Obwohl es ein großer Schlafsaal war schlief ich darin sehr gut. Wahrscheinlich hatte ich gestern das Glück das ich mir das Bett aussuchen konnte. Es war an der Außenmauer mit einem Fenster und auch das WC und die Dusche waren gleich in der Nähe. Die Wege waren kurz und auch Nachts war es nicht stickig. Um 7.00 Uhr war ich eigentlich startklar aber Raffael fing gerade erst an sich sein Frühstück auf dem Ofen zu zubereiten. Dies konnte noch eine Weile dauern, und so entschloss ich mich schon mal los zu gehen. Leider sollten wir uns nicht wieder sehen. Es war noch dunkel und auch recht kühl. Zunächst musste man durch die Altstadt von Valenca was relativ schwierig war. Es waren kaum gelbe Pfeile zu sehen und die Dunkelheit tat ihr übriges. 2 Slowakische Pilgerinnen waren auch schon unterwegs und fanden wie ich auch den Weg nicht. Aufgrund der Dunkelheit sahen wir den Ausgang aus der Stadtmauer nicht. Wir dachten da wäre eine Nische in der Mauer, dabei war es der Ausgang. Nur sahen wir ihn nicht wegen der Dunkelheit. Und so gingen wir einmal innerhalb der Stadtmauer ein Stück um die Stadt, was fast eine dreiviertel Stunde Umweg bedeutete. Die ersten Leute waren jetzt auch schon auf den Straßen zu sehen und so konnte man wenigstens nachfragen. Schließlich fand ich dann doch wieder zurück auf den Weg. Aber so ist das eben auf dem Camino. Manchmal verläuft man sich, aber man findet schließlich den Weg wieder. Der Camino verliert niemanden. Der Fluß Mino bildet die Grenze zwischen Portugal und Spanien. Nun hatte ich als mein geliebtes Portugal verlassen. Portugal hatte mich absolut positiv beeindruckt, vor allem die freundlichen und zufriedenen Menschen. Schade, aber vielleicht kehrt man ja mal wieder zurück. Jetzt in Spanien musste man die Uhr um 1 Stunde vorstellen. Der Weg durch Tui zog sich wie immer durch die Städte etwas lange hin. In den anschließenden Dörfern waren fast überall in diesen Tagen Fiestas im Gange. Jeden Tag wurde ein Heiliger in den Orten mit einem großen Fest begangen wie z.B. St. Roque oder St. Sebastian. Meist wurde schon am Morgen das Fest mit Böllerschüssen begonnen. Man hat dort, im Gegensatz zu uns hier in Deutschland, sich noch diese Tradition bewahrt. Unterwegs traf ich heute wieder das österreichische Ehepaar mit dem Mädchen und 2 junge deutsche, Jacqueline und Daniel. Die beiden überholte ich und sprach sie auf deutsch an, denn sie hatten Deuter Rucksäcke. Das war ein meist untrügliches Zeichen dafür, das man aus dem deutschsprachigen Raum kommt. Eine zeitlang unterhielten wir uns und dann trennten sich unsere Wege wieder. Über O Porrino und Mos erreichte ich nach 37 km mein heutiges Ziel Padron. Padron war ein kleiner Ort zwischen Mos und Redondela und hatte nichts mit dem berühmten Wallfahrtsort Padron am Jakobsweg zu tun. Da ab Tui sehr viele Pilger vom Küstenweg auf den Zentralweg treffen und auch viele Pilger wegen der Compostela die letzten 100 km beginnen, entschloss ich mich besonders ab hier antizyklisch zu den großen Orten zu übernachten, auch wenn ich dadurch manchmal, wie heute sehr lange Strecken gehen musste. Aber ich pilgere lieber lange Strecken, als mir den Stress der Bettensuche in den großen Orten anzutun. Besonders ab Tui waren viele Gruppen von Spaniern mit kleinen Rucksäcken unterwegs, immer auf der Jagd nach den Betten. Sie zogen manchmal in hohen Tempo an einem vorbei ohne zu grüßen. Ab hier hatte sich das Pilgern etwas verändert. Jeder fragte einem: Hast du für heute schon gebucht? Die meisten hatten richtig Panik, vor allem die deutschen. Und viele buchten um später wieder zu stornieren, wenn sie es sich dann doch anders überlegten. Da konnte es vorkommen, das manche die Betten blockierten und dann kurzfristig anriefen, sie kommen nicht. Ein absolut unmögliches Verhalten. Diese sogenannten Pilger sollten lieber ein Hotel buchen als in den Herbergen zu übernachten. Zur Herberge gehörte auch eine kleine Bar und ein schöner schattiger Biergarten. Betten hatte die Herberge bei meiner Ankunft um 15.30 Uhr noch genug. Aber nach und nach kamen noch einige Pilger an und so war der Schlafsaal am Abend fast voll. Zusätzlich hatte man noch 3 Doppelzimmer, die auch belegt waren. Nach den 37 km genehmigte ich mir erst mal 2 große Radler um den Durst zu löschen. Am Nachbartisch saß ein Pilger der deutsch aussah, ja man sieht es den meisten an, das sie aus Deutschland kommen. Ich sprach ihn an und es wurde eine schöne und kurzweilige Unterhaltung. Wolfgang, so hieß der Pilger kam aus der Nähe vom Starnberger See und war mit seinem Sohn unterwegs. Den Camino zusammen mit seinem Sohn hatte er von seinen Kindern zum 70. Geburtstag geschenkt bekommen. In der Bar wartete er auf seinen Sohn, der nach einer halben Stunde ankam. Die beiden wollten noch nach Redondela und übernachteten meist in Hotels. Es war wieder mal angenehm sich auf deutsch zu unterhalten. Englisch war für mich ztrotzdem recht anstrengend, aber je länger der Weg dauerte, desto besser wurde es. Heute bestellte ich mir mal ein Pilgermenü, denn ich hatte richtig Hunger. Mittlerweile saßen am Nebentisch 2 Dänen, Rene und Simone. Die beiden waren auch schon erfahrene Pilger und hatten den Camino Frances gepilgert. Sie sprachen etwas deutsch und so wurde es ein angenehmer und lustiger Abend. Die beiden gingen aber recht früh schlafen und ich setzte mich noch etwas an die Bar. An diesem Abend hatte ich richtig Durst. Im Innenraum der Bar kamen nach und nach die Einheimischen an und bestellten sich ihr Abendessen, dazu reichlich Wein in Schalen. Dabei schauten sie gemeinsam Fussball. Hier wird Dorfgemeinschaft noch gepflegt. Auch kam noch ein spanisches Paar das eines der Doppelzimmer hatte, an die Bar. Wir unterhielten uns kurz und waren uns sofort sympathisch. Die beiden waren Juan Carlos und Dani. Aber leider verloren wir uns aus den Augen. Schade, aber wir sollten uns wieder treffen – Nichts ist Zufall. Dazu später mehr. Gegen 22.30 Uhr ging ich dann müde und zufrieden nach einem herrlichen aber anstrengenden Pilgertag ins Bett.
Gracias und Buen Camino