28.08.2022 18. Etappe Fromista nach Carrion de los Contes

Die Nacht war ruhig und ich wachte zwischendurch nicht einmal auf. Jedoch wurde man wieder recht früh am morgen durch das wusseln der Frühaufsteher geweckt. Andreas, der freundliche Pilger aus Ulm hatte es recht eilig und war gleich darauf verschwunden. Ich begegnete ihm leider nicht mehr. Aber so ist das auf dem Weg. Man verliert sich und trifft sich wieder. Manche trifft man dann aber auch nicht mehr. Nichts ist Zufall auch bei den Begegnungen. In der Herberge gab es kein Frühstück, so das ich zusammen mit Werner nach einigen km in einer Bar ein opulentes Frühstück machte. Nach und nach kamen wieder einige bekannte Gesichter hinzu und man freute sich einander zu sehen. Es war heute morgen wieder recht warm. Die Strecke nach Fromista war recht flach und so kam man recht gut voran. Wobei man sagen muss, das mein Tempo im Gegensatz zu meinen vorherigen Caminos doch recht gemächlich war. Aber es war jeden Tag ein Geschenk und Luxus keinerlei Zeitdruck zu haben. Unterwegs begegnete mir heute eine lustige und immer lächelnde Pilgerin. Im Gespräch erzählte sie mir, das sie in Belgien, ihrer Heimat, gestartet war. Sie war Psychologin und hatte ebenso wie ich den Luxus keinen festen Rückreisetermin zu haben. Rion, so ihr Name war etwas jünger als ich und natürlich durch das wochenlange Pilgern extrem trainiert. So kam es, das sie mir enteilte. Schade, ich hätte mich gerne noch mit ihr unterhalten. Nach einer Pause in einer kleinen Ortschaft traf ich in einer Bar Xenia wieder. Mittlerweile war sie ja mit ihren Freund Patrik unterwegs. Danach beschloss ich mit Werner zusammen bis nach Carrion de los Contes zu gehen. Kurz vor Carrion de los Contes stand die Guardia Civil am Wegesrand. Von weiten sah es aus als würden sie die Pilger kontrollieren. Beim näherkommen stellte sich heraus, das sie Stempel in den Pilgerpass der Pilger machten. Eine schöne Geste und natürlich machten wir ein Erinnerungsfoto mit der hübschen Polizistin. Es fiel auf, das die Guardia Cilvil des öfteren auf und neben der Strecke zu sehen war. Sicher trägt dies auch zur Sicherheit der Pilger bei wenn sie präsent sind auf dem Weg. Nach der relativ kurzen Strecke von 19 km kamen wir kurz vor 13.00 Uhr dort an. Die kirchliche Herberge St. Maria hatte ich mir wie 2017 auserkoren. Leider wird die Herberge nicht mehr von den dortigen Nonnen betreut. Man merkt es einfach, wenn in einer Herberge der Profit mehr im Mittelpunkt steht als es bei den Nonnen war. Auch gibt es kein spirituelles Angebot mehr. Bei dieser Herberge gab es einen schönen Innenhof mit schattenspendenden Bäumen der zum verweilen einlud. Zu meiner Überraschung saß dort auch Rion. Ich hatte gedacht, sie wäre bei ihrem Tempo schon viel weiter. Ich freute mich sie zu sehen und es wurde eine schöne Unterhaltung an diesem Nachmittag. Abends sollte in der nahegelegenen Kirche eine Pilgermesse stattfinden. Ich machte mich auf die Suche und fand auch die kleine Kirche. Kurz vorher schrieb mir Magdalena, ob ich wüsste wo heute die Pilgermesse wäre. Ich machte ein Foto und beschrieb ihr, wo die Kirche zu finden ist. Gut das es Smartphones gibt. Nach der Pilgermesse wurden alle Pilger nach vorne gebeten für den Pilgersegen. Hier spürte man wieder diesen besonderen Spirit unter den Pilgern – Seele des Camino. Jetzt hatten wir aber richtig Hunger, aber leider waren die Bars und Restaurant noch geschlossen. Meist öffnet man in Spanien erst ab 20.30 Uhr am Abend, was für Pilger leider etwas spät ist. Zusammen mit Werner suchte ich nach einer Bar. Eine Pizzeria hatte als einzige Bar geöffnet und so beschlossen wir dort zu Essen. Ein Deutscher namens Dirk war auch auf der suche nach einer Bar, wollte aber warten, bis ein spanisches Restaurant öffnet. Als wir bereits unsere Pizzen hatten kam er zurück und setzte sich zu uns. Wir hatten noch eine schöne Unterhaltung an diesem Abend. Es schwülwarm geworden und der Wetterbericht sagte für morgen Regen und Gewitter voraus. Nach der Rückkehr in der Herberge packte ich noch meinen Rucksack weitgehend ein und ging schlafen.