65. Etappe von Lauzerte nach Moissac

DSCF4417~1Nach einer Flasche Rotwein hat man meist einen gesegneten Schlaf und eine ruhige Nacht. Die Weine in Frankreich sind richtig gut und man bekommt keine Kopfschmerzen. Corinne hatte schon für alle ein für Frankreich umfangreiches Frühstück vorbereitet. Sie war an diesem Morgen richtig traurig, was man sich bei dieser lustigen und lebensbejahenden Frau eigentlich gar nicht vorstellen konnte. Der Grund dafür war, das ihr Freund Arnold sich heute für längere Zeit von ihr verabschiedet hatte. Arnold war ein Schweizer, der beim Flugzeughersteller Airbus in London arbeitete. Corinne verabschiedete uns trotz ihrer Traurigkeit so herzlich wie sie uns begrüßt hatte. Sie wird uns immer in Erinnerung bleiben mit ihrer Herberge die sie so liebevoll und mit Hingabe im Herzen des Ortes Lauzerte leidet. Heute war wieder ein wundervoller Sonnentag in Südfrankreich und wir hatten uns für heute 26 km vorgenommen. Der Weg sollte uns nach Moissac führen. Unterwegs trafen wir auch wieder Bernard und Denis und machten zusammen Mittagsrast am Wegesrand in der Nähe einer Kirche. Am späten Nachmittag kamen wir in Moissac an. Nach einem kurzen Abstecher in die Stadt und der Kirche mussten wir einen Berg hoch, wo ein ehemaliges Kloster unsere heutige Unterkunft sein sollte. Dort wurden wir herzlich empfangen und man bot uns sofort was zum trinken an, was bei der großen Hitze eine Wohltat war. Das Kloster gehörte ehemals den Karmeliten. Wir erzählten von unserer Verbundenheit mit dem Karmelorden durch die Skapulierbruderschaft in Lahm, was auf großes Interesse bei den Betreuern stieß. Das Gebäude war ein riesiger Komplex mit einem großen Innengarten und Kreuzgang. Im Innengarten war es schön schattig und man konnte in den bereitgestellten Liegestühlen richtig relaxen. Von hier hatte man einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Beim Bau der Klöster achtete man früher besonders darauf einen schönen und über der Stadt erhöhten Standort auszuwählen. Anschließend gingen wir aber erst mal in die Stadt um herauszufinden, wo das heutige Halbfinalspiel der Bayern gegen Barcelona übertragen wird. Für dieses Spiel hatte ich übrigens Tickets in der Allianzarena, aber der Weg nach Santiago hat natürlich Vorrang. Trotzdem wollten wir uns das Spiel anschauen und einen Bayernsieg feiern. Nach kurzer Zeit hatten wir eine Sportsbar gefunden in der das Spiel übertragen wird. Auf dem Rückweg trafen wir in einem Cafe noch Pascal und Annie, die uns sofort zu sich riefen und den anderen Pilgern die bei ihnen saßen unsere unglaubliche Geschichte mit der Begegnung im letzten und dieses Jahr erzählten. Diese Geschichte sorgte immer wieder bei de Pilgern für erstaunen. Nach unserer Rückkehr war im Kreuzgang des Klosters eine lange Tafel für das Abendessen aufgebaut. Bei den angenehmen Abendtemperaturen war es ein besonderes Erlebnis mit über 30 Pilgern das Abendessen zu genießen. Das Essen in Frankreich wird immer besonders zelebriert, und ist immer etwas besonders im Gegensatz zu uns in Deutschland. Und ganz nebenbei lernte man gleich wieder eine ganze Menge Pilger kennen. Besonders unterhielten wir uns an diesem Abend mit Jean Luc, einen Franzosen der immer wieder sich bemühte uns zu verstehen. Aber irgendwie klappte es sich zu verständigen. Jean Luc nannte sich auch Jean Luc „le Barbu“ – der Bärtige, er hatte einen imposanten weißen Bart. Ebenso gab er mir den Namen Gerard „le Barbu“ in Anspielung auf meinen Bart. So kam es das ich die nächsten Tage auf dem Weg so genannt wurde. Auch Bernard und Denis waren heute in dieser Herberge. Sie machten immer wieder Witze über den FC Bayern und das heutige Spiel. Aber auch viele andere Pilgergeschichten wurden ausgetauscht. Nach dem Abendessen gingen wir in die Sportsbar. Dort waren schon einige Fans versammelt, aber alle Fans des FC Barcelona. Diese waren nach dem ersten Tor der Bayern und unseren Jubel etwas geknickt, aber es sollte ja bekanntlich anders kommen und so gingen wir bereits zur Halbzeit zurück in die Herberge. Es war eine laue Sommernacht und man konnte noch einige Zeit draußen sitzen. Die meisten Pilger waren schon in den Betten, und so beschlossen wir auch zu Bett zu gehen.

Bonjour und Buen Camino

64. Etappe von Montcuq nach Lauzerte

DSCF4373~1Nach einer ruhigen Nacht standen wir relativ früh auf. Edgar ist meist der erste im Zimmer der aufsteht und nach der Morgentoilette das Packen anfängt. Meist wollen die Pilger noch etwas schlafen, aber durch das rascheln der Plastiktüten wird auch der letzte mit geweckt. Eigentlich hätten wir an diesem Tag lange schlafen können, hatten wir doch heute nur eine Strecke von 15 km zu bewältigen. An diesem Morgen war es aber ganz gut, das wir so früh dran waren. Es waren auch schon viele andere Pilger im Frühstücksraum. Wir machten ausgiebig und lang Frühstück und warteten auf Hans. Er kam relativ spät, und heute traf auf ihn der Spruch zu „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ oder anders gesagt, „Wer zu spät kommt, bekommt kein Frühstück“. Das Frühstück war vom Betreiber der Herberge am Abend vorbereitet worden, aber leider war die Menge des Brotes zu gering bemessen und reichte nur für die ersten Pilger. Und da es keine wundersame Brotvermehrung gab musste Hans ohne Frühstück mit losgehen. Wir gingen zusammen in die Ortschaft und wollten in der dortigen Kirche den heutigen Tag beginnen, aber leider war die Kirche nicht zu betreten. Sie war zwar offen, aber es stand ein Stuhl als Absperrung vor der Tür. Den Grund fanden wir aber nicht heraus. Noch ein gemeinsames Foto der fränkischen Pilger und dann gingen wir bei wunderschönen Pilgerwetter los. Nach kurzer Zeit trafen wir auf einige Pilger und kamen mit ihnen länger ins Gespräch. Wir hatten ja Zeit. Das war der Zeitpunkt für Hans, um sich von uns zu verabschieden. Er hatte heute eine größere Etappe vor sich, den seine Unterkünfte waren schon alle von zu Hause aus gebucht. Hans wollte bis Pfingsten nach St. Jean piet de Port am Fuße der Pyrinäen kommen. Dort will er seinen Weg im nächsten Jahr fortsetzen. Uns führte der Weg heute nur bis Lauzerte, den wir hatten hier die Herberge vor 2 Tagen reservieren lassen. Wir kamen bereits am frühen Nachmittag in Lauzerte an und gingen ins Zentrum des Ortes. Dort sahen wir uns zunächst die Kirche an und beteten unseren Impuls. Auf dem Platz vor der Kirche gab es mehrere Cafes und wir nahmen das Angebot gerne an. Es war einfach herrlich hier zu sitzen ein Bier und einen Milchkaffee zu trinken und die Leute zu beobachten. Nach und nach kamen immer wieder Pilger vorbei, die sich zu uns setzten und man konnte sich herrlich unterhalten. Patrik und Stanislav mit seiner Freundin, die wir gestern in Montcuq kennenlernen durften, kamen vorbei und setzten sich dazu. Auch das Tourist Büro befand sich im Zentrum vor der Kirche, und wir nutzten die Gelegenheit dort die Unterkünfte für die nächsten beiden Tage reservieren zu lassen. Leider muss man hier in Frankreich reservieren lassen, und kann nicht so spontan reagieren was die Länge der Etappen angeht. Unsere heutige Herberge hatte ab 15:30 Uhr geöffnet und lag in einer landestypischen Gasse des Ortes. Schon bei der Ankunft wurden wir von Corinne, der Betreiberin der Herberge herzlich empfangen. Sie war eine Frau, die eine Herzlichkeit und Fröhlichkeit ausstrahlte, wie man sie nur selten antrifft und so fühlte man sich dort richtig wohl. Zusammen mit ihrem Freund Arnold bereitete sie für alle Pilger ein wunderbares Abendessen vor, und wir saßen noch lange zusammen. An diesem Abend lernten wir Bernard und seinen Freund Denis aus Savoyen kennen. Beide sprachen kein Deutsch, nur ein wenig Englisch, aber es entwickelte sich eine Freundschaft für die nächsten Tage wenn man sich immer wieder auf der Strecke oder in den Herbergen traf. Gegen 22.00 gingen wir nach der obligatorischen Flasche Wein schließlich ins Bett.

Bonjour und Buen Camino

63. Etappe von Cahors nach Montcuq

DSCF4507~1Nach einer ruhigen Nacht begannen wir den Tag heute recht früh am Morgen. Das Frühstück hatte der Herbergsbetreuer schon am Vorabend bereitgestellt. Den Rest, wie Kaffee kochen, mussten wir selbst erledigen und so konnten wir die Frühstückszeit recht flexibel gestalten. Auch Amori frühstückte gleich mit uns und ging noch vor uns auf den Weg. An diesem Morgen war es relativ kalt geworden und auch der Nebel lag in der Senke, in der sich Cahors befindet. Der Weg führte uns zunächst in die Stadt, die an diesem Sonntagmorgen menschenleer war. Der Weg führte über die Brücke Pont Valentre aus der Stadt hinaus. Mit dieser Brücke und deren Bau verbindet sich eine Legende. Entnervt von dem langsamen Fortgang der Arbeiten schloss der Baumeister einen Pakt mit dem Teufel. Dieser sollte seine gesamten Fähigkeiten in den Dienst des Baus stellen. Befolgte er alle ihm gegebenen Befehle, würde der Baumeister ihm seine Seele verschreiben. Die Brücke wuchs schnell empor, und mit dem Ende der Arbeiten nahte die Zeit für die Bezahlung. Um seine Seele zu retten und nicht die Ewigkeit in den Feuern der Hölle verbringen zu müssen, forderte der Meister den Teufel auf, mit einem Sieb Wasser für die Arbeiter zu holen.Natürlich war der Teufel dazu nicht in der Lage und konnte so seinen Vertrag nicht erfüllen. Er beschloss, sich zu rächen und erschien nun jede Nacht, um den Schlussstein aus dem mittleren Turm, der auch Teufelsturm genannt wird, herauszubrechen, sodass die Maurer ihn am nächsten Tag immer wieder ersetzen mussten. Nach der Brücke ging es den Berg steil nach oben, von hier hatte man einen schönen Blick zurück auf Cahors, das unter einer Nebeldecke lag. Das Wetter wurde nun so richtig sommerlich warm an diesem Sonntag. In Le Mathieux machten wir am frühen Vormittag eine Rast um etwas zu essen. Auch Amori hatten wir zwischenzeitlich wieder eingeholt und er machte mit uns zusammen Rast. An einer Kapelle vor Lascabanes sangen wir heute den Engel des Herrn, der jeden Tag zu unserem Tagesablauf dazugehört, seit wir auf dem Weg sind. Gegen Mittag erhielten wir eine SMS von Zuhause, mit der Mitteilung, wer unser neuer Pfarrer werden würde. Sven Raube, der zur Zeit als Kaplan in Kronach ist wird Nachfolger unseres Pfarrers Michael Dotzauer. Auf dem Weg trafen wir noch einige französische Pilger mit denen wir etwas ins Gespräch kamen. Sie wollten wissen wo wir in Deutschland wohnen, und nachdem vermutlich in Frankreich niemand Grümpel, Hesselbach und Kronach kennt, sagten wir, wir wären aus der Nähe von Nürnberg. Sie erzählten uns, das sie auch einen Deutschen Namens Hans getroffen hätten. Dieser wäre ebenfalls aus Nürnberg. Vielleicht würden wir ihn ja treffen. Am späten Nachmittag erreichten wir nach 37 km Montcuq. Im Pilgerführer stand, das man aufpassen soll das Wort richtig auszusprechen, denn wenn man es falsch ausspricht würde es soviel wie „mein Arsch“ bedeuten. Also achteten wir auf die Aussprache, was wirklich schwer bei den französischen Worten ist. Aber mit etwas Mühe geht es schon. Unsere heutige Unterkunft war die Gite Le Souleillou, dort war ein Deutscher aus Köln der Betreiber der Herberge. Er war früher bei der Fremdenlegion und hatte nach seiner Pensionierung die Herberge von Freunden übernommen. Sie war richtig schön eingerichtet und gut organisiert. Zunächst hatten wir uns unser Bier verdient und setzten uns auf die Veranda in die Sonne. Einfach herrlich nach einem anstrengenden Tag so da zu sitzen. Plötzlich stand ein Pilger vor uns und sprach uns auf deutsch an. Ich sagte zu ihm nur, du musst Hans aus Nürnberg sein. Er war so überrascht, woher wir das nur wüssten. Natürlich erzählten wir ihm von der Begegnung und der Erzählung der Pilger. Er setzte sich zu uns und nach etwas Nachfragen stellte sich heraus, das er aus Enchenreuth stammte. Enchenreuth liegt in der Nähe des Wallfahrtsortes Marienweiher zu dem unsere Pfarrei alljährlich wallfahrtet. Zudem stellte sich noch heraus, das Hans der Wallfahrtsführer der Pfarrei Enchenreuth ist und diese ebenfalls alljährlich nach Mareinweiher führt. Da Treffen sich zwei Wallfahrtsführer aus dem Frankenwald, die beide Wallfahrten nach Marienweiher führen hier auf dem Jakobsweg in Frankreich. Wir verabredeten, das Hans nach Marienweiher kommt, wenn wir mit unserer Wallfahrt am Freitag nach Fronleichnam dort sind. An dieser Stelle sei berichtet, Hans war in Marienweiher und wir feierten dort ein herzliches Wiedersehen. Auch diese Begegnung war kein Zufall, sondern eine Fügung. Was für Erlebnisse bereits an den ersten Tagen unseres Weges. Es wurde noch ein recht unterhaltsamer Abend im Le Soulleilou mit Hans und wir gingen relativ spät zu Bett.

Bonjour und Buen Camino

62. Etappe von Varaire nach Cahors

DSCF4340~1In der Nacht hatte sich das Wetter gebessert und es war am heutigen Morgen sonnig und schon etwas wärmer, so wie wir es von Südfrankreich eigentlich erwartet hatten. Zunächst hieß es das Gepäck richtig zu packen. Es dauert immer etwas bis man den Rucksack wieder blind packen kann, bis man wieder weiß wo alles seinen richtigen Platz hat. Aber nach einiger Zeit hat man das alles wieder im Griff. Robert und seine Frau Mariette hatten das Frühstück schon vorbereitet. Auch daran muss man sich wieder gewöhnen. Französische Frühstücke sind ziemlich spartanisch. Viel Weißbrot, verschiedene Marmeladensorten, Joghurt und den Kaffee aus einer Schale. Aber es reicht für den Start in den Tag. Es muss nicht mehr sein. Wir verabschiedeten uns von allen und freuten uns auf den heutigen Weg und das schöne Wetter. Das Ziel unserer heutigen Etappe war das 33 km weit entfernte Cahors. Zwischenzeitlich waren wir dann bereits das dritte mal in Cahors. Im vergangenen Jahr bei der Abreise, dieses Jahr bei der Anreise und jetzt als Etappenziel. Die Wege waren in diesem Jahr nicht mehr ganz so bergig wie im vergangenen Jahr und deshalb angenehmer zu gehen. Auch braucht man für die flachen Etappen nicht so lange wie bei den Bergigen. Heute sollte der Weg eine der größten Überraschungen in den vergangenen Jahren für uns bereithalten. Nach der Begegnung mit Jean Luc am Bahnhof in Paris dachten wir es wäre nicht zu toppen, aber an diesem Tag sollte dies der Fall sein. Auf einer langen Gerade eines Feldweges sahen wir in ca. 100 Meter Entfernung zwei Pilger, und trauten unseren Augen nicht. Beide drehten sich um und wir rannten alle intuitiv aufeinander zu, umarmten uns und waren überwältigt von unseren Gefühlen. Welch eine Begegnung. Es waren Annie und Pascal, die beiden Franzosen, die wir bereits im vergangenen Jahr über Tage immer wieder getroffen haben. Wir hatten uns letztes Jahr in Figeac voneinander verabschiedet, und dachten wir sehen uns nicht mehr wieder. Und jetzt ein Jahr später treffen wir uns hier auf dem Weg wieder. Wir hatten weder die Adressen voneinander, noch wussten wir von den Planungen und den Wegen des anderen. Diese Begegnung war kein Zufall, sie war eine Fügung und gehört zu den ganz besonderen Momenten auf unserem Weg. Diese Begegnungen sind einfach nur Wahnsinn. Es sollte so sein, das wir uns wiedersehen. Für diese Momente und Begebenheiten geht man auch den Weg und sie werden immer in unseren Herzen bleiben. Auch wenn beide nur wenig Deutsch sprechen, wir kein Französisch und die Verständigung nur über etwas schlechtes Englisch und ein paar Worte Deutsch funktioniert unterhielten wir uns lange und ausführlich auf dem weiteren Weg nach Cahors. Dort kamen wir am späten Nachmittag hoch über der Stadt an. Mit einem steilen Abstieg ging es hinab in die Stadt. Unsere Herberge lag etwas außerhalb der Altstadt. Bei unserer Ankunft war diese noch geschlossen, aber es saßen schon 4 Mädels vor der Herberge und warteten ebenfalls. Sie waren aus England und hatten gerade ihre letzte Etappe auf ihrem diesjährigen Weg zurückgelegt. Sie wollten heute ihren letzten Tag in Cahors feiern. Nachdem wir in der Herberge unser Zimmer mit 3 anderen Pilgern bezogen hatten gingen wir in die Stadt um einzukaufen, den wir hatten beschlossen, nachdem es in der Herberge kein Abendessen gab, uns selbst zu verpflegen. Mit Amori, einen französischen Pilger, der ebenfalls mit in der Herberge war, saßen wir in der Küche zusammen und machten Abendbrot. Dazu eine Flasche „Cahors“ Wein und alles war gut. Amori war ein sympathischer junger Mann und sollte uns die nächsten beiden Tage noch des öfteren über den Weg laufen. Nach einem der schönsten Tage auf dem Weg, mit einer wunderbaren Begegnung gingen wir recht früh schlafen. Die Müdigkeit der langen Anreise kam jetzt erst.

Bonjour und Buen Camino

61. Etappe von Cajarc nach Varaire

DSCF4330~1Mit Regen hatten wir im letzten Jahr den Ort verlassen, mit Regen wurden wir dieses Jahr wieder begrüßt. Auf den Straßen waren kaum Menschen aufgrund des Feiertages zu sehen. Unser erster Weg führte uns zur Kirche, wo wir uns erst mal komplett umgezogen haben, um für den Tag im Regen gerüstet zu sein. Ein kurzer Impuls in der Kirche und dann machten wir uns mit fast 30 Stunden Anreise in den Beinen auf zu unserer ersten Etappe nach Varaire. Für den ersten Tag hatten wir uns dezente 25 km vorgenommen, aber bei Regen ist auch das eine Herausforderung. Man muss sich erst mal wieder an das Gewicht des Rucksackes und den veränderten Tagesablauf gewöhnen. Aber die Freude am Laufen und die Vorfreude auf viele Begegnungen mit Pilgern aus aller Welt, lassen immer wieder zum Beginn der ersten Etappe eine gewisse Euphorie, trotz des Regens aufkommen. Die ersten Pilger ließen nicht lange auf sich warten und so trafen wir schon bei der ersten Rast auf Pilger. Das am ersten Tag der Blick für die Beschilderung des Weges noch nicht so ausgeprägt ist, mussten wir schmerzlich gleich gegen Mittag feststellen. Wir hatten uns während des Laufens so richtig in eine Diskussion geredet und nicht links und rechts geschaut. So kam es, das wir uns gleich am ersten Tag verlaufen haben. Wenn man keine Beschilderung mehr sieht, sollte man umkehren. Wir allerdings ignorierten diesen Grundsatz, und dachten wir kommen schon wieder auf den richtigen Weg. Dabei verschätzen wir uns ganz gewaltig. Auch wenn man schon fast 2000 km gepilgert ist, ist man nicht dagegen gefeit sich zu verlaufen, und so machten wir an diesem Tag gleich 5 Km Umweg. Aber auch das gehört wie im Leben zum Weg, das man manchmal Umwege gehen muss um ans Ziel zu kommen. Gegen Nachmittag ließ der Regen etwas nach und man konnte die Regenkleidung langsam wieder wegpacken. Am späten Nachmittag kamen wir in Varaire an. Die dortige Herberge hatten wir, nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres, bereits von Zuhause aus gebucht. Der Betreiber der Herberge war ein Holländer, der sich dort niedergelassen hatte. Nach einer herzlichen Begrüßung tranken wir zunächst unser obligatorisches Bier bei der Ankunft und danach hieß es die Kleidung zu trocknen. Die Pilgerherberge war komplett voll mit Pilgern, aber auch mit Wanderern die den GR 65 machten. Es hatte sich also als richtig erwiesen die Herberge schon zu Hause zu buchen. Aber so richtig Pilgerfeeling kam dann beim Abendessen wieder auf. Es ist immer wieder schön, Abends mit allen zusammen zu sitzen und sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Robert, so hieß der Betreiber der Herberge, hatte zusammen mit seiner Frau ein wunderbares Abendessen für alle vorbereitet. Dazu die obligatorische Flasche Wein und alles war gut. Eine schöne Unterhaltung hatten wir an diesem Abend mit einer Wandergruppe aus Norddeutschland. Diese gingen nicht den Jakobsweg, sondern den GR 65 in umgekehrter Richtung. So wurde es an diesem Abend trotzdem etwas länger. Gegen 23:00 Uhr gingen wir dann nach fast 42 Stunden auf den Beinen ziemlich müde ins Bett.

Bonjour und Buen Camino

Pilgersegen und Anreise Cajarc

DSCF4299Im vergangenen Jahr durften wir den Pilgersegen für den Weg in der Kathedrale in Le Puy empfangen. Auch in diesem Jahr wollten wir nicht ohne Pilgersegen losgehen und baten unseren Heimatpfarrer Michael Dotzauer, der unsere Pfarrei nach 10 Jahren leider verlassen wird, uns den Pilgersegen zu erteilen. Er freute sich über unsere Anfrage und spendete uns am Ende des Gottesdienstes 2 Tage vor Beginn des Weges den Pilgersegen. Pfarrer Michael Dotzauer war seit unserem ersten Camino im Jahr 2007, auch hier gab er uns den Pilgersegen, zu einem guten Begleiter der Pilgerreise nach Santiago geworden. So Gott will, wollen wir ihn im nächsten Jahr auf der Rückreise im Säkularinstitut Notre dam de Vie in Venasque (Südfrankreich) besuchen. In diesem Jahr sollte uns die Anreise im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen machen, denn am Sonntagabend wurde ein einwöchiger Bahnstreik angekündigt, der uns voll treffen sollte. Nach Auskunft der Bahn war eine Anreise mit dem Zug ab Kronach über Nürnberg nach Stuttgart nicht gewährleistet. So hieß es 3 Tage vor Abreise noch umzudisponieren. Aber das sind wir ja schon gewohnt. Es hieß die internationalen Züge würden fahren, wir mussten nur nach Stuttgart kommen. Um einen sicheren Parkplatz für 2 Wochen zu bekommen riefen wir unseren ehemaligen Pfarrer Pater Johannes an, der in der Seeelsorgeeinheit Sindelfingen tätig ist. Dieser besorgte uns einen Parkplatz in der Pfarrei St. Marien am Goldberg die in der Nähe einer S – Bahn Station lag. Leider konnten wir ihn auf dem Hinweg nicht besuchen, zumal er einen Tag später Geburtstag hat und weitere 2 Tage später sein 40 jähriges Priesterjubiläum feierte. Nach langen Staus auf der Autobahn parkten wir das Auto, meldeten uns bei der Pfarrsekretärin und gingen in die Kirche am Goldberg wo wir unser erstes „Reinste Jungfrau“ auf dem Weg sangen. Zum Glück waren wir recht früh gestartet, denn außer dem Stau war auch der Streik der S-Bahn noch ein Hindernis, und so kamen wir rechtzeitig am Hauptbahnhof in Stuttgart an. Während des Wartens auf den Zug machten wir einen Abstecher in den Stadtpark bei herrlichsten Wetter und genehmigten uns dort ein Bier. Pünktlich ging es dann mit dem TGV von Stuttgart nach Paris. Dort mussten wir wieder mit der Metro die Bahnhöfe wechseln, was reibungslos funktionierte. In einem Schließfach deponierten wir unser Gepäck. Wir sollten ja 5 Stunden Aufenthalt in Paris haben, den wir zu einem Abstecher zum Eifelturm nutzten. Bei herrlichen Wetter bummelten wir an der Seine entlang, setzten uns in ein Cafe und beobachteten die vielen Touristen in der Stadt der Liebe. So verbanden wir die Anreise zum Jakobsweg mit einer Sightseeingtour in Paris. Nun hieß es warten auf den Nachtzug nach Cahors. Wir setzten uns in einen Warteraum und machten erst mal Brotzeit. Schon hier sollte sich eine ungewöhnliche Begegnung ergeben. Ein Mann mit Rucksack, an dem eine Muschel hing kam in den Wartesaal und saß uns gegenüber. Er schaute immer intensiver zu uns, kam auf einmal auf uns zu und sprach uns auf Englisch an. Er sagte, das wir zusammen im letzten Jahr in Figeac das Championsleagefinale in einer Bar zusammen mit einem weiteren Deutschen geschaut haben. Auf einmal war die Erinnerung wieder da, es war Jean-Luc ein Franzose der in der Nähe der belgischen Grenze wohnte. Mit ihm und Marius hatten wir tatsächlich diese Spiel in der Bar gesehen und uns unterhalten. Nie im Leben hätten wir geglaubt uns je wiederzusehen, zumal wir uns ja nur diesen einen Abend auf dem Weg begegneten. Aber nichts ist Zufall – alles Fügung. So saßen wir im Wartesaal und unterhielten uns über den Weg, dabei stellte sich heraus, das er ebenfalls mit dem gleichen Nachtzug fährt, jedoch nur bis Figeac, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hatte. Leider mussten wir uns beim Einsteigen in den Zug verabschieden. Früh um 5:00 Uhr kamen wir in Cahors an, wo ein heftiges Gewitter tobte. Unser Bus sollte um 6:00 Uhr gehen, leider warteten wir vergeblich, und wunderten uns, das auf dem Bahnhof nichts los war. Es war Feiertag (8.Mai – Tag der Befreiung) in Frankreich, was wir nicht wussten. Deshalb ging der Bus auch erst um 8:15 Uhr, und so kam es das wir in Cajarc gegen 10:00 Uhr ankamen. Es regnete heftig wie bei unserer Abreise im vergangenen Jahr. Aber so ist der Weg.

Bonjour und Buen Camino

Vorfreude auf den Weg 2015

DSCN1231Eines Tages wirst du aufwachen und keine Zeit mehr haben für die Dinge, die du immer tun wolltest. Tu sie jetzt. (Paulo Coehlo)

Die Zeit vergeht wie im Fluge und bald ist es wieder Zeit sich auf den Weg zu machen. Je näher der Zeitpunkt rückt desto mehr befassen wir uns schon wieder mit dem Weg. So unterhalten wir uns schon jedes mal nach dem Kirchgang über den Weg voller Vorfreude. Da geht es uns wie den Zugvögeln. Wenn der Winter vorbei ist, geht es zurück. Die Zugvögel zieht es zurück in den Norden, uns zurück in den Süden auf unseren Weg. Nun sind wir bereits das 7. Jahr unterwegs und je weiter es nach Süden geht, desto länger ist natürlich auch die Anreise, und diese will, aus Kostengründen rechtzeitig geplant sein. Dies haben wir bereits ausführlich im Winter getan und die Zugfahrten gebucht. In diesem Jahr haben wir geplant am 7.Mai früh am Morgen mit dem Zug zunächst nach Paris zu reisen. Dort haben wir einen längeren Aufenthalt und wollen die Zeit nutzen um uns Paris im schnelldurchgang anzuschauen. Für den Besuch des Moulin Rouge wird’s zwar nicht reichen, aber wir hoffen wenigstens den Eifelturm zu Gesicht zu bekommen, sofern die Bahn uns nicht mit Verspätungen überrascht. Von Paris aus geht’s dann mit dem Nachtzug nach Cahors und von dort am frühen morgen mit dem Bus zurück nach Cajarc, dem Zielort des vergangenen Jahres. In Cajarc starten wir dann den Weg. Wir hoffen den ersten Tag einigermaßen zu überstehen, denn wir werden dann schon mehr als 34 Stunden unterwegs gewesen sein. Die erste Etappe soll, so Gott will und uns unsere Füße tragen 25 km sein. In diesem Jahr haben wir uns die Strecke von Cajarc bis nach Air sur l´Adour vorgenommen und hoffen das wir dort nach 11 Tagen gesund ankommen. Die Rückreise haben wir ebenfalls aus Kostengründen schon gebucht. Von Air sur l´Adour aus machen wir einen Abstecher nach Lourdes. Da dies mit dem Zug in 2,5 Stunden zu erreichen ist, haben wir uns im Wallfahrtsort einen Tag eingeplant, bevor es mit dem Zug über Paris zurück in die Heimat gehen soll. Aber alle Planung nutzt nichts wenn uns nicht Gott der Herr dabei begleitet. Und so hoffen wir, das sich alles fügen möge und wir Gesund die diesjährige Etappe auf unserem Weg nach Santiago und weiter bis ans Ende der Welt weitergehen können. Langsam wird es auch wieder Zeit die französisch Kenntnisse aufzufrischen und etwas für die Kraft und Kondition zu tun. Am meisten aber freut man sich schon wieder auf die vielen Begegnungen und Gespräche mit den Pilgern aus aller Welt und auch auf die obligatorische Flasche Rotwein am Abend. Oft erinnert man sich an die Begegnungen der letzten Jahre zurück. Auch hat man mit einigen Pilgern noch Mail Kontakt. Das die Welt der Pilger recht klein ist erlebte ich kurz vor Weihnachten im Haus Gries, ein Exerzitienhaus in unserer Gemeinde. Ich hatte dort geschäftlich zu tun und kam mit einer Frau aus der Hausgemeinschaft über den Jakobsweg ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, das Moni aus München, eine Pilgerin die wir im letzten Jahr mit ihrer Freundin Randi in Frankreich getroffen hatten, im Herbst einige Tage im Haus Gries verbrachte. Dabei erzählte sie von der Begegnung und den Gesprächen mit uns in der Herberge in Les Gentianes und das wir ganz aus der Nähe vom Haus Gries wären. Schade das wir uns nicht getroffen haben.

Wo Glaube ist, ist auch Hoffnung, und wo Hoffnung ist, geschehen auch Wunder!

Buen Camino

Rückreise Cahors – Grümpel/Hesselbach

DSCF2959_bearbeitet-1Nachdem wir am frühen Nachmittag in Cahors mit dem Bus angekommen waren hatten wir unendlich viel Zeit bis unser Zug gehen sollte. Planmäßig sollte dieser kurz vor Mitternacht in Cahors abfahren. Zunächst versuchten wir aber am Bahnhofsschalter unsere Fahrt umzubuchen, was aber leider aufgrund des Billigtickets uns versagt wurde. So mussten wir in den sauren Apfel beißen und fast 10 Stunden warten. Unser erster Weg führte uns in die Tourist Info der Stadt, dort konnten wir dankenswerterweise unsere Rucksäcke deponieren und mussten diese nicht den ganzen Tag durch die Stadt tragen. Also machten wir uns auf einen Stadtrundgang zu machen. Die dortige Kathedrale war wirklich sehenswert und diese besichtigten wir ausgiebig. Nach einem kleinen Stadtbummel suchten wir uns eine Gastwirtschaft um etwas zu essen. Hier ließen wir den Weg nochmal Revue passieren. Unsere Rucksäcke holten wir uns anschließend, wollte doch die Tourist Info auch schließen. Am Abend war der Bahnhof schon relativ leergefegt und so beschlossen wir uns in einem benachbarten Hotel in die Lobby zu setzen und dort zu warten. Hier war es wirklich bequemer als am Bahnhof und man erlaubte uns dort zu sein. Unser Zug kam dann pünktlich und wir konnten endlich unsere Reise zur Zwischenstation nach Paris fortsetzen. Wir hatten zwar Schlafsitze im TGV, aber so richtig schlafen konnten wir nicht. In Paris kamen wir morgens um 6:00 Uhr an und hatten ca. 1,5 Stunden Aufenthalt. Zunächst mussten wir aber mit der Metro die Bahnhöfe wechseln, was reibungslos funktionierte. Die restliche Zeit nutzten wir um noch ein Souvenir aus Paris mitzubringen, Geschäfte gab es ja genug hier am Bahnhof. Pünktlich ging es mit den Zügen weiter bis nach Hause, so dass wir Kronach am frühen Abend erreichten. In Kronach holte uns Heike dann ab, so waren wir nach über 20 Stunden Wartezeit und Fahrzeit wieder glücklich zu Hause. Leider waren nun die Tage auf dem Camino zu Ende und es kommt schon Wehmut auf wenn man an die Begegnungen und Erlebnisse zurückdenkt. Aber nach dem Weg ist vor dem Weg und so ist schon wieder die Vorfreude auf die nächsten Etappen da. Wir haben nun über 1700 km hinter uns gebracht und es liegen noch mehr als 1200 km vor uns. So Gott will, wir gesund bleiben, wollen wir die nächsten Etappen im Jahr 2015 angehen.

Bonjour und Buen Camino

60. Etappe von Grealou nach Cajarc

DSCF3104_bearbeitet-1Heute war der letzte Tag unseres diesjährigen Jakobsweges gekommen. Wir standen relativ früh auf. Sany und Anja hatten bereits das Frühstück vorbereitet, Angela und David waren auch bereits gekommen und frühstückten mit uns. So konnten wir uns noch etwas unterhalten. Nach dem Frühstück holten wir uns den Schlüssel zur Kirche, um dort an unserem letzten Tag nochmal unser Lied, den Engel des Herrn zu singen. Es war ein schöner Abschluss zu Beginn unserer letzten Etappe. Noch ein letztes Foto, das Sany von uns vor der Herberge machte und dann verabschiedeten wir uns alle voneinander. Esther war auch noch gekommen um uns zu verabschieden. Eine wirklich schöne Herberge. Am Beginn des Morgens war das Wetter noch einigermaßen trocken, aber es sah zunehmend nach Regen aus. Bisher hatten wir ja richtig Glück mit dem Wetter in diesem Jahr auf unseren vorherigen Etappen. Heute hatten wir ja nur eine kurze Strecke von 10 km zu gehen. Wir konnten nur bis Cajarc gehen, denn von dort ging Mittags ein Bus nach Cahors. Bereits nach einer halben Stunde begann es zu regnen, es schüttete wie aus Kübeln und wir mussten nochmal die komplette Regenkleidung anziehen. Auch Angela und David trafen wir unterwegs nochmal. David war nur mit Sandalen bei diesem Wetter unterwegs, ein wirklich harter Bursche dieser Australier. Gegen 10:30 Uhr kamen wir in Cajarc an und gingen in die dortige Kirche. Dort konnte man sich der Regenkleidung entledigen und ein trockenes Hemd anziehen. Trotz der Regenkleidung ist man zusätzlich durch das schwitzen noch von innen Nass. Wir hatten noch fast 2 Stunden Zeit bis unser Bus starten sollte, und so beschlossen wir in eine Bar zu gehen. Die Bar war voll von Pilgern, die alle Schutz vor dem Regen suchten und sich aufwärmen wollten. Auch Angela und David trafen wir nochmal dort und verabschiedeten uns nun endgültig von ihnen. Nach einem Kaffee und einer Cola gingen wir zur Bushaltestelle und warteten auf unseren Bus. Dieser war pünktlich und nach einer Stunde Fahrt kamen wir in Cahors an. So ging unsere letzte Etappe in diesem Jahr zu Ende.

Bonjour und Buen Camino

59. Etappe von Figeac nach Grealou

DSCF3163_bearbeitet-1Nachdem wir gestern relativ spät ins Bett kamen standen wir heute nicht ganz so früh auf. In der Herberge frühstückten wir gemütlich und tranken unseren Kaffee. Die Herberge hatte eine hervorragend ausgestattete Küche. Unser Herbergsvater war an diesem Sonntagmorgen nicht mehr zu sehen und so verließen wir die Herberge. Der Weg führte einige Zeit durch die Stadt um anschließend wieder einen Berg hochzugehen. Von dort hatte man eine schöne Aussicht auf Figeac. Das Wetter war an diesem Sonntag sommerlich warm trotz bewölkten Himmel. Am frühen Vormittag erreichten wir die Ortschaft Faycelles. In der dortigen Kirche wurde gerade ein Gottesdienst gefeiert und wir nahmen die Gelegenheit war die Messe mitzufeiern. Es war ein relativ großes, schlicht ausgestattetes Gotteshaus und fast leer beim Gottesdienst. Vorne ein alter Pfarrer der kaum noch gehen konnte und ungefähr 10 Einheimische Gläubige, die alle schon im gesetzteren Alter waren. Dazu noch 7 Jakobspilger. Ein echt trauriges Bild, keine Ministranten, kein Organist. Da merkte man erst das wir trotz rückläufigen Gottesdienstbesuch bei uns auf hohen Niveau jammern. Die Einheimischen freuten sich, das wir Jakobspilger am Gottesdienst teilnahmen und verabschiedeten uns am Schluss. Heute traf man unterwegs wieder einige Pilger, aber von unseren Pilgerfreunden war keiner mehr zu sehen, entweder waren sie schon am Ende ihrer Pilgerreise angekommen und hatten sich von uns verabschiedet oder sie waren schon vor uns. Unterwegs machten wir gegen Mittag noch eine längere Rast am Wegesrand, dies konnten wir uns heute locker erlauben, hatten wir doch nur 21 km zu gehen bis zu unserem heutigen Ziel Grealou. Den Ort erreichten wir bereits am frühen Nachmittag und man begrüßte uns aufs herzlichste. Die Herberge in Grealou war wirklich orginell ausgestattet. Sie wurde von der Schweizer Künstlerin Esther betrieben die auch einige ihrer Kunstwerke dort ausgestellt hatte. In der Herberge waren als Helferinnen noch Sany aus Düsseldorf und Anja aus Österreich. Die beiden waren auch Jakobspilgerinnen und machten in der Herberge eine Auszeit auf dem Weg. Sie unterbrachen beide ihren Weg für eine Zeit um in der Herberge mitzuhelfen und Esther zu unterstützen. Der Schlafsaal befand sich unter dem Dach und recht geräumig. Die Dusche befand sich in einem Nebengebäude. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten gingen wir zum gemütlichen Teil des Tages über. Das wir heute hier gelandet waren war sicher eine Fügung, den diesen herrlichen Nachmittag und Abend dort werden wir so schnell nicht vergessen. Es war einfach herrlich draußen vor der Herberge, im Prinzip mitten auf der Straße zu sitzen, etwas zu trinken und sich zu unterhalten. Esther spielte auf ihrem Schifferklavier Lieder und wir ließen es uns gutgehen. Unterhalb der Herberge war eine kleine Dorfkirche, den Schlüssel dazu hatte Esther. Hier nahmen wir die Gelegenheit war als wir alleine in der Kirche waren unser Lied, den Engel des Herrn zu singen. In dieser kleinen Kirche klang er einfach wunderbar. Den Rest des Nachmittags saßen wir einfach in der Sonne und ließen es uns gutgehen. Nach und nach füllte sich die Herberge. Anja und Sany bereiteten das Abendessen vor und wir aßen alle unten in der Küche. Es war einfach herrlich, man war wie eine große Familie obwohl man sich erst ein paar Stunden kannte. Besonders gut unterhielten wir uns an diesem Abend mit Angela und David die beide aus Australien waren und auch hier in Frankreich den Jakobsweg gehen. Wahnsinn welche Anreisestrecken die Menschen auf sich nehmen um diesen Weg zu gehen. So wurde es ein langer Abend bei dem natürlich der obligatorische Rotwein nicht fehlen durfte. Manchmal ist es ganz gut wenn die ursprünglichen Pläne nicht aufgehen und man um planen muss, den ursprünglich wollten wir es ja bis Cahors schaffen. So hätten wir diese Erlebnisse nicht gehabt. Müde und zufrieden gingen wir ins Bett.

Bonjour und Buen Camino