leichter Regen ein, was aber kaum der Rede wert war. Die Wege die man gehen musste waren landschaftlich richtig schön und die Vegetation am Wegesrand war sehr vielfältig. Meist konnte man den Weg den man vor sich hatte schon kilometerweit sehen. Auch heute traf man wieder auf Pilger die man neu kennenlernte, wie Guiseppe und Bruno aus Bergamo in Italien. Beide sprachen zwar weder englisch noch deutsch, aber wenn man für italienischen Fussballclubs wie Atalanta Bergamo und Juventus Turin schwärmte, hatte man schon eine Gesprächsbasis und auch die Sympathie der beiden auf seiner Seite. Wir beschlossen heute bis nach Belorado zu gehen. Gleich am Ortseingang gab es eine imposante moderne Herberge, in der es alles gab was sich ein Pilger so wünscht vom Swimmingpool über den Souvenierladen und noch vieles andere. Aber ob man all das wirklich auch braucht auf dem Pilgerweg ist dahingestellt. Wir jedenfalls zogen es vor weiter bis zur Ortsmitte in die kirchliche Herberge zu gehen. Dies sollte die absolut richtige Entscheidung sein. Die Pilger die schon dort waren und die noch kommen sollten passten alle wirklich irgendwie zusammen. Auch Guiseppe und Bruno waren schon da. Später kam auch noch Silvia, die Französin hinzu. Die Herberge hatte wie die meisten kirchlichen Herbergen ein eigenes Flair. Sie war recht einfach eingerichtet, aber mehr braucht man ja auch nicht. Wir wurden recht herzlich von Magdalena und Thomas, ein älteres Schweizer Ehepaar, das die Herberge als Hospitaleros betreute, begrüßt und aufgenommen. Man muss den allerhöchsten Respekt vor solchen Menschen haben, die wie die beiden jedes Jahr freiwillig und unendgeldlich für 2 Wochen die Pilger in den Herbergen betreuen. Magdalena machte uns gleich auf die abendliche Pilgermesse und den Pilgersegen in der nebenan gelegenen Kirche aufmerksam. Selbstverständlich sagten wir zu, das wir kommen würden. Magdalena berichtete, das die kirchliche Herberge nicht mehr ganz so angenommen wird seit es diese große komfortable Herberge am Ortseingang gab. Nachmittags war zunächst relaxen und Tagebuch schreiben angesagt. Im Gemeinschaftsraum lernte man gleich wieder einige Pilger kennen, darunter Hu Jong aus Taiwan und die Brasilanerinnen mit Namen Adriana und Amalia. Die beiden waren sehr nett. Adriana war Journalistin und sprach englisch. Ihr Sohn war Bayernfan, und so hatten wir schon eine zusätzliche Gesprächsbasis. Amalia sprach leider nur portugisisch so das eine Kommunikation mit Händen und Füßen gefragt war. Conny kam bei unserer Herberge vorbei, sie war gleich nebenan in einer privaten Herberge untergekommen und wir gingen zusammen auf dem Marktplatz von Belorado Kaffee trinken. Anschließend verabredeten wir uns zur Pilgermesse und zum Abendessen in einer Bar. Die Pilgermesse war gut besucht, die meisten Pilger aus unserer Herberge waren gekommen. Nach der Messe versammelte der Pfarrer die Pilger am Seitenaltar um sich. Es durfte jeder sich vorstellen und sagen woher er kommt. Es wurden verschiedene Gebete vorgetragen. Und am Ende wurden die verschiedenen Nationen gefragt, ob sie etwas Beten oder singen wollten. Eine jede Nation beteiligte sich mit Gebet oder Gesang und wir beschlossen, unser Lied „Reinste Jungfrau“ zu singen. Ein wirklich schönes Gefühl hatte man danach alle hier vereint im Glauben zu erleben. Danach spendete der Pfarrer jeden Einzel noch den Pilgersegen. Mit einem gemeinsamen Bild in der Kirche vor dem Altar hielten wir diesen einmaligen Moment auf dem Camino fest. Im Anschluss gingen wir mit Conny noch Essen in einer Bar. Unser erstes Pilgermenü in diesem Jahr. Das dazugehörige Glas Rotwein rundete diesen schönen Tag ab. Zufrieden gingen wir ins Bett. Es waren diesmal alle fast gleichzeitig in den Schlafsaal gekommen und auch gleichzeitig zu Bett gegangen. Bruno sagte auf italienisch Gute Nacht – Buonanotte und ein jeder sagte anschließend dann in seiner Sprache Gute Nacht. Ein Spanier – Buenas Noches, die Französin Silvia – Bonne Nuit. Auch wir die Deutschen – Gute Nacht. Einfach herrlich den Tag so zu beenden.
Buen Camino