Nach einer relativ stressigen Arbeitswoche, so ist es meist vor dem Betriebsurlaub – alles muss halt noch fertig werden, hatte ich trotzallem einen entspannten letzten Arbeitstag am Freitag. Irgendwie hatte es sich gefügt, das keine Hektik an diesem Tag aufkam. Mittags beendete ich den Arbeitstag, daheim hatte ich noch einige kleinere Sachen zu erledigen und so konnten wir uns an diesem herrlichen Sommertag von einander verabschieden. Heike brachte mich zum Bahnhof denn um 21.00 ging bereits mein Zug von Kronach nach Frankfurt an den Flughafen. Dies funktionierte alles mit der Bahn und so kam ich um 2.30 Uhr am Flughafen an und musste nun warten um meinen Rucksack und die Stöcke aufzugeben. Eingecheckt hatte ich ja bereits online bei Ryan Air. 2 Stunden vor Flug bildete sich schon eine lange Schlange vor dem Schalter. Als ich endlich dran war sollten meine Stöcke ein extra Gepäckstück sein, was ja wieder auch extra kosten sollte. Zum Glück sagte der Mann am Ryan Air Schalter freundlicherweise ich solle meine Stöcke an den Rucksack binden, dann wäre es ein Gepäckstück. Mit einer Stunde Verspätung landete schliesslich der Flieger in Porto. Dort musste ich relativ lange auf meinen Rucksack warten und hatte schon Bedenken, das er nicht kömmen würde. Eine Pilgerherberge für die ersten Nacht in Porto hatte ich schon von Zuhause aus gebucht und musste zu dieser mit der Metro fahren. Im Flughafen musste ich mir nur eine Fahrkarte besorgen, was sich aber als nicht ganz so leicht gestaltete. Da waren sie wieder meine sprachlichen Grenzen. Aber zum Glück waren in Porto an den Kartenautomaten Personen, die einen beim Ticketkauf unterstützten. So kaufte ich ein Tagesticket für das gesamte öffentliche Netz. Aber wo geht die richtige Bahn in die richtige Richtung? Am Bahnsteig stand ein Mann mit einem Rucksack, er sah aus als wenn er den Camino gehen würde und er sah auch etwas deutsch aus. Ich sprach ihn an und tatsächlich war es so. Es war Benedikt aus der Nähe von Kassel. Auch er wollte den Camino gehen und sich zunächst die Stadt ansehen. Gemeinsam fanden wir den richtigen Bahnsteig und unterhielten uns schon angeregt über den Weg. Leider mussten wir uns nach einigen Metrostationen trennen. Ich ging zur Herberge und stellte meinen Rucksack ab. Rein konnte ich noch nicht, denn die Herberge öffnete erst um 14.00 Uhr. Anschließend fuhr ich in die Stadt und schaute mir diese an. Porto hat ja viele Sehenswürdigkeiten unter anderen den Bahnhof mit seinen vielen für Porto typischen Mosaiken. Auch der Weg zur Kathedrale durfte nicht fehlen. Dort bekam ich schon den ersten Stempel und sah auch die Muschel für den Beginn des Weges. Ein südländisches Flair lag an diesem Samstag bei herrlichsten Sommerwetter über der Stadt mit den vielen kleinen Gassen. Dort gab es urige Lokale in denen es landestypische Fischspezialitäten gab, die vor den Lokalen auf dem Rost zubereitet wurden. Die Tage vorher hatte es geregnet und es war auch etwas kühler gewesen, so erzählte man mir. Aber jetzt war er wieder zurück, der Sommer. Am späten Nachmittag begab ich mich wieder zurück zur Herberge um mein Bett zu beziehen. Ich wurde dort herzlich begrüßt und nach mehr als 2 Jahren abwesenheid vom Camino fühlte man sich gleich wieder wie Zuhause angekommen. Einer der Betreuer in der Herberge war Angel zu deutsch „Engel“, einfach passend, mein erster Camino Engel. Er war sehr freundlich und ich unterhielt mich eine Zeitlang mit ihm. Er empfahl mir eine kleines Lokal, das zwar etwas abgelegen war, in dem es was landestypisches zu Essen gab. Dort bestellte ich Francesinhas, ein portugiesisches Sandwich, das ursprünglich aus Porto stammt. Es besteht aus Toastbrot, Kochschinken, Linguiça, Beefsteak oder gebratenem Rindfleisch und wird mit geschmolzenem Käse sowie einer heißen, typischerweise dickflüssigen Sauce aus Tomaten, Bier und Senf übergossen. Es war richtig sättigend und lecker, zwar etwas scharf, aber ein „Super Bock“ dazu, so hieß das einheimische Bier löschte die schärfe des Essens. Dannach begab ich mich wieder in die Stadt und schaute dem bunten Treiben zu, das es an allen Ecken zu sehen gab. Mit meinem Metro Ticket konnte ich ja einiges abdecken. Gegen 21.00 Uhr begab ich ich mich zur Herberge um nach einer kurzen Unterhaltung mit Angel zu Bett zu gehen. Ich war ziemlich Müde, hatte ich doch seit mehr als 40 Stunden nicht mehr geschlafen. Zuvor las ich noch im Gästebuch der Herberge den Beitrag eines deutschsprachigen Pilgers. In diesem beschrieb er den Camino mit seinen heutigen Auswüchsen schonungslos und schrieb als Fazit, der Camino ist nur noch Disneyland. Ein Stück weit hatte er sicher recht, wir hatten es ja in den letzten Jahre auch immer wieder erlebt, das nicht mehr viele Pilger im christlichen Sinne, sondern immer mehr Touristen, Nerds, Neugierige und Sportler auf diesem Weg unterwegs waren. Aber trotzdem liebe ich diesen Camino und war froh wieder zurück auf dem Weg zu sein. Gespannt war ich schon, ob sich in diesen 2 Jahren etwas verändert hat.
Obrigado und Bom Caminho