18.09.2022 Fahrt nach Muxia und Finisterre

Auch heute konnte man nicht ausschlafen. Werner und ich hatten uns für eine Busfahrt nach Muxia und Finisterre angemeldet. Diesmal wollte ich nicht zu Fuß dorthin. Der Pilgerweg endet ja an der Kathedrale in Santiago. Ab da ist man Tourist bzw. Wanderer. Ich war ja zusammen mit Edgar 2017 zu Fuß nach Muxia und Finisterre gegangen. Einmal muss man das mal gemacht haben. Werner der ja zum ersten mal auf dem Jakobsweg war hätte ja die Zeit gehabt, aber er wollte es auch nicht. Nach einem ausgiebigen Frühstück suchten wir die Bushaltestelle. Dort hatten sich schon sehr viele Leute für diesen ganztägigen Ausflug eingefunden. Viele gingen anscheinend nicht zu Fuß dorthin. Nach einigen Zwischenstopps kamen wir schließlich in Muxia an. 2017 war dort an der Kirche Maria de Barca noch ein idyllischer Ort. Wir konnten damals alleine auf den Felsen sitzen etwas Essen und dabei Wein trinken. Heute 5 Jahre später war dort geschäftiges Treiben. Souvenirstände und viele Bustouristen bevölkerten diesen Ort. Der Ort hatte dadurch sein Flair von damals verloren. Der Aufenthalt dort war auch nicht sehr lange und anschließend ging die Fahrt weite nach Finisterre. Dort konnte man in einer der Restaurants Mittagessen. Natürlich musste man hier am Meer Fisch essen. Danach wurden wir mit dem Bus bis oben an den Leuchtturm gefahren. Ab und an sah man am Straßenrand einzelne Pilger laufen. Oben am Kap angekommen war ich ziemlich erschrocken. Alles voll mit Touristen. Viele Souvenirläden und geschäftiges Treiben. Kein Vergleich mit dem Ort von 2007 und 2017. Da konnte man noch locker zum 0 Km Stein laufen, in Ruhe ein Foto machen und sich einen einsamen Platz auf den Felsen suchen. Daran war heute leider nicht zu denken. Doch irgendwie fand ich doch einen einsamen Platz auf den Felsen. Man musste nur etwas weiter auf den Felsen hinunter steigen, wohin sich viel nicht trauten. Beim Blick auf das Meer kamen viele Erinnerungen an den Weg. Das Wetter konnte nicht besser sein. Sonne und blauer Himmel. Bislang war ich noch nie bei schlechten Wetter am Ende der Welt. Leider konnte man nicht allzu lange hier bleiben, denn der Zeitplan war relativ eng gestrickt. Auf dem Rückweg zum Bus machte Werner noch ein Foto von mir an der gleichen Stelle mit der gleichen Pose wie vor 5 Jahren. Beim Vergleich der beiden Fotos war aber diesmal ein erheblicher Unterschied zu sehen. Es ist halt doch ein Unterschied ob man zu Fuß oder mit dem Bus dorthin geht. Am 0 Km Stein stellten wir uns etwas an um ein Foto von uns mit dem Pilgerpass zu machen. Gleich waren wir von Touristen umringt die meinen umfangreichen Pilgerpass bewunderten. Eine Frau wollte ein Foto davon machen. Zuerst dachte ich sie will mit mir und dem Pilgerpass ein Foto machen, aber sie wollte nur meinem Pilgerpass um ihn für sich als Fotomotiv zu verwenden. Der Kommerz hatte hier wieder mal voll zugeschlagen. Nach einem weiteren Zwischenstopp ging es die Küste entlang zurück nach Santiago. Dort kamen wir am späten Nachmittag an. Ich schrieb Petra und Oliver und fragte, ob wir uns noch auf einen Kaffee treffen wollen. Leider waren sie bereits in Düsseldorf am Flughafen. Schade, mit ihnen hätte ich mich gerne nochmal unterhalten. Irgendwie hatte es die letzten Tage einfach nicht geklappt. Terri und Scott hatten mittlerweile geschrieben, das sie am nächsten Tag ihre Heimreise in die USA antreten. Wir verabredeten uns zum Abendessen im San Martin Pinario. Ein emotionaler Abschied. Wir hatten einander in diesen Wochen auf dem Camino ins Herz geschlossen und versprachen trotz der Entfernung in Kontakt zu bleiben. Nach dem Essen machte ich noch einen Spaziergang durch die Gassen von Santiago um das Flair an diesem herrlichen Herbstabend noch etwas zu genießen. Mit einem Eis ließ ich den Abend ausklingen.