Nach einer ruhigen Nacht bekamen wir das berühmte Frühstück von Madame Marie Rose. Es gab alles was man sich denken konnte und hatte die Klasse eines Frühstücksbuffets in einem 5 Sterne Hotel. Wir durften uns sogar noch Lunchpakete als Verpfelegung für den restlichen Tag einpacken. Nach einer herzlichen Verabschiedung von unserer Herbergsmutter machten wir uns auf den Weg. Das Wetter war wieder besser geworden. Es regnete nicht mehr, dafür waren die Temperaturen empfindlich gesunken und es war richtig kalt geworden. Unser Weg führte uns heute über Romont, eine etwas größere Stadt, nach Moudon und über Bressonaz nach Vucherens unseren heutigen Etappenziel. Mit knapp 33 km eine überschaubare Strecke, auf der es relativ ereignislos war. Aber das beste sollte sich noch später an diesem besonderen Tag ereignen. Gegen 16:00 Uhr kamen wir in Vucherens an, dort sollte es 2 Herbergen für Pilger geben, die wir auch relativ schnell fanden. Leider war bei der ersten keiner da, also hin zur zweiten Herberge, die in unmittelbarer Nähe war. Leider war da auch keiner da aber eine Telefonnummer gab es. Als anrufen in der Hoffnung, das am anderen Ende jemand etwas Englisch oder Deutsch spricht. Zunächst sprach die Frau am anderen Ende französisch, und als ich ihr endlich klargemacht hatte, das wir Jakobspilger sind, eine Unterkunft suchen und nur etwas Englisch sprechen, gab sie mir einen Bekannten, der etwas Englisch sprach. Was der dann sagte verschlug uns die Sprache. Er erklärte uns wo der Schlüssel fürs Haus zu finden ist, wir sollten hineingehen und schon mal ein Bier aus dem Kühlschrank trinken. Sie kämen erst spät in der Nacht. Wir machten alles und hatten schon ein etwas mulmiges Gefühl in einer fremden Wohnung zu sein, ohne das jemand da ist. Solch ein gottvertauen wie diese Leute wünscht man sich öfters mal. Ob das auch bei uns zuhause auch möglich wäre fragten wir uns des öfteren. Aber das sollte für diesen Tag noch nicht alles sein. Zunächst duschten wir und brachten unsere Ausrüstung wieder in Ordnung um anschließend uns was zum Essen zu besorgen. Also mal rein ins Dorf, dort trafen wir an einem Haus einen jungen Burschen mit dem Namen Adrian, der in einer Garage Bretter hobelte. Dieser konnte sehr gut Deutsch sprechen und freute sich genau wie wir über die Unterhaltung. Er lud uns auf ein Bier ein und wir fragten mal nach einer Gastwirtschaft. Im Ort gab es zwar eine, doch die war an diesem Tag leider geschlossen. Adrian sagte nur, das macht doch nichts, wir laden euch zum Essen ein und holte seine Mutter. Dies fragte uns, was wir die letzten Tage gegessen hätten und wollte etwas anderes kochen, damit wir ausgewogen ernährt werden. Was wir dann als 3 Gänge Menü inklusive Nachspeise bekamen war einfach gigantisch. So verbrachten wir den Abend bei einem guten Essen und einer noch besseren Unterhaltung bei einer aussergewöhnlichen Familie. Dieses Erlebnis werden wir sicherlich nicht mehr vergessen, und gehört zu einem Highlight des ganzen Weges. Wir bedankten uns natürlich für die Einladung und wollten das Essen bezahlen. Dies lehnten sie aber ab und sagten nur: Wir tun heute etwas gutes für euch, dafür tut ihr irgendwann jemand anderen wieder mal was gutes. Eine Einstellung die oft in der Hektik des Alltages untergeht. Was uns an diesem Tag alles an guten geschah, war fast unglaublich und passiert dir nur auf dem Jakobsweg. Wir verabschiedeten uns und gingen zu unserer Unterkunft. Unsere Herbergseltern waren noch nicht da, und so gingen wir schlafen. Aber schon nach kurzer zeit kamen sie, und wir standen natürlich wieder auf um sie zu begrüßen. Obwohl wir uns aufgrund der Sprache nicht verstanden, kam eine herzliche Unterhaltung zu stande. Wir tranken zusammen noch eine Flasche Rotwein und beschlossen diesen aussergewöhnlichen Tag in der hoffnung, das wir noch viele solcher Tage erleben mögen.
Bonjour und Buen Camino