17.09.2022 Aufenthalt in Santiago

Heute hieß es früh aufstehen, denn um 8.00 Uhr war die deutsche Pilgermesse wie jeden Tag in der kleinen Kirche San Fiz. Hier wollte ich natürlich dabei sein und war schon gespannt wie viele deutschsprachige Pilger diesmal an der Messe teilnehmen würden. Die deutsche Pilgerseelsorge macht ja jeden Tag vor der Messe am Mittag in der Kathedrale Werbung für ihre Angebote. Da ist die Messe am Morgen, die Begegnung für die neu ankommenden im Pilgerzentrum und auch die Führung am Abend rund um die Kathedrale. Zuvor ging ich aber schon um 7.00 Uhr zur Kathedrale an die Heilige Pforte um so früh wie möglich hinein zu gehen. Ich musste sogar noch etwas warten bis der Securitymitarbeiter auf machte. Ein besonderer Moment für mich, ich war der erste Pilger, der an diesem Morgen die Kathedrale betrat. So konnte ich in Ruhe am Grab des Apostels verweilen. Nun noch zur Messe nach San Fiz. Man brauchte dorthin ca. 10 Minuten. Dort hatten sich an diesem Tag um die 15 Pilger eingefunden um die Messe zu feiern. Für mich immer wieder ein besonderes Erlebnis. Aber eigentlich eine enttäuschende Anzahl, denn man muss bedenken das jeden Tag eine große Menge deutschsprachige Pilger hier ankommt. Der Besuch der Messe ist vielen leider nicht mehr wichtig. Nach der Messe gingen wir zusammen mit den beiden Betreuerinnen und dem Pfarrer ins San Martin Pinario zum frühstücken. Die Betreuer und der Pfarrer wohnen während ihrer Zeit dort. Im Gegensatz zu den einfachen Zimmern für die Pilger wohnen sie etwas bequemer in den Touristenzimmern. Das Frühstücksbuffet ließ keine Wünsche offen und war zudem im Preis für das Pilgerzimmer beinhaltet. Wir saßen ziemlich lange beim Frühstück, unterhielten uns ausgiebig über das Pilgern und die sehr wenigen Besucher der deutschen Pilgermesse. Anschließend führte der Weg mich zum Pilgerbüro, denn heute war es auch Zeit für mich die Pilgerurkunde zu holen. Am Pilgerbüro war kaum etwas los und so hatte ich innerhalb von 30 Minuten die Urkunde. Im Garten war auch eine Betreuerin der Pilgerseelsorge und machte dankenswerterweise ein Foto im Garten. Vor dem Pilgerbüro traf ich Lelia und ihre Mutter. Für sie war es der letzte Tag heute vor ihrem Rückflug. Wir verabredeten uns auf einen letzten Kaffee zum Abschied. Das Wetter war wie gestern ein Traum. Sonne und blauer Himmel und gar nicht so passend zum Abschied nehmen. Für Lelia, meinem Caminoengel hatte ich ein kleines Geschenk vorbereitet. Ein Freundschaftsband mit dem Aufdruck von Muschel und Pfeil. Dazu nochmal eine Spruchkarte als Geschenk. Es war eine Freundschaft entstanden in der Hoffnung miteinander in Kontakt zu bleiben. Dies ist nur auf dem Camino möglich. In der Stadt traf man immer mal wieder bekannte Pilgergesichter. Man begrüßte sich und freute sich, das man sich wieder getroffen hatte. Manchmal hatte man sich schon ein paar Wochen nicht mehr getroffen. So war es auch bei Uschi. Sie hatte ich das letzte mal bei Estella gesehen. Sie war auch ziemlich schnellen Schrittes unterwegs. Aber hier in Santiago trafen wir uns wieder. Es war ein herzliches wiedersehen und wir verabredeten uns für den Nachmittag auf einen Kaffee. So schön sie wieder zu treffen. Irgendwie lagen wir auf der gleichen Wellenlänge. So schade, das sie so schnell unterwegs war und wir uns dadurch erst wieder hier in Santiago trafen. Leider machte sie sich auch heute auf den Weg nach Hause. Aber wir tauschten unsere Telefonnummern aus um in Kontakt zu bleiben. Mittlerweile hatte ich richtig Hunger und beschloss im San Martin Pinario zu Essen. Hier gab es nicht nur für die Gäste des Hauses Mittag und Abendessen. Es war immer ein üppiges und sehr gutes 3 Gänge Menü. Dazu gab es immer eine Flasche Wein. Da ich diesmal alleine Essen war hatte ich ganz schön zu kämpfen mit dem Wein. Auf diesem Camino trank ich kaum Rotwein. Irgendwie mochte ich keinen Rotwein mehr und bevorzugte mittlerweile Weißwein. Wahrscheinlich hatte ich mein Lebenskontigent an Rotwein im Laufe der Caminos schon verbraucht. Der Tag verging im Fluge und es stand ja noch der Rundgang der deutschen Pilgerseelsorge rund um die Kathedrale an. Hier hatten sich schon viele Pilger eingefunden um allerhand wissenswertes von den Betreuern zu erfahren. Ich war schon das dritte mal dabei, aber immer wieder gibt es neues zu entdecken und erfahren. Im Anschluß besuchten wir noch die Pilgermesse die mittlerweile nicht nur um 12.00 Uhr statt findet sondern auch um 10.00 Uhr und 19.00 Uhr. Allerdings war Abends der Andrang nicht ganz so groß wie Mittags, dennoch musste man auch schon etwas ehr da sein, wenn man einen Sitzplatz haben wollte. Den Tag ließ ich auf dem Obreidero ausklingen. An einer der Ecken rund um die Kathedrale spielte eine Band und es war schön ihnen zuzuhören. Es war alles auch nicht so aufdringlich wie 2019, als noch sehr viele Gaukler rund um die Kathedrale diesen Heiligen Ort in ein Tollhaus verwandelten. Dies wurde anscheinend von der Kirche unterbunden. Santiago sollte nicht der christliche Ballermann werden. Ein langer und ereignisreicher Tag ging zu Ende. Müde und zufrieden fiel man ins Bett.