11.09.2022 32. Etappe von Sarria nach Portomarin

Trotz der recht unruhigen Nacht machte ich mich heute recht früh auf den Weg. Das was sich bereits gestern ankündigte sollte sich heute bestätigen. Eine Invasion an Pilgertouris. Alle mit kleinen Rucksäckchen unterwegs. Die Wege waren voll von Menschen. Man hatte manchmal das Gefühl das jeder der erste sein wollte. An einer kleinen Bar wollte ich zusammen mit Werner ein kleines Frühstück machen. Was man dort erlebte war jedoch der Wahnsinn. Schlangen von Menschen die sich für etwas zu Essen und zu trinken anstellten. Die gleichen langen Schlangen vor den WC. Und was das ganze noch toppen sollte, war eine lange Schlange vor einem Stempel, der auf einem Pfahl befestigt war. Hier war er also zu Ende, der Camino wie man ihn bis Sarria kannte. Eigentlich wollte man so schnell wie möglich das Etappenziel erreichen. Das heutige Ziel hiess Portomarin. Hier hatte ich bereits 2007 auf dem ersten Camino mit meinen Freunden übernachtet. Bevor man nach Portomarin kommt muss man einen steilen Abstieg hinunter an den Stausee bewältigen. Der Stausee war zu meinem erstaunen komplett leer. So hatte ich Portomarin noch nicht gesehen. Unter der großen Brücke, die über den Stausee führt konnte man noch Reststücke des Dorfes erkennen das geflutet wurde mit dem erbauen des Stausees. Am Fuße von Portomarin führt eine steile Treppe hinauf in die Stadt. Die gemeindliche Herberge lag ziemlich am Ende der Fußgängerzone von Portomarin. Bei der Ankunft am frühen Nachmittag waren dort noch genügend Betten vorhanden. Die Herberge hatte aber keinen Charme wie kirchliche Herbergen haben. Eine typische moderne Massenunterkunft. Nach der üblichen Pilgerroutine war erstmal relaxen angesagt. Gleich in der Nähe der Herberge gab es eine kleine nette Bar. Dort konnte man in Ruhe etwas trinken und das Treiben auf der Straße beobachten. Von Zeit zu Zeit kamen auch andere Pilger hinzu wie Jaques, ein Franzose. Er sprach etwas deutsch und so konnte man sich etwas verständigen. Werner kam auch dazu, er konnte sich natürlich etwas besser mit ihm unterhalten, da er französisch sprach. Hier in der Bar gab es auch die Möglichkeit Pizza zu Essen, was wir auch gleich nutzten. Nach einem Glas Wein ging es dann zurück zur Herberge. Der Schlafsaal war mittlerweile gut gefüllt und kaum noch nicht belegte Betten. Werner und ich hatten die Betten nebeneinander und beide die unteren Betten. Es ist halt etwas bequemer unten zu liegen wenn man schon älter ist. In der Nacht wurde ich wach als der Pilger kam der über mir im Bett war kam und sich schlafen legte. Es roch schon weiten nach Alkohol und plötzlich fing er an extrem zu husten. Zuerst dachte ich er hat eine Erkältung und muss deshalb husten. Das Husten wurde immer stärker und plötzlich schrie Werner unten neben mir auf. Der Mann über mir musste erbrechen und das schräg herunter direkt auf Werner. Einfach ekelig solche sogenannten Pilger. Im Schlafsaal entstand dadurch natürlich eine Unruhe. Viele Pilger mahnten zur Ruhe an. Aber ehrlich gesagt, da ruhig zu bleiben ist nicht ganz einfach. Ich wurde zwar nicht getroffen, aber kurzerhand packten Werner und ich unsere Sachen zusammen und gingen aus dem Schlafsaal. Da man alles nicht auf einmal mitnehmen konnte musste man mehrmals mit der Taschenlampe zurück in den Schlafsaal. Der Pilger lag oben auf dem Bett in seinem erbrochen und machte keine Anstalten sich um seine angerichtete „Schweinerei“ zu kümmern. Unten in der Küche richteten wir uns auf Stühlen unser Nachtlager um dort den Rest der Nacht zu verbringen. Ich ging nochmal hoch in den Schlafsaal um mein Handy zu holen, das ich in einer Steckdose in der Nähe des Bettes zum aufladen gesteckt hatte. Was ich dann sah, war an dreistigkeit nicht zu überbieten. Irgendwann hatte er wohl gemerkt, das er in seinem erbrochen lag und verlegte seinen Schlafplatz dann kurzerhand in mein Bett. Was für asoziale Pilger gab es mittlerweile auf dem Camino. Die wären besser am Ballermann aufgehoben als hier auf dem Camino. Eines der schrecklichsten, wenn nicht das schrecklichste Erlebnis auf allen meinen Caminos. Werner tat mir unendlich leid. Er musste einiges an seiner Kleidung waschen und den Geruch hatte man noch einige Zeit in der Nase. Auch die Hospitaleros der Herberge die am nächsten Tag alles wieder sauber machen müssen taten einen Leid, den es war sicher nicht zu erwarten das dieser sogenannte Pilger alles wieder in Ordnung brinegn würde. Auf den Stühlen war es recht unbequem und man konnte nicht mehr einschlafen.