68. Etappe von Lectoure nach Condom

DSCF4525~1Madame Loubet, so hieß die Betreiberin der Unterkunft, hatte für uns das Frühstück schon vorbereitet. Wir frühstückten recht ausgiebig und unterhielten uns recht angeregt mit der Frau. Sie sprach etwas englisch und so war die Verständigung relativ komplikationslos. Die Nacht hatte es durch geregnet und auch jetzt nach dem Frühstück regnete es noch. Zwar war der Regen nicht stark, aber es reichte um sich die Regenkleidung anlegen zu müssen. Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg ins 34 km entfernte Condom. Heute hatten wir eine etwas längere Strecke vor uns und bei diesem Wetter und den Wegverhältnissen war das heute nicht gerade spaßig zu gehen. Der Lehm klebte an den Schuhen und man tat sich schwer beim laufen. Zum Glück ließ der Regen im laufe des späten vormittags wieder etwas nach und die Sonne kam heraus. Es war recht angenehm warm und man konnte mehrmals einen Regenbogen sehen. Am späten Nachmittag kamen wir in Condom an. Wir gingen diesmal nicht in die Ortsmitte, was sich als Fehler herausstellen sollte, denn so kamen wir nicht zum Denkmal der 4 Musketiere. Wir hatten es im Reiseführer schlichtweg übersehen. Am Ortsrand machten wir halt und tranken in einer Sportsbar einen Kaffee und ein Bier. Unsere heutige Gite war außerhalb der Ortschaft ein Bauernhof mit Campingplatz. Der Weg aus der Stadt zog sich lange hin und war unangenehm zu gehen. Da unsere Vorräte zur Neige gingen beschlossen wir in einem Supermarkt einzukaufen. Die Leute dort schauten uns alle recht komisch an, als ob wir von einem anderen Stern wären. Zugegeben mit den roten Gamaschen an den Beinen, der Regenkleidung, den Walkingstöcken, dem Rucksack auf dem Rücken und dem nassen verbeulten Hut sah ich inmitten der anderen Besucher des Supermarktes doch etwas seltsam aus. Das an der Kasse auf dem Laufband dann als Einkauf Rotwein, Weißbrot, Käse und eine Salami lag, tat das übrige dazu, das die Leute ein einseitiges Bild von uns haben mussten. Die Herberge lag weit außerhalb des Ortes Condom und auch abseits des gekennzeichneten Weges. Es war ein Bauernhof, dort hatte man im Obergeschoß der alten Scheune einen Schlafsaal mit Dusche eingerichtet. Das Wetter hatte sich wieder zum guten gewendet und so konnten wir unsere Wäsche draußen zum trocknen aufhängen, nachdem wir gestern aufgrund des Wetters nicht waschen konnten. Zunächst waren wir die einzigen Pilger und machten uns recht breit im Schlafsaal. Später kamen dann noch 5 ältere Pilger hinzu. Sie waren mit ihren Autos unterwegs und machten abwechselnd am Tag ein paar Kilometer auf dem Weg. Den Rest fuhren sie mit dem Auto. So konnten sie sich trotz ihres Alters und einiger körperlicher Handicaps noch ihren Traum vom Weg erfüllen. Abendessen gab es heute im Aufenthaltsraum der Herberge. Als Aperetif gab es eine Spezialität der Gasgogne, Armagnac ein Weinbrand der in Eichenfässern gelagert wird. An dieses Getränk hätte man sich gewöhnen können, richtig süffig und lecker. Nach einer leckeren Vorspeise aus Eierschaum gab es als Hauptgericht dann Täubchen mit Erbsen. Als Nachspeise noch einen leckeren Kuchen und den obligatorischen Käse. Das war Essen wie „Gott in Frankreich“. Dazu noch eine Flasche guten Rotwein und alles war perfekt. Auch die Unterhaltung mit den älteren Pilgern Jean Pierre, Liliana, Nicole, Marie Lu und Ronne war trotz der sprachlichen Probleme kein Problem. Es wurde noch ein recht langer und lustiger Abend mit der nötigen Bettschwere am Ende.

Bonjour und Buen Camino