
Die Nacht im Schlafsaal war etwas unruhig. Es gab eigentlich keinen Grund dafür, aber es war so. Vielleicht lag es ja auch daran, das man so langsam das Ende der Pilgerreise kommen sah. Recht früh machte ich mich mit Werner auf den Weg. In der Ortsmitte von Boente war eine Bar bereits geöffnet und man konnte dort frühstücken. Petra und Oliver waren auch bereits so früh unterwegs. Auch heute war das Wetter nicht besser geworden. Dunkle Regenwolken bereits am frühen Morgen und man musste sich auf den ein oder anderen Schauer einstellen. Auch waren heute wieder viele Pilger auf der Strecke. Es war aber unterschiedlich je nach Wetterlage. Wenn ein größerer Schauer drohte waren alle plötzlich verschwunden. Wenn die Sonne sich wieder zeigte waren alle wieder wie durch Zauberhand da. Meist werden diese Pilger bei Regen von den Unternehmen die ihre Reisen organisieren dann mit einem Kleinbus abgeholt. Aber für Pilger wie mich ist das Wetter egal. Vor Arzua ging dann ein heftiger Wolkenbruch herunter. Zum Glück hatte ich meinen Poncho und die Gammaschen griffbereit und konnte mich einigermaßen vom Regen schützen. In den tief eingeschnittenen Wegen schoss das Wasser nur so entlang. Werner hatte keinen Poncho und war dementsprechend durchgeweicht. In Arzua gab es die kleine Kirche direkt am Weg und beim hinausgehen sah ich die Gemeindeherberge von Arzua. Gleich war meine Erinnerung präsent. 2007 kamen wir damals auch ganz durchnässt dort an. Die Herberge war aber noch nicht offen, so das man keinen Blick rein werfen konnte. Es hätte mich schon interessiert ob es noch so aussah. Damals hatten wir nur ein Matrazenlager auf dem Boden. Am frühen Nachmittag kamen wir in Salceda an. Dies sollte das heutige Etappenziel sein. Die letzten Tage vor Santiago wollten etwas geplant sein. Ich wollte ja als letzte Unterkunft vor Santiago wieder oben am Monte de Gozo sein. Da die Strecke von Salceda nach Monte de Gozo nicht all zu lange war bot sich Salceda als Übernachtungspunkt an. Lelia und ihre Mutter hatten sich eine private Herberge etwas abseits vom Weg ausgesucht und fragten Werner und mich, ob wir auch dorthin kommen würden. Dort angekommen bekamen wir unsere Betten bei Lelia und ihrer Mutter zugewiesen. Es war eine modern eingerichtete Herberge. Leider gab es aber keine Gelegenheit die nassen Sache zu trocknen. Heute war alles aufgrund des Regens ziemlich klamm. Nach der üblichen Pilgerroutine versuchte ich die Sachen draußen in der Sonne zu trocknen. Aber es war heute ein unmögliches Unterfangen denn das Wetter war wechselte ständig. Einmal schien die Sonne und gleich darauf wieder ein Schauer mit teilweise extremen Wind. Auch war es kältere geworden. Irgendwann gab ich auf und hängte die Sachen einfach in den Vorraum in der Hoffnung, das sie am nächsten Tag trocken wären. In der nebenan gelegenen Bar die zur Herberge gehörte, konnte man den Rest des Nachmittag verbringen. Man unterhielt sich schon in Vorfreude auf das Ende der Pilgerreise und es kam jede Menge Wehmut auf. Jeder hatte so seine eigenen Vorstellungen wann und wie er in Santiago ankommen wollte. Für mich stand immer fest so früh wie möglich am Morgen dort an zu kommen. Auch Lelia und ihre Mutter dachten so. Werner wollte sich sowieso anschließen. Ein gutes Abendessen in der Bar rundete den Tag ab. Recht früh gingen wir heute schlafen.