Nach einer unruhigen Nacht, es war drückend warm unter dem Dach des Schlafsaales und die Fussballfans feierten lautstark bis zum frühen Morgen in den Gassen von Najara. Viel Schlaf hatte man nicht bekommen, auch waren wir noch in der Eingewöhnungsphase in den Schlafsäälen. Wir beschlossen relativ früh loszugehen. Frühstück gab es heute keines in der Herberge. Das Wetter war wieder herrlich warm und es war wunderbar zu gehen. Unterwegs lernten wir Conny kennen. Sie kommt aus München und arbeitet als Redakteurin für Reisen beim ADAC. Nachdem ich ihr erzählt hatte, das wir einen Blog im Internet haben, wollte sie mich ermundern diesen jeden Tag online zu schreiben. Auf dem Smartphone diesen zu schreiben wäre aber aufgrund der kleinen Tasten ziemlich anstrengend gewesen. Zugegeben es hätte schon seinen Reiz gehabt live zu schreiben. Conny hatte auch schon die erste Überschrift für meinen Bericht zu dieser Etappe. Er passte perfekt zu einem Bild mit einem endlosen Weg, das sie mir per Whatsapp schickte. Der Titel sollte sein „Hinterm Horizont gehts weiter“ wie das Lied von Udo Lindenberg. Mit Conny sich zu unterhalten war sehr angenehm. Man kannte sich nur ein paar Stunden, aber man hatte bei den Gesprächen das Gefühl, das man sich schon sehr lange kennt. Ich glaube es gibt auf der Welt nirgendwo eine Platz, ausser dem Camino, wo man sich schon nach so kurzer Zeit des Kennens über so vieles und vor allem privaten und persönlichen austauscht. Am frühen Nachmittag kamen wir in Santo Domingo de Calzada an, dem Ort mit dem Hühnerwunder. Wir hatten auch diesmal, trotz des gestrigen Erlebnisses, die Herberge nicht vorgebucht. Es ist wesentlich angenehmer frei planen zu können, als wenn man das Tagesziel schon vorher kennt. Die dortige kirchliche Herberge hatte noch sehr viele Betten frei und so beschlossen wir zusammen mit Conny dort zu bleiben. Die Herberge wurde von einigen Klosterbrüdern und Klosterschwestern betreut. In diesen kirchlichen Herbergen spürt man irgendwie einen anderen Geist als in manch privaten Herbergen. Da wir ja heute ohne Frühstück losgingen, beschlossen wir zunächst Essen zu gehen. In einem Restaurant im Zentrum gab es viele leckere Sachen und man wusste gar nicht was man essen sollte. An den Nudeln mit Garnelen esse ich heute noch, so lecker waren diese. Nach dem anschließenden obligatorischen Bettenbeziehen, der Körperpflege und dem Waschen der Wäsche, auch dies ist ein Rythmus auf dem Camino der sich fast jeden Tag wiederholt, besichtigten wir zusammen die Stadt und natürlich auch die imposante Kathedrale mit dem berühmten Hühnerwunder. Leider kostete es Eintritt in die Kathedrale, was eigentlich recht unschön ist, wenn man an einem kirchlichen Ort an dem man Beten will Geld bezahlen soll. Die Hühner und auch der Hahn verhielten sich recht ruhig. Es war jedenfalls kein Krähen zu hören. Wir hatten Glück und eine deutschsprachige Gruppe war mit einem Reiseführer in der Kathedrale. So bekamen wir nebenbei das Hühnerwunder hervorragend in deutsch erklärt. Am Abend besuchten wir eine Messe in der Kirche neben der Kathedrale. Diese war auf spanisch, man verstand zwar nichts, aber man kennt den Ritus des Gottesdienstes. Eine spanische Messe dauert nicht sehr lange, meist ist dies nach 25 Minuten zu Ende. Es war ein lauer Sommerabend und es war noch recht angenehm draussen zu sitzen, so beschlossen wir zusammen mit Christof und Conny den Tag mit einem Rotwein in einer Bar auf der Plaza zu beschliessen.
Buen Camino