
Die Nacht war sehr unruhig, die 3 Spanier schnarchten einer schlimmer als der andere. Wahrscheinlich hatte ich am Abend zuvor zu wenig Wein getrunken, den ansonsten stören mich die Schnarcher in den Herbergen recht wenig. Aber heute war es grausam. Für heute hatte ich mir nur eine kurze Strecke von 16 km vorgenommen. Mit Magdalena aus Polen hatte ich gestern ausgemacht, das wir uns im Convento de San Anton, einem verlassenen Kloster treffen. Der Convento de San Anton ist ein ehemaliges Kloster des Antoniter-Ordens bei Castrojeriz. Der Antoniterorden hatte es sich zur Aufgabe gemacht, am Antoniusfeuer Erkrankte zu heilen. Die Gründung im 12. Jahrhundert geht auf französische Mönche zurück. Die heute verlassenen Gebäude wurden im 14. Jahrhundert erbaut. Dort gab es eine kleine Herberge die recht einfach beschaffen war. Es gab keinen Strom und auch nur kaltes Wasser. Der Schlafraum war auch spartanisch ausgestattet. Gegen Mittag kam ich dort zusammen mit Werner an. Er entschloss sich auch dort zu bleiben. Magdalena war bereits da. Immer wieder kamen Pilger vorbei, aber keiner blieb außer uns. Es war ein ziemlich langweiliger Nachmittag. Am späten Nachmittag kam dann Martin vorbei und er entschloss sich auch zu bleiben. Gegen Abend füllte sich langsam die Herberge. Adrian aus Rumänien und David aus Spanien die ich seit Tagen nicht mehr gesehen hatte waren auch dabei und gesellten sich zu uns. Auch ein außergewöhnlicher Pilger war dabei. Benjamin, ein Franzose aus dem Baskenland kam zusammen mit einem anderen Franzosen an. Benjamin ist mir am Vortag in Hornillas schon mal begegnet. Er war mir auch schon mal vor einiger Zeit früh am Morgen in einem Wald aufgefallen. Er hatte dort anscheinend im freien übernachtet. Er trug ein seltsames großes Musikinstrument verpackt mit sich herum. Ein ziemlich cooler Typ. Die Herberge führte ein älterer Mann der auch am Abend das Essen machte. Es gab Nudeln, Salat und Weißbrot, dazu reichlich Rotwein und Citre. Mit fortgeschrittener Zeit begann Benjamin sich einen Joint zu drehen und die beiden Franzosen rauchten gemächlich ihren Dübel. Deshalb waren sie auch so cool und entspannt. Danach spielte er auf seinem Instrument, eine Art Didgeridoo. Ein großer Ast aus Zwetschgenholz, den er ausgehöhlt hatte. Er zelebrierte es regelrecht darauf zu spielen, was Martin ebenso dazu inspirierte auf seine Flöte zu spielen. Er bot mir an auch mal von seinem Joint einen Zug zu nehmen. Ich lehnte dankend ab, ärgerte mich aber später um auch mal diese Erfahrung zu machen. Martin erzählte mit später, das Benjamin Schweißer war und eine Menge Geld verdiente. Er hörte auf zu Arbeiten um den Camino zu machen. In der Meseta war Martin mit ihm eine Strecke unterwegs und musste alle paar km ein Bier mit ihm trinken, Er hatte im Rucksack einiges an Büchsenbier dabei. Und dazu sein Musikinstrument. Durch die vielen außergewöhnlichen Pilger wurde dieser Abend zu einen der außergewöhnlichen Abenden auf dem Camino. Nur Magdalena fühlte sich sichtlich unwohl unter all den Männern. Vor allem störte ihr das kiffen. Sie war heute die einzige Frau in der Herberge. Am späten Abend wurde es trotz der hohen Tagestemperaturen empfindlich kalt und in den kalten Mauern der Klosterruine fror man schon etwas. Da es keinen Strom gab konnte man auch seine Lampe und auch das Handy nicht laden. Zum Glück hatte ich eine Powerbank dabei und konnte wenigstens meine Stirnlampe laden. Meist denkt man an so einfache Sachen nicht wie Akku laden, denn meist hat man ja Strom zur Verfügung. Trotz der Kälte konnte man etwas schlafen, aber nicht so gut wie sonst.