2. Etappe Vila Cha nach Petra Furada

Die Nacht war trotz einiger Schnarcher recht ruhig und ich konnte richtig gut schlafen. Gegen 4 Uhr früh wurde es plötzlich etwas unruhig im Schlafssal. Unsere Betten standen nahe zu den angrenzenden Duschen und als ich aufwachte, sah ich das Mar und noch einge Pilger Wasser vom Boden wischten. Irgendjemand hatte auf den Abfluss der Dusche einen Eimer gestellt und der Wasserhahn der Dusche war nicht ganz abgedreht, so das diese überlief und das Wasser bereits in den Schlafsaal lief. Sie hatten es aber bald im Griff und so gingen alle nochmal schlafen. Beim aufstehen gegen 6.30 Uhr konnte ich es mir nicht verkneifen in meinem Bett oben lautstark etwas Luft aus dem Darm auf meine „freundliche“ Italienerin im Bett darunter loszulassen. Einen Prodest hörte ich jedenfalls nicht von ihr. Ich weis nicht was sie gedacht hat, als sie dies hörte. Wir standen relativ spät auf, den es wurde auch relativ spät hell. Auch heute machte ich wieder kein Frühstück in der Herberge in der Hoffnung auf ein Cafe am Wegesrand. Gemeinsam gingen wir, Mar, Massimilano, Hannes und ich los. Wieder ging es ständig über Holzbrücken immer am Meer entlang bis wir schließlich nach ca. 8 km Vila de Conde erreichten. Hier trennt sich der Camino. Der eine geht weiter am Meer entlang der sogenannte Küstenweg und der andere Weg, der Klassische Zentralweg ins Landesinnere. Mar, Massimiliano und Hannes wollten am Meer entlang weiter bis Vigo gehen, wo sie später von dort wieder auf den zentralen Weg treffen würden. Ich hingegen hatte mir den zentralen Weg ab Vila de Conte vorgenommen. Die drei versuchten mich zu überreden weiter mit ihnen zu gehen, den wir verstanden uns nach nur einem Tag wirklich gut. So etwas gibt es nur auf dem Camino. Eine Zeitlang war ich selbst auch am zweifeln, entschied mich aber für mein ursprüngliches Vorhaben. So mussten sich hier in Vila de Conte unsere Wege trennen. Am Abzweig verabschiedeten wir uns mit innigen Umarmungen voneinander und zum Schluß noch ein gemeinsames Abschiedsfoto. Ich hatte aus der Heimat kleine Kärtchen mit Segenswünschen dabei, die ich besonderen Pilgern geben wollte. Die drei waren solch besondere Pilger und jeder durfte ein Kärtchen ziehen. Als ich mich bereits von Ihnen etwas entfernt hatte konnte ich noch sehen wie sie da standen und wahrscheinlich Hannes die Sprüche übersetzen musste. Aber so ist der Weg. Man trifft sich und man verliert sich wieder. Zunächst musste ich mich stark an der Beschreibung im Pilgerführer orientieren, da der Weg von der Küste auf den Zentralweg nur sehr spärlich mit Pfeilen gekennzeichnet war. Unterwegs machte ich in einem kleinen urigen Dorf eine Rast und machte Frühstück. An einer Kirche die am Weg lag machte ich kurz Rast. Sie war aber geschlossen und ich klingelte am Pfarrhaus in der Hoffnung es würde jemand öffnen und mir aufsperren. Leider öffnete zunächst niemand, aber schon nach kurzer Zeit kam dann der Pfarrer und machte auf. Er freute sich, das mal ein Pilger nach der Kirche fragte und gab mir auch einen Stempel für den Pilgerpass. Auf dem kompletten Weg von der Küste bis nach Rates wo der Zentralweg weitergeht war ich alleine unterwegs und traf keinen einzigen Pilger. Gegen Mittag war ich dann in Rates, wo der Zentralweg weitergeht. An der dortigen Kirche saß eine junge Frau auf den Treppenstufen und las in ihrem Pilgerführer. Ich sah das sie deutsche war und sprach sie an. Es war Katharina aus Leipzig und wir hatten gleich eine schöne Unterhaltung. Sie erzählte mir das sie aus Zwickau stammt, in Coburg studiert hat und jetzt in Leipzig als MTA in einem Labor arbeitet. Eine sehr sympathische junge Frau mit der ich gleich auf einer Wellenlänge lag. Für sie war es ihr erster Camino. Sie wollte eigentlich in Rates bleiben, aber die Herbergen öffnen ja meist erst um 14.00 Uhr. Mir war es aber noch zu früh um den Pilgertag zu beenden. Katharina entschied sich mit mir weiter zu gehen, Nach einem gemeinsamen Cafe con Letche setzten wir zusammen den Weg fort. Nach ca. 31 km kamen wir in Petra Furada an, dort sollte es eine kleine Herberge, das Cafe Antonio mit 8 Betten geben. Am Ortseingang sprach uns bereits eine Frau an. Sie hatte eine Herberge die nicht im Pilgerführer stand und wollte das wir dort bleiben. Wir schauten sie uns kurz an, entschieden aber zunächst zur Bar zu gehen. Leider hatten sie dort aber keine Betten für uns. Entweder noch 7 km weitergehen zur nächsten Herberge oder zurück zum Ortseingang. Wir entschieden uns für letzteres und gingen in die dortige Herberge Casa Maria. Sie war schön eingerichtet mit einem Schlafsaal für 10 Personen mit einem schönen neuen Bad. Wir waren bis zum jetzigen Zeitpunkt die einzigen Pilger. Später kamen noch 2 Italienerinnen, diesmal keine „Grazien“ dazu. Nach dem alltäglichen Programm Duschen und Wäsche waschen suchte ich mir erstmal einen Supermarkt um etwas für unterwegs und zwei Bier zu kaufen. Dieser lag aber am anderen Ende des Ortes und so legte ich einige Zusatzkilometer an diesem Tag zurück. Zum Abendessen gingen wir in ein Lokal im Ort gleich neben der Tankstelle und bestellten dort die portugisische Spezialität Francesinhas, die ich bereits in Porto gegessen hatte. Katharina kannte diese noch nicht. Dazu eine Flasche Weißwein, Rotwein mochte ich seit dem Camino 2017 eigentlich nicht mehr, wahrscheinlich war es damals doch etwas zuviel, und alles war gut. Nach einem netten Abend mit schönen Gesprächen über das Leben und den Camino machten wir uns wieder auf zur Herberge, wo wir gegen 22.00 Uhr schlafen gingen.

Obrigado und Bom Caminho