Die erste Nacht in einem fremden Bett ist wie immer etwas unruhig. Man muss sich erst wieder an den Rythmus und die normale Unruhe in den Schlafsälen gewöhnen. Ebenso dauert es wie immer einige Tage bis man seinen Rucksack wieder im Griff hat. Bis man wieder weis wo man alles nach einem gewissen System verstaut hat, um nicht immer den ganzen Rucksack auszupacken. Bereits früh um 6.00 Uhr begannen die ersten die Rucksäcke zusammen zu packen. Wir hatten ja noch kein richtiges Gefühl dafür, wie es um diese Jahreszeit ablaufen wird. Gehen die Pilger relativ früh oder etwas später? Es war ganz unterschiedlich. Wir machten zunächst gemütlich Frühstück, etwas Brot mit Marmelade und einen Kaffee. Dabei kamen wir mit 2 Pilgerinnen die bei uns mit im Zimmer waren ins Gespräch. Rafaela aus Bremen und Anette aus München. Beide hatten sich auf dem Weg kennengelernt und waren meist zusammen unterwegs. Es war angenehm sich mit den beiden zu unterhalten. Simone aus Stuttgart war leider schon weg. Zunächst führte uns der Weg durch die Stadt, dabei lernte man schon den ein oder anderen Pilger wie Tenika aus Holland kennen. Man hatte das Gefühl, es wären sehr viele Pilger unterwegs und man machte sich schon den ein oder anderen Gedanken, ob es wie im letzten Jahr ist, als es schon eine gewisse Bettenknappheit gab und man reservieren musste. Dies wollten wir eben nicht, sondern einfach spontan entscheiden wie weit man gehen will. Da wir gestern in der kirchlichen Herberge ohne Reservierung ein Bett bekamen probierten wir dies auch heute aus. Bei herrlichen Pilgerwetter verging die Zeit wie im Fluge, und auch auf dem Weg lernte man wieder Pilger kennen. Silvia aus der Nähe von Grenoble sang uns das Ultreia Lied vor, leider konnten wir ausser dem Refrain „Ultreia“ aufgrund unserer Sprachkenntnisse nichts weiter mitsingen. Im Gegenzug sangen wir für Silvia unseren Angelus „Reinste Jungfrau“. Einfach schön gleich zu Beginn des Weges solche Begegnungen. Unterwegs trafen wir wieder Rafaela und Anette in einer Bar. Dort gab es leckere Cocktails – natürlich ohne Alkohol. Wir hatten uns für den ersten Tag bereits fast 30 km vorgenommen, und wer behauptet, so was läuft man locker runter, der lügt. Auch beim laufen muss man sich erst wieder an die langen Strecken gewöhnen. Gegen Ende der Etappe lernten wir Christof aus Celle kennen. Er ist bei der Bundeswehr und Arzt. Ein wunderbarer Gesprächspartner für Edgar. Die beiden hatten darüber einen regen Austausch auch wenn Christof als jüngerer der beiden einen höheren Dienstgrad als Edgar hatte. Wir beschlossen gemeinsam in die Gemeindeherberge von Najara zu gehen. Dort waren wir relativ früh am Nachmittag. Leider war diese schon voll und man schickte uns zur nächsten privaten Herberge. Auch diese war voll. Na toll, es geht schon wieder los wie im vergangenen Jahr. Alle Herbergen voll und die Stadt war voll von Fussballfans. Es gab nur 2 Möglichkeiten, entweder ins Hotel oder 6 km weiter nach Azofra. Das wäre für den ersten Tag dann gleich eine heftige Etappe gewesen. Christof beschloss auf jeden Fall ins Hotel zu gehen, wir wollten trotz alledem weiter nach Azofra. In einem Hotel fragte er nach einem Zimmer, aber es war ausgebucht. Wir baten die Frau in Azofra anzurufen, ob in der dortigen Gemeindeherberge ein Platz wäre. Sie lachte und sagte, diese hätte über 60 Plätze und sie hätte noch nie gehört, das diese voll wäre um diese Jahreszeit. Dort würden wir auf jedenfall ein Bett bekommen. Und so verabschiedeten wir uns von Christof. Wir kauften noch etwas Wasser und kamen dann an einem Hostel vorbei. Wir beschlossen nach dem Preis zu fragen und falls es zu teuer wäre wollten wir weitergehen. Sie hatten kein Zimmer mehr frei, aber in einem Schlafsaal im Dachboden wären noch 3 Betten frei. Der Preis dafür war 20 Euro, und wir beschlossen dort zu bleiben, denn wir wollten uns nicht gleich am ersten Tag mit 36 km übernehmen. Es dauerte keine 10 Minuten, da kam auch Christof und nahm das letzte Bett im Schlafsaal. Er hatte bei allen Hotels der Stadt nachgefragt, es gab kein einziges Bett dort. Man verwies ihn in das Hostel und er hatte Glück mit dem letzten Bett. In der Herberge trafen wir auch Tinika aus Holland wieder. Da es am Abend noch herrlich warm war, beschlossen wir uns im Supermarkt was zu kaufen und ein Picknick am Fluss zu machen. Rafaela und Anette hatten auch in der Gemeindeherberge keinen Platz bekommen. Sie bekamen später eine Platz in der Turnhalle auf Matrazen. Leider sagte man uns das nicht in der Gemeindeherberge, sonst wären wir auch dort untergekommen. Zum Picknick kam dann später noch Simone aus Stuttgart, sie hatte einen Platz in der Gemeindeherberge ergattert, und wir hatten noch einige nette Gespräche. Ziemlich müde gingen wir gegen 23 Uhr ins Bett.
Buen Camino