51. Etappe von Chanaleilles nach Les Estrets

DSCF2877_bearbeitet-1An diesem Morgen standen wir relativ früh auf, mussten wir uns doch selbst das Frühstück in der Herberge machen. Aber auch das gehört zum Pilgerleben, und es ist immer wieder schön sich beim Frühstück auszutauschen. Man fragt sich gegenseitig wie weit man den heute gehen will, wo man übernachten will und noch so vieles mehr. Auch achtet man beim Pilgern mehr aufeinander, man sorgt sich gegenseitig und hilft sich aus, so z.B mit Blasenpflastern oder Salbe. Am frühen Morgen war es wieder kalt und extrem windig. Lange Zeit waren wir an diesem Tag allein unterwegs. Der Weg führte uns über Le Sauvage, wo es eine exlusive Herberge gab später noch an der Chapelle Saint Roche vorbei. Das Wetter besserte sich zusehends und es wurde wärmer. An diesem Tag lernten wir Annie und Pascal kennen, ein Ehepaar aus der Nähe zur belgischen Grenze. Auch sie sollten immer wieder unsere Wege kreuzen. Sie machten den Weg von Le Puy bis nach Conques. Beide hatten leichtes Gepäck und ließen ihre Koffer jeden Tag von Herberge zu Herberge transportieren. Diese waren bereits im voraus reserviert und so hatten sie nicht diese Probleme wie wir mit der Herbergssuche. Auch waren ihre Herbergen meist etwas von besseren Format. Auffällig war auf diesen Wegen ab Le Puy, das relativ viele, meist ältere Pilger unterwegs waren, die ihr Gepäck transportieren ließen. Sie wollten sich dadurch den Traum vom Jakobsweg erfüllen, auch wenn sie körperlich nicht mehr in der Lage waren einen Rucksack zu tragen. Dafür war einiges der Infrastruktur in der Gegend ausgelegt, und die Gastronomie profitiert davon natürlich. Gegen Mittag kamen wir in den größeren Ort Saint Alban sur Limagnole. Dort versorgten wir eine Pilgerin mit Schmerzgel, sie hatte Knieschmerzen und ging schon recht beschwerlich. In der Ortschaft machten wir Rast und tranken einen Cafe Au Lait. Bei dem schönen Wetter wäre man am liebsten sitzengeblieben, aber der Weg wartete auf uns. Am frühen Nachmittag kamen wir nach 25 km in Les Estrets an. Wir waren eine der ersten Pilger dort und gönnten uns das schon traditionelle Nachmittagsbier oder auch zwei. Es war eine wunderschöne Herberge, das Le Gevaudan. Es hatte einen schönen großen Garten, einen großen Schlafsaal, einen großen Speisesaal und die sanitären Einrichtungen waren neu. Etwas später kamen dann zu unserer Überraschung Reini und Roswitha in die Herberge und so hatten wir noch einen netten Nachmittag im Garten bei bester Unterhaltung. Am Abend gab es wieder ein wunderbares Abendessen, das keine wünsche übrig ließ. Für Reini und Roswitha war dies bereits der letzte Abend auf dem Camino. Sie wollten am nächsten Tag noch bis Aumont-Aubrac und von dort zurück nach Österreich. Sie hatten ihren Weg bereits vor einigen Wochen in Seyssel fortgesetzt. Auch sie sind von Zuhause gestartet und wollen in Jahresetappen nach Santiago. Mit ein paar Glas Wein klang der Abend aus und wir verabredeten uns für den nächsten Tag in Aumont-Aubrac. Dort wollten wir uns gegen Mittag verabschieden und ein Glas Wein dazu trinken. Schade das die beiden schon zurück müssen, aber so ist das eben auf dem Weg. Man begegnet sich, man verbringt Zeit miteinander und man muss einander wieder loslassen. Der Camino, ein Spiegelbild unseres Lebens. Aber so Gott will, treffen sich vielleicht irgendwann mal  wieder unsere Wege. Da der Wein immer ein sicheres Einschlafmittel ist hörte man so machen „Schnarcher“ nicht, der heute in der Herberge war.

Bonjour und Buen Camino

50. Etappe von Monistrol de Allier nach Chanaleilles

Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns zusammen mit Reini und Roswitha auf den Weg. Der Weg sollte uns heute über 26 km nach Chanaleilles führen. Zunächst ging es bei herrlichen Pilgerwetter wieder mal steil bergauf. Roswitha und Reini hatten an diesen Tag ein anderes Ziel, so das sich unsere Wege trennten.Wir gingen an diesem Tag bis auf eine Höhe von über 1300 m. Dort wurde es schon ziemlich „frisch“ und recht windig, so das man sogar eine Mütze und Handschuhe brauchte. An diesem Tag lernten wir unseren Pilgerfreund Hugues aus Frankreich kennen. Er kommt aus der Nähe von Paris, und sollte uns fast bis zum Ende unserer Pilgerreise in diesem Jahr ein treuer Begleiter bleiben. Landschaftlich war es eine herrliche Gegend und es war richtig schön zu gehen. Unterwegs sangen wir den „Engel des Herrn – Reinste Jungfrau“ wie es schon Tradition auf unserem Pilgerweg ist.Trotz unserer körperlichen Handicaps kamen wir mit einigen Pausen recht gut voran und trafen am Nachmittag in Le Villeret unsere Pilgerfreunde David aus Wales und Hugues aus Frankreich wieder. Die beiden hatten gerade auch eine Pause dort eingelegt. Obwohl Hugues nur ein paar Worte deutsch sprach konnten wir uns wunderbar verständigen. Beim der Unterhaltung stellte sich heraus, das beide heute auch nach Chanaleilles gingen und für morgen auch noch keine Unterkunft hatten. Aufgrund des hohen Pilgeraufkommens war es zunehmend schwieriger geworden eine Unterkunft zu bekommen. Wir suchten als nun alle vier nach einer Unterkunft und einigten uns auf Les Estrets. Hugues rief dort für uns alle an und reservierte die Unterkunft. Zusammen machten wir uns auf die letzten 4 km zu unserer heutigen Herberge. Dort mussten wir uns zunächst in einer Bar melden, von dort aus wurde die Herberge verwaltet.  Diese lag etwas außerhalb des Ortes am Ortseingang, wir waren schon daran vorbeigekommen. Natürlich tranken wir erst mal ein bis zwei kühle Bier zusammen bevor wir zur Herberge gingen. In der Herberge war zu unserer Freude auch schon Dan aus Kanada. Er war etwas schneller zu Fuß an diesem Tag und hatte sich schon einquartiert. Die Herberge Cafe du Pont war recht geräumig eingerichtet, hatte eine Küche und einen großen Aufenthaltsraum. Nach und nach trafen noch andere Pilger ein, so das die Herberge am Abend voll war. Nach ausgiebiger Körperpflege machten wir uns alle zusammen auf den Weg in die Bar, dort gab es das Abendessen. Es war wieder hervorragend zubereitet und schmeckte vorzüglich. Als Vorspeise gab es auch wieder die berühmte Linsensuppe. Dazu wieder ein paar Gläschen Roten Wein und wir hatten die nötige Bettschwere. Auf dem Rückweg zur Herberge unterhielten wir uns noch ausgiebig, und Dan aus Kanada sagte, das er am 7. Juli, seinen 60. Geburtstag in Santiago ankommen möchte. Wir tauschten noch unsere Mailadressen aus um auch später noch mit einander in Kontakt treten zu können. Bei diesen Gesprächen erfährt man was die Pilger alle so bewegt diesen Weg zu gehen. Wir alle wünschten Dan, das sich sein Vorhaben erfüllen möge und gingen müde zu Bett.

Bonjour und Buen Camino

49. Etappe von Le Puy nach Monistrol-d`Allier

DSCF2967_bearbeitet-1Nach einer ruhigen Nacht machten wir zunächst mal Frühstück. An französisches Frühstück muss man sich erst mal wieder gewöhnen, schlicht und einfach. Ein Kaffee aus einer Müsli Schüssel, etwas Weißbrot und Marmelade, aber es ist immer gut und reicht als erste Stärkung für den Tag. Viel Zeit hatten wir nicht, ging doch die tägliche Pilgermesse in der Kathedrale schon um 7:00 Uhr los, und die wollten wir natürlich nicht verpassen. Zu dieser Stunde am frühen Morgen hatten sich etwa 50 Pilger versammelt, die von Le Puy aus sich auf den Weg machten. Le Puy ist ein richtiges Sammelbecken für Jakobspilger, vor allem für französische. Diese laufen dann meist bis in die Wallfahrtsorte Conques oder Rocomandur. Ein Priester hielt die Messe, leider konnten wir davon recht wenig verstehen. Am Ende versammelte der Pater die Pilger um die Statue des heiligen Jakobus und jeder Pilger durfte sagen wo er herkommt und wohin der gehen will. Aus dem deutschsprachigen Raum waren wir nur 4 Pilger, der Rest kam aus England, Holland, Australien, Kanada und vorwiegend Frankreich. Jeder bekam eine Medaile mit der Abbildung der Gottesmutter von Le Puy und auf der Rückseite die Abbildung einer Muschel. Der Pater segnete alle Pilger und nach dem singen des Salve Regina begannen wir unseren Weg. Es war ein beeindruckendes Erlebnis dort zur frühen Stunde in der Kathedrale. Am Ausgang machten wir gleich ein Erinnerungsfoto und lernten dabei schon die ersten Pilger kennen, dies konnten etwas deutsch und englisch und so war ein erstes verständigen möglich.Bei herrlichen Pilgerwetter machten wir uns auf den Weg, dieser führte zunächst noch eine Weile durch die Stadt, wo wir uns gleich mal kurz verlaufen hatten. Mit einem steilen Anstieg verließen wir die Stadt. Die Wege in Frankreich sollten weiter steil und steinig bleiben, was wir bei dieser Jahresetappe wohl etwas unterschätzt haben. Auf dem Weg begegnete man vielen Pilgern im Gegensatz zum vergangenen Jahr, dies hatte sich schon in der Kathdrale abgezeichnet. Aber es ist auch schön immer wieder Pilger zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten trotz sprachlicher Schwierigkeiten. Wir hatten uns für diesen Tag gleich 30 km vorgenommen, was sich im Nachhinein bei diesem Streckenprofil als große Herausforderung dargestellt hat. Der Weg führte uns über Bains nach St. Private de`Allier, dort hörten die meisten Pilger auf, wir mussten noch ca. 6 km weiter bis nach Monistrol, dort hatten wir auch bereits von Zuhause aus die Unterkunft reserviert. Dort kamen wir nach einem steilen Abstieg der richtig in die Knochen ging gegen 17:00 Uhr am Nachmittag an. Beim vorbeigehen an einem Cafe rief uns ein französischer Pilger herein, er hatte uns bereits am Morgen in der Kathedrale gesehen um mit ihm ein Bier zu trinken. Im Cafe saßen auch weitere 2 Pilger die deutsch sprachen, Roswitha und Reini aus der Weststeiermark. Sie gingen auch den Weg in Etappen von Zuhause aus. Natürlich tranken wir zusammen erst mal ein Bier und unterhielten sich. Eine wunderbare Begegnung an diesem ersten Tag, es sollten noch schöne weitere hinzukommen. In der Herberge La Tsabone wurden wir herzlich und familiär aufgenommen. Es gab einen Schlafsaal unter dem Dach, dort hieß es aufpassen, das man sich nicht den Kopf anstößt, aber ansonsten eine wunderbare Herberge. Dort konnten wir auch erst mal unsere Wunden pflegen. Edgar hatte sich ziemliche Blasen gelaufen, und ich hatte mit Knieproblemen zu kämpfen und das gleich am ersten Tag. Solche Schwierigkeiten hatten wir in den vergangenen 4 Jahren überhaupt nicht gekannt, aber auch an uns nagt der Zahn der Zeit. Im Haus der Herberge gab es dann ein gemeinsames Abendessen, und so karg das Frühstück am Morgen war, so üppig war das Abendessen. Die Franzosen wissen es eben wie man ein Abendessen zelebriert, dazu noch genügend Rotwein und alles ist gut. Damit versteht man auch die Sprache besser und man kann sie selbst auch besser sprechen. 2 weitere Pilger die wir bereits am Morgen in der Kathedrale gesehen hatten waren ebenfalls da. Dan aus Kanada und David aus Wales, sie sollten auf den nächsten Etappen und in den nächsten Herbergen treue Begleiter für uns werden. 4 Frauen waren ebenfalls noch mit in der Herberge, diese sollten wir aber später nicht mehr treffen. Jetzt mussten wir noch die Herberge für den nächsten Tag reservieren lassen, dies ist in Frankreich so üblich, denn ohne Reservierung könnte es schwierig werden, dazu aber später mehr. Die Reservierung erledigten die Herbergseltern für uns, ich denke die Herbergsbetreiber kennen sich untereinander und rufen für die Pilger gerne an, damit ist das auch ohne sprachliche Probleme möglich. Nach einem lustigen Abend bei dem man sich mit einem Sprachgewirr aus deutsch, englisch und französisch unterhalten hat, gingen wir gegen 23:00 Uhr zu Bett.

Bonjour und Buen Camino

Anreise von Grümpel/Hesselbach nach Le Puy

DSCN1231_bearbeitet-1Endlich war es wieder so weit, der Weg konnte 2014 weitergehen. Nach einigen
Anlaufschwierigkeiten und terminlicher Unwägbarkeiten ging es am Mittwoch früh um 5:30 Uhr am Bahnhof in Kronach los. Planmäßig sollten wir gegen 22:00 nach 16,5 Stunden Anreise mit Bahn und Bus in Le Puy ankommen. Aber wie sich jeder denken kann und nach den Erfahrungen des Vorjahres mit Bahnreisen konnte es auch diesmal nicht planmäßig klappen. Aber auch das gehört zum Abenteuer Jakobsweg. Bis nach Basel kamen wir ja noch einigermaßen pünktlich, aber ab dort hatten wir nach und nach fast eine Stunde Verspätung, so das alle Anschlusszüge weg waren. Wir hatten uns schon mit den Gedanken angefreundet nicht weiter wie Lyon an diesem Tag zu kommen als sich durch eine Fügung ungeahnte Änderungen ergaben. So erwischten wir ab Lyon noch einen Zug der so nicht auf unserem Plan stand und kamen am späten Nachmittag in St. Etienne fast schon wieder wie geplant an. Dort gab es zu unserem Erstaunen auch noch gleich 10 Minuten später einen Bus nach Le Puy, als ob dieser bereits auf uns gewartet hat. Der Bus war der gleiche wie bei der turbulenten Abreise im vergangenen Jahr mit dem deutschen Namen Schmitt. Der Busfahrer war so freundlich und nahm uns trotz fehlenden Tickets mit und so kamen wir schon um 21:00 Uhr in Le Puy an.Trotz einer Stunde Zugverspätung waren wir 1 Stunde vor dem Plan da, das soll mal einer nachmachen. Aber solche Fügungen hat man nur wenn man auf Pilgerreise geht und sich dem Weg anvertraut. Vom Busbahnhof ging es anschließend zu Fuß in das Grand Seminare Accueil Saint Georges einem ehemaligen Priesterseminar. Dort hatten wir schon von zu Hause aus die Übernachtung gebucht. Ein riesiges Kloster, in dem man sich auf den vielen Gängen verlaufen konnte. Ein Pilger zeigte uns unser Zimmer und wir waren froh, nach der langen Anreise da zu sein. Da noch einige Pilger beim Abendessen waren gesellten wir uns mit an den riesigen Tisch und genehmigten uns erst mal eine Flasche Wein, wie es ja schon bei uns Tradition ist. Wir kamen auch gleich mit einigen Pilgern aus München ins Gespräch die auch heute angekommen waren und erst 2 Tage später starten wollten. Da war es wieder, dieses unbeschreibliche Gefühl des Weges, wenn man sich mit Pilgern unterhält und Geschichten austauscht, wenn man sich trifft und wieder verliert und sich vielleicht irgendwann wieder trifft. Einen dieser Pilger vom ersten Abend haben wir wieder in Conques getroffen. Müde nach der langen Reise gingen wir um 23:00 Uhr schlafen.

Bonjour und Buen Camino