
Gegen 5 Uhr konnte ich schon nicht mehr richtig schlafen und drehte mich von einer Seite auf die andere. Nach einiger Zeit entschloss ich mich auf zu stehen. Mit der Stirnlampe in der Dunkelheit alle Sachen zusammenpacken und nach außen schaffen. Dort packte ich meinen Rucksack zusammen, Auch Magdalena konnte nicht mehr schlafen und stand auf. Zur Toilette gehen und sein Geschäft machen ohne Licht war schon eine besondere Herausforderung. Da sieht man wie abhängig wir alle sind. Zu so früher Stunde kamen in der Dunkelheit schon Pilger mit Stirnlampe vorbei und konnten nicht glauben, das wir hier übernachtet hatten. Heute hatte ich mir Fromista zum Ziel gesetzt. Nach den letzten Tagen mit relativ kurzen Etappen war es heute eine Etappe von 28 km. Nach Castrojerez ist ein ziemlich steiler Anstieg zu bewältigen. Nachdem ich jetzt relativ gut eingelaufen war, war es heute das erste mal, das nicht ich bei einem Anstieg überholt wurde, sondern ich jemanden überholen konnte. Ein gutes Gefühl. Man merkt eben doch das Alter und die Fitness ist nicht die gleiche wie vor 5 Jahren. Aber egal, ich hatte ja den Luxus Zeit zu haben und musste keine Etappen so planen um an einem bestimmten Termin in Santiago an zu kommen. Nach einigen Pausen in den kleinen Ortschaften, bei denen man immer mal wieder bekannte Gesichter traf kam ich am frühen Nachmittag in Fromista an. Es war ziemlich Betrieb im kleinen Ort. Man hatte eine Laufstrecke für einen Marathon aufgebaut. In der Herberge Casa da Luz fand ich einen Platz. Die Herberge war schon recht gut belegt. Fromista ist einer der Etappenorte die in den Pilgerführern als Zielort genannt wird. Deshalb ist dort auch vermehrtes Pilgeraufkommen. Aber trotz der vielen Pilger war es bisher kein Problem ein Bett zu bekommen. In der Herberge lernte ich Andreas eine deutschen Pilger aus Ulm kennen. Wir verstanden uns gleich recht gut und trafen uns später dann in einer Bar. Dort konnte man die vorbeikommenden Marathonläufer beobachten und gemütlich sein eisgekühltes Radler trinken. Später kam dann auch noch Werner dazu und wir entschlossen uns heute ein Pilgermenü zu essen. In der Nähe der Kirche gab es eine gut aussehende Gastwirtschaft. An diesem Tag hatte ich mächtig Hunger, was vermutlich an den 28 km lag. Mich machte an diesem Tag nicht einmal das üppige Pilgermenü satt. Wir bestellten zusammen noch eine Paella nach. Danach waren wir pappsatt und machten uns auf den Weg zurück zur Herberge. Ein relativ ereignisloser Tag ging zu Ende. Auch solche Tage gehören zum Camino.