Nach diesem herrlichen Gesang der Vornacht hatte ich sehr gut geschlafen. Frühstück gab es heute auch in der Herberge. Die Betreiberin der Herberge hatte dieses schon am Vorabend vorbereitet, der Rest war Self Service. Aber das reichte auch aus um sich für den Tag zu stärken. Ich verabschiedete mich von Katharina. Sie hatte sich für heute eine kürzere Strecke vorgenommen, denn sie hatte Schmerzen in den Beinen und wollte deshalb kürzer treten. Nach einem etwas längeren und steileren Anstieg, was ja eher selten auf diesem Camino Portugues ist, kam ich am berühmten Cruz de Frances dem Franzosenkreuz an. Dieses Kreuz ist die Miniausführung vom Cruz de Ferro vom Camino Frances. Hier legen die Pilger einen Stein aus der Heimat, als Symbol für die Last, die sie tragen, ab. Ich legte natürlich auch einen Stein von daheim am Fuß des Kreuzes ab. Beim Gespräch mit anderen Pilger über dieses Kreuz stellte sich aber oft heraus, das viele diese Tradition überhaupt nicht mehr kennen. Eigentlich schade, das viele solcher Traditionen in Vergessenheit geraten. Für mich sind solche Orte am Weg jedenfalls immer ein Highlight. Nach einem weiteren Anstieg ging es dann wieder Talwärts und unterwegs traf ich dann auf Paulho und seinen Sohn Tiago die zusammen den Weg gingen. Sie kamen aus Barcelos, was ja nicht all zu weit entfernt liegt. Sie hatten also keinen allzu weiten Weg nach Santiago. Es war auffallend das hier in Portugal viele Väter mit Söhnen, Mütter mit Töchtern und auch Vater, Mutter Kind unterwegs waren. Dies lag vor allem daran, das dieser Weg relativ flach ist und keine so steilen Anstiege wie der Camino Frances oder der Camino de Norde hat. Ideal auch für Pilger die zum ersten mal einen Camino gehen wollen und Bedenken haben es überhaupt zu schaffen. Bei großer Hitze setzte ich meinen Weg fort und kam schließlich an einem Schild vorbei, das genau die Mitte des Weges von Porto nach Santiago war. Am Wegesrand traf ich dann nochmal Juliane, die ich zuletzt bei der Herberge von Fernanda gesehen hatte. Sie hatte heute ihren letzten Tag auf dem Camino und wollte morgen von Tui zurück nach Köln reisen. Kurz vor Valenca hatten einige Jugendliche eine Erfrischungsstation mit Getränken und Obst für die Pilger vorbereitet. 4 Junge Amerikaner aus Texas saßen bereits da und ich entschloss mich hier eine kleine Rast einzulegen. Wir unterhielten uns eine Zeitlang und nach ca. 28 km erreichte ich schließlich den Stadtanfang von Valenca. Valenca ist die Grenzstadt zu Spanien, und da ich noch eine letzte Nacht in Portugal verbringen wollte machte ich mich auf der Suche nach der Herberge. Die öffentliche Herberge sollte gleich in der Nähe sein, aber ich fand irgendwie den Weg nicht. Im Busbahnhof, der gleich vor mir war, bat ich einen Mann um Hilfe. Es war ein Portugiese und er beschrieb mir den Weg zur Herberge. Sie war nicht ganz so leicht zu finden aber schließlich fand ich sie doch noch. Diese war relativ groß und es gab 60 Betten in 2 Räumen. Sie war zwar spartanisch ausgestattet, aber man hatte alles was man brauchte. Sogar der Supermarkt war gleich in der Nähe und so war es ein leichtes sich selbst zu versorgen. Nach dem üblichen Duschen und Wäschewaschen machte ich mich auf zum Supermarkt um Verpflegung einzukaufen. Auf dem Rückweg sah ich das in der Ferne ein Wald brannte. Man hatte ja in den vergangenen Tagen des öfteren schon davon gehört, wenn auch in der Nähe von Lissabon. Das war ja weit weg, aber jetzt hatte man das hautnah hier. Man konnte nur Hoffen, das sie das Feuer bald im Griff haben. Im Garten der Herberge konnte man herrlich sitzen und ich machte mir dort erstmal etwas zu Essen. Dabei lernte ich Thomas aus Frankreich kennen. Er war mit seiner Frau und den 2 Söhnen unterwegs. Mit einem jüngeren Mann aus Polen kam ich dann auch noch ins Gespräch. Es war Raffael aus der Nähe von Warschau und wir beschlossen den Abend zusammen zu verbringen. Er war ein junger Mann und mit ihm konnte man sich gut unterhalten. Wir verabredeten uns für morgen gegen 7.00 Uhr zusammen los zu laufen. Gegen 22.00 Uhr gingen wir schließlich in den Schlafsaal.
Obrigado und Bom Caminho