Nach einer ruhigen Nacht im Gite, wir waren die einzigen Pilger, gingen wir erstmal zum Frühstück um uns zu stärken. Noch ein gemeinsames Bild, eine herzliche Umarmung von unserer Herbergsmutter und schon gingen wir bei wunderbaren sonnigen Wetter los. An diesem Tag hatten wir uns 34 km vorgenommen, ganz schön viel mal wieder für den Anfang. Wir wollten an diesem Tag bis nach Montagnin/Cremot. Dort hatten wir am Abend schon unsere Herbergsmutter anrufen lassen, das wir heute kommen würden. Da unser französisch immer noch sehr spärlich ist, war dies der beste Weg um eine Unterkunft zu bekommen. Zunächst führte uns der Weg wieder bergwärts mit einem herrlichen Blick aufs Rhonetal. Später ging die Route immer entlang der Rhoneauen, einfach herrlich bei Sonnenschein zu gehen, nach dem verregneten Frühjahr in Deutschland. Gegen Mittag gönnten wir uns mal einen Kaffee und ruhten erst mal aus. Die Knochen wollen ja erst wieder eingelaufen sein. Später machten wir noch am Ufer der Rhone ein richtiges Mittagessen mit Käse und Wurst, das wir noch von zuhause dabei hatten. An diesem Tag trafen wir keinen einzigen Pilger auf dem Weg. Waren wir es schon in den vergangenen Jahren im Mai gewohnt wenige Pilger zu treffen, so dachten wir diesmal, das einige mehr auf diesem Abschnitt unterwegs wären. Über Pont de Fier, Maty und Chanaz kamen wir schließlich gegen 16:00 Uhr im Weiler Cremot an. Dort gab es das Gite Moulin, eine alte Mühle, die liebevoll von einem Künstler und seiner Frau zur Herberge umgebaut wurde. Zunächst wusste man nichts von unserer Anmeldung, hatte es doch der Mann versäumt, seiner Frau am Vorabend Bescheid zu geben, das wir kommen. Aber es waren ja noch 2 Plätze für uns frei. Ich wurde mit 2 netten Frauen, Ulla aus dem Münsterland und Elke vom Bodensee, in ein Zimmer einquartiert. Edgar suchte sich seine Unterkunft auf dem Dachboden zusammen mit Paul, einem Pilger aus Weingarten. Herrlich war es an diesem sonnigen Tag anschließend im Garten der Mühle mit den anderen Pilgern zusammen zu sitzen und miteinander zu reden. Dann kam noch Luise, eine Pilgerin aus Murnau dazu. Sie ist mit dem Rollstuhl von zu Hause bis nach Santiago unterwegs. Solch einen Mut wünscht man sich eigentlich von sich selbst manchmal. Auch das anschließende Abendessen mit einem guten Tropfen und schönen Gesprächen war ein Höhepunkt auf unserem Abschnitt dieses Weges. Der Abend, die netten Pilger und die Herzlichkeit werden uns immer in Erinnerung bleiben. Gegen 22:30 Uhr gingen wir schlafen und hatten damit unsere erste große Etappe hinter uns gebracht. Dieser Bericht soll mit dem Spruch enden, den Luise auf ihrer Karte stehen hat:
„Die große Herausforderung des Lebens liegt darin, die Grenzen in dir selbst zu überwinden und so weit zu gehen, wie du dir niemals hättest träumen lassen“
Bonjour und Buen Camino