6. Etappe Valenca nach Padron

Obwohl es ein großer Schlafsaal war schlief ich darin sehr gut. Wahrscheinlich hatte ich gestern das Glück das ich mir das Bett aussuchen konnte. Es war an der Außenmauer mit einem Fenster und auch das WC und die Dusche waren gleich in der Nähe. Die Wege waren kurz und auch Nachts war es nicht stickig. Um 7.00 Uhr war ich eigentlich startklar aber Raffael fing gerade erst an sich sein Frühstück auf dem Ofen zu zubereiten. Dies konnte noch eine Weile dauern, und so entschloss ich mich schon mal los zu gehen. Leider sollten wir uns nicht wieder sehen. Es war noch dunkel und auch recht kühl. Zunächst musste man durch die Altstadt von Valenca was relativ schwierig war. Es waren kaum gelbe Pfeile zu sehen und die Dunkelheit tat ihr übriges. 2 Slowakische Pilgerinnen waren auch schon unterwegs und fanden wie ich auch den Weg nicht. Aufgrund der Dunkelheit sahen wir den Ausgang aus der Stadtmauer nicht. Wir dachten da wäre eine Nische in der Mauer, dabei war es der Ausgang. Nur sahen wir ihn nicht wegen der Dunkelheit. Und so gingen wir einmal innerhalb der Stadtmauer ein Stück um die Stadt, was fast eine dreiviertel Stunde Umweg bedeutete. Die ersten Leute waren jetzt auch schon auf den Straßen zu sehen und so konnte man wenigstens nachfragen. Schließlich fand ich dann doch wieder zurück auf den Weg. Aber so ist das eben auf dem Camino. Manchmal verläuft man sich, aber man findet schließlich den Weg wieder. Der Camino verliert niemanden. Der Fluß Mino bildet die Grenze zwischen Portugal und Spanien. Nun hatte ich als mein geliebtes Portugal verlassen. Portugal hatte mich absolut positiv beeindruckt, vor allem die freundlichen und zufriedenen Menschen. Schade, aber vielleicht kehrt man ja mal wieder zurück. Jetzt in Spanien musste man die Uhr um 1 Stunde vorstellen. Der Weg durch Tui zog sich wie immer durch die Städte etwas lange hin. In den anschließenden Dörfern waren fast überall in diesen Tagen Fiestas im Gange. Jeden Tag wurde ein Heiliger in den Orten mit einem großen Fest begangen wie z.B. St. Roque oder St. Sebastian. Meist wurde schon am Morgen das Fest mit Böllerschüssen begonnen. Man hat dort, im Gegensatz zu uns hier in Deutschland, sich noch diese Tradition bewahrt. Unterwegs traf ich heute wieder das österreichische Ehepaar mit dem Mädchen und 2 junge deutsche, Jacqueline und Daniel. Die beiden überholte ich und sprach sie auf deutsch an, denn sie hatten Deuter Rucksäcke. Das war ein meist untrügliches Zeichen dafür, das man aus dem deutschsprachigen Raum kommt. Eine zeitlang unterhielten wir uns und dann trennten sich unsere Wege wieder. Über O Porrino und Mos erreichte ich nach 37 km mein heutiges Ziel Padron. Padron war ein kleiner Ort zwischen Mos und Redondela und hatte nichts mit dem berühmten Wallfahrtsort Padron am Jakobsweg zu tun. Da ab Tui sehr viele Pilger vom Küstenweg auf den Zentralweg treffen und auch viele Pilger wegen der Compostela die letzten 100 km beginnen, entschloss ich mich besonders ab hier antizyklisch zu den großen Orten zu übernachten, auch wenn ich dadurch manchmal, wie heute sehr lange Strecken gehen musste. Aber ich pilgere lieber lange Strecken, als mir den Stress der Bettensuche in den großen Orten anzutun. Besonders ab Tui waren viele Gruppen von Spaniern mit kleinen Rucksäcken unterwegs, immer auf der Jagd nach den Betten. Sie zogen manchmal in hohen Tempo an einem vorbei ohne zu grüßen. Ab hier hatte sich das Pilgern etwas verändert. Jeder fragte einem: Hast du für heute schon gebucht? Die meisten hatten richtig Panik, vor allem die deutschen. Und viele buchten um später wieder zu stornieren, wenn sie es sich dann doch anders überlegten. Da konnte es vorkommen, das manche die Betten blockierten und dann kurzfristig anriefen, sie kommen nicht. Ein absolut unmögliches Verhalten. Diese sogenannten Pilger sollten lieber ein Hotel buchen als in den Herbergen zu übernachten. Zur Herberge gehörte auch eine kleine Bar und ein schöner schattiger Biergarten. Betten hatte die Herberge bei meiner Ankunft um 15.30 Uhr noch genug. Aber nach und nach kamen noch einige Pilger an und so war der Schlafsaal am Abend fast voll. Zusätzlich hatte man noch 3 Doppelzimmer, die auch belegt waren. Nach den 37 km genehmigte ich mir erst mal 2 große Radler um den Durst zu löschen. Am Nachbartisch saß ein Pilger der deutsch aussah, ja man sieht es den meisten an, das sie aus Deutschland kommen. Ich sprach ihn an und es wurde eine schöne und kurzweilige Unterhaltung. Wolfgang, so hieß der Pilger kam aus der Nähe vom Starnberger See und war mit seinem Sohn unterwegs. Den Camino zusammen mit seinem Sohn hatte er von seinen Kindern zum 70. Geburtstag geschenkt bekommen. In der Bar wartete er auf seinen Sohn, der nach einer halben Stunde ankam. Die beiden wollten noch nach Redondela und übernachteten meist in Hotels. Es war wieder mal angenehm sich auf deutsch zu unterhalten. Englisch war für mich ztrotzdem recht anstrengend, aber je länger der Weg dauerte, desto besser wurde es. Heute bestellte ich mir mal ein Pilgermenü, denn ich hatte richtig Hunger. Mittlerweile saßen am Nebentisch 2 Dänen, Rene und Simone. Die beiden waren auch schon erfahrene Pilger und hatten den Camino Frances gepilgert. Sie sprachen etwas deutsch und so wurde es ein angenehmer und lustiger Abend. Die beiden gingen aber recht früh schlafen und ich setzte mich noch etwas an die Bar. An diesem Abend hatte ich richtig Durst. Im Innenraum der Bar kamen nach und nach die Einheimischen an und bestellten sich ihr Abendessen, dazu reichlich Wein in Schalen. Dabei schauten sie gemeinsam Fussball. Hier wird Dorfgemeinschaft noch gepflegt. Auch kam noch ein spanisches Paar das eines der Doppelzimmer hatte, an die Bar. Wir unterhielten uns kurz und waren uns sofort sympathisch. Die beiden waren Juan Carlos und Dani. Aber leider verloren wir uns aus den Augen. Schade, aber wir sollten uns wieder treffen – Nichts ist Zufall. Dazu später mehr. Gegen 22.30 Uhr ging ich dann müde und zufrieden nach einem herrlichen aber anstrengenden Pilgertag ins Bett.

Gracias und Buen Camino

5. Etappe Labruja nach Valenca

Nach diesem herrlichen Gesang der Vornacht hatte ich sehr gut geschlafen. Frühstück gab es heute auch in der Herberge. Die Betreiberin der Herberge hatte dieses schon am Vorabend vorbereitet, der Rest war Self Service. Aber das reichte auch aus um sich für den Tag zu stärken. Ich verabschiedete mich von Katharina. Sie hatte sich für heute eine kürzere Strecke vorgenommen, denn sie hatte Schmerzen in den Beinen und wollte deshalb kürzer treten. Nach einem etwas längeren und steileren Anstieg, was ja eher selten auf diesem Camino Portugues ist, kam ich am berühmten Cruz de Frances dem Franzosenkreuz an. Dieses Kreuz ist die Miniausführung vom Cruz de Ferro vom Camino Frances. Hier legen die Pilger einen Stein aus der Heimat, als Symbol für die Last, die sie tragen, ab. Ich legte natürlich auch einen Stein von daheim am Fuß des Kreuzes ab. Beim Gespräch mit anderen Pilger über dieses Kreuz stellte sich aber oft heraus, das viele diese Tradition überhaupt nicht mehr kennen. Eigentlich schade, das viele solcher Traditionen in Vergessenheit geraten. Für mich sind solche Orte am Weg jedenfalls immer ein Highlight. Nach einem weiteren Anstieg ging es dann wieder Talwärts und unterwegs traf ich dann auf Paulho und seinen Sohn Tiago die zusammen den Weg gingen. Sie kamen aus Barcelos, was ja nicht all zu weit entfernt liegt. Sie hatten also keinen allzu weiten Weg nach Santiago. Es war auffallend das hier in Portugal viele Väter mit Söhnen, Mütter mit Töchtern und auch Vater, Mutter Kind unterwegs waren. Dies lag vor allem daran, das dieser Weg relativ flach ist und keine so steilen Anstiege wie der Camino Frances oder der Camino de Norde hat. Ideal auch für Pilger die zum ersten mal einen Camino gehen wollen und Bedenken haben es überhaupt zu schaffen. Bei großer Hitze setzte ich meinen Weg fort und kam schließlich an einem Schild vorbei, das genau die Mitte des Weges von Porto nach Santiago war. Am Wegesrand traf ich dann nochmal Juliane, die ich zuletzt bei der Herberge von Fernanda gesehen hatte. Sie hatte heute ihren letzten Tag auf dem Camino und wollte morgen von Tui zurück nach Köln reisen. Kurz vor Valenca hatten einige Jugendliche eine Erfrischungsstation mit Getränken und Obst für die Pilger vorbereitet. 4 Junge Amerikaner aus Texas saßen bereits da und ich entschloss mich hier eine kleine Rast einzulegen. Wir unterhielten uns eine Zeitlang und nach ca. 28 km erreichte ich schließlich den Stadtanfang von Valenca. Valenca ist die Grenzstadt zu Spanien, und da ich noch eine letzte Nacht in Portugal verbringen wollte machte ich mich auf der Suche nach der Herberge. Die öffentliche Herberge sollte gleich in der Nähe sein, aber ich fand irgendwie den Weg nicht. Im Busbahnhof, der gleich vor mir war, bat ich einen Mann um Hilfe. Es war ein Portugiese und er beschrieb mir den Weg zur Herberge. Sie war nicht ganz so leicht zu finden aber schließlich fand ich sie doch noch. Diese war relativ groß und es gab 60 Betten in 2 Räumen. Sie war zwar spartanisch ausgestattet, aber man hatte alles was man brauchte. Sogar der Supermarkt war gleich in der Nähe und so war es ein leichtes sich selbst zu versorgen. Nach dem üblichen Duschen und Wäschewaschen machte ich mich auf zum Supermarkt um Verpflegung einzukaufen. Auf dem Rückweg sah ich das in der Ferne ein Wald brannte. Man hatte ja in den vergangenen Tagen des öfteren schon davon gehört, wenn auch in der Nähe von Lissabon. Das war ja weit weg, aber jetzt hatte man das hautnah hier. Man konnte nur Hoffen, das sie das Feuer bald im Griff haben. Im Garten der Herberge konnte man herrlich sitzen und ich machte mir dort erstmal etwas zu Essen. Dabei lernte ich Thomas aus Frankreich kennen. Er war mit seiner Frau und den 2 Söhnen unterwegs. Mit einem jüngeren Mann aus Polen kam ich dann auch noch ins Gespräch. Es war Raffael aus der Nähe von Warschau und wir beschlossen den Abend zusammen zu verbringen. Er war ein junger Mann und mit ihm konnte man sich gut unterhalten. Wir verabredeten uns für morgen gegen 7.00 Uhr zusammen los zu laufen. Gegen 22.00 Uhr gingen wir schließlich in den Schlafsaal.

Obrigado und Bom Caminho

4. Etappe Navio nach Labruja

Die Nacht war sehr ruhig im Schlafsaal, keine lästige Fliege, kein Schnarchen, nur draußen das zirben der Grillen. Ich habe so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen. Da wir alle gemeinsam bei Fernanda um 7.30 Uhr Frühstück machen wollten, konnte man heute richtig Zeit lassen. Frühstück machte Fernanadas Mann und leider war Fernanda nicht zu sehen. Ich hatte schon Bedenken, das wir sie heute nicht mehr sehen. Wir alle hofften das sie noch kommen würde, damit wir uns von ihr verabschieden konnten. Die Herberge war auf Spendenbasis und man gab gerne großzügig, denn jeder wusste ja selbst was er gegessen und vor allem an Wein getrunken hatte. Als wir unsere Stempel abgeholt und auch das Donativo gezahlt hatten kam Fernanada zum Abschied nehmen. Heute ging ich wieder alleine los. Ich war der erste, der die Herberge verließ und so hatte ich alle hinter mir. Da es bereits 8.30 Uhr war wollte ich heute nicht ganz so lange gehen und hatte mir als Ziel Labruje ausgesucht. Meine Etappenziele suchte ich meist antizyklisch zu den Zielen in den Pilgerführern. Wenn man zwischen den großen Etappenzielen übernachtet muss man wenigstens nicht vorbuchen. Das wollte ich auf keinen Fall machen. Dadurch musste ich aber auch mal länger Strecken in Kauf nehmen. Die Temeperaturen waren auch heute sehr hoch und ständig ging es über Kopfsteinpflaster, was ganz schön auf die Knochen ging. Über Vittori de Piaes kam ich gegen Mittag in Ponte de Lima an, einen der ältesten und schönsten Orte von Portugal. Hier herrschte ein reges Stadtleben. Auf dem Weg durch die Stadt sprach mich ein österreichisches Paar, das mit einem Kind unterwegs war, an. Die beiden kamen aus der Steiermark und ihre Tochter war erst 13 Jahre alt. Sie war total vom Weg begeistert und sammelte am liebsten Stempel. Man merkte ihr an, das sie bereits den Caminovirus hatte und das mit 13 Jahren. Nach der Brücke gab es eine kleine Kapelle, in der man etwas in Ruhe sitzen und seine Gedanken wieder ordnen konnte. Vor der Kapelle traf ich dann Katharina wieder und wir beschlossen zusammen einen Kaffee zu trinken. Als wir gerade losgingen, trafen wir auf einen Amerikaner, der mit seinem Sohn unterwegs war. Es stellte sich heraus, das sie erst morgen ihren Camino beginnen wollten und suchten schon heute mal nach dem Beginn des Weges in Ponte de Lima. Zusammen gingen wir mit den beiden ein kurzes Stück bis an den Stadtrand. Unterwegs machten wir noch kurz Rast an einer kleinen Bar. Katharina bestellte Nudeln und da die Betreiberin der Bar Italienerin war konnte sie diese ganz besonders gut zu bereiten. Ich bekam zum probieren auch etwas ab und freute mich darüber. Die Betreiberin der Bar schlug uns vor, das wir bei ihr in kleinen Zelten übernachten könnten, was wir aber ablehnten, obwohl es sicherlich eine ganz neue Erfahrung gewesen wäre. Ich ging vor Katharina los und relativ ereignislos ging es dann dem heutigen Etappenziel entgegen. Kurz vorher kam mir noch ein Pilger entgegen, was ja relativ seltsam ist oder wiederum auch nicht. Ist doch der umgekehrte Weg des Camino, der Pilgerweg von Santiago nach Fatima. Der Camino ist mit gelben Pfeilen gekennzeichnet, der Weg nach Fatima mit blauen Pfeilen. Der Pilger der mir entgegen kam war Antonio und er hatte auf seinem Rucksack eine brasilianische Fahne. Wahnsinn, aus Brasilien anzureisen um den Pilgerweg von Santiago nach Fatima zu pilgern. Wir unterhielten uns eine Weile und ich erzählte ihm das mein Enkel auch Anton heißt. Das freute ihm ganz besonders und wir wünschten einander alles Gute, und Buen Camino für unsere Wege. Nach einem kleinen Anstieg kam dann schon die Herberge von Labruja die ich nach ca. 26 km erreichte. Sie war relativ neu und hatte 2 Schlafräume mit je 4 Betten und saubere neue Sanitärräume. Kurz nach mir kam dann auch Katharina an und wir bezogen unsere Betten. Da ausser uns noch keiner da war konnte jeder ein Zimmer für sich in Beschlag nehmen. Später kamen dann noch Oleg, Luba und ihr 10 jähriger Sohn Demit aus Kasan in Russland dazu. Sie hatten aber ein seperates 3 Bettzimmer für sich gebucht. Russische Pilger hatte ich bisher auf den vielen Jakobswegen noch nicht getroffen. Beim gemeinsamen Abendessen konnten wir uns dann näher kennenlernen. Sie waren sehr nett und auch als Pilger im christlichen Sinn unterwegs. Sie waren auch Fußballfans und schenkten mir das Maskottchen der WM 2018 in Russland. Die WM dort ging ja bekanntlich nicht so gut für uns deutsche aus. Im Gegenzug durften sie sich einen Segensspruch ziehen. Natürlich musste Google Translate übersetzen. Katharina und ich genehmigten uns an diesem Abend eine Flasche Weißwein und gingen gegen 21.00 Uhr schlafen. Es war eine sternenklare Nacht und aus der Ferne hörten wir Musik und Gesang. Es stellte sich heraus, das am Vorabend zu Maria Himmelfahrt in vielen Kirchen mit Gebeten und Gesang dieser Feiertag begangen wurde. Es hörte sich einfach mystisch an den Gesang in die Nacht hinaus zu hören. So saß ich noch über eine Stunde auf dem Balkon und lauschte in die Nacht bis ich schließlich zu Bett ging.

Obrigado und Bom Caminho

3. Etappe Petra Furada nach Navio

Diesmal war die Nacht recht unruhig, obwohl wir doch nur 4 Personen im Schlafssal waren. Über mir flog ständig eine surrende Fliege und war nicht zu verjagen. Richtig nervig. Dadurch schlief ich nur sporadisch ein und war nicht wirklich ausgeschlafen am nächsten Morgen. Katharina erging es ebenso. Sie hatte entweder die selbe Fliege über sich oder ihre eigene. Jedenfalls hatte sie auch kein Auge zugetan. Die einzigen die fest schliefen waren die beiden Italienerinnen, sie wurden anscheinend von den Fliegen in Ruhe gelassen. Kurz nach Sonnenaufgang gingen wir an diesem Morgen los, die Italienerinnen schliefen noch tief und fest. Nicht mal jetzt wechselten unsere Fliegen zu ihnen um sie zu ärgern. Das Wetter konnte zum Pilgern eigentlich nicht besser sein. Schon nach ca. 10 km kamen wir gemeinsam in Barcelos, eine der schönsten Orte auf diesem Camino Portugues an. Barcelos ist für seine handgefertigte Töpferkunst bekannt, insbesondere für den Galo de Barcelos – einen farbenfrohen Hahn, der ein inoffizielles Nationalsymbol ist und oft als Symbol für Portugal verwendet wird. Die mittelalterliche, ummauerte Stadt liegt auf einem Hang oberhalb des Flusses Cavado. Nach der Besichtigung der Altstadt verloren Katharina und ich uns aus den Augen. Wir hatten zwar zusammen noch ein gemeinsames Foto gemacht, aber keine Telefonnummern ausgetauscht. Vor der Kirche traf ich noch 3 deutsche Pilger mit denen ich mich kurz austauschte. So setzte ich meinen Weg wieder alleine fort. Nach der Fußgängerzone traf ich auf eine markante Kirche „Bom Jesus“. Ich ging hinein und gerade begann ein Gottesdienst. Kurz entschlossen blieb ich da und feierte den Gottesdienst mit. Man verstand zwar kein Wort, aber der Ritus ist ja gleich. Auch waren noch 2 weitere Pilger mit in der Messe. Der Weg aus der Stadt zog sich noch etwas hin und hier gab es laut Pilgerführer wieder mal 2 Varianten. Ich mag das eigentlich nicht mit den Varianten, denn man muss dann ständig lesen um wieder zurück zum Hauptweg zu finden. Nach einiger Zeit hatte ich es aber geschafft und war am Stadtrand angelangt. Als ich an einer Kirche vorbei ging riefen aus einem nahegelegenen Cafe 3 Pilger mir zu. Ich ging zurück und es waren die 3 deutschen Pilger, die ich schon am Anfang von Barcelos heute früh getroffen hatte. Sie waren sehr sympathisch und wir kamen gleich miteinander ins Gespräch. Es waren Laura und ihr Freund Sebastian aus Köln und Daria aus München, die sich den beiden angeschlossen hatte. Ich ärgerte mich anschließend etwas, das ich ihnen keine Karte mit den Segenswünschen ziehen ließ. Bei Sonnenschein ging es recht flach dahin und ich war schon um 12.30 Uhr in Portela de Tamel. Hier in der Nähe der Kirche gab es eine öffentliche Herberge und ich ging hin zur Kirche die auf einem Hügel lag. Diese war leider geschlossen. Nebenan vor der Herberge saßen eine Frau und 2 Jugendliche. Sie warteten darauf das die Herberge aufmachte. Aber das war erst gegen 14.00 Uhr der Fall. Sie baten mich sich zu ihnen an ihren Tisch und boten mir gleich Obst an zur Stärkung. Die Pilger kamen aus Südafrika und es war nett mit ihnen zu plaudern. Irgendwie passte die Chemie, obwohl mein Englisch immer noch recht holprig war. Nun kam auch noch der Mann dazu. Eine Familie aus Südafrika auf dem Camino. Welch eine lange Anreise um diesen Weg zu gehen. Ich blieb noch eine ganze Weile sitzen und gab ihnen zum Abschied jeweils ein Kärtchen mit den Segenswünschen. Sie konnten zwar kein deutsch aber Google Translate kann ja beim übersetzen helfen. Sie freuten sich so darüber, das sie mich fragten, ob ich nicht doch hier übernachten wolle. Einen kurzen Moment dachte ich, das wäre was für mich. Aber es war ja noch recht früh am Tag und eigentlich wollte ich zur Kultherberge Casa Fernanda in Navio. Von hier waren es noch ca. 10 km. So verabschiedete ich mich von ihnen so herzlich, als wenn wir uns schon Jahre kennen würden, dabei war es nur eine halbe Stunde. So etwas gibt es nur auf dem Camino. Und so setzte ich etwas zweifelnt meinen Weg fort. Auf einem engen Steig neben der Leitplanke einer Straße stolperte ich plötzlich und fiel nach vorne. Zum Glück konnte ich mich etwas abfangen, jedoch schlug ich mir das rechte Knie ziemlich heftig auf, so das es blutete. An einem Brunnen wusch ich die Wunde aus und beim gehen dachte ich nur, „Warum bist du nicht an der Herberge bei den Südafrikaneren geblieben?“ Eine kurze Zeit überlegte ich aufgrund der Verletzung zurück zu gehen, entschloss mich dann aber doch meine heutiges Tagesziel an zu laufen. Alleine lief ich die Strecke nach Navio, was einfach herrlich war. Das Hinweisschild für die Casa Fernanda ist relativ unauffällig angebracht und weist den Weg durch eine Weinlaube hinein in die Herberge. Dort angekommen, wurde ich herzlich von Fernanda, der Herbergsmutter begrüßt. Das Ambiente der Herberge war einfach genial und es erinnerte an viele Kultherbergen vom Camino Frances. Ich fragte nach, ob sie noch ein Bett für mich hätte und sie sagte ja. Ich war erleichtert, waren es doch heute ca. 32 km geworden und das bei der heftigen Hitze. Sonst hätte ich noch weiter laufen müssen. Zu meiner Überraschung war Katharina auch schon da. Wir hatten ja gestern darüber gesprochen, das ich zur Casa Fernanada wollte und sie muss mich wohl überholt haben als ich beim Gottesdienst war. Wir freuten uns, das wir uns wieder gefunden hatten und tauschten nun unsere Handynummern aus. Eine weitere deutsche war auch noch da, Juliane, eine flippige Erzieherin aus Köln. Sie machte auch zum ersten mal den Weg und wollte aber nicht bis Santiago sondern nur bis Tui an die spanische Grenze. Etwas ungewöhnlich. Fernanda war eine Seele von Mensch, Sie brachte Kaffee und Wein und so liesen wir es uns an diesem Nachmittag bei netten Gesprächen gut gehen. Fernanada erzählte, das sich der Camino in den letzten Jahren verändert habe, nicht immer zum positiven, was ich ihr bestätigen konnte. Fernanda erzählte auch, das sie mittlerweile Pilger, die ein überzogenes Anspruchsdenken haben, nicht mehr aufnimmt. Es gab einen großen Schlafsaal und sogar ein Bett draußen auf der Veranda zum übernachten unter dem Sternenhimmel. Katharina wollte das machen, entschied sich dann trotzdem anders. Fernanda hatte ziemlich viele Haustiere. Hunde, Hühner, Katzen und sogar ein Hausschwein. Der Nachmittag verging ziemlich schnell, zumal man ja auch noch duschen und waschen musste. Später kamen dann noch 3 Französinnen, 2 Koreaner und ein italienisches Pärchen, Carla und Salvo, in die Herberge. Als ich Salvo fragte, was er denn beruflich machen würde, wich er erst aus, aber dann sagte er, das er für den Vatikan tätig ist. Ich sagte nur zum Spaß, das er die Nummer 2 nach Franziskus wäre und in der ältesten und größten Firma der Welt arbeiten würde. Das fand er lustig und so hatten wir noch eine regen Austausch. Fernanda hatte mittlerweile das Abendessen für alle in ihrer Küche vorbereitet und wir hatten dort einen der genialsten Abende auf diesem Camino. Der Wein tat sein übriges dazu. Meist kann ich dann am besten Englisch reden. In diesen Herbergen ist es wie nach Hause kommen und man trifft dort meist auch auf die Pilger, die den gleichen Spirit haben. Die anderen meiden zum Glück meist diese Herbergen. Gegen 22.00 Uhr gingen wir dann alle schlafen,

Obrigado und Bom Caminho

2. Etappe Vila Cha nach Petra Furada

Die Nacht war trotz einiger Schnarcher recht ruhig und ich konnte richtig gut schlafen. Gegen 4 Uhr früh wurde es plötzlich etwas unruhig im Schlafssal. Unsere Betten standen nahe zu den angrenzenden Duschen und als ich aufwachte, sah ich das Mar und noch einge Pilger Wasser vom Boden wischten. Irgendjemand hatte auf den Abfluss der Dusche einen Eimer gestellt und der Wasserhahn der Dusche war nicht ganz abgedreht, so das diese überlief und das Wasser bereits in den Schlafsaal lief. Sie hatten es aber bald im Griff und so gingen alle nochmal schlafen. Beim aufstehen gegen 6.30 Uhr konnte ich es mir nicht verkneifen in meinem Bett oben lautstark etwas Luft aus dem Darm auf meine „freundliche“ Italienerin im Bett darunter loszulassen. Einen Prodest hörte ich jedenfalls nicht von ihr. Ich weis nicht was sie gedacht hat, als sie dies hörte. Wir standen relativ spät auf, den es wurde auch relativ spät hell. Auch heute machte ich wieder kein Frühstück in der Herberge in der Hoffnung auf ein Cafe am Wegesrand. Gemeinsam gingen wir, Mar, Massimilano, Hannes und ich los. Wieder ging es ständig über Holzbrücken immer am Meer entlang bis wir schließlich nach ca. 8 km Vila de Conde erreichten. Hier trennt sich der Camino. Der eine geht weiter am Meer entlang der sogenannte Küstenweg und der andere Weg, der Klassische Zentralweg ins Landesinnere. Mar, Massimiliano und Hannes wollten am Meer entlang weiter bis Vigo gehen, wo sie später von dort wieder auf den zentralen Weg treffen würden. Ich hingegen hatte mir den zentralen Weg ab Vila de Conte vorgenommen. Die drei versuchten mich zu überreden weiter mit ihnen zu gehen, den wir verstanden uns nach nur einem Tag wirklich gut. So etwas gibt es nur auf dem Camino. Eine Zeitlang war ich selbst auch am zweifeln, entschied mich aber für mein ursprüngliches Vorhaben. So mussten sich hier in Vila de Conte unsere Wege trennen. Am Abzweig verabschiedeten wir uns mit innigen Umarmungen voneinander und zum Schluß noch ein gemeinsames Abschiedsfoto. Ich hatte aus der Heimat kleine Kärtchen mit Segenswünschen dabei, die ich besonderen Pilgern geben wollte. Die drei waren solch besondere Pilger und jeder durfte ein Kärtchen ziehen. Als ich mich bereits von Ihnen etwas entfernt hatte konnte ich noch sehen wie sie da standen und wahrscheinlich Hannes die Sprüche übersetzen musste. Aber so ist der Weg. Man trifft sich und man verliert sich wieder. Zunächst musste ich mich stark an der Beschreibung im Pilgerführer orientieren, da der Weg von der Küste auf den Zentralweg nur sehr spärlich mit Pfeilen gekennzeichnet war. Unterwegs machte ich in einem kleinen urigen Dorf eine Rast und machte Frühstück. An einer Kirche die am Weg lag machte ich kurz Rast. Sie war aber geschlossen und ich klingelte am Pfarrhaus in der Hoffnung es würde jemand öffnen und mir aufsperren. Leider öffnete zunächst niemand, aber schon nach kurzer Zeit kam dann der Pfarrer und machte auf. Er freute sich, das mal ein Pilger nach der Kirche fragte und gab mir auch einen Stempel für den Pilgerpass. Auf dem kompletten Weg von der Küste bis nach Rates wo der Zentralweg weitergeht war ich alleine unterwegs und traf keinen einzigen Pilger. Gegen Mittag war ich dann in Rates, wo der Zentralweg weitergeht. An der dortigen Kirche saß eine junge Frau auf den Treppenstufen und las in ihrem Pilgerführer. Ich sah das sie deutsche war und sprach sie an. Es war Katharina aus Leipzig und wir hatten gleich eine schöne Unterhaltung. Sie erzählte mir das sie aus Zwickau stammt, in Coburg studiert hat und jetzt in Leipzig als MTA in einem Labor arbeitet. Eine sehr sympathische junge Frau mit der ich gleich auf einer Wellenlänge lag. Für sie war es ihr erster Camino. Sie wollte eigentlich in Rates bleiben, aber die Herbergen öffnen ja meist erst um 14.00 Uhr. Mir war es aber noch zu früh um den Pilgertag zu beenden. Katharina entschied sich mit mir weiter zu gehen, Nach einem gemeinsamen Cafe con Letche setzten wir zusammen den Weg fort. Nach ca. 31 km kamen wir in Petra Furada an, dort sollte es eine kleine Herberge, das Cafe Antonio mit 8 Betten geben. Am Ortseingang sprach uns bereits eine Frau an. Sie hatte eine Herberge die nicht im Pilgerführer stand und wollte das wir dort bleiben. Wir schauten sie uns kurz an, entschieden aber zunächst zur Bar zu gehen. Leider hatten sie dort aber keine Betten für uns. Entweder noch 7 km weitergehen zur nächsten Herberge oder zurück zum Ortseingang. Wir entschieden uns für letzteres und gingen in die dortige Herberge Casa Maria. Sie war schön eingerichtet mit einem Schlafsaal für 10 Personen mit einem schönen neuen Bad. Wir waren bis zum jetzigen Zeitpunkt die einzigen Pilger. Später kamen noch 2 Italienerinnen, diesmal keine „Grazien“ dazu. Nach dem alltäglichen Programm Duschen und Wäsche waschen suchte ich mir erstmal einen Supermarkt um etwas für unterwegs und zwei Bier zu kaufen. Dieser lag aber am anderen Ende des Ortes und so legte ich einige Zusatzkilometer an diesem Tag zurück. Zum Abendessen gingen wir in ein Lokal im Ort gleich neben der Tankstelle und bestellten dort die portugisische Spezialität Francesinhas, die ich bereits in Porto gegessen hatte. Katharina kannte diese noch nicht. Dazu eine Flasche Weißwein, Rotwein mochte ich seit dem Camino 2017 eigentlich nicht mehr, wahrscheinlich war es damals doch etwas zuviel, und alles war gut. Nach einem netten Abend mit schönen Gesprächen über das Leben und den Camino machten wir uns wieder auf zur Herberge, wo wir gegen 22.00 Uhr schlafen gingen.

Obrigado und Bom Caminho

1. Etappe von Porto nach Vila Cha

Nach einer überraschend ruhigen Nacht im Schlafssal mit 12 Pilgern, hatte ich sehr gut geschlafen und wachte ich gegen 6.00 Uhr auf. Ich war es ja seit 2 Jahren nicht mehr gewohnt mit meherern Leuten die Nacht in eienem Raum zu verbringen. Einige Pilger wuselten schon seit einiger Zeit herum. Es hatte sich also früh am morgen nichts am Verhalten der Pilger verändert. Die einen gingen früher los, die anderen später. Jeder tat wie er es für sich für richtig hielt. In der Herberge gab es kein Frühstück aber manche hatten etwas vorbereitet. Ich hingegen dachte mir, das ich unterwegs sicherlich auf ein Cafe treffen würde um dort etwas zu frühstücken. Mit einigen Pilgern unterhielt ich mich bereits vor dem losgehen. Die meisten gingen auf den zentralen Weg der direkt an der Herberge vorbeiführte. Ich hingegen wollte die ersten Tage entlang der Küste gehen und anschließend ins Landesinnere auf den zentralen Weg. So begann gegen 7.00 Uhr mein Camino. Das Wetter war einfach herrlich und so ging ich zunächst durch die Stadt Richtung Kathedrale. Es waren noch keine gelben Pfeile vorhanden und so orientierte ich mich einfach an der Straße wie es mir Angel gestern gesagt hatte, einfach geradeaus die Straße runter. Eine schwarze Katze lief von Rechts nach Links und ich deutete das als gutes Zeichen, heißt es doch „dann gelingst“. Etwas Aberglaube gehört manchmal auch dazu. Die letzten Spätheimkehrer vom Samstagabend waren in den Gassen noch unterwegs. Auf einem großen Platz sprach mich ein Italiener an, und fragte wo der Camino denn losgehe. Er war bereits mehrmals an der Kathedrale und fand die gelben Pfeile nicht. Ich musste zugeben, das ich eigentlich dachte dort an der Kathedrale wäre der Weg gut ausgeschildert mit gelben Pfeilen. Dem war anscheinend nicht so. Angel sagte mir gestern noch das man sich einfach nach dem Fluss und dem Meer orientieren solle. Es muss immer linke Hand der Fluss bzw. das Meer sein, dann wäre der Weg schon richtig. So suchte ich zusammen mit Massimilano, so hieß der Italiener, den Weg durch die Gassen hinunter zum Fluss. Massimiliano war ein junger Mann aus der Nähe von Udine und das erste mal auf einem Camino. Unten am Fluss angekommen trafen wir bereits die nächste Pilgerin, es war Mar, eine Spanierin aus Barcelona. Sie hatte schon einige Caminos gepilgert und eine erfahrene Pilgerin. Wir waren einander sofort sympatisch und pilgerten den Rest des Tages miteinander. Sprachlich hatte ich an den ersten Tagen so meine Probleme um wieder meinen spärlichen Englisch Wortschatz ins Gedächtnis zu bekommen. Aber so nach und nach gelang es mir auch wenn manche Vokabeln fehlten. Man hätte in der Schule damals doch lieber Englisch lernen sollen, als sich stattdessen auf dem Fußballplatz aufzuhalten. Entlang des Flusses ging der Weg zunächst über die endlose Uferpromenade von Porto hinaus in die Vororte. Nachdem wir ein passendes Cafe für uns entdeckten machten wir gemeinsam ein gemütliches Frühstück. Cafe con Letche und ein Gepäckstück dazu. Einfach herrlich, wie hatte ich das vermisst. Schließlich ging es Richtung Meer. Massimiliano hatte sich schon die ersten Blasen gelaufen. Wir waren doch erst 3 Stunden auf dem Camino. Er tat mir schon etwas leid, aber er nahm es leicht, zog einen Faden durch die Blase und ein Blasenpflaster drauf und es konnte weitergehen. Auf Holzbrücken ging es immer entlang des Meeres. Es war herrlich hier entlang zu gehen. Die Sonne und eine leichter Wind machten das gehen leicht. Anstiege gab es kaum. Gegen Mittag machten wir an einer Strandbar eine Pause und genehmigten uns ein „Super Bock“. Wir kamen auch mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Als Ziel hatten wir uns für heute Vila Cha vorgenommen, dort sollte es eine öffentliche Herberge geben. Mar hatte sich diese Herberge ausgesucht und Massimilano und ich schloßen uns einfach ihr an. Wir waren nach ca. 28 km bereits um 13.30 Uhr dort und diese war noch geschlossen. In einer nahegelegen Bar überbrückten wir die Zeit und tranken noch ein Super Bock um uns anschließend zur Herberge zu begeben. Sie war recht geräumig und gut ausgestattet. Der Hospitalero war ein älterer Mann der mal als Gastarbeiter in Deutschland war, allerdings sprach er kaum deutsch. Er hatte auch noch nebenan ein kleines Museum mit Schiffen. Nachdem er uns unsere Plätze zugewiesen hatte entschlossen wir uns Essen zu gehen. Natürlich musste es ein Fischrestaurant sein, wenn man schon hier am Meer war. Wir fanden ein kleines aber feines Restaurant und stärkten uns ausgiebig. Hier spürte man das Lebensgefühl der Portugiesen. Sie waren alle immer sehr freundlich und wirkten zufrieden mit dem was sie haben, obwohl ihr Lebensstandart bei weiten nicht dem unseren in Deutschland entspricht. Zurück in der Herberge begann der alltägliche wiederkehrende Ablauf auf dem Camino. Duschen, Wäsche waschen und die Betten beziehen. Nach und nach füllte sich die Herberge. Plötzlich standen 3 „Grazien“, aus Italien, alle schick gekleidet, vor meinem Bett und forderten mich lautstark gestikulierent, wie Italienerinnen oftmals so sind, auf, ich solle mein Bett räumen. Leider verstand ich nicht alles, was sie so von sich gaben. Mar konnte sie jedoch verstehen und mischte sich nun ein. Die Italienerin behauptete, das wäre ihr Bett, aber der Hospitalero hatte es mir doch zugewiesen. Mar wurde nun auch etwas lauter, nachdem die Italienerin weiter darauf beharrte das es ihr Bett sei, und verteidigte mein Bett. Bis sich schließlich nach langen hin und her herausstellte, das sie einfach nicht im Doppelstockbett oben schlafen wollte. Sie wollte das Bett unten, warum auch immer. Vielleicht hatte sie Höhenangst. Um hier keine Unruhe enstehen zu lassen tauschte ich einfach das Bett mit ihr, was für mich ja egal war, ob ich unten oder oeben schlafe. Solch ein lautstarkes und forderntes vorgehen unter Pilgern hatte ich auf all den Wegen vorher so noch nicht erlebt. Sie hätte ja einfach freundlich fragen können. Aber solchen sogenannten Pilgern muss man einfach aus dem Weg gehen. Diese tun einem auf dem Pilgerweg nicht gut. Mar war zwar nicht dieser Meinung das man ihnen nachgeben sollte und lies es den drei Grazien auch spüren. Die Südländer sind da eben anders und emotionaler in solchen Dingen. Sollte sich der Umgangston und das Verhalten der Pilger untereinander inzwischen auf dem Camino verändert haben? Ich hoffte das dies ein Einzelfall bleiben würde. Draußen im Garten der Herberge lernte ich noch Hannes kennen. Er kam aus Hamburg und wir beschlossen alle zusammen hinunter an den Strand zu gehen um dort den Sonnenuntergang anzusehen. Am Meer wurde es gegen Abend richtig kalt und so machten wir uns nach Sonnenuntergang gleich wieder auf zur Herberge um gegen 22.00 Uhr schlafen zu gehen. Das war er also, der erste Tag auf dem Camino Portugues.

Obrigado und Bom Caminho

Anreise nach Porto

Nach einer relativ stressigen Arbeitswoche, so ist es meist vor dem Betriebsurlaub – alles muss halt noch fertig werden, hatte ich trotzallem einen entspannten letzten Arbeitstag am Freitag. Irgendwie hatte es sich gefügt, das keine Hektik an diesem Tag aufkam. Mittags beendete ich den Arbeitstag, daheim hatte ich noch einige kleinere Sachen zu erledigen und so konnten wir uns an diesem herrlichen Sommertag von einander verabschieden. Heike brachte mich zum Bahnhof denn um 21.00 ging bereits mein Zug von Kronach nach Frankfurt an den Flughafen. Dies funktionierte alles mit der Bahn und so kam ich um 2.30 Uhr am Flughafen an und musste nun warten um meinen Rucksack und die Stöcke aufzugeben. Eingecheckt hatte ich ja bereits online bei Ryan Air. 2 Stunden vor Flug bildete sich schon eine lange Schlange vor dem Schalter. Als ich endlich dran war sollten meine Stöcke ein extra Gepäckstück sein, was ja wieder auch extra kosten sollte. Zum Glück sagte der Mann am Ryan Air Schalter freundlicherweise ich solle meine Stöcke an den Rucksack binden, dann wäre es ein Gepäckstück. Mit einer Stunde Verspätung landete schliesslich der Flieger in Porto. Dort musste ich relativ lange auf meinen Rucksack warten und hatte schon Bedenken, das er nicht kömmen würde. Eine Pilgerherberge für die ersten Nacht in Porto hatte ich schon von Zuhause aus gebucht und musste zu dieser mit der Metro fahren. Im Flughafen musste ich mir nur eine Fahrkarte besorgen, was sich aber als nicht ganz so leicht gestaltete. Da waren sie wieder meine sprachlichen Grenzen. Aber zum Glück waren in Porto an den Kartenautomaten Personen, die einen beim Ticketkauf unterstützten. So kaufte ich ein Tagesticket für das gesamte öffentliche Netz. Aber wo geht die richtige Bahn in die richtige Richtung? Am Bahnsteig stand ein Mann mit einem Rucksack, er sah aus als wenn er den Camino gehen würde und er sah auch etwas deutsch aus. Ich sprach ihn an und tatsächlich war es so. Es war Benedikt aus der Nähe von Kassel. Auch er wollte den Camino gehen und sich zunächst die Stadt ansehen. Gemeinsam fanden wir den richtigen Bahnsteig und unterhielten uns schon angeregt über den Weg. Leider mussten wir uns nach einigen Metrostationen trennen. Ich ging zur Herberge und stellte meinen Rucksack ab. Rein konnte ich noch nicht, denn die Herberge öffnete erst um 14.00 Uhr. Anschließend fuhr ich in die Stadt und schaute mir diese an. Porto hat ja viele Sehenswürdigkeiten unter anderen den Bahnhof mit seinen vielen für Porto typischen Mosaiken. Auch der Weg zur Kathedrale durfte nicht fehlen. Dort bekam ich schon den ersten Stempel und sah auch die Muschel für den Beginn des Weges. Ein südländisches Flair lag an diesem Samstag bei herrlichsten Sommerwetter über der Stadt mit den vielen kleinen Gassen. Dort gab es urige Lokale in denen es landestypische Fischspezialitäten gab, die vor den Lokalen auf dem Rost zubereitet wurden. Die Tage vorher hatte es geregnet und es war auch etwas kühler gewesen, so erzählte man mir. Aber jetzt war er wieder zurück, der Sommer. Am späten Nachmittag begab ich mich wieder zurück zur Herberge um mein Bett zu beziehen. Ich wurde dort herzlich begrüßt und nach mehr als 2 Jahren abwesenheid vom Camino fühlte man sich gleich wieder wie Zuhause angekommen. Einer der Betreuer in der Herberge war Angel zu deutsch „Engel“, einfach passend, mein erster Camino Engel. Er war sehr freundlich und ich unterhielt mich eine Zeitlang mit ihm. Er empfahl mir eine kleines Lokal, das zwar etwas abgelegen war, in dem es was landestypisches zu Essen gab. Dort bestellte ich Francesinhas, ein portugiesisches Sandwich, das ursprünglich aus Porto stammt. Es besteht aus Toastbrot, Kochschinken, Linguiça, Beefsteak oder gebratenem Rindfleisch und wird mit geschmolzenem Käse sowie einer heißen, typischerweise dickflüssigen Sauce aus Tomaten, Bier und Senf übergossen. Es war richtig sättigend und lecker, zwar etwas scharf, aber ein „Super Bock“ dazu, so hieß das einheimische Bier löschte die schärfe des Essens. Dannach begab ich mich wieder in die Stadt und schaute dem bunten Treiben zu, das es an allen Ecken zu sehen gab. Mit meinem Metro Ticket konnte ich ja einiges abdecken. Gegen 21.00 Uhr begab ich ich mich zur Herberge um nach einer kurzen Unterhaltung mit Angel zu Bett zu gehen. Ich war ziemlich Müde, hatte ich doch seit mehr als 40 Stunden nicht mehr geschlafen. Zuvor las ich noch im Gästebuch der Herberge den Beitrag eines deutschsprachigen Pilgers. In diesem beschrieb er den Camino mit seinen heutigen Auswüchsen schonungslos und schrieb als Fazit, der Camino ist nur noch Disneyland. Ein Stück weit hatte er sicher recht, wir hatten es ja in den letzten Jahre auch immer wieder erlebt, das nicht mehr viele Pilger im christlichen Sinne, sondern immer mehr Touristen, Nerds, Neugierige und Sportler auf diesem Weg unterwegs waren. Aber trotzdem liebe ich diesen Camino und war froh wieder zurück auf dem Weg zu sein. Gespannt war ich schon, ob sich in diesen 2 Jahren etwas verändert hat.

Obrigado und Bom Caminho

Pilgersegen Camino Portugues

Auch auf diesen Camino wollte ich nicht ohne Pilgersegen, dieser gehört für mich einfach zu einem Pilgerweg dazu. Anfang Juli fand im Bamberger Dom wieder einmal das „Nightfever“ eine Gebetsnacht bei Kerzenlicht, Texten und meditativen Texten statt. Wir sind, wenn es uns möglich ist immer dabei, denn diese Abende sind immer sehr spirituell und kurzweilig. Diese Gebetsnacht wird auch von meinem Freund Pfarrer Michael Dotzauer mitgestaltet. Er kam an diesem Abend aber relativ spät aufgrund einer Hochzeit die er hatte, aber trotzdem trafen wir uns im Dom. Meine Frau Heike erzählte ihm, das sie einen Ikonenmalkurs im Kloster Helfta machen wollte und keinen Termin dafür bekam. Michael kannte dieses Kloster und war schon des öfteren da. Beim Gespräch erzählte ich ihm von meinem Plan den Camino Portugues zu pilgern und bat ihn mir wieder den Pilgersegen zu geben. Er sagte spontan zu und als Termin vereinbarten wir den 25.7.2019 bei ihm im Priesterseminar. Mir fiel ein, das der 25. Juli ja der der Gedenktag des Heiligen Jakobus ist, besser konnte man es einfach nicht planen. Pilgersegen am Jakobustag – mehr geht eigentlich nicht. Nichts ist Zufall. So begaben Heike und ich uns an diesem Tag auf den Weg nach Bamberg. Ursprünglich sollte Michael eine Messe in einer nahegelegenen Kirche feiern, diese wurde aber kurzfristig abgesagt und so kam es, das wir mit ihm, einer Klosterschwester und einen Priesterkanditaten aus Afrika in der Kapelle des Priesterseminars eine Messe mit Pilgersegen feierten. Einfach ein würdiger und genialer Beginn meines Pilgerweges. Zum Abschluss des Abends gingen wir in das gleiche Lokal wie nach dem Pilgersegen 2017. Zudem bekam Heike einige Tage vorher die Nachricht aus dem Kloster Helfta, das sie für den Ikonenmalkurs einen Nachrückeplatz bekommt. So konnte sie sich noch vor meinem Pilgerweg ihren Traum erfüllen, Nichts war also wieder Zufall.

Obrigado und Bom Caminho

2019 „Der Camino ruft und der Weg geht weiter“ Camino Portugues

Der Weg geht weiter und ist nicht an der Kathedrale von Santiago oder in Finisterre am Null-Kilometer-Stein zu Ende. Nach meiner Rückkehr 2017 in den Alltag hatte ich ganze zehn Wochen lang geglaubt, dass ich genug für den Rest meines Lebens gepilgert bin und war der Überzeugung, dass ich keinen Jakobsweg mehr laufen werde. Mittlerweile hatte mich der Virus wieder befallen und in mir reifte der Entschluss wieder einen Camino zu pilgern. Zunächst ging es darum, welchen Camino, denn es gibt ja sehr viele davon. Der erste Gedanke war die Via de la Plata von Sevilla nach Santiago. Hier hatte ich gelesen, das es immer schnur gerade aus durch eine einsame eintönige Landschaft gehen würde. Da ich die Meseta auf dem Camino Frances liebte erschien mir dieser ähnliche Weg als am besten geeignet, allerdings würde ich hierfür mindestens 4 Wochen dafür benötigen. Zwischenzeitlich schrieben mir einige Pilger, wie Hans aus Enchenreuth und Conny aus München, das sie den Camino Portugues von Porto nach Santiago gepilgert wären. Ihre Erzählungen machten mich neugierig und so lies mich der Gedanke an diesen Weg nicht mehr los. Inzwischen waren aber schon 2 Jahre seit dem letzten Camino ins Land gegangen und ich fand irgendwie keinen geeigneten Zeitpunkt für den ersten Schritt. Letztlich war es meine Frau Heike, die wohl merkte, das mich immer wieder diese Sehnsucht nach dem Camino umtrieb, und mich zu diesem ersten Schritt schubste. Wir hatten im August Betriebsurlaub und sie musste arbeiten, so das ich für diese Zeit beruhigt den Weg in Angriff nehmen konnte. Mitte Juni buchte ich endlich die Flüge, bestellte einen Pilgerpass und einen Pilgerführer, denn diesmal war ich alleine unterwegs ohne meinen Pilgerfreund Edgar. Dieser hatte ja in den vergangenen Jahren einen großteil der Anreise- und Etappenplanung übernommen. Diesmal war ich komplett auf mich alleine gestellt. So war ich voller Vorfreude und gespannt wie es sein würde alleine unterwegs zu sein, hatte ich doch die Erfahrung 2007 mit 5 Mitpilgern und von 2009 – 2017 mit meinem Freund Edgar auf den Caminos zu pilgern.

Jakobspilger unterstützen Hospizverein Kronach

Von 2009 bis 2017 waren Edgar Renk und Gerhard Beitzinger auf dem „Camino de Santiago“ zum Grab des Apostels Jakobus unterwegs. In Lichtbildervorträgen ließen die Jakobspilger Interessierte an ihren Erlebnissen teilhaben. Dabei kamen freiwillige Spenden in Höhe von 750 Euro zusammen, die sie nun an den Hospizverein Kronach überreichten.

Glühende Hitze, Kälte, Wind, teilweise kaum geschotterte Wege, in der gleichen Kleidung, jede Nacht in einem anderen Bett: Das Leben auf ein existenzielles Minimum beschränkt. Von 2009 bis 2018 unternahmen Edgar Renk aus Hesselbach und Gerhard Beitzinger aus der Grümpel eine solche „Reise durch Staub, Schlamm, Sonne und Regen“ – 3.200 Kilometer zu Fuß! Nachdem von verschiedenen Seiten der Wunsch geäußert worden war, Bilder von diesem Weg zu zeigen, hielten die beiden Jakobspilger Lichtbildervorträge an verschiedenen Orten im Landkreis Kronach und darüber hinaus. Mit den dabei erzielten freiwilligen Spenden in Höhe von 750 Euro bedachten sie nun die Verantwortlichen des Hospizvereins Kronach. Entgegen genommen wurde die Spende vom Hospizvereins-Vorsitzenden Dr. Peter Witton und Schatzmeister Frank Schuberth.

Über einen Zeitraum von neun Jahren waren die beiden Jakobspilger aus der Pfarrei St. Ägidius Lahm in 112 Etappen – beginnend in Tschirn an der dortigen Jakobskirche – durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela und weiter bis nach Finisterre ans „Ende der Welt“ gelaufen – Ein Weg, der tiefen Eindruck hinterließ, bei dem sich jeder Schritt und jede Begegnung ins Gedächtnis eingebrannt hat. Hautnah und sehr authentisch erzählten die beiden Jakobspilger aus der Pfarrei St. Ägidius Lahm auch bei der Spendenübergabe von ihren Eindrücken – beispielsweise von Herbergen, in denen sie übernachteten, und in denen man sich manchmal mit mehr als 50 Mitpilgern eine Dusche und ein WC teilen muss. Aber auch die Nächte in einem Schlafsaal mit 50 Pilgern gehören zur Rubrik „Pilgererfahrung“. Das Eindrucksvollste auf dem Weg für sie waren die Begegnungen und Erlebnissen mit anderen Pilgern aus aller Welt. Sehr freuten sie sich, mit den Spenden bei den Vorträgen das so wichtige Hilfsangebot des Hospizvereins unterstützen zu können. Ganz bewusst möchten sie das Geld einem regionalen Verwendungszweck zukommen lassen und den Verantwortlichen für die Begleitung von Menschen auf ihrem letzten Weg zur Verfügung stellen.

Dr. Witton und Schuberth sowie die weiteren anwesenden Vorstandsmitglieder zeigten sich sehr beeindruckt von den Ausführungen. Wie Schuberth betonte, sei der Verein auf Spenden angewiesen. Für die Entlohnung der beiden Hospizkoordinatorinnen müsse man zunächst einmal in Vorleistung gehen. Erst nach Ablauf des Jahres erfolge anhand eines Schlüssels – basierend auf der Anzahl der Hospizbegleiter und abgeschlossenen Begleitungen – die Abrechnung. Man brauche also immer einen finanziellen Puffer. Hinzu kommen laufende Aufwendungen wie Miete und Energiekosten oder auch zusätzlich für die neunmonatige umfassende Ausbildung ehrenamtlicher Hospizbegleiter.

Den Schwerpunkt der vielfältigen Aufgabenbereiche des Hospizvereins Kronach bildet die Begleitung Schwerstkranker, Sterbender und trauernder Angehöriger. Die Säule des Vereins stellen die ehrenamtlichen Hospizbegleiter dar. Diese üben keine pflegerischen Maßnahmen aus, sondern schenken Zeit, Unterstützung und Nähe. Einfühlend sind sie bereit, Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörige in der letzten Phase des Lebens zu begleiten. Die Hilfe kann jeder in Anspruch nehmen – unabhängig von Konfession, Status oder Herkunft. Auch danach finden die Trauernden beim Hospizverein Hilfe.  

Bild: Die Jakobspilger Edgar Renk (vierter von rechts) und Gerhard Beitzinger (dritter von rechts) überreichten eine Spende von 750 Euro an den Hospizverein Kronach.
Sie sind auch weiterhin gerne bereit, in Lichtbildervorträgen ihre Erlebnisse zu schildern.