
Da wir nicht mehr einschlafen konnten beschlossen wir um 5.00 Uhr unsere Sachen zu packen und in der Dunkelheit mit Taschenlampe los zu gehen und diesen negativen Ort des Camino zu verlassen. In den Gassen der Stadt war zu dieser Zeit noch keiner unterwegs. Plötzlich stand Carsten aus Dänemark vor uns und suchte den Weg aus der Stadt. Gemeinsam gingen wir hinunter Richtung Stausee wo wir die gelben Pfeile wieder fanden. Jetzt mussten wir nur die Pfeile in der Dunkelheit suchen, was manchmal gar nicht so einfach war. Heute ging es relativ ereignislos dem heutigen Etappenziel Pals de Rei entgegen. Auch wieder ein Ort an dem ich schon einmal übernachtet hatte. Am frühen Nachmittag kamen wir an den Ortseingang von Pals de Rei an. Dort gab es sogar eine kleine Station an der den Pilgern die Übernachtungsmöglichkeiten in Pals de Rei gezeigt wurden. Gleich neben der Station war die gemeindliche Herberge. Ich erkannte sie gleich wieder. Diese war 2007 nagelneu und ich entschloss mich diesmal wieder dort zu übernachten. Werner und ich waren die ersten Pilger in dieser riesigen Herberge. Auch sollten im Laufe des Tages und Abends nur noch 5 Pilger dazu kommen. So viel zum Thema, man solle vor buchen und die Betten sind knapp. Meiner Meinung nach betrifft dies nur private Herbergen und Hostels, aber nicht gemeindliche und kirchliche Herbergen, die man sowieso nicht vor buchen kann. Nach dem Duschen und Waschen der Wäsche ging ich Richtung Zentrum von Pals de Rei. Zunächst kam ich an der Kirche von Pals de Rei vorbei. Sie ist innen sehr einladend für die Pilger. Es läuft meditative Musik und man kann dort zur Ruhe kommen. Für mich war es wie ein heimkommen, hatte ich doch schon 2017 in dieser Kirche eine sehr emotionale Zeit verbracht als ich mit Edgar unterwegs war. Auch 2007 war diese Kirche bereits ein besonderer Ort. An dieser Kirche hatten wir damals deutschen Gesang gehört als wir damals vorbeikamen und mit der Pilgergruppe gemeinsam Gottesdienst gefeiert. Es war die Pilgergruppe aus Willebadessen mit der wir noch eine besondere Begegnung in Finsterre am Ende der Welt haben sollten, was in meinem Pilgerblog von 2007 nach zu lesen ist. Abends sollte eine Pilgermesse stattfinden, an der ich auf jeden fall teilnehmen wollte. Im Zentrum war geschäftiges Treiben und alle Bars und Cafes waren voll. In einer der Nebenstraßen suchte ich mir eine kleine Pizzeria in der nur 2 Personen saßen. Ich rief Werner an und fragte, ob wir zusammen in der Pizzeria Essen wollen. Er war nicht weit von hier und kam gleich um die Ecke. Die Pizzeria sollte sich als Glücksgriff erweisen. Es gab riesige Portionen zu einem sehr günstigen Preis. Diese Kombination findet man meist in den Seitenstraßen der Hauptpilgerorte. Werner suchte sich anschließend eine Bar und wollte nicht mit zur Pilgermesse. Ich aber wollte in die Pilgermesse. Diese Pilgermesse war eine der wenigen die absolut gut besucht war. Keine übliche spanische Messe, sondern eine besondere Pilgermesse mit einem mexikanischen Pfarrer der Gitarre spielte und die Pilger mit seinem Gesang begeisterte. Am Ende der Messe fragte der Pfarrer wo die Pilger herkommen würden. Leider wurde nicht mehr nach Pilgern aus Deutschland gefragt, was mich etwas nachdenklich machte. Ich schaute mich auch unter den Pilgern um und suchte nach deutschsprachigen Pilgern. Es wird schon seinen Grund haben, warum man nicht mehr nach deutschen Pilger fragt. Nach meiner Erfahrung gehen auch nicht mehr sehr viele in die Pilgermessen. Nach dem Schlußsegen gab es vom Pfarrer noch das Angebot einen Einzelpilgersegen zu erhalten. Diese Gelegenheit nahm ich natürlich wahr. Es ist immer wieder schön und emotional auf dem Pilgerweg den Einzelsegen zu bekommen. Nach diesem für spanische Verhältnisse langen Gottesdienst machte ich mich auf den Rückweg zur Herberge. Vorbei an vielen Bars mit feiernten Pilgertouristen. Werner und die anderen Pilger waren schon da und lagen in den Betten. Das Licht im Schlafsaal war bereits aus und so kroch ich glücklich in meinem Schlafsack.