Nach einer überraschend ruhigen Nacht im Schlafssal mit 12 Pilgern, hatte ich sehr gut geschlafen und wachte ich gegen 6.00 Uhr auf. Ich war es ja seit 2 Jahren nicht mehr gewohnt mit meherern Leuten die Nacht in eienem Raum zu verbringen. Einige Pilger wuselten schon seit einiger Zeit herum. Es hatte sich also früh am morgen nichts am Verhalten der Pilger verändert. Die einen gingen früher los, die anderen später. Jeder tat wie er es für sich für richtig hielt. In der Herberge gab es kein Frühstück aber manche hatten etwas vorbereitet. Ich hingegen dachte mir, das ich unterwegs sicherlich auf ein Cafe treffen würde um dort etwas zu frühstücken. Mit einigen Pilgern unterhielt ich mich bereits vor dem losgehen. Die meisten gingen auf den zentralen Weg der direkt an der Herberge vorbeiführte. Ich hingegen wollte die ersten Tage entlang der Küste gehen und anschließend ins Landesinnere auf den zentralen Weg. So begann gegen 7.00 Uhr mein Camino. Das Wetter war einfach herrlich und so ging ich zunächst durch die Stadt Richtung Kathedrale. Es waren noch keine gelben Pfeile vorhanden und so orientierte ich mich einfach an der Straße wie es mir Angel gestern gesagt hatte, einfach geradeaus die Straße runter. Eine schwarze Katze lief von Rechts nach Links und ich deutete das als gutes Zeichen, heißt es doch „dann gelingst“. Etwas Aberglaube gehört manchmal auch dazu. Die letzten Spätheimkehrer vom Samstagabend waren in den Gassen noch unterwegs. Auf einem großen Platz sprach mich ein Italiener an, und fragte wo der Camino denn losgehe. Er war bereits mehrmals an der Kathedrale und fand die gelben Pfeile nicht. Ich musste zugeben, das ich eigentlich dachte dort an der Kathedrale wäre der Weg gut ausgeschildert mit gelben Pfeilen. Dem war anscheinend nicht so. Angel sagte mir gestern noch das man sich einfach nach dem Fluss und dem Meer orientieren solle. Es muss immer linke Hand der Fluss bzw. das Meer sein, dann wäre der Weg schon richtig. So suchte ich zusammen mit Massimilano, so hieß der Italiener, den Weg durch die Gassen hinunter zum Fluss. Massimiliano war ein junger Mann aus der Nähe von Udine und das erste mal auf einem Camino. Unten am Fluss angekommen trafen wir bereits die nächste Pilgerin, es war Mar, eine Spanierin aus Barcelona. Sie hatte schon einige Caminos gepilgert und eine erfahrene Pilgerin. Wir waren einander sofort sympatisch und pilgerten den Rest des Tages miteinander. Sprachlich hatte ich an den ersten Tagen so meine Probleme um wieder meinen spärlichen Englisch Wortschatz ins Gedächtnis zu bekommen. Aber so nach und nach gelang es mir auch wenn manche Vokabeln fehlten. Man hätte in der Schule damals doch lieber Englisch lernen sollen, als sich stattdessen auf dem Fußballplatz aufzuhalten. Entlang des Flusses ging der Weg zunächst über die endlose Uferpromenade von Porto hinaus in die Vororte. Nachdem wir ein passendes Cafe für uns entdeckten machten wir gemeinsam ein gemütliches Frühstück. Cafe con Letche und ein Gepäckstück dazu. Einfach herrlich, wie hatte ich das vermisst. Schließlich ging es Richtung Meer. Massimiliano hatte sich schon die ersten Blasen gelaufen. Wir waren doch erst 3 Stunden auf dem Camino. Er tat mir schon etwas leid, aber er nahm es leicht, zog einen Faden durch die Blase und ein Blasenpflaster drauf und es konnte weitergehen. Auf Holzbrücken ging es immer entlang des Meeres. Es war herrlich hier entlang zu gehen. Die Sonne und eine leichter Wind machten das gehen leicht. Anstiege gab es kaum. Gegen Mittag machten wir an einer Strandbar eine Pause und genehmigten uns ein „Super Bock“. Wir kamen auch mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Als Ziel hatten wir uns für heute Vila Cha vorgenommen, dort sollte es eine öffentliche Herberge geben. Mar hatte sich diese Herberge ausgesucht und Massimilano und ich schloßen uns einfach ihr an. Wir waren nach ca. 28 km bereits um 13.30 Uhr dort und diese war noch geschlossen. In einer nahegelegen Bar überbrückten wir die Zeit und tranken noch ein Super Bock um uns anschließend zur Herberge zu begeben. Sie war recht geräumig und gut ausgestattet. Der Hospitalero war ein älterer Mann der mal als Gastarbeiter in Deutschland war, allerdings sprach er kaum deutsch. Er hatte auch noch nebenan ein kleines Museum mit Schiffen. Nachdem er uns unsere Plätze zugewiesen hatte entschlossen wir uns Essen zu gehen. Natürlich musste es ein Fischrestaurant sein, wenn man schon hier am Meer war. Wir fanden ein kleines aber feines Restaurant und stärkten uns ausgiebig. Hier spürte man das Lebensgefühl der Portugiesen. Sie waren alle immer sehr freundlich und wirkten zufrieden mit dem was sie haben, obwohl ihr Lebensstandart bei weiten nicht dem unseren in Deutschland entspricht. Zurück in der Herberge begann der alltägliche wiederkehrende Ablauf auf dem Camino. Duschen, Wäsche waschen und die Betten beziehen. Nach und nach füllte sich die Herberge. Plötzlich standen 3 „Grazien“, aus Italien, alle schick gekleidet, vor meinem Bett und forderten mich lautstark gestikulierent, wie Italienerinnen oftmals so sind, auf, ich solle mein Bett räumen. Leider verstand ich nicht alles, was sie so von sich gaben. Mar konnte sie jedoch verstehen und mischte sich nun ein. Die Italienerin behauptete, das wäre ihr Bett, aber der Hospitalero hatte es mir doch zugewiesen. Mar wurde nun auch etwas lauter, nachdem die Italienerin weiter darauf beharrte das es ihr Bett sei, und verteidigte mein Bett. Bis sich schließlich nach langen hin und her herausstellte, das sie einfach nicht im Doppelstockbett oben schlafen wollte. Sie wollte das Bett unten, warum auch immer. Vielleicht hatte sie Höhenangst. Um hier keine Unruhe enstehen zu lassen tauschte ich einfach das Bett mit ihr, was für mich ja egal war, ob ich unten oder oeben schlafe. Solch ein lautstarkes und forderntes vorgehen unter Pilgern hatte ich auf all den Wegen vorher so noch nicht erlebt. Sie hätte ja einfach freundlich fragen können. Aber solchen sogenannten Pilgern muss man einfach aus dem Weg gehen. Diese tun einem auf dem Pilgerweg nicht gut. Mar war zwar nicht dieser Meinung das man ihnen nachgeben sollte und lies es den drei Grazien auch spüren. Die Südländer sind da eben anders und emotionaler in solchen Dingen. Sollte sich der Umgangston und das Verhalten der Pilger untereinander inzwischen auf dem Camino verändert haben? Ich hoffte das dies ein Einzelfall bleiben würde. Draußen im Garten der Herberge lernte ich noch Hannes kennen. Er kam aus Hamburg und wir beschlossen alle zusammen hinunter an den Strand zu gehen um dort den Sonnenuntergang anzusehen. Am Meer wurde es gegen Abend richtig kalt und so machten wir uns nach Sonnenuntergang gleich wieder auf zur Herberge um gegen 22.00 Uhr schlafen zu gehen. Das war er also, der erste Tag auf dem Camino Portugues.
Obrigado und Bom Caminho